Balkankrieg 1912/13: Internationale Intervention

Es war allen Beteiligten eigentlich klar, daß wenn König Carol verstirbt, in Rumänien diejenigen, die ein Zusammengehen mit Frankreich und Russland befürworten, sich durchsetzen würden. Im August 1916 war es denn soweit.

Das halte ich für ein wenig überdeterminiert.
Rumänien hatte sich von Bulgarien die südliche Dorbudscha genommen und sich dadurch mit Bulgarien komplett überworfen.
Da bestand immer die grundsätzliche Gefahr, dass Russland gegebenenfalls irgendwann mal auf Bulgarien als Verbündeten zurückkommen könnte und dann hätte man zwischen Bulgarien und Russland festsitzend von rumänischer Seite schlechte Karten gehabt, wenn man sich aus der Zusammenarbeit mit Österreich per se verabschiedete.

Nun bot der 1. Weltkrieg natürlich eine Konstellation in der die Gefahr einer erneuten russisch-bulgarischen Annäherung zunächst mal nicht bestand, weil sich beide im Krieg miteinander befanden.

Wäre dieser Krieg ausgeblieben hätte sich das allerdings möglicherweise etwas anders dargestellt und ob man dass unter solchen Umständen in Bukarest für eine besonders gute Idee gehalten hätte seinen eigenen territorialen Bestand darauf zu verwetten, dass sich Russland niemals mit Bulgarien einigen würde, halte ich für fraglich.

Im Besonderen wenn das die Möglichkeit beeinhaltet hätte, dass Österreich als Machtfaktor und potentieller Gegenakteur Russlands vollständig kaltgestellt wird.
 
In Rumänien war der Personenkreis, der von dem Bündnis Kenntnis hatte an einer Hand abzuzählen. Die Sympathien galten eindeutig Frankreich. Insofern halte ich meine Ausführung nicht für überdeterminiert.
 
Wenn man die Intervention anderer Mächte gegen die eigenen Aktionen vermeiden wollte, dann möglicherweise schon und erst recht, wenn man andere Mächte ddazu bewegen wollte die eigenen Aktionen mitzutragen.

Wie gesagt: Der ÖU Generalstab ging davon aus, das Russland nicht militärisch intervenieren würde. Das war entscheidend.



Mit Serbien war das Verhältnis schon lange ein schlechte. Erinnert sei nur an die Annexionskrise aber auch die Skutarikrise.
Mit Italien war formal die Beziehung noch in Ordnung. Italien hatte gerade zugesichert, das man 3 Korps im Bündnisfall nach Deutschland schicken wird. Auch gegenüber einer Unterstützung für ÖU war möglich. Es kam bekanntermaßen 1915 anders.

Wenn man also daraus resultierend fürchtete, dass Serbien seinen Adria-Zugang über Montenegro ohnedies bei Zeiten bekommen würde, was rechtfertigte es dann in einer halsbrecherischen Aktion in der albanischen Sache einzugreifen um das hier unbedingt verhindern zu wollen?
Denn wenn man so fest von dieser Tendenz in Montenegro ausging, musste ja klar sein, dass man das eigene Ziel ja ohnehin nicht dauerhaft erreichen und den serbischen Adriazugang allenfalls um ein paar Jahre aufschieben würde.

Der Adriazugang war das Eine, das andere war das Prestige, das Selbstverständnis als Großmacht. Albanien verdankte seine Existenz ÖU. Albanien hatte nach Skutari sicher kein Interesse Serbien entgegenzukommen.

Es war nicht klar, wann es zur einer Vereinigung kommen würde. Der Ballhausplatz war mit den Ergebnissen der Balkankrieg alles andere als glücklich und man war nicht gewillt noch weiter zurückzuweichen. Die rote Linie war erreicht.
 
Es war nicht klar, wann es zur einer Vereinigung kommen würde. Der Ballhausplatz war mit den Ergebnissen der Balkankrieg alles andere als glücklich und man war nicht gewillt noch weiter zurückzuweichen. Die rote Linie war erreicht.
Und mit dem Attentat in Sarajevo war diese rote Linie überschritten, d.h. den folgenden Krieg haben eigentlich Serbien und Montenegro verschuldet?
 
