Woran misst man denn überhaupt den Erfolg eines Herrschers? An den Gebieten, die er erobert hat? An den Gesetzen, die er erließ? Ich definiere Erfolg jetzt mal als Anerkennung durch Zeitgenossen und nachfolgende Generationen.
Ein mittelalterlicher Monarch hatte schon viele Aufgaben, die auch noch heute in der Politik auftauchen. Je nachdem, wie gut er diese erledigte, wurde er meist schon zu Lebzeiten als erfolgreicher bzw. erfolgloser Herrscher gesehen. Freilich gab es auch schon damals keinen politischen Masterplan, sondern sehr verschiedene Regierungsstile, und ein König, der z. B. eher auf Diplomatie als auf Waffengewalt setzte, wurde oft als Feigling verspottet.
Wichtige Hauptaufgaben waren:
Innenpolitik:
- Festigung der eigenen Herrschaft: Der Adel tendierte dazu, seine Lehen lieber selber regieren zu wollen und so die Einheit des Landes zu gefährden. Die Fürsten rissen daher in Zeiten schwacher Könige viele herrschaftliche Rechte (Stadtgründung, Burgenbau, Gerichtsbarkeit) dem Monarchen aus der Hand. Ein guter König musste also möglichst alle Adligen seines Reiches auf seine Seite bringen bzw. notfalls unterwerfen.
In Frankreich klappte das recht gut und später entstand dort ein Absolutismus. In Deutschland konnten die Kaiser sich im Laufe der Zeit tendenziell immer weniger durchsetzen, und so besaßen die Fürsten hier seit dem Spätmittelalter mehr Herrschaftsfunktionen als der Kaiser, der somit sein Land kaum noch regierte.
-Bestrafung von Friedensbrechern: Der König hatte für Ruhe im Land zu sorgen. Deshalb erließen gute Herrscher regelmäßig Landfriedensverordnungen gegen Raubritter und Plünderer. Wurde der Landfrieden verletzt, musste der König die Friedensbrecher diplomatisch oder militärisch bestrafen.
-Niederschlagung von Revolten: Im Mittelalter waren besonders größere Ketzergruppen eine ständige Gefahr für die staatliche Ordnung, da sie sich einem katholischen König natürlich nicht unterwerfen wollten. Beispiel sind die französischen Katharer im 13. Jahrhundert. Ein erfolgreicher König tat alles dafür, die Aufrührer zum Schweigen zu bringen und den Landesteil, der aufmuckte, wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
-Gesetzgebung: Zeigte sich, dass ein König sich durchzusetzen vermochte, wandten sich die Personen, die Privilegien erhalten wollten (z. B. Stadtrechte) umso häufiger an den König und nicht an ihren Fürsten. Der Monarch erließ im besten Fall deutlich mehr Gesetze als seine Adligen.
Außenpolitik:
-Grenzsicherung: Eine der wichtigsten Aufgaben. Ein König musste sein Reich nach außen verteidigen können und seine Grenzen halten. Dazu waren eine gute Verwaltung (zum Aufstellen größerer Heere) und militärische Qualitäten gefragt. Gelang das ihm nicht, hatte er mit Adelsrevolten im Land zu rechnen, da man ihm nun nicht mehr abnahm, dass er das Reich schützen könne.
-Expansion: Eigentlich weniger wichtig, da die meisten Staaten ohnehin von anderen Christen umringt waren und diese nicht angreifen durften. Allerdings konnten etwa die Kaiser ihr Reich nach Osten ausdehnen, da dort nur weniger organisierte Slawen lebten, die nicht unter päpstlichem Schutz standen. Außerdem war eine kluge Heiratspolitik gefragt, die zuweilen große Gebiete ganz ohne Gewalt eroberte.
-Kreuzzug: Ein spezielle Aufgabe. Wurde ein päpstlicher Kreuzzug ausgerufen, so wurde vor allem von der großen Herrschern des Abendlandes erwartet, dass sie teilnahmen. Verweigerte ein König den Kreuzzug (weil er im eigenen Land viel wichtigere Dinge zu tun hatte), fiel er im allgemeinen Ansehen und konnte sogar exkommuniziert werden.
Beeindruckende Kreuzzüge konnten manchmal das Image einer ganzen Herrschaft prägen, z. B. im Falle Richard Löwenherz. Als englischer König tat er sich nicht besonders hervor, doch durch seine tollkühnen Kreuzzugsabenteuer wurde er zum meistbewunderten Mann seiner Zeit.
Je besser ein Herrscher diese und noch andere kleinere Aufgaben erledigte, desto höher war in der Regel das Ansehen, das man ihm entgegenbrachte.