Die Beziehungen zu Serbien waren seit Jahren sehr schlecht und das war nicht nur Schuld von ÖU. Serbiens provokantes Agieren in der Annexionskrise sei hier nur erwähnt.
Mag schon sein, nur hätte man, wenn mit Italien ein neuer Gegner den Schauplatz am Balkan betreten hätte, mit dem man sich dann um die albanischen Territorien gestritten hätte, in Belgrad möglicherweise über eine Neujustierung des Verhältnisses zu Wien nachdenken müssen, schon um nicht ein mittelfristiges Zusammengehen Österreich-Ungarns und Italiens gegen Serbien geradezu herauszufordern.
Warum sollte Wien Italien als Mitspieler auf dem Balkan haben wollen und Rom die albanesischen Küste überlassen?
Um Italien in Gegensatz zu Serbien zu bringen.
In dem Augenblick in dem Italien am Balkan etwas zu verlieren gehabt hätte, auf das andererseits Serbien schielte, musste das Italiens Neigung Österreich bei Schritten zur Einhegung Serbiens zu unterstützen, erhöhen.
Nicht um des Verhältnisses zu Wien wegen, sondern aus egoistischem Eigeninteresse.
Italien als potentieller Partner auf dem Balkan, so lange es gegen Serbien ging, hätte einer italienisch-österreichischen Kooperation möglicherweise auch erlaubt abseits der Logiken von Entente und Dreibund auf dem Balkan zu aggieren.
Österreich-Ungarn alleine konnte sich Schritte, auf dem Balkan, die Russland herausforderten nicht erlauben, dazu war es nicht stark genug.
In Kombination mit Italien hätte das möglicherweise schon anders ausgesehen, zumal in einer solchen Konstellation Deutschland nicht involviert hätte werden müssen, was es Frankreich und GB erlaubt hätte sich dort weitgehend heraus zu halten.
Das hätte sicherlich nicht alle Probleme zwischen Österreich und Italien aus der Welt geschafft, aber eine Basis für ein gemeinsames Handeln im westlichen Balkan schaffen können.
Natürlich wäre dabei auch der Irredentismus nicht aus der Welt gekommen nur darf man bei dem nicht übersehen, dass der sich nicht einseitig gegen Österreich-Ungarn richtete, sondern die Irredentisti ja durchaus auch französische Territorien wünschten.
Der Irredentismus war sicherlicherlich etwas, was das Verhältnis Italiens zu Österreich trübte, gleichzeitig behinderte er aber auch eine vollständige Verständigung zwischen Italien und Frankreich.
Du wirst nicht müde zu erwähnen, was sich Italien im Londoner Vertrag von 1915 alles als Beute ausbedungen hatte.
Das ist völlig richtig, allein das Ausmaß des Beuteversprechens zeigt denn auch, dass es schon auch einiger Überzeugungskraft brauchte um Rom tatsächlich an die Entente zu binden.
Und das ganze mit dem Ergebnis, dass sich Italien bereits in den 1920ern politisch dahingehend aufstellte bei Gelegenheit die begehrten französischen Territorien und Malta zu holen.
Der Irredentismus ist weniger eine Kraft, die Italien in unversönliche Feindschaft zu Österreich-Ungarn brachte, als viel mehr eine, die dazu tendierte Italien aus dem System der großen Bündnisblöcke heraus zu neutralisieren.
Die Einbindung Italiens am Westbalkan hätte es erlaubt abseits der großen Bündnissblöcke eine Zweckgemeinschaft zur Vertretung der eigenen Interessen im Balkan zu begründen.