In Rumänien war der Personenkreis, der von dem Bündnis Kenntnis hatte an einer Hand abzuzählen. Die Sympathien galten eindeutig Frankreich. Insofern halte ich meine Ausführung nicht für überdeterminiert.


Ja, Sympathien sind das eine.
Auf der anderen Seite hatte man aber von Bulgarien Gebiet genommen und das war ein handfestes Problem, wenn man eine Allianz mit Russland wünschte.

Wo die russischen Sympatheinn in der bulgarisch-rumänischen Streitfrage lagen dürfte klar sein, nämlich eher bei den südslawischen Brüdern von deren Positionen aus sich effektiv Druck in Richtung Meerengen ausüben ließ, als bei den rumänischen Nationalisten, die sich womöglich einbildeten Ansprüche auf Bessarabien zu haben.

Insofern ist dass schön und gut, dass in Rumänien Smpathien für Russland stark waren, die Frage ist aber, wenn man annimmt, dass per se die Sympathien Russlands für Bulgarien größer waren, als für Rumänien, wie das ohne Krieg, der Russland und Bulgarien auf verschiedene Seiten verschlug hätte zusammengehen sollen.

Ich würde sagen, in Anbetracht dieses Umstands hätte man in Bukarest sogar darauf rechnen müssen, dass St. Petersbrug, womöglich um das Zerwürfniss mit Bulgarien zu heilen auf die Idee kommen könnte Sofia bei der Rückgewinnung der südlichen Durbudscha zu unterstützen und es in der Nördlichen für Bulgariens Verluste in Mazedonien und Thrakien zu kompensieren.
Im Besonderen dann, wenn man in Bukarest so kooperativ gewesen wäre, freiwillig die Zusammenarbeit mit Österreich-Ungarn einzustellen und sich damit zu isolieren.

Durch den Krieg der dann Russland und Bulgarien auf verschiedene Seiten verschlug bestand eine solche Gefahr realiter nicht.
Aber ohne dem würde ich einen potentiellen rumänischen Versuch außenpolitisch völlig auf Russland zu setzen ohne einen Ausgleich mit Bulgarien (und das heißt Abtretung mindestens der südlichen Dorbudscha) für ein Spiel mit dem Feuer halten, dass ganz gewaltin nach hinten hätte losgehen können.
 
@Dion
Deine Frage wäre sicherlich einen eigenen Faden wert. Die Kriegsschuldfrage des Ersten Weltkrieges ist aber hier nicht der Diskussionsgegenstand.
 
Ja, Sympathien sind das eine.
Auf der anderen Seite hatte man aber von Bulgarien Gebiet genommen und das war ein handfestes Problem, wenn man eine Allianz mit Russland wünschte.

Sicher. König Carol sah sich ja auch einen nicht unerheblichen innenpolitischen Druck ausgesetzt. um diese Kompensation gegenüber Bulgarien durchzusetzen.

Wo die russischen Sympatheinn in der bulgarisch-rumänischen Streitfrage lagen dürfte klar sein, nämlich eher bei den südslawischen Brüdern von deren Positionen aus sich effektiv Druck in Richtung Meerengen ausüben ließ, als bei den rumänischen Nationalisten, die sich womöglich einbildeten Ansprüche auf Bessarabien zu haben.

Dafür haben die Russen Bulgarien aber im Konflikt gegen Rumänien nicht gerade unterstützt. Die Sängerbrücke wollte auch eine Abmachung mit Rumänien erreichen.

nsofern ist dass schön und gut, dass in Rumänien Smpathien für Russland stark waren, die Frage ist aber, wenn man annimmt, dass per se die Sympathien Russlands für Bulgarien größer waren, als für Rumänien, wie das ohne Krieg, der Russland und Bulgarien auf verschiedene Seiten verschlug hätte zusammengehen

In aller erster Linie galten die Sympathien Frankreich.

ch würde sagen, in Anbetracht dieses Umstands hätte man in Bukarest sogar darauf rechnen müssen, dass St. Petersbrug, womöglich um das Zerwürfniss mit Bulgarien zu heilen auf die Idee kommen könnte Sofia bei der Rückgewinnung der südlichen Durbudscha zu unterstützen und es in der Nördlichen für Bulgariens Verluste in Makedonien und Thrakien zu kompensieren.
Im Besonderen dann, wenn man in Bukarest so kooperativ gewesen wäre, freiwillig die Zusammenarbeit mit Österreich-Ungarn einzustellen und sich damit zu isolieren.

