Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Schreibt nicht Tacitus in der "Agricola" davon, dass man die einheimischen Eliten mit deren Heranführen an römisches Luxusleben von ihrem Widerstand gegen die römische Herrschaft abbringt?

Wenn man Tacitus als Zeuge für die Civitas Ubiorum heranzieht, muss er nicht auch als Beweis für Riothamus' These zur Korrumpierung der einheimischen Eliten akzeptiert werden?
:grübel:
 
Schreibt nicht Tacitus in der "Agricola" davon, dass man die einheimischen Eliten mit deren Heranführen an römisches Luxusleben von ihrem Widerstand gegen die römische Herrschaft abbringt?

Wenn man Tacitus als Zeuge für die Civitas Ubiorum heranzieht, muss er nicht auch als Beweis für Riothamus' These zur Korrumpierung der einheimischen Eliten akzeptiert werden?
:grübel:

Du hast recht.
Das ist ein Argument.
 
Mit den Funden der letzten Tage muss die Zahl der Münzen um ca. 190 erhöht werden.
Welche Funde in den letzten Tage?

Ich vermute, es geht darum:

Archäologen bergen in Kalkriese 200 Silbermünzen | NDR.de - Nachrichten - Niedersachsen - Osnabrück/Emsland

Wieder was neues zu den Münzen oder genauer gesagt zu ihrem Fundort in Kalkriese:

Aber die Denare könnten auch eine ganz andere Geschichte erzählen. Ihr Fundort liegt am Fuß des Wiehengebirges, etwa 150 Meter südlich des Walls aus Grassoden, der nach üblicher Lesart bislang als Verschanzung der Germanen angesehen wird. Von dort sollen sie die Römer nach Norden hin in Richtung Großes Moor angegriffen haben. „Dort haben wir bislang das Aufmarschgebiet von Arminius’ Männern vermutet“, sagt der Archäologe Salvatore Ortisi, Leiter der Wissenschaftsabteilung des Museums und Parks Kalkriese.[...] Stattdessen bringt der Professor für Provinzialrömische Archäologie an der Universität München vorsichtig eine erstaunliche Hypothese ins Spiel: Es könnte sich bei dem Silberschatz um die Reste einer Truppenkasse einer römischen Einheit gehandelt haben. Das aber würde der bisherigen Deutung des Fundorts Kalkriese eine gänzlich neue Wendung geben. Das Behältnis mit dem Sold der Legionäre wird sich im Feindesland kaum von der Truppe entfernt haben. Wenn die Kasse aber in ihrer Mitte lag, könnten römische Soldaten hier, am Saum des Wiehengebirges, ein Lager aufgeschlagen haben. Das aber würde bedeuten, dass dort, wo man bislang das Aufmarschgebiet der Germanen vermutete, sich Legionäre verschanzt hatten.

aus: https://www.welt.de/geschichte/arti...-bezogen-erst-ein-Lager-dann-starben-sie.html

Also ohne eine Karte sage ich jetzt nichts mehr...:weinen::nono::confused: - das würde doch alles über den Haufen werfen, oder?:confused:

Verstehe ich es richtig, dass der alte Wall (damit meine ich nicht den möglicherweise letztes Jahr entdeckten Wall) ein Richtung Moor gesetzter Römerwall gewesen sein könnte?
 
Also dann hätten wir den Südwall (den alten Grassodenwall, den vermeintlichen Hinterhalt), dann den erst kürzlich vermuteten Nordwall, der den Südwall zu einem römischen Lager ergänzt.

Jetzt aber wird ein Rest der Truppenkasse südlich des Südwalls gefunden...

D.h. die Römer haben außerhalb ihres Lagers kampiert...

Das wird ja richtig bizarr!

Bleibt aber spannend!
 
