Nanana, nun übertreibt mal nicht. Ich hab's eben in gut 10 Minuten gelesen... Allerdings, wenn man meine ganzen Verlinkungen mitlesen würde, dann könnte es hinkommen...
Und damit ihr euch nicht in den Links verliert, habe ich halt das Resümee hier aufgeschrieben, zwecks Argumentations- und Diskussionsgrundlage. Ist das nicht ein Service?
Lange Antwort:
"Lieber Vater! Du fragst, ob du mir Geld bringen sollst. Wenn ich entlassen werde, bekomme ich vom Krankenhaus einen neuen Anzug und fünf Goldstücke für die erste Zeit, damit ich nicht sofort wieder arbeiten muss. Du brauchst also von deiner Herde kein Tier verkaufen. Du musst aber bald kommen, wenn du mich noch finden willst. Ich liege auf der orthopädischen Station neben dem Operationssaal. Wenn du durch das Hauptportal kommst, gehst du an der südlichen Außenhalle vorbei. Das ist die Poliklinik, wohin sie mich nach meinem Sturz gebracht hatten. Dort wird jeder Kranke zuerst von den Assistenzärzten und Studenten untersucht, und wer nicht unbedingt Krankenhausbehandlung braucht, bekommt dort sein Rezept, das er sich nebenan in der Krankenhausapotheke anfertigen lassen kann. Ich wurde nach der Untersuchung dort registriert und dem Oberarzt vorgeführt, ein Wärter trug mich in die Männerstation, machte mir ein Bad und steckte mich in saubere Krankenhauskleidung.
Aber du lässt linker Hand auch die Bibliothek und den großen Hörsaal, wo der Chefarzt die Studenten unterrichtet, hinter dir. Der Gang links vom Hof führt zur Frauenstation, du musst dich also rechts halten und an der Inneren Abteilung und der Chirurgischen vorbeigehen... Wenn du Musik oder Gesang aus einem Raum vernimmst, sieh hinein. Vielleicht bin ich dann schon in dem Tagesraum für die Genesenden, wo wir Musik und Bücher zu unserer Unterhaltung haben.
Als der Chefarzt heute morgen mit seinen Assistenten und Wärtern auf Visite war und mich untersuchte, diktierte er dem Stationsarzt etwas, was ich nicht verstand. Der erklärte mir hinterher, dass ich morgen aufstehen darf und bald entlassen werde. Dabei mag ich gar nicht fort. Alles ist so hell und sauber hier. Die Betten sind weich, die Laken aus weißem Damast und die Decken flaumig und fein wie Samt. In jedem Zimmer ist fließendes Wasser, und jedes wird geheizt, wenn die kalten Nächte kommen. Fast täglich gibt es Geflügel oder Hammelbraten für den, dessen Magen es verträgt. Mein Nachbar hatte sich schon eine ganze Woche lang kränker gestellt, als er war, nur um die zarten Hühnerbrüstchen noch ein paar Tage länger genießen zu können. Der Chefarzt hat aber Verdacht geschöpft und ihn gestern nach Hause geschickt, nachdem er zum Beweis seiner Gesundheit noch einen Laib Brot und ein ganzes Huhn verzehren durfte.
Also komm, bevor mir mein letztes Huhn gebraten wird!"
(zit. S. Hunke. a.a.O.)
Dieser Brief schildert die Verhältnisse eines arabischen Krankenhauses von vor 1000 Jahren.
Solche Verhältnisse fand man in jeder größeren Stadt, von Zentralasien bis Spanien.
Allein Cordoba hatte Mitte des 10. Jh. 50 Krankenhäuser und Bagdad hatte zu der Zeit 860 Ärzte, die beamteten Regierungsärzte nicht eingerechnet.
Alle Patienten, ob arm ob reich wurden behandelt.
Die Behandlung, Unterkunft, Verpflegung und die Medikamente waren kostenlos! Dazu erhielten sie noch Kleidung und Zahlgeld für einen Monat bei ihrer Entlassung hinzu.
Dieses blieb so bis in die späte Neuzeit, z.B. auch im Osmanischen Reich.
Die Chefärzte wurden streng selektiert, um keine Kurpfuscher zu erhalten. So musste z.B. ar-Razi seine Überlegenheit gegen über 100 Mitbewerber beweisen. Daraufhin verfügte er über einen Stab von 24 Fachärzten, Internisten, Nervenärzte, Chirurgen, Orthopäden, Augenärzte, usw. die den Stationen vorstanden und turnusmäßig den Dienst wechselten.
