Zar Nikolaus II.

Der Zar hat auch nur seine Hose fallen lassen, wenn er aufs Klo ging.
Nur weil er Zar war, heilig sprechen?

Wie gesagt fand ich persönlich das schon gerechtfertigt. Ich habe mich lange und intensiv mit der Zarenfamilie beschäftigt und meiner Meinung nach war Nikolaus ein Opfer seiner Stellung. Er hätte niemals Zar werden dürfen, weil er einfach zu schwach in seiner Persönlichkeit war. Das soll keine Entschuldigung sein für die Fehlschläge während seiner Regierungszeit aber macht es einfacher seine Lage zu verstehen.

http://www.taz.de/pt/2000/08/15/a0050.1/text?Name=ask24755caa&Start=52

http://www.zenit.org/german/archiv/0008/zd000820.htm
 
Repo schrieb:
Insofern wäre von Interesse, nachdem der Windsor und der Hohenzoller ja keine Chance haben, ob der Italiener auch schon "selig" ist.

Der, der das päpstlichen Roms (1870) besetzt hat und es 1871 zur Hauptstadt Italiens erklärt hat?
Repo schrieb:
(wie immer, OT)
Woher kommt eigentlich mein Eindruck, dass manche noch immer nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind?

Im Verdacht habe ich da vor allem Spätwürttemberger.
 
Mercy schrieb:
Der, der das päpstlichen Roms (1870) besetzt hat und es 1871 zur Hauptstadt Italiens erklärt hat?


Im Verdacht habe ich da vor allem Spätwürttemberger.

Wenn schon, dann Altwürttemberger.

Nee. ich meine den, der monatelang mit ÖU über den Preis der Neutralität verhandelt hat, um dann für einen klacks mehr, den er dann nicht bekommen hat, doch Krieg anzufangen.
Denjenigen, der dem altchristlichen Negus meinte den Kaisertitel stehlen zu müssen.

OK bin ich im 21. Jahrhundert noch nicht angekommen.
Dann erklär Du mir mal bitte die Kriterien zur helig/selig-Sprechung. Natürlich speziell für Monarchen regierend im 1. WK.
Muss man einen Krieg verloren haben?

Also verehrter Kurpfälzer...

Grüße Repo
 
Liljana schrieb:
Damals sind außer Nikolaus und seiner Familie noch Nikolaus Bruder Michail (der kurzzeitige Thronfolger), Alexandras Schwester Ella, Großfürst Sergej Michailowitsch und drei Kinder Konstantin (Nikolaus Groß Onkel) ermordet worden.

Leider ist man sich nicht einig darüber wer denn nun wirklich Anspruch auf den Romanow Thron hat. Prinz Nikolai Romanow erhebt Anspruch auf den Thron, genauso wie Großfürstin Maria von Rußland diesen für ihren Sohn Georgij (geboren 1981) beanspruchen will. Maria ist die Großnichte von Nikolaus II.
Nikolai Romanow ist ein Grossneffe des letzten Zaren.

Damals sind noch mehr Mitglieder des Hauses Romanow gestorben, als die die du erwähnt hast. http://www.freewebs.com/die_romanows/revolution.htm Die Website ist noch nicht fertig, aber der Teil über die Romanows, die 1918/19 starben schon.

Nikolai Romanov ist der Sohn des Prinzen Roman Petrowitsch Romanov.
Prinz Roman war der Sohn des Großfürstin Pjotr (Peter) Nikolaewitsch, der ein Enkel von Zar Nikolaus I. war (Pjotrs Vater war Großfürst Nikolaj Nikolaewitsch der Ältere).