Ich verstehe den Artikel von Seewald nicht wirklich, beginnend mit diesem Satz:
Vor wenigen Tagen kamen nun rund 220 Münzen ans Licht, der größte antike Münzhort, der bislang östlich der Elbe gefunden wurde. Er könnte die Forschung in eine völlig neue Richtung weisen. Denn an dem Fundort hatten die Archäologen vieles erwartet, aber gewiss keine römischen Denare.
Also vor den neuen Münzfunden der letzten Wochen sind 1628 Münzen gefunden worden worden, darunter die höchste Anzahl an Aurei in der Germania libera (schon vor den acht neuen Aurei vom letzten Jahr). Denare waren auch immer in ausreichender Zahl in Kalkriese vorhanden. Daher verstehe ich die Aussage nicht, die Archäologen hätten "gewiss keine römischen Denare" erwartet. :nono: Zumal sich ja an der Datierung nichts ändert. Die Schlussmünze war der Gaius/Lucius-Typ, die Schlussmünze bleibt der Gaius/Lucius-Typ.

Der von Carolus zitierte Satz ist ein weiterer Fehler im Artikel (ein vorheriger Fehler ist die Datierung der Münzen taq 2 v. Chr., sie müssen auf taq 2 n. Chr. datiert werden, da starb Lucius, Gaius starb 4. Manche meinen sogar, dass die Münzen trotz Lucius' Tod weiter geprägt wurden und setzen daher sogar einen taq 4 n. Chr. an, ich halte das für unplausibel), den ich allerdings im Eifer des Gefechts dieser Diskussion auch schon gemacht habe:
Ihr Fundort liegt am Fuß des Wiehengebirges, etwa 150 Meter südlich des Walls aus Grassoden, der nach üblicher Lesart bislang als Verschanzung der Germanen angesehen wird.
Korrekt ist nördlich. Da hat Seewald wohl, wie ich damals, bergab so sehr mit südlich (auf der Karte unten) assoziiert, dass hier dieser Fehler zustande gekommen ist.

Dass Seewald nun wieder die pontes longi-Hypothese ins Spiel bringt, kann ich nun gar nicht verstehen. Also abgesehen davon, dass die pontes longi südlich oder westlich der Ems zu suchen sind, wären hier doch nach Kölner Brandhorizont 14 n. Chr. bis zu einem Siebtel postvarianischer Münzen zu erwarten, bisher gibt es aber keine einzige und das bei ca. 1850 Münzen, die man in Kalkriese mittlerweile gefunden hat. Zudem werden die Vertreter einer pontes longi-Hypothese immer das Problem haben zu erklären, warum in Kalkriese so dermaßen viel Geld zu finden ist, wo doch nach den Erfahrungen der Varusschlacht Tiberius ausdrücklich befohlen hatte, dass man nur noch mit leichtem Gepäck ins Feindesland marschierte und dies angeblich sogar überprüfte. Germanicus war dabei sein Unterfeldherr und auch von Caecina, eine alten militärischen Hasen wissen wir zwar nicht zu seiner Haltung zu Gepäck, aber etwa zu Frauen auf Feldzügen. Es ist also nicht davon auszugehen, dass die Germanicus-Legionen über viel Geld im Feindesland und Luxusgegenstände, wie wir sie aus Kalkriese kennen, verfügten.

