Zeit der Herrschaft Englands durch die Normannen

katinka schrieb:
Ich selber habe alle Bücher von Rebecca Gable gelesen. Danach habe ich alles bei bei Wikipedia nachgeschlagen. In den den meisten Fällen stand es auch so im Buch.
Und auch das, was ich bisher hier so im Forum über William den Eroberer gelesen habe, stimmt damit überein. Was ist so falsch daran, ein Buch zu lesen und zu bemerken, daß das Thema einen so fesselt, daß man möglichst viel darüber wissen möchte?
Im Übrigen sind die Romane sehr spannend und viel leichter zu verstehen, als bloßes simples Lesen aus einem Geschichtsbuch.:grübel:
Liebe Katinka,

die Diskussion über historische Romane verlegst Du am besten hierhin. Dort wirst Du auch ausreichend Gründe finden, warum einige hier im Forum (ich zähle mich dazu) in verschiedenen Schattierungen ein kritisches Verhältnis zu historischen Romanen haben.

El Quijote
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Söhne des Eroberers

Da sich das Thema bisher in erster Linie um Wilhelm dem Eroberer drehte, möchte ich das Augenmerk nun gerne auf dessen Söhne, welche noch bis 1135 über England herrschten, richten.

Der Eroberer hatte drei ihm überlebende Söhne:
Robert Kurzhose (+1135)
Wilhelm Rufus (+1100)
Heinrich Beauclerc (+1135)

Der Älteste, Robert, wurde in der Thronfolge Englands von seinem Vater ausgeschlossen, da er vergeblich versucht hatte gegen ihn zu revoltieren.
Er bekam jedoch die Normandie nach des Vaters Tod.
1088 scheiterte sein Versuch die englische Krone von seinem Bruder, Wilhelm Rufus, zu übernehmen.
Robert nahm am ersten Kreuzzug teil, wofür er die Normandie verpfändete.
Er führte das normannische Kontingent, dem sich Engländer und Bretonen anschlossen.
Der Kreuzzug brachte ihn jedoch um die Möglichkeit den englischen Thron doch noch in Besitz zu bringen. Denn in seiner Abwesenheit nutzte Heinrich den Tod Rufus aus um den Thron an sich zu reißen.
Später verlor er gar auch die Normandie an Heinrich und mußte den Rest seines Lebens in dessen Gefangenschaft verbringen.

Nachdem der erste Wilhelm seinen Ältesten Sohn, Robert, von der Thronfolge ausschloss, folgte Wilhelm Rufus ihm auf dem Throne Englands nach.
Seine Herrschaft wird oft als wenig bedeutend beschrieben.
Er geriet in der Investiturfrage mit dem Klerus in Konflikt in dem er sich behaupten konnte. Außerdem gelang es ihm eine Revolte seines Bruders, Robert, 1088 abzuwehren.
Wilhelm II. starb auf der Jagd durch einen Pfeilschuß.

Der vielleicht bedeutenste Normannenherrscher auf Englands Thron war wohl der Jüngste Sohn, Heinrich.
Nach des Vaters Tod wurde er mit 5000 Pfund Silber als Erbe vertröstet.
Doch der frühe Tod Wilhelm Rufus und die Abwesenheit Roberts ermöglichte es ihm 1100 den Thron für sich zu sichern. Den verteidigte er im Jahr darauf erfolgreich gegen den aus dem Heiligen Land heimgekehrten Robert.
1105 eroberte er schließlich die Normandie in der Schlacht von Tinchebray und ließ Robert einkerkern. So vereinte er die Territorien seines Vaters wieder in einer Hand.
Jedoch verlor er Maine an Fulk von Anjou.
Mit der Charter of Liberties veröffentlichte er ein Gesetzteswerk das viele Teile der Magna Carta vorweg nahm.
Er war mit Edith/Mathilde von Schottland verheiratet. Diese war eine Erbin der letzten Angelsachsenkönige.
Heinrich war der letzte Normanne auf dem Thron, denn sein Sohn, Wilhelm, ertrank 1120 auf dem "weißen Schiff".
So versuchte er die Erbfolge über seine Tochter, der "Kaiserin" Mathilde, zu regeln und schwor die Barone auf sie ein.
Mathilde war jedoch in zweiter Ehe mit dem Grafen von Anjou, ein Todfeind der Normannen, verheiratet.
So unterstützten viele Barone und auch der Klerus nach Heinrichs Tod dessen Neffen, Stephan von Blois.
 
Soweit ich weiß waren die Normannen und die Normandie
zu dieser Zeit relativ unabhänig von den französichen König .
Sie waren meiner Meinung nach ihnen sogar überlegen und waren auch keiner militärischen Intervension
gegenüber diesen Abgeneigt falls diese irgendwie in Spannung geraten sollten .