Auf die Idee ist Petersburg nicht gekommen. Und Carol stand, wie schon ausgeführt, unter Druck.
 
Wie gesagt: Der ÖU Generalstab ging davon aus, das Russland nicht militärisch intervenieren würde. Das war entscheidend.

Darauf konnte er vielleicht punktuell in der albanischen Sache bauen, aber nicht dauerhaft und zu jeder Zeit in der Montenegrinischen.

Der Adriazugang war das Eine, das andere war das Prestige, das Selbstverständnis als Großmacht. Albanien verdankte seine Existenz ÖU. Albanien hatte nach Skutari sicher kein Interesse Serbien entgegenzukommen.

Ja, sicherlich hatte Albanien kein Interesse Serbein entgegen zu kommen und stand dann tendenziell erstmal Österreich einigermaßen nahe.
Dafür verschlechtere man aber seitens Österreich die Beziehungen zu Serbien und Italien.
In dam man beide aus Albanien heraus hielt trennte man ihre Interessenssphären von einander und sorgte dafür, dass sie miteinander keine Streitfälle ausbildeten, die sie zu einer Zusammenarbeit mit Wien hätte bewegen können.

Hätte man Italien seinerzeit Teile der albanischen Küste zugestanden und das Projekt eines albanischen Staats fallen gelassen, hätte Rom im Juli 1914 Gründe gehabt gegenüber den Expansionswünschen Serbiens völlig anders zu handeln, als es dass dann später tat.

Der zweite Punkt, den ich da auch sehe, ist, wenn man auf das Projekt eines albanischen Staates verzichtet hätte, hätte das möglicherweise auch in Griechenland Begehrlichkeiten hinsichtlich albanischen Territoriums geweckt und wäre möglicherweise geeignet gewesen das Verhältniss zwischen Athen und Belgrad einzutrüben.

Die Weise in der sich Wien in dieser Thematik verhielt, war wirklich die denkbar ungeschickteste.
 
Dafür haben die Russen Bulgarien aber im Konflikt gegen Rumänien nicht gerade unterstützt. Die Sängerbrücke wollte auch eine Abmachung mit Rumänien erreichen.

Sicherlich wollte St.Petersbrug am Ende letzlich irgendwo alle Balkanstaaten einbinden.
Nachdem sich aber gezeigt hatte, dass das nicht möglich war, ist doch die Frage, ob man sich längerfristig für eine Zusammenarbeit mit Bulgarien oder Rumänien entscheiden würde.
Und die Gründe die für Bulgarien sprachen, lagen ja nun auf der Hand. Südslawischer Staat, im Gegensatz zu Rumänien ohne irgendwelche Aspirationen hinsichtlich russischer Territorien und mit einer Position von der aus sich mühelos massiver Druck auf die Meerengen und Istanbul ausüben ließ.

Auf die Idee ist Petersburg nicht gekommen.

Da sind wir dann allerdings wieder bei Tatsachen und Möglichkeiten.
Das St. Petersbrug so vielleicht nicht unbedingt dachte, tut dem Umstand keinen Abbruch, dass Bukarest so etwas ohne Krieg zwischen Bulgarien und Russland durchaus in die eigenen Überlegungen und Kalkulationen mit einbeziehen musste, denn wer garantierte, dass St. Petersburg so nicht dachte und dass das auch so bleiben würde?
 
Dafür verschlechtere man aber seitens Österreich die Beziehungen zu Serbien und Italien.

Die Beziehungen zu Serbien waren seit Jahren sehr schlecht und das war nicht nur Schuld von ÖU. Serbiens provokantes Agieren in der Annexionskrise sei hier nur erwähnt.

Das gleiche gilt für die Beziehungen zu Italien. Italien hat sich doch nicht nur mit Frankreich verständigt sondern auch ein Bündnis, welches formal nicht den Dreibund widersprach, aber ganz sicher dem Geiste des Bündnisses entgegenstand. Auch hier war Österreich nicht der Alleinschuldige. Italien hatte den Dreibund mit einer Erwerbsgemeinschaft verwechselt. Zuerst ist hatte Italien beim Zweibund Schutz vor Frankreich gesucht, später wollte Rom mit Hilfe und Unterstützung von Wien und Berlin in Nordafrika Territorium erwerben. Auch stand der italienische Irredentismus einen engen vertrauensvollen Freundschaft und Zusammenarbeit entgegen.

