Jetzt musst dem Wort eines Politologen vertrauen,
Plitz und Tonner! waßmaßen flattirst Dich, ich solle Dir Vertrauen schencken? Du nennstich den grossen Ludewig, alß fichst tapffer vor höchstselbigen Nahmen, das mich gemahnende Deiner eygnen Worte:
Vorsicht, fall nicht auf bloße Rhetorik rein!
Gestalten wie Marin Marais, Marc-Antoine Charpentier, François Couperin, Michel-Richard Delalande und Jean-Philippe Rameau denke, dann finde ich, dass sie künstlerisch durchaus würdige Nachfolger in der musikalischen Kulturgeschichte Frankreichs sind.
Ich sehe da lauter Componisten, die sehr italienisch componieren - bis auf Delalande. Charpentier hatte mehr Mißerfolg, als er verdiente, weshalb man von ihm überwiegend die Musica Eclesiastica findet. Warum? Weil in Frankreich die Lullisten bestimmend waren, die absolut für culturellen Stillstand stehen. Marais findet wohl meine Zustimmung, aber er schafft eigentlich nichts Neues. Einmal beschwört er den Geist Lullies, dann klingt er wieder sehr italienisch. Aber ich mag Marais sehr und man tanzt auch gern danach (Menuet à Quattre). Ich halte, offen gestanden, aber Telemann für musicalisch interessanter und gehaltvoller. Wenn man darüber hinaus schaut, fällt auf, daß Componisten wie Hayden und Mozart den Ton angeben werden und da schlägt vor allem das Italienische durch. Auch wenn ich keinen Sinn für die Wiener Klassik (schon gar nicht für Mozart) habe, stelle ich fest: Das wirklich Neue, musicalisch Schöpferische, wird kaum mehr aus Frankreich kommen.
Ein 60jähriger beim Ballet und inmitten rauschender Feste, hätte nach Auffassung der Zeit einfach grotesk gewirkt, Louis hätte sich der Lächerlichkeit preisgegeben, wenn noch wie ein junger Spring-ins-Feld weitergemacht hätte.
Das kann ich als eifrige Leserin der alten Tanzmeister des frühen 18.Jahrhunderts nicht bestätigen. Das 17.Jahrhundert neigte - mehr als das 18te zu kräftigen Sprüngen. Es mag sein, daß Louis so frühzeitig seine Gelenke abnutzte. Aber er gehört halt nicht der galanten Generation an, die maßvolles und gesundheitsförderndes Tanzen propagiert. Aber, mit Verlaub, aß er auch etwas viel und lebte offensichtlich nicht gesund. Wenn ich den Berichten glauben darf, haben ihn seine Ärzte zudem ziemlich ruiniert. Mein vorletzter Tanzmeister ist genau 60 Jahre alt. Abgesehen von seinen grauen Haaren, bewegt er sich wie ein Twen und wirkt auch von der Leibescompexion sehr jugendlich. Dieses Tanzen erhält, gerade im Zusammenhang mit der galanten Philosophie, den Menschen sehr lange jung. Madame kennt übrigens über 80jährige, die noch erstaunlich rüstig sein sollen. Wenn man vernünftig lebte und einen nicht etwa die Blattern wegrafften, konnte man auch damals sehr alt werden und auch lange jung wirken.
Anspruchsvolle Sarabanden kann ein 60jähriger ohne weiteres tanzen, ohne sich auch damals lächerlich zu machen. Man hätte das im Gegenteil mit Bewunderung zur Kenntnis genommen. Die galante Generation war uns an Offenheit und Toleranz in einigen Puncten voraus.
Jetzt musst dem Wort einer postfrühneuzeitlichen Maistresse de Danse vertrauen: Louis hätte ohne weiteres mit 60 noch eine ganze Weile auf höherem Niveau, aber maßvoll forttanzen können. Von Capriolen, Entrechats und anderen kräftigen Sprüngen rate ich ohnehin jedem ab. Aber er war wohl auch zu fettleibig geworden, was die Gelenke umso mehr belastet haben wird. Soweit also sein tänzerischer Niedergang.
Woher nahm die Dame von Welt um 1760 ihren modischen Stil her ?
Ich persönlich trage die Englische Mode um 1700, die u.a. auch auf dem Festland beliebt geworden ist. Ich habe als Jahrgang 1660 aber nichts dagegen, 100 Jahre alt zu werden. Wenn ich Anno 1760 noch leben sollte, werde ich Dir Bescheid geben, falls dieses Forum dann noch existiert. Aber es geht auch einfacher, indem man gleich Bissotin fragt, der, wie man mir zutrug, in jener Zeit logieren soll. Um dieses Unwort 'Rokoko' zu bemühen: Die künftigen Generationen munkeln, daß man dort ganz und gar auf den italienischen Gout eingestellt sei. Aber für mich sind das Spanische Dörfer.
Jetzt musst dem Wort eines Politologen vertrauen, wenn ich dir sage, dass die politischen Maximen des Westfälischen Friedens von 1648, in den Verhaltensweisen der Staaten so enorm wichtig sind, dass sie bis heute bei internationalen Beziehungen und Verträgen ihre Gültigkeit behalten haben. Insofern standen sie auch 1697 und 1700/1701 über jedweden Friedensvertrag. Louis XIV. handelte 1701 vielleicht unmoralisch aus Sicht der Holländer und des Reiches, aber dennoch juristisch korrekt.