Die Herzöge der Normandie hatten, wie nahezu alle großen Vasallen der franz. Krone, im X. und XI. Jahrhundert eine sehr starke Position gegenüber dem Königtum inne. Nichts desto trotz blieb dieses Territorium immer in einem Lehnsverhältniss zu Frankreich. Es war sogar Außtragungsort erster Versuche des (kapetingischen) Königtums seine Rolle als Oberlehnsherr seiner Vasallen gerecht zu werden welche es mit dem Untergang der Karolinger verloren hatte. Dieser Versuch scheiterte jedoch mit Folgen die für die nächsten Jahrhunderte zwischen England und Frankreich von Bedeutung sein werden.

Als im Jahr 1035 Herzog Robert "der Prächtige" (oft fälschlich als "der Teufel" benannt) starb entstandt eine Situation die in dieser Zei sehr häufig beim Ableben eines Herren aufkam. Mehrere Prätendenten begannen sich um die Nachfolge zu streiten, so auch in der Normandie. Robert hinterlies einen Sohn, Wilhelm. In der Geschichte hat sich die Meinung durchgesetzt das dieser Wilhelm mit dem Makel einer unehelichen Erkunft behaftet gewesen sei, seine Mutter war eine einfache Frau aus Falaise. Ein Umstand den seine Gegner zu gebrauchen wussten ("der Bastard"). Jedoch wird außer Acht gelassen das es bei den Wikingern, auch bei den christianisierten in Frankreich, Kinder welche aus einem außerehelichen Verhältniss (More danico) entsprangen ebenso gleichberechtigt im Erbe waren wie eheliche Kinder. Ein gutes Beispiel dafür ist Herzog Richard "der Gute" (+1026) dessen Mutter ebenfalls nur eine "Frilla" war.
Der junge Wilhelm hatte also einen ebenso berechtigten Anspruch auf die Nachfolge wie sein Vetter und Konkurrent Guido von Burgund.

Für König Heinrich I. konnte die Lage nicht günstiger sein. Seit Karl III. "der Einfältige" 911 den Wikingern das Land um Rouen zugewiesen hatte besaß das Königtum in dieser Region nahezu keinen Einfluß mehr. Der nun ausbrechende Nachfolgekampf bot die Gelegenheit das Königtum wieder zu stärken, soweit man auf das richtige Pferd setzte und der junge Wilhelm, damals gerade etwa 13 Jahre alt, bot sich geradezu an. So unterstützte der König ihn in den folgenden Jahren des Kampfes gegen die normanischen Barone welche Guido von Burgund unterstützten bis zur entscheidenden Schlacht bei Val-ès-Dunes 1047. Dieser Sieg war nicht zuletzt ein Verdienst der königlichen Truppen welche Heinrich I. dem jungen Herzog zukommen ließ. In diesem scheint der König nun einen treuen Vasallen gefunden zu haben, immerhin hatte Wilhelm ihm den Lehnseid geschworen.
Doch Wilhelm erwieß sich nicht als die kontrollierbare Marionette wie man es sich erhofft hatte. Er begann nun im Mächtespiel der Vasallen, welches die politische Landschaft Frankreichs des hohen Mittelalters bestimmte, kräftig mitzuspielen. Er brach mit dem König und ging ein Bündnis mit dem mächtigen Flandern ein das durch eine Ehe besiegelt wurde.
Doch König Heinrich verzagte nicht und suchte seinerseits das Bündnis mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Martel. Dieses Bündnis hatte sich schon einmal bewährt, gemeinsam hatte man 1044 in der Schlacht bei Nouy den Grafen von Blois, Thibaud III., schlagen können. Hinzu kommt das die Grafen von Anjou ebenso Rivalen der Normannen sind.
So war man sich auch gegen Herzog Wilhelm siegessicher als es 1054 zu einem ersten Treffen mit dem einstigen Protegé kam. Doch bei Mortemer musste der König eine herbe Niederlage gegen das Ritterheer Wilhelms einstecken. Die entgültige Entscheidung fiel 1058 bei Varaville, und sie endete mit einem Triumph Wilhelms.
Diese Niederlage stellte für das franz. Königtum einen erneuten Tiefpunkt seiner Geschichte dar, und sie wog um so schwerer als Wilhelm keine 8 Jahre später vom Bastard zum Eroberer wurde und den englischen Königsthron erklom und damit den Grundstein für einen Generationenkonflikt legte. Erst Heinrichs Ur-Urenkel Philipp II. August sollte fast 150 Jahre später erneut um die Normandie, dieses mal siegreich gegen Wilhelms Ur-Urenkel König John, kämpfen.
 
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