Warum sollte Wien Italien als Mitspieler auf dem Balkan haben wollen und Rom die albanesischen Küste überlassen?

Der Verzicht auf Albanien wäre der Verzicht auf den Sicherheitspuffer gewesen.
 
Da sind wir dann allerdings wieder bei Tatsachen und Möglichkeiten.
Das St. Petersbrug so vielleicht nicht unbedingt dachte, tut dem Umstand keinen Abbruch, dass Bukarest so etwas ohne Krieg zwischen Bulgarien und Russland durchaus in die eigenen Überlegungen und Kalkulationen mit einbeziehen musste, denn wer garantierte, dass St. Petersburg so nicht dachte und dass das auch so bleiben würde?

Hier kommst du jetzt aber in den Bereich der Spekulation.

Petersburg wollte am zunächst erst einmal das Osmanische Reich erhalten und die Balkanstaaten vorzugsweise in einem Bund mit Speerspitze gegen ÖU vereinen.
 
Hier kommst du jetzt aber in den Bereich der Spekulation.

Natürlich, aber in den Bereich einer berechtigten Spekulation.
Die Annahme, dass es mittelfristig ohnehin zu einem russisch-rumänischen Zusammengehen gekommen wäre, wäre St. Petersbrug die Entscheidung zwischen Bulgarien und Rumänien nicht durch den Krieg mit Bulgarien abgenommen worden, ist demgegenüber ebenso spekulativ.

Eine Anbindung an die Entente mag in Bukarest bei einigen die Wunschlösung gewesen sein, in wie weit das aber tatsächlich zu realisieren gewesen wäre, wäre es nicht zum ultimativen Bruch zwischen St. Petersburg und Sofia gekommen, ist eine andere Frage.

Petersburg wollte am zunächst erst einmal das Osmanische Reich erhalten und die Balkanstaaten vorzugsweise in einem Bund mit Speerspitze gegen ÖU vereinen.

Was allerdings von Beginn an ziemlich blauäugig war da eben nur Serbien und Rumänien auf österreichisches Gebiet schielten und Rumänien bei seiner eigenen Lage und seinen früheren Schwierigkeiten mit Russland ein gänzliches Zusammenbrechen der K.u.K. Monarchie nicht wirklich wünschen konnte, womit als starker interessent nur Serbien blieb, während sich mit Serbien, Montenegro, Bulgarien und Griechenland gleich 4 Balkanstaaten außerordentlich für osmanische Territorien interessierten.

Das sich dieser Block aus seinen eigenen Interessen heraus eher gegen das Osmanische Reich, als gegen Österreich-Ungarn wenden würde musste eigentlich jeder sehen können, der die Situation am Balkan einigermaßen kannte.
 
Die Beziehungen zu Serbien waren seit Jahren sehr schlecht und das war nicht nur Schuld von ÖU. Serbiens provokantes Agieren in der Annexionskrise sei hier nur erwähnt.
Mag schon sein, nur hätte man, wenn mit Italien ein neuer Gegner den Schauplatz am Balkan betreten hätte, mit dem man sich dann um die albanischen Territorien gestritten hätte, in Belgrad möglicherweise über eine Neujustierung des Verhältnisses zu Wien nachdenken müssen, schon um nicht ein mittelfristiges Zusammengehen Österreich-Ungarns und Italiens gegen Serbien geradezu herauszufordern.

Warum sollte Wien Italien als Mitspieler auf dem Balkan haben wollen und Rom die albanesischen Küste überlassen?

Um Italien in Gegensatz zu Serbien zu bringen.
In dem Augenblick in dem Italien am Balkan etwas zu verlieren gehabt hätte, auf das andererseits Serbien schielte, musste das Italiens Neigung Österreich bei Schritten zur Einhegung Serbiens zu unterstützen, erhöhen.
Nicht um des Verhältnisses zu Wien wegen, sondern aus egoistischem Eigeninteresse.