Maria Wladimirowna ist die Tochter des Großfürsten Wladimir Kyrillowitsch.
Großfürst Wladimir ist der Sohn des Großfürsten Kyrill Wladimirowitsch und seiner Frau Viktoria Melita von Edinburgh (die Hochzeit der beiden war damals ein großer Skandal, da Viktoria Melita Kyrills Cousine ersten Grades war und die russische Kirche Ehen unter so nahen Verwandten verbietet. Außerdem war sie geschieden, ihr erster Ehemann war der Großherzog von Hessen-Darmstadt, der Bruder der Zarin Alexandra Feodorowna). Kyrill wiederum ist der Sohn des Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch, einem Sohn von Alexander II.
 
Bereits bei seiner Antrittsrede verkündete Nikolaus II., dass sich an der Autokratie in Russland nichts ändern würde. 1906 schränkte er die Rechte der Duma ein, 1907 löste er die Duma auf. Eine vom Fürsten Lwow gebildete liberale Regierung wurde ebenfalls durch erneute Auflösung der Duma durch Nikolaus II. gestürzt. Gegen die rebellierenden Volksmassen erließ er einen Schießbefehl. Nach der militärischen Niederlage wurde er zur Abdankung gezwungen u. später nach Jekaterinenburg gebracht u. dort auf Befehl Lenins mit seiner Familie ermordet (inwieweit es diesen Befehl gab u. was tatsächlich in Jekaterinenburg geschah, darüber sind sich die Historiker bis heute nicht einig, Aufklärung würde wahrscheinlich die Offenlegung der Archive des Kremls bringen).

1916 reiste der Großherzog von Hessen in geheimer Mission nach Sarskoje Sjelo, um dort mit Nikolaus II. u. Alexandra einen Separatfrieden auszuhandeln, oder Nikolaus zumindest zum Verlassen des Landes zu bewegen. Während der Kriegshandlungen (eidesstattliche Erklärung der deutschen Kronprinzessin Cäcilie vor dem Hamburger Gericht in der Anastasia-Affäre liegt dazu vor).
Im allgemeinen dürfte das unter Hochverrat fallen u. zumindest für die Hinrichtung des Zaren u. auch der Zarin eine Rechtfertigung sein.


Ohne Zweifel ist jeder gewaltsame Tod eines jeden Menschen (noch dazu der Tod der Ehefrau u. der Kinder) verabscheuungswürdig u. durch kein Argument zu rechtfertigen, aber was am Leben oder am Sterben rechtfertigt oder erklärt die Heiligsprechung Nikolaus II. ?
 
Zuletzt bearbeitet:
OlgaNikolajevna schrieb:
Damals sind noch mehr Mitglieder des Hauses Romanow gestorben, als die die du erwähnt hast. http://www.freewebs.com/die_romanows/revolution.htm Die Website ist noch nicht fertig, aber der Teil über die Romanows, die 1918/19 starben schon.

Nikolai Romanov ist der Sohn des Prinzen Roman Petrowitsch Romanov.
Prinz Roman war der Sohn des Großfürstin Pjotr (Peter) Nikolaewitsch, der ein Enkel von Zar Nikolaus I. war (Pjotrs Vater war Großfürst Nikolaj Nikolaewitsch der Ältere).

Maria Wladimirowna ist die Tochter des Großfürsten Wladimir Kyrillowitsch.
Großfürst Wladimir ist der Sohn des Großfürsten Kyrill Wladimirowitsch und seiner Frau Viktoria Melita von Edinburgh (die Hochzeit der beiden war damals ein großer Skandal, da Viktoria Melita Kyrills Cousine ersten Grades war und die russische Kirche Ehen unter so nahen Verwandten verbietet. Außerdem war sie geschieden, ihr erster Ehemann war der Großherzog von Hessen-Darmstadt, der Bruder der Zarin Alexandra Feodorowna). Kyrill wiederum ist der Sohn des Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch, einem Sohn von Alexander II.

