Ich entnehme Husemanns Buch (Mythos Alexandergrab) mal die folgenden Zeilen, um die "wissenschaftliche Grundlage" von Frau Souvaltzi zu beleuchten:
Zitat Husemann (Seite 103/104):
"7. Skandal in Siwa
Orangenhaine, Dattel- und Ölbäume wiegen sich heute im Wüstenwind der Oase Siwa, einem fünfzig Kilometer breiten Grünstreifen an Ägyptens Grenze zu Libyen. Glaubt man dem römischen Geschichtsschreiber Diodor, so wollte Alexander der Große hier begraben sein. Diodor hatte im 1.Jh.v.Chr. seine Zelte in Ägypten aufgeschlagen. Zwar kannte er den großen Feldherrn nicht mehr persönlich, doch als Diodor sein 40bändiges Geschichtswerk aufzeichnete, war das Alexandergrab noch eine allseits bekannte Touristenattraktion. Lag das Grab in der Wüste?
Für Alexander war die Oase Siwa einer der Dreh- und Angelpunkte seines Lebens. Hier hießen ihn ägyptische Priester 331 v.Chr. als Sohn des Gottes Amon-Ra willkommen und prophezeiten ihm die Herrschaft über die bewohnte Welt. 800 Kilometer entfernt gründete er auch Alexandria, die erste Stadt seines Namens. Auf seinen Feldzügen in den Osten entstanden noch viele kleinere Alexandrias. Aber keines sollte eine solche Bedeutung erhalten wie die Metropole in Ägypten. Siwa stand als mögliche Grablege stets im Schatten der Stadt, bis 1989 die griechische Archäologin Liana Souvaltzi die Schriften des Diodor ernst nahm und die ägyptischen Behörden um Grabungserlaubnis für die Oase ersuchte.
Die Hinweise waren deutlich, ließen aber mehrere Interpretationen zu. Nach seinem letzten Willen wollte Alexander bei Amon begraben werden. Vorausgesetzt, der Wunsch Alexanders ging im politischen Tohuwabohu nach seinem Tod nicht unter: Es gab mehr als einen Ort in Ägypten, an dem Amon angebetet wurde. Ein Tempel des Gottes stand in jeder größeren Städt Ägyptens, das Kultzentrum in Theben. Der bekannteste Amonkult aber existierte in Siwa. Hier hatte Alexander vor seinem Zug ins Innere Persiens das Orakel des Gottes aufgesucht und war von diesem zum Sohn Amons erklärt worden. Die gesamte Anlage war in der Antike als "Amonium" bekannt - durchaus möglich, dass Alexanders letzte Reise nach Siwa geführt hatte.
Mit einem leisen Verdacht aber lässt sich noch keine Ausgrabung finanzieren. Souvaltzi stöberte weiter in alten Schriften, um dem Text des Diodor ein Fundament zu verschaffen oder ihn zu widerlegen. Sie fand Hinweise auf Alexander bei dem antiken Geschichtsschreiber Prokop, bei Dorotheos, einem Bischof aus dem Tyros des 5.Jhr. und in der Legende des Eremiten Abu Siseos, der im 4.Jhr. lebte, betete und arbeitete.
Abu Siseos war der Sproß einer reichen ägyptischen Familie, dem in einer Vision ein Engel erschienen war und ihm befohlen hatte, das Leben eines christlichen Eremiten in der Wüste zu beginnen. Der Ägypter zog sich in eine Höhle in der Wüste zurück, wo er sein Leben und seine Gedanken aufschrieb. In diesem Buch erzählt der Eremit, dass ihm häufig Christus erschien. An anderer Stelle berichtet er von seinem Besuch der Oase Siwa, wo er das Grab Alexanders des Großen besichtigt haben will. Diese Episode erkannte Liana Souvaltzi in Wandmalereien griechischer Kirchen und Köster wieder. Auf diesen Bildern kniet der Eremit vor einem Grabmal und beklagt die Eitelkeit menschlichen Lebens und den Schrecken des Todes.
Was hatte der Visionär Abu Siseo tatsächlich gesehen?
Nur verschwommen äußern sich die anderen Gewährsmänner der griechischen Forscherin: Dorotheus von Tyros musste im Rahmen der Christenverfolgung in den Minen bei der Oase von Siwa als Sklave schuften und schrieb später auf, dass die Bewohner Siwas den Gott Amon und Alexander den Großen anbeteten, Auch bei Prokop ist kein direkter Hinweis auf ein Grabmal in Siwa zu finden, sondern nur die Beschreibung heiliger Gebäude, die Amon und Alexander geweiht gewesen sein sollen. Diese Beschreibungen fügen sich in die bekannte historische Berichterstattung über Alexanders Leben und Leiche ein. Zum einen wurde der Makedone in Siwa als Gott und Sohn Amons verehrt, zum anderen gibt es keinen Bericht über sein Grabmal, der älter als das 4. nachchristliche Jahrhundert ist.
Was einst Troja für Heinrich Schliemann war, sollte Alexanders Grab für die griechische Archäologin werden. Mit drei vagen Quellen im Gepäck, die zudem subjektiver Deutung bedurften, zog Souvaltzi mit ihrem Team in die Wüste und grub in Eigenregie sechs Jahre nach den Überresten des berühmten Makedonen." Zitat Ende
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