Italien als potentieller Partner auf dem Balkan, so lange es gegen Serbien ging, hätte einer italienisch-österreichischen Kooperation möglicherweise auch erlaubt abseits der Logiken von Entente und Dreibund auf dem Balkan zu aggieren.
Österreich-Ungarn alleine konnte sich Schritte, auf dem Balkan, die Russland herausforderten nicht erlauben, dazu war es nicht stark genug.
In Kombination mit Italien hätte das möglicherweise schon anders ausgesehen, zumal in einer solchen Konstellation Deutschland nicht involviert hätte werden müssen, was es Frankreich und GB erlaubt hätte sich dort weitgehend heraus zu halten.

Das hätte sicherlich nicht alle Probleme zwischen Österreich und Italien aus der Welt geschafft, aber eine Basis für ein gemeinsames Handeln im westlichen Balkan schaffen können.
Natürlich wäre dabei auch der Irredentismus nicht aus der Welt gekommen nur darf man bei dem nicht übersehen, dass der sich nicht einseitig gegen Österreich-Ungarn richtete, sondern die Irredentisti ja durchaus auch französische Territorien wünschten.
Der Irredentismus war sicherlicherlich etwas, was das Verhältnis Italiens zu Österreich trübte, gleichzeitig behinderte er aber auch eine vollständige Verständigung zwischen Italien und Frankreich.

Du wirst nicht müde zu erwähnen, was sich Italien im Londoner Vertrag von 1915 alles als Beute ausbedungen hatte.
Das ist völlig richtig, allein das Ausmaß des Beuteversprechens zeigt denn auch, dass es schon auch einiger Überzeugungskraft brauchte um Rom tatsächlich an die Entente zu binden.
Und das ganze mit dem Ergebnis, dass sich Italien bereits in den 1920ern politisch dahingehend aufstellte bei Gelegenheit die begehrten französischen Territorien und Malta zu holen.

Der Irredentismus ist weniger eine Kraft, die Italien in unversönliche Feindschaft zu Österreich-Ungarn brachte, als viel mehr eine, die dazu tendierte Italien aus dem System der großen Bündnisblöcke heraus zu neutralisieren.

Die Einbindung Italiens am Westbalkan hätte es erlaubt abseits der großen Bündnissblöcke eine Zweckgemeinschaft zur Vertretung der eigenen Interessen im Balkan zu begründen.
 
Die Einbindung Italiens am Westbalkan hätte es erlaubt abseits der großen Bündnissblöcke eine Zweckgemeinschaft zur Vertretung der eigenen Interessen im Balkan zu begründen.
Dazu hätte Ö-U Italien aber Zugeständnisse auf dem Balkan machen müssen. Im Sinne des italienischen Irredentismus wären Triest, Istrien und die dalmatinische Küste und Fiume/Rijeka von Interesse gewesen. Das sind Gebiete, die bis 1918 zu Ö-U gehörten. Wie hätte Ö-U Italien für ein gemeinsames Agieren auf dem Balkan interessieren sollen, ohne diese Gebiete - oder Teile davon - abzutreten?
 
Dazu hätte Ö-U Italien aber Zugeständnisse auf dem Balkan machen müssen. Im Sinne des italienischen Irredentismus wären Triest, Istrien und die dalmatinische Küste inkl. Fiume/Rijeka von Interesse gewesen. Das sind Gebiete, die bis 1918 zu Ö-U gehörten. Wie hätte Ö-U Italien für ein gemeinsames Agieren auf dem Balkan interessieren sollen, ohne diese Gebiete - oder Teile davon - abzutreten?

Eben nicht.

Weil die albanische Küste an Italien zu verschieben, statt da einen albanischen Staat aus dem Boden zu stampfen unweigerlich zu einem Zusammenstoß Italiens mit Serbien und damit indirekt auch mit Russland geführt hätte.
In einer solchen Konstellation hätte Italien ein Eigeninteresse gehabt mit Österreich-Ungarn wenigstens im begrenzten Maße auf dem Balkan zwecks Einhegung Serbiens zu kooperieren um die eigenen Positionen dort nicht wieder los zu werden und sich nicht irgendwann womöglich alleine einer serbisch-russischen Allianz gegenüber zu sehen.

Italien in einer Weise am Westbalkan in einer Position zu installieren, die es von vorn herein in Konflikt mit Serbien und dessen Schutzherrn Russland bringen musste, hätte Rom dazu gezwungen sich mit Wien auf einem gewissen Mindestniveau zu verständigen um diese Positionen halten zu können.
 