Wie immer bestens informiert :fs: Hut ab :yes:
 
1916 reiste der Großherzog von Hessen in geheimer Mission nach Sarskoje Sjelo, um dort mit Nikolaus II. u. Alexandra einen Separatfrieden auszuhandeln, oder Nikolaus zumindest zum Verlassen des Landes zu bewegen. Während der Kriegshandlungen (eidesstattliche Erklärung der deutschen Kronprinzessin Cäcilie vor dem Hamburger Gericht in der Anastasia-Affäre liegt dazu vor).
Im allgemeinen dürfte das unter Hochverrat fallen u. zumindest für die Hinrichtung des Zaren u. auch der Zarin eine Rechtfertigung sein.

Es sah doch aber so aus, das diese Aktion erst Jahre später bekannt wurde und zu jenem Zeitpunkt noch nicht den Bolschewisten bekannt war. Also kann das eigentlich keine Rechtfertigung für die Morde sein.
Aber meiner Meinung nach brauchten die Bolschewiki dafür auch gar keinen Grund. Nikolaus und seine Familie standen der neuen Regierung im Wege und wurden deshalb ausgeräumt. Ganz imm Sinne Lenins.

Ohne Zweifel ist jeder gewaltsame Tod eines jeden Menschen (noch dazu der Tod der Ehefrau u. der Kinder) verabscheuungswürdig u. durch kein Argument zu rechtfertigen, aber was am Leben oder am Sterben rechtfertigt oder erklärt die Heiligsprechung Nikolaus II. ?

Für mich persönlich rechtfertigt die Heiligsprechung das Nikolaus Zeit seines Lebens die russisch-orthoxe Kirche unterstützt hat. Warscheinlich sehe ich das zu patriotisch, aber er war der letzte Zar Russlands !! Jahrhunderte lang gehörte ein Zar zu Russland wie das Ei zum Huhn. Das ist russische Geschichte und durch das was die Bolschewiki mit dem letzten Zaren und seiner Familie gemacht haben, haben sie ein weiteres Stück Geschichte geschrieben. Was von ihnen wohl sicher nicht beabsichtigt war. Nicht in dem Maße.
Aber darf das Geschehene denn nicht ein wenig wieder gut gemacht werden?
Nach vielen Jahren unter dem Kommunismus, in denen Nikolaus und seine Familie verpönnt waren, den Kindern in der Schule schon beigebracht wurde wie schlecht der Zar doch war, ist es nicht an der Zeit gewesen der Familie den Resekt zu zollen? Und der Familie wenigstens im Tod eine Ikone zu widmen?
Ich finde das war die russisch-orthodoxe Kirche der Familie schuldig, wenn auch viel zu spät.
 
Außer von der Kronprinzessin Cäcilie gab es dazu auch Aussagen von russischen Emigranten, dass es kein Geheimnis gewesen sei, da in der Petersburger Gesellschaft zu dieser Zeit offen über den Besuch des Großherzogs gesprochen wurde. Als dürfte das auch den Bolschiwisten bekannt gewesen sein. Später gab es von Seiten weißrussischer Offiziere einen Versuch, die Zarenfamilie aus Jekaterinenburg zu befreien - also rein politisch gesehen - Gründe für die neuen Machthaber zu handeln.

Was diesen Massenmord nicht rechtfertigen soll.

Wenn die Regierung Jelzin sich für diesen Mord in Jekaterinenburg entschuldigt hätte, wäre das durchaus verständlich und auch akzeptabel. Aber die Heiligsprechung Nikolaus II. ist etwas anderes. Man kann sie nur schlecht mit seinem Leben in Einklang bringen. Auch starb er nicht als Verteidiger des Glaubens. Der gewaltsame Tod, sicher, dann könnte man, wenn man jeglichen politischen Aspekt außer Acht lässt, vielleicht von einem Märtyrer sprechen, aber heilig? Da kommen einem doch Zweifel an den Werten, die dafür immerhin ein Maßstab sein müßten.
Und für den Sturz des Hauses Romanow und auch seinen Tod ist er nicht wenig mitverantwortlich. Eine Autokratie muss durchaus nichts schlechtes sein, wenn der Herrscher eine starke Persönlichkeit ist u. den Willen hat, alles für sein Reich und sein Volk zu tun, z. B. Peter I., aber all diese Eigenschaften treffen auf Nikolaus II. nicht zu.
Diese Heiligsprechung kann nur aus politischer Sicht erfolgt sein, eine christliche u. menschliche Begründung fällt mir dazu nicht ein.