Ja, und deshalb kann man diese allzu theoretischen Politologen und Juristen beim Aushandeln von Verträgen kaum gebrauchen. Diese Leute sind zu fixiert auf Geisteskonserven und verlieren darüber allzuleicht den Blick für die Wirklichkeit. Bei solchen Verhandlungen braucht es praktisch denkende Geister, die bei Bedarf auch mal mit dem flachen Degen auf den Tisch hauen! Man sollte die ersterwähnten Herren ruhig vorher konsultiert haben um ihre Anmerkungen mit zu erwägen. In der Regel gelten aber andere Maßstäbe, als das Verwalten steinalter Normen.
Wenn Rechtsnormen zu exorbitanten Ungleichgewichten und somit zur Ungerechtigkeit führen, sind sie vollkommen sinnlos. Die Unterhändler des Reichs und der Seemächte, hätten - auch unter Moralgesichtspunken - niemals so töricht sein dürfen, sich eine derartige Sicht zueigen zu machen. Das mußte die Französische Crone wissen. Aber statt dessen hat man nicht allein das Testament unklugerweise angenommen, sondern auch noch doppelt militärisch losgeschlagen.
Mit seinem Tod verlor Frankreich einen seiner größten, fähigsten und bedeutendsten Herrscher, dessen Regierung die französische Monarchie nach innen und außen nachhaltig geprägt und dessen Leistung weit über die französischen Grenzen hinaus vielfältige Nachahmung gefunden hat.
Ich rieche Weyh=Rauches, es wirdt bald Weyhnachten seyn.
Vorsicht, fall nicht auf bloße Rhetorik rein! Mit "Freiheit" ist allein der Protestantismus gemeint und keine Religionsfreiheit in unserem Sinne. Holland und England galten zur damaligen Zeit als einige der schlimmsten Katholikenverfolger überhaupt. In England wurde durch die Testakte 1673 der Hass auf Katholiken seitens des Parlaments nur noch mehr geschürt und bis zum Ende des 17. Jahrh. fanden verstärkt antikatholische Hetzkampagnen statt, die bis zur völligen Entrechtung von Katholiken führte. Die Protestanten haben sich genauso hässlich und intollerant verhalten wie ihre katholischen Gegenparts, ohne dass man dabei eine realisitische Bedrohung feststellen kann.
Ja, natürlich ist das damit gemeint und das hat diesmal sehr viel mit dem Westfälischen Frieden zu tun. Es geht um den Frieden in Europa und dazu muß auch das Verhältnis der Confessionen einigermaßen im Lot bleiben. Damit meinte ich soeben praktisches Denken. Den weltlichen Frieden von Anfang 1701 hätte man nur durch Bewahrung des Friedens von Rijswijk erhalten können. In Sachen Religionsfrieden sollte man zusätzlich etwas weiter schauen.
Wenn man regelmäßig die Presse des frühen 18.Jahrhunderts consultiert, erfährt man von den Herren Correspondenten in Londen hie und wieder, wie man dort Jesuiten wie Banditen jagt. Anno 1700, oder es war Anfang 1701, haben sie - wie gesagt - einen Umsturz geplant. In irgendeinem Haus fand man schließlich auch einen Haufen Waffen. Ich persönlich bin weder proprotestantisch noch procatholisch. Ich achte nur auf das Gleichgewicht zwischen den Confessionen, damit uns nicht beide Verträge um die Ohren fliegen: der Rijswijkische und der Westpfälische.
Nochmals: Es geht um den Frieden von Europa und nicht um irgendwelche verstaubten Buchstaben! - Und es geht - mal Teütsch heraus gesagt - nicht um die Ehrenrettung postfrühneuzeitlicher Philobourbonisten. Bis jetzt hatte ich nur mit Damen zu tun gehabt, die so ähnlich orientiert waren. Die waren augenscheinlich in den Sonnenkönig verknallt und wenn sie verzückt von seinen Mätreßen sprachen, keimte in mir der Verdacht, sie bekamen feuchte Höschen. Es ist schon was Merkwürdiges mit den Philobourbonisten. Jedenfalls hängen die Attappen, die sie so gerne über ihre Bühne schleifen, an Fäden, deren Schein mir geradezu in die Augen sticht.
Das ist aber ein bisschen problematisch, so freundlich und symathisch uns Liselotte erscheinen mag,
Bitte nenne mir eine vertrauenswürdigere Quelle als Madame. Aber bitte eine Original - keine Secundärquelle! Werde das genau prüfen. Nicht um hier vordergründig aufzutrumpfen, sondern weil es mich bewegt.
Ansonsten verweise ich (als überzeugte Nichtchristin) auf die
"Sündfluht", wo die Bibel gar nicht mal falsch liegt. Auch vor jener Zeit, wo man einmal stolz bekennen wird: "Ich bin ein Schwein", oder "Geiz ist geil", neigen die Menschen sehr zur Niedertracht. Es gibt unter ihnen nur sehr-sehr wenige Idealisten, welche uneitel, wahrhaftig, gerecht und in ihrem ganzen Wesen gutwillig sind. Genauso verhält es sich auch mit Historikern des 21.Jahrhunderts: Mein Mißtrauen ist da groß und ich habe schon manchen auf dem falschen Fuß erwischt. Auch Geschichtsprofessoren neigen hin und wieder zu dreisten Behauptungen.
Ich kenne Madames Schwächen sehr genau, aber auch da ist sie sehr ehrlich. Sie ist in einigen Punkten durchaus intolerant. Aber dabei spiegelt sie nichts vor.
Ich bin mit Madame bislang 7 Jahre lang durch ihre Höhen und Tiefen gegangen. Da lasse ich mich von einem Politoligen den 21.Seculi nicht irre machen.