Dieser ganze "Luxus" verschlang natürlich enorme Summen, so benötigte z.B. das Mansuri-Krankenhaus in Kairo jährlich ca. 1000000 Dirhem.
Finanziert wurden die Krankenhäuser, wie auch andere Sozialleistungen vorwiegend durch die Stiftungen ( waqf ) der Männer und Frauen aus dem Herrscherhaus, Kaufleute, Gelehrte, halt alle Reichen, die sich eine Stiftung leisten konnten.
Zu jeder Stiftung wurde zu ihrem Unterhalt z.B. Bauerhöfe, Länderein, Mühlen, Geschäfte, etc. dazu gestiftet. Es konnte aber auch Geld gestiftet werden, wo dann durch einen Zinssatz von 10-15% der Unterhalt der Stiftung gesichert wurde. Dieses war aber aus zwei Gründen nicht so gern gesehen, erstens aufgrund des religiösen Zinzverbots des Islam, mehr noch, weil die Sicherung des Unterhalts der Stiftung durch Geld unsicherer war, als z.B. durch landwirtschaftliche Ertragsgewinne.
Zu einer Stiftung gehörte meist eine Moschee, kostenlose öffentliche Bibliotheken, Armenküchen zur kostenlosen Speisung Bedürftiger, kostenlose Grundschulen, kostenlose Universitäten, kostenlose Karawansereien, kostenlose Brunnen, Badehäuser, usw.
Das Stiftungswesen von Männern und Frauen war sehr weit verbreitet. (Frauen hatten im Islam ja "Verfügungsgewalt" über ihre Finanzen). Auch weniger Reiche sahen es als ihre Pflicht an, für die Wohlfahrt etwas zu stiften, z.B. Gelehrte stifteten Geld für eine Bibliothek zum Büchererwerb.
Dafür gibt es zwei Hauptgründe:
1. Bestimmt die Religion des Islams seinen Reichtum mit Bedürftigen zu teilen, es ist gottgefälliges Werk.
2. Konnte somit das Erbrecht umgangen werden, und somit verfügt werden, dass aus den überschüssigen Einkünften der Stiftung die Erben versorgt werden können.
Die
Volksmedizin war nicht so streng getrennt von der akademischen Pharmakologie. Das hat den einfachen Grund, dass jeder, der lesen konnte, sich in der öffentlichen Bibliothek in den medizinischen und Rezeptbüchern kundig machen konnte. Dabei gab es auch kurze (Reise-)Ratgeber, die aus den häufigsten Leiden und ihre Heilung bestanden.
Auf dem Land fernab jeglicher Stadt sah es sicher anders aus. Aber auch da gab es beizeiten fahrende mobile Ärzte. Daneben verbreitete sich das akademische Wissen um Heilkräuter durch Feldapotheken und Feldlazarette. Und gänzlich abgeschnittene Beduinen nutzten das tradierte Wissen, welches z.T. sogar noch aus vorislamischer Zeit stammte.
Ausserdem gab es noch einige Dorfbewohner, die über geringe medizinische Kenntnisse eher aus ihrer Tradition (Beispiele oben Penicillin, Schimmelbrote, usw.) heraus wussten. Heute wissen wir davon, weil, als die Ärztekammer gegründet wurde, und jeder einen amtlichen Befähigungsnachweis nach einer Prüfung erhielt, auch einige Dorf-Scheichs erfasst wurden; denen aufgetragen wurde, ja nicht mehr als ihrer nichtakademischen Kompetenz zusteht an Arzneien zu verordnen.
hier noch Links:
Die arabische Medizin – Pflanzenheilkunde des Alten Orients und die Entwicklung der Grundlagen moderner Medizin
Sehr gut dieses PDF!:
Hospitals in the Muslim Near East: A Historical Overview
und als Beispiel einer Stiftung mit Hospital ( waqf bzw. külliye ) als PDF:
Süleymaniye and Sixteenth-century Istanbul
kurze Antwort:
Die medizinische Versorgung war sehr gut und kostenlos für jeden Bedürftigen.
Die Volksmedizin profitierte von der Heilkunde und war teilweise recht nah dran an der akademischen Lehre.
Adios, LG lynxxx