Es gibt übrigens ein Buch von General P.N. Krasnow "Vom Zarenadler zur roten Fahne" - er ist Royalist u. deshalb ist dieses Buch auch keineswegs als Propaganda gegen die Zarenfamilie zu verstehen. Überaus lesenswert.
 
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Man kann sie nur schlecht mit seinem Leben in Einklang bringen. Auch starb er nicht als Verteidiger des Glaubens. Der gewaltsame Tod, sicher, dann könnte man, wenn man jeglichen politischen Aspekt außer Acht lässt, vielleicht von einem Märtyrer sprechen, aber heilig? Da kommen einem doch Zweifel an den Werten, die dafür immerhin ein Maßstab sein müßten.

Nikolaus wurde ausdrücklich wegen seines Lebenswandels und seines Martyrium heilig gesprochen. Niemals wegen seiner sehr umstrittenen Politik.

http://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_II_Alexandrowitsch.html

Und für den Sturz des Hauses Romanow und auch seinen Tod ist er nicht wenig mitverantwortlich.

Natürlich ist er nicht unschuldig an allem. Das hatte ich auch nie zuvor gesagt. Aber mußte er und seine Familie so aus dem Weg geschafft werden?
Dann könnte man aber auch anfangen König Georg V von England die Schuld zu geben am Tod der Familie. Schließlich hatte er das Angebot auf Exil wieder zurück gezogen.
Das alles ist ein Faß ohne Boden. Viel zu viele fehler sind damals begangen worden. Und unschuldig war Nikolaus sicher nicht. Dennoch weiche ich nicht davon ab, und lasse mich in dieser Hinsicht auch nicht überzeugen, das die russisch-orthodoxe Kirche gut daran getan hat.

Zu dieser ganzen Thematik kann ich dann auch ein Buch empflehlen:
Die Romanows - Geschichte der Zaren von Gudrun Ziegler. Es behandelt die 300 Jahre der russischen Zarendynastie.
 
Liljana schrieb:
Nikolaus wurde ausdrücklich wegen seines Lebenswandels und seines Martyrium heilig gesprochen. Niemals wegen seiner sehr umstrittenen Politik.

http://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_II_Alexandrowitsch.html



Natürlich ist er nicht unschuldig an allem. Das hatte ich auch nie zuvor gesagt. Aber mußte er und seine Familie so aus dem Weg geschafft werden?
Dann könnte man aber auch anfangen König Georg V von England die Schuld zu geben am Tod der Familie. Schließlich hatte er das Angebot auf Exil wieder zurück gezogen.

Zu dieser ganzen Thematik kann ich dann auch ein Buch empflehlen:
Die Romanows - Geschichte der Zaren von Gudrun Ziegler. Es behandelt die 300 Jahre der russischen Zarendynastie.

