Züschen (Fritzlar)

El Quijote schrieb:
Wenn ich Sepiola richtig verstanden habe, lehnt Sepiola die Herleitung Züschens von Ziu ab.
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Das habe ich so nicht gesagt, eine Herleitung von Ziu hielt ich zwar für wenig wahrscheinlich, aber nicht für ausgeschlossen.
Mein Bullshitdetektor hat mehrmals heftig ausgeschlagen, weil hier elementare Standards der Ortsnamenkunde sträflich missachtet werden: Sprachgeschichte wird ignoriert (das T- nach der Lautverschiebung wäre dringend erklärungsbedürftig), der größte Teil des Ortsnamens wird ignoriert (was soll eigentlich "schinun" bedeuten?), und bei alten Erwähnungen muss auch die Identifikation hinterfragt werden. Götternamen in Ortsnamen kommen zwar vor, aber auf einen plausibel begründeten Götter-Ortsnamen kommen gefühlte 20, deren "Herleitung" auf 0 % Sachkenntnis und 100 % Fantasie basiert.

"Auf keinem Gebiet hat der Dilettantismus so viel Unheil gestiftet und die wissenschaftliche Arbeit erschwert als gerade auf dem der geographischen Namenkunde. Das Übereinstimmen eines geographischen Namens mit 1 - 2 Buchstaben irgend eines anderen Wortes der Sprache genügte manchem schon, und falls der sachliche Inhalt des Wortes sich dem Namen nicht anpassen wollte, mußte eine lebhafte Phantasie nachhelfen...", schrieb schon Konrad Kretschmer, Historische Geographie von Mitteleuropa, München/Berlin 1904.


Seriöses zu den Namen der Orte Züschen (mehrere Orte), Tüschen und Twisne findet sich hier:

https://www.google.com/url?sa=t&sou...UQFnoECBUQAQ&usg=AOvVaw2DO3z5jqm33eXYRvsmkxoY
 
Sepiola schrieb:
Sprachgeschichte wird ignoriert (das T- nach der Lautverschiebung wäre dringend erklärungsbedürftig),
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Das ist aber durchaus ein Problem, vor welches uns die Überlieferung des Ortsnamens stellt.
Zuschinun, in (1081)
Zuschene, de (1207)
Scussenen, de (1227)
Tzuschene, de 1235)
Tzwischen; Tzuͤschin (1460)

besonders wichtig aber in diesem Zusammenhang die Belege
Tuskene, de (1253)
Tusene, de (1267)
Tuschena (1322)

(Da Copy und Paste irgendwie zickt, nur eine Auswahl, vollständig hier)
 
Sepiola schrieb:
Götternamen in Ortsnamen kommen zwar vor, aber auf einen plausibel begründeten Götter-Ortsnamen kommen gefühlte 20, deren "Herleitung" auf 0 % Sachkenntnis und 100 % Fantasie basiert.
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dazu ganz allgemein: die meisten theophoren Ortsnamen erwiesen sich als nicht stichhaltig, es gibt nur einige wenige - dazu ein eigener Aufsatz im RGA Sonderband germanische Religionsgeschichte.

Maglor schrieb:
Und trotzdem heißt dieser Wochentag in Hessen schlicht Dienstag, woraus man schließen könnte, dass der Mars der Chatten Thincsus hieß und eben nicht *Ziu.
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was der am Hadrianswall (!) gefundene https://de.wikipedia.org/wiki/Mars_Thincsus mit dem Ortsnamen, der hier diskutiert wird, zu tun, verstehe ich nicht.
 
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