Vietnam und China sind zwar beide „kommunistisch“, aber trotzdem seit Jahrzehnten Gegner. Das reicht von Grenzstreitigkeiten mitsamt Grenzkrieg über unterschiedliche Haltungen in Kambodscha (China unterstützte die Roten Khmer, Vietnam eroberte Kambodscha und bekämpfte die Roten Khmer) bis zum aktuellen Konflikt um das Südostchinesische Meer, das China praktisch zur Gänze (auch vor Vietnam) für sich beansprucht.
Es geht nicht darum, ob sich beide Länder "kommunistisch" schimpfen, sondern es geht um Einfluss.
Vor 1990 war Chinas dirkter Einfluss in Vietnam sicherlich eher begrenzt, weil Vietnam die Möglichkeit hatte, sich an den Sowjetunion als Partner drann zu hängen um sich gegen Einflussversuche des größeren Nachbarn abzuschirmen. Auch Nordkorea war ja vor 1990 deutlich enger an die Sowjetunion als an China angelehnt.
Das ändert aber nichts daran, dass China nach dem Kollaps der Sowjetunion in das machtpolitische Vakuum, dass die Sowjetuinion in Ostasien hinterließ hineinstoßen und in der Folge einigen Einfluss in den Nachbarländern aufbauen konnte.
Die Beziehungen zwischen China und Vietnam normalisierten sich ab Anfang der 1990er Jahre und in den 1990er und 2000 wurden auch die meisten Grezstreitigkeiten beider Länder, was die Landgrenzen betrifft vertraglich beigelegt, gleichzeitig konnte China seinen ökonomischen Einfluss in Vietnam deutlich ausbauen.
Der Konflikt um das Südchinesiche Meer, war zwar sicherlich in den 1990er und 2000er Jahren latent vorhanden, aber nicht wirkich scharf. Zu einer größeren Belastung zwischen China und den anderen Anrainern ist das ja erst geworden, seit dem China in den ausgehenden 2000ern und 2010ern angefangen hat seine Seestreitkräfte massiv zu modernisieren und aufzurüsten und seit es seit dem 2010ern verstärkt Meldungen über die Schikane auch vietnamesischer Fischer durch die chinesische Marine in den umstrittenen Gewässern gibt etc.
Man wird daher auch sicherlich konstatieren können, dass die chinesisch-vietnamesischen Beziehungen sich seit dem eher verschlechtern und das Misstrauen auf vietnamesischer Seite wächst, was sicherlich wieder stärker zu dem Bedürfnis führt sich den chinesischen Einflüssen eher entziehen zu wollen.
Aber die Situation in den 1990ern und 2000ern über die ja hauptsächlich unter dem Schlagwort "westlich Hegemonie"/"unipolare Ordnung" zu reden, war eine Andere, in der China durchaus im Windschatten des Zusammenbruchs der Sowjetunion seinen eigenen Einfluss auch in Vietnam ausbauen konnte.