Zu Georg V. kann man sagen, dass er zumindest eine große moralische Schuld an dem Verbrechen trug. Als Nikolaus II. abdankte, gab es nur zwei Mächte, die stark genug gewesen wären, das Schicksal der Romanows zu beeinflussen. Einmal Deutschland - da tobte der Krieg mit Russland -
und zum zweiten England.
England hatte immer die volle Unterstützung Russlands, sprich Nikolaus II. Allerdings war die politische Situation in England zum damaligen Zeitpunkt nicht so, dass Georg V. als Verwandter oder Privatmann hätte handeln können. Seit längerem galt London als Zufluchtsort russischer Anarchisten und Revolutionäre. Auch die eigene Arbeiterklasse begann aufzumucken, in Glasgow und Liverpool kam es zu Demonstrationen, in der Armee war es zur Meuterei gekommen, tausende von Soldaten waren in Richtung Withehall marschiert, alles in allem keine Situation, in der es staatspolitisch klug gewesen wäre, die Zarenfamilie aufzunehmen oder bei den Bolschiwiken zu intervenieren.
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Die einzige Nachricht an Nikolaus II. von Georg V., die bekannt ist, erfolgte zum Zeitpunkt der Abdankung u. wurde auf Anraten des britischen Premier nicht weitergeleitet.
(Summers/Mangold: Der Zarenmord)
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Dass er auch anders handeln konnte, wenn Gefahr bestand, bewies er später. Als 1922 Prinz Andrew, ein Sohn König Georg I. von Griechenland u. Alice von Battenberg (Tochter des Ersten Seelords von England) des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt wurde, schickte Georg V. Kriegsschiffe u. erzwang die Auslieferung Andrews und seiner Familie und ließ sie nach England bringen. Es ist nicht auszuschließen, dass es gerade die moralische Schuld zum Ende der Romanows war, die ihn letztendlich diesmal eingreifen ließ.


Jeder politische Mord birgt immer die Gefahr in sich, das Opfer zu einem Märtyrer zu machen. Tatsachen, Gründe u. auch die Person sowie deren Handlungen werden dadurch oft verwässert, falsch oder ungenau bewertet u. er führt dadurch zu einer Verfälschung tatsächlicher Fakten und zu einem falschen Geschichtsbild. Die Bolschewiken wären gut beraten gewesen, wenn sie den Zaren vor ein offizielles Gericht gestellt hätten und ein rechtskräftiges Urteil gefällt worden wäre.
 
Die einzige Nachricht an Nikolaus II. von Georg V., die bekannt ist, erfolgte zum Zeitpunkt der Abdankung u. wurde auf Anraten des britischen Premier nicht weitergeleitet.
(Summers/Mangold: Der Zarenmord)

Dir ist doch schon bewußt dass das Buch "Der Zarenmord" von 1976 ist und völlig veraltet? Zu diesem Zeitpunkt waren einige Fakten überhaupt noch nicht bekannt. In diesem Buch war ja noch die Rede davon, dass es sich bei Anna Anderson tatsächlich um eine Zarentochter handeln könne.
Nichts gegen das Buch, es ist ok. Aber nach dem heutigen Stand der Dinge völlig veraltet.
 
Die Bolschewiken wären gut beraten gewesen, wenn sie den Zaren vor ein offizielles Gericht gestellt hätten und ein rechtskräftiges Urteil gefällt worden wäre.

Dazu kann ich dir nur zustimmen. Wäre es damals alles seinen regulären Gang gegangen, wäre es sicher niemals zu diesem Mythos gekommen.
 
Liljana schrieb:
Dir ist doch schon bewußt dass das Buch "Der Zarenmord" von 1976 ist und völlig veraltet? Zu diesem Zeitpunkt waren einige Fakten überhaupt noch nicht bekannt. In diesem Buch war ja noch die Rede davon, dass es sich bei Anna Anderson tatsächlich um eine Zarentochter handeln könne.
Nichts gegen das Buch, es ist ok. Aber nach dem heutigen Stand der Dinge völlig veraltet.