Gab es zu der Zeit eine nennenswerte italienische Minderheit in Albanien? In Istrien, Rijeka und wohl auch an der dalmatinischen Küste war das der Fall. Ziel des italienischen Irrendentismus war doch das Risorgimento, dass alle Italienier in einem Italien leben.
 
Das sich dieser Block aus seinen eigenen Interessen heraus eher gegen das Osmanische Reich, als gegen Österreich-Ungarn wenden würde musste eigentlich jeder sehen können, der die Situation am Balkan einigermaßen kannte.

Der Balkanbund hatte sich doch bereits im 1.Balkankrieg gegen das Osmanische Reich gewendet. Die vier Staaten waren sich nun nach dem erfolgreichen Krieg nicht mehr so einig wie zuvor. Die Interessen waren doch recht unterschiedlich.

Das ist völlig richtig, allein das Ausmaß des Beuteversprechens zeigt denn auch, dass es schon auch einiger Überzeugungskraft brauchte um Rom tatsächlich an die Entente zu binden.

Schlicht und ergreifend hatte sich Italien an den Meistbietenden verkauft. Das Feilschen erinnert schon fast an einem orientalischen Basar. Es war leicht für London und Paris, denn sie verhökerten ja kein eigenes Territorium.
Der Irredentismus ist weniger eine Kraft, die Italien in unversönliche Feindschaft zu Österreich-Ungarn brachte, als viel mehr eine, die dazu tendierte Italien aus dem System der großen Bündnisblöcke heraus zu neutralisieren.

Der Irredentismus wollte ganz konkret österreichisch-ungarisches Territorium, also beim Verbündeten, für Italien einverleiben

Die Einbindung Italiens am Westbalkan hätte es erlaubt abseits der großen Bündnissblöcke eine Zweckgemeinschaft zur Vertretung der eigenen Interessen im Balkan zu begründen.

Das hätte auch die Präsenz des italienischen Rivalen an der Adria bedeutet. Das war in Wien unerwünscht.
 
Mag schon sein, nur hätte man, wenn mit Italien ein neuer Gegner den Schauplatz am Balkan betreten hätte, mit dem man sich dann um die albanischen Territorien gestritten hätte, in Belgrad möglicherweise über eine Neujustierung des Verhältnisses zu Wien nachdenken müssen, schon um nicht ein mittelfristiges Zusammengehen Österreich-Ungarns und Italiens gegen Serbien geradezu herauszufordern.

Italien und Serbien, beide beanspruchten österreichisch-ungarisches Territorium. Es war eher zu befürchten, das sich Belgrad und Rom verständigen würden.

Italien war schon mit Athen in Clinch, da wäre zusätzlicher Streit mit Belgrad nicht erwünscht.
 
Gab es zu der Zeit eine nennenswerte italienische Minderheit in Albanien? In Istrien, Rijeka und wohl auch an der dalmatinischen Küste war das der Fall. Ziel des italienischen Irrendentismus war doch das Risorgimento, dass alle Italienier in einem Italien leben.

Es gab italienische Stützpunktinteressen, in Rom war man scharf darauf Teile der albanischen Gegenküste in die eigene Hand zu bekommen, weil man ein strategisches Interesse daran hatte im Kriegsfall die Straße von Otranto sperren und die Adria dicht machen zu können.
Das hätte die notorische Anfälligkeit Italiens wegen seiner langen Küstenlinie gegenüber Angriffen von See her deutlich reduziert.

An der dalmatinischen Küste hatte es venezianische Handelskolonien und entsprechend kleinere italienische Gemeinden gegeben, in denen die Italiener aber im 20. jahrhundert nur noch eine verschwindende Minderheit darstellten, da das bis ins 19. Jahrhundert in heutigen Kategorien weitgehend etwas größere Dörfer waren, die vor allem durch den Zuzug der umgebenden Landbevölkerung anwuchsen und die war einmal kroatisch.

Wenn man die Vorstellung alle Italiener in einem Staat vereinigen zu wollen tatsächlich als Leitmaxime aufgegriffen hätte, wäre es sinnvoller gewesen erstmal zu versuchen New York und Argentinien zu erobern, als sich mit der dalmatinischen Küste zu befassen, was den Anteil italienischsprachiger Einwohner betrifft.
 
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