Da Mangold/Summers auf Schriftstücke aus verschiedenen Archiven Zugriff hatten und diese auch zitierten verliert es nicht an Aktualität, die Erwähnung der Zarentochter ist nur eine Randerscheinung, vordergründig werden die Hintergründe, Motive und die Durchführung des Massakers von Jekaterienburg untersucht. Sehr genau wird z.B. darauf eingegangen, ebenfalls mit Quellenangaben, dass zu dem Zeitpunkt der Ermordung der Zarenfamilie die Bolschewiken in einer Zwangslage waren, einerseits rückten sehr schnell die Kriegsmächte vor, zum anderen war von der weißrussischen Fraktion die Rettung der Zarenfamilie geplant. Schon 1976 waren die Akten Geschichte und man kann demzufolge nicht sagen, der Inhalt des Buches wäre veraltet.
Was sich lediglich verändert hat, ist die heutige Sichtweise auf Nikolaus II. und die Romanows, das steht aber nicht so sehr im Zusammenhang, dass die vorliegenden Unterlagen falsch wären oder dass er ein guter Mensch gewesen wäre und sein Tod ganz zu Unrecht erfolgte, sondern hängt mehr oder weniger mit der veränderten Politik Russlands und dem Zusammenbruch der Sowjetunion zusammen und mit dem neuen Politikverständnis Jelzins, der sehr richtig erkannt hatte, dass sich kein Volk letztendlich von seiner Geschichte lösen kann. Ich sehe seine Handlung als einen Schritt der Wiedergutmachung, um die Epoche der Geschichtsverdrehung und -verdrängung in Russland zu beenden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Scheinbar kann ich Dir nur gut gewappnet entgegen treten :yes: und deshalb habe ich mir das Buch nun heraus gesucht um Dir ein wenig Paroli zu bieten, wenns beliebt :scheinheilig:

Zum ersten scheint mir die "angebliche" Zarentochter Anna Anderson keineswegs eine Randbemerkung zu sein. 58 Seiten in einen 371 Seiten starken Buch, wenn man mal den Anhang weg lässt, ist in meinen Augen doch etwas mehr wie eine Randbemerkung. Die Herren haben sich doch recht intensiv mit ihr beschäftigt.

Ich habe das Buch jetzt nur überflogen und mir die Sachen herraus gepickt die mir sofort ins Auge gestochen sind.
Da ist auf jeden Fall Kapitel 4 "Die Akte taucht auf". Unbelegbar wird von den Autoren die Aussage getroffen dass sie neue Indizien dafür entdeckt hätten, die eindeutig beweisen, dass die gesamte Zarenfamilie keineswegs im Haus Ipatjew ermordet wurde. Es wird geschrieben das höchstens 2 Mitglieder der Zarenfamilie dort den Tod gefunden haben. Desweiteren behaupten die beiden Herren das diese Beweise damals absichtlich unterschlagen wurden. Und das beste ist, die Autoren schreiben sie hätten sich in den letzten Jahren vor Veröffentlichung die Mühe gemacht und Akten die diese Behauptung belegen sollen auf staubigen Dachböden in Paris bis zu unsortierten Archiven in Kalifornien gefunden. :grübel:

2, 3 Sätze weiter schreiben die Herren, dass sie sich bei dem Schreiben ihres Buches nicht nur auf Solokows Buch "Gerichtliche Untersuchung der Ermordung der russischen Zarenfamilie" stützen wollten. Wenn man sich den Anhang aber genauer betrachtet berufen sie sich immer wieder auf jenes Buch. Und das bei manchen Aussagen ausschließlich.

In Kapitel 23 schreiben sie weiter: "Lenin selbst kümmerte sich offenbar persönlich darum, dass den Romanows kein Leid geschah." Wie glaubhaft ist diese Aussage?? Gestützt wird diese im Anhang durch die Aussage eines Telegrafenbeamten. Das einzige was mir dazu einfällt ist: Braver Genosse.

Nun ja, wie gesagt, habe ich das Buch nur überflogen. Wenn mich der Wahnsinn mal wieder überkommt, werde ich es nochmal lesen und mir Spickzettel machen von den Dingen die zum heutigen Standpunkt schon widerlegt sind.

Und nun freue ich mich schon auf deine Antwort. Bis dahin :winke:
 
gewappnet:confused: wolltest du hier etwa im Hemdchen antreten:pfeif: :D



Ich hatte auf dieses Buch hingewiesen, weil dort sehr anschaulich die Zwangslage geschildert wird, in der sich die Bolschewiki befanden, ein schnelles Handeln betreffs der Zarenfamilie war also geboten. Meine persönliche Meinung dazu hatte ich ja auch geschrieben, dass es empfehlenswerter gewesen wäre, die Zarenfamilie vor ein reguläres Gericht zu stellen, um die Romanows nicht zu Märtyrern zu machen. Für die Schilderung des damaligen Kriegsverlaufes spielt es eher eine untergeordnete Rolle, ob sich die Autoren auf Sokolow oder andere Quellen berufen, wobei Sokolow ein Monarchist war und wohl der Partei Romanow zugeordnet werden kann.

Für das eigentliche Thema bringt dieses Buch nichts, denn hier ging es ja um die Heiligsprechung.

Liljana, gib mal ein neues Thema vor, die Romanows sind unerschöpflich und irgendwo marschieren wir beide bestimmt Seite an Seite in diesem Thread. :)
 
Eine Frage zur Erbfolge?

Zuerst möchte ich mich kurz vorstellen. Auf einem anderen Forum nenne ich mich Conny und habe eine etwas ausgefallene Freizeitbeschäftigung, ich suche nach dem Bernsteinzimmer und das Ganze schon seit über 30 Jahren.

Über die Erbfolge der Familie Nicolaus II. Romanov gibt es eigentlich nichts weiter anzuführen, als nach BGB und auch sonst gültigem Recht, dass persönliche Erbe auf das Haus Hessen und bei Rhein übergegangen ist, da ja der Zar nachweislich vor Alix gemeuchelt wurde und sämtliche Kinder aus der Erbfolge ausfallen. Der Werdersche Vertrag spricht ja auch der Zarin ein entsprechenden Witwenerbanteil zu. Für mich von Bedeutung ist lediglich die Tatsache, dass das BZ, somit das Katharinenpalais zum Witwenerbanteil der Alix Hessen gehörte.

Für alle, die es nicht wissen sollten ist der Werdersche Vertrag, der Ehevertrag der Alix Hessen und des Nikolaus II. Romanov, geschlossen durch den Hofminister Woronzov-Daschkof und Außenminister Graf Giers für Russland und General Werder für das Haus Hessen.

Mich interessiert insoweit die dynastische Erbfolge, die mit der Erbfolge der Familie Nikolaus II. Romanov nichts gemein hat. Nach meinem Dafürhalten müßten die Nacherben von Füstin Maschka Leiningen, geb. Kyrill Romanova die erberechtigte Linie darstellen.

Es interessiert mich nur in dem Zusammenhang, weil der (oder ein Teil) Transport mit dem BZ auf den Weg nach Amorbach (dem damaligen Wohnsitz) von Maschka Leiningen und ihrer Schwester Kyra, verheiratete Kronprinzessin Louis Ferdinand von Preußen unterwegs war. Er kam nur nicht an. Die Gründe Hier darzustellen würde den Rahmen dieses Forums sprengen.

Es kann ja nur der nachfolgende Zar bzw. dessen Familie die Erbfolge antreten, wenn Nikolaus abgedankt ist. Das ist ja wohl klar. Im anderen Falle würden ja Heute die Kinder des abgedankten Britenkönigs auf dem Thron sitzen und nicht Elisabeth.

Wer kommt denn nun als selbsternannter Thronfolger (in) alles in Frage?

Für meine Frage möchte ich mich im Voraus bedanken.

MfG

Connydet :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Zar Nikolaus II. hat am 15. März 1917 abgedankt. Das ist seit 91 Jahren bekannt.
Sein Nachfolger "Michail II." hat die Thronfolge nicht mehr angenommen bzw. nicht annehmen können.
 
Zar Nikolaus II. hat am 15. März 1917 abgedankt. Das ist seit 91 Jahren bekannt.
Sein Nachfolger "Michail II." hat die Thronfolge nicht mehr angenommen bzw. nicht annehmen können.


Nikolaus II. hat am 15.03.1917 für sich und seinen Sohn Alexej auf den Thron verzichtet, zu Gunsten seines Bruders Michail, der am nächsten Tag auf die Thronfolge verzichtet.

Dieser Bruder wurde ebenfalls im Jahre 1918 ermordet.

@Connydet, für Deine Suche wünsche ich Dir weiterhin viel Erfolg. Soweit ich weiß, haben schon viele vergeblich nach dem Bernsteinzimmer gesucht und nicht gefunden.

Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum die Erfolge für die Suche wichtig sein soll, denn soweit ich weiß, ist das Zimmer doch im Zweiten Weltkrieg verschwunden, quasi irgendwie verlorengegangen.

Gruß......
 
Hallo Josephine,
dass mit dem verschwunden sein, ist so ein Sache. Darum suche ich es ja auch. Na ja, es haben sich sehr viele Personen darum bemüht es zu finden. Allerdings sollte man sich mit der gesamten Thematik vertraut machen, dann wird man ein wenig klüger. Zumindest behaupte ich auf Grund meines Kenntnisstandes, dass es sich irgendwo zwischen Ilmenau und Franken in Luft aufgelöst hat. Wenigstens ein Konvoi mit Teilen davon. Dieser Konvoi sollte in Schneeberg/Amorbach von der Bahn. Er kam aber nicht an. Nun muß weiter gesucht werden. Wem das Glück einst hold sein wird, hängt wohlmöglich auch von der richtigen Konfession ab, würde ich meinen. Kommen allerdings einige Klöster als Lagerort in Frage. Nur an einen solchen Ort konnte man bis Heute schweigen. Alles andere kann man ausschließen. Eine unsachgemäße Verbergung in einem hygroskopisch bedenklichen Lagerort, dazu entgegen den Richtlinien der Großen Luftschutztagung in 42 und aller Verordnungen, Gesetze und Duchführungsbestimmungen des Kulturschutzes zum Trotz, hat man nicht getätigt. Die Verantwortlichen waren keine Barbaren. Egal, ob Zentralstelle für Räumgut oder in dem Fall die Verantwortlichen der Parteikanzlei (nach Auflösung des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg = ERR) zuständig für den abgewickelten ERR nebst Sonderprojekt Linz, es waren kompetente Personen involviert, wie Dr.Klopfer, Dr Helmut von Hummel usw. . Leider ist es so, dass es nie um das BZ ging, es war schlicht Tarnamterial für das eigentliche Transportgut. Das habe ich aber erst in 2002 feststellen können.

Mir geht es auch darum, wer mögliche Anspruchsinteresse anmelden könnte. Hier liegt die Betonung auf könne. Für mich zweifelsfrei klar, es gehört dem Haus Hessen und bei Rhein, ungeachtet des Vertrages von Rapollo usw. Es war das Katharinenpalais nun einmal Witwenerbe der Alix Hessen, daher Privateigentum des Erblassers, Nicolaus II.Romanov. Im Falle von dynastischen Eigentum der Romanov, wäre es Staatseigentum. Zumindest bin ich mir noch nicht im klaren, ob man im Haus Hessen so ein wenig Kenntnisse über den Verbleib besitzen könnte.

Es ist noch ein etwas weiter Weg bis zum Ziel. Es nützt nämlich wenig, wenn man bestimmte Regionen benennen kann, weil man noch nicht davor steht. Da ich ein wenig hartnäckig bin und das Ganze seit über 30 Jahre betreibe, wage ich zu hoffen, einst doch noch vor den Originalteilen stehen zu können.



MfG


Connydet
 
Das komplette Bernsteinzimmer steht in Puschkin (Zarskoje Selo) im Katharinenpalast seit 2003. Ist nur nicht alt, wahrscheinlich noch schöner als das Original.

So nebenbei: Zarskoje Selo war der erste Ort Europas, der vollständig elektrifiziert war (1887).
 
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