Was Seewald übersieht, ist, dass Ortisi bereits im letzten Jahr der These Schlüters nachgespürt hat, ob es sich bei Kalkriese nicht um ein Lager der Varuslegionen handelte anstatt um einen germanischen Wall - letztes Jahr konnte Schlüters These nicht überzeugend bewiesen werden, wie es dieses Jahr aussieht, weiß ich noch nicht, dazu hätte man weitere Wallstrukturen finden müssen. Die Idee ist also nicht neu, daher ist auch diese Aussage
Es könnte sich bei dem Silberschatz um die Reste einer Truppenkasse einer römischen Einheit gehandelt haben. Das aber würde der bisherigen Deutung des Fundorts Kalkriese eine gänzlich neue Wendung geben. Das Behältnis mit dem Sold der Legionäre wird sich im Feindesland kaum von der Truppe entfernt haben. Wenn die Kasse aber in ihrer Mitte lag, könnten römische Soldaten hier, am Saum des Wiehengebirges, ein Lager aufgeschlagen haben. Das aber würde bedeuten, dass dort, wo man bislang das Aufmarschgebiet der Germanen vermutete, sich Legionäre verschanzt hatten
also nicht neu, sondern eine Fortsetzung dessen, was man schon im letzten Jahr versucht hat zu verifizieren und was Schlüter bereits 2011 als Hypothese formuliert hat. Wir werden abwarten müssen. Ich halte es jedenfalls für eher unplausibel, dass 220 Silberstücke die "Truppenkasse" ausmachten. Und - diese Kritik richtet sich aber (vorausgesetzt Seewald gibt Ortisi richtig wieder) eher an Ortisi als Seewald - es gibt ja durchaus mehr als nur die beiden Extreme Truppenkasse und am Körper getragen.

Der Fund der 220 neuen Münzen ist toll, vielleicht sogar sensationell, aber er ist - da sich durch diesen Fund im Grunde genommen keine Neubewertung Kalkrieses ergibt - nicht wichtig. Wichtig ist die Frage, ob die Schlütersche Hypothese von 2011 nun endlich be- oder widerlegt werden konnte.
 
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Ich verstehe den Artikel von Seewald nicht wirklich, beginnend mit diesem Satz:
Vor wenigen Tagen kamen nun rund 220 Münzen ans Licht, der größte antike Münzhort, der bislang östlich der Elbe gefunden wurde. Er könnte die Forschung in eine völlig neue Richtung weisen. Denn an dem Fundort hatten die Archäologen vieles erwartet, aber gewiss keine römischen Denare.
(...)
Der von Carolus zitierte Satz ist ein weiterer Fehler im Artikel (...), den ich allerdings im Eifer des Gefechts dieser Diskussion auch schon gemacht habe:
Ihr Fundort liegt am Fuß des Wiehengebirges, etwa 150 Meter südlich des Walls aus Grassoden, der nach üblicher Lesart bislang als Verschanzung der Germanen angesehen wird.
Korrekt ist nördlich. Da hat Seewald wohl, wie ich damals, bergab so sehr mit südlich (auf der Karte unten) assoziiert, dass hier dieser Fehler zustande gekommen ist.

Im “Eifer des Gefechts“ ist ein schönes Stichwort hinsichtlich von Lokalisationen, denn Seewald verlegt den neuen Münzfund ja auch mal so eben “östlich der Elbe“. ;)

Letztlich ist das aber nur Korinthenkackerei entlang eines möglicherweise unter redaktionellem Zeitdruck etwas schludrig verfassten Artikels.
Mich verwundert vielmehr der immer wieder durchscheinende Drang zu Ausschließlichkeiten bei der Interpretation, das Gegenüberstellen von Schwarz und Weiß, der Hang die große Erklärung liefern zu wollen.
Der Wall (die Wälle) von Kalkriese könnte von Germanen errichtet und zur Attacke genutzt worden sein, sie könnten dort jedoch lokal auch mal einen auf den Deckel bekommen haben und vorübergehend von Legionären aus ihrer Verschanzung geschmissen worden sein. Die Gesamtniederlage des Varus lässt doch nicht ausschließen dass es während mehrtägiger Kampfereignisse zu jeder Menge Chaos, wechselnden “Besitzverhältnissen“, wie auch mal zu römischen Teilerfolgen kommen konnte...
Spannend bleibt für mich einfach was, im Eifer der Gefechte Verlorenes oder Verbuddeltels, noch so alles von auf/unter/hinter/vor dem Wall aus dem Boden geholt werden kann.
 
Münzhort = Hortfund = Kein Zusammenhang mit der Schlacht?

Also, wenn das jetzt ein richtig versteckter Hort sein sollte. Aber es würde nur die erste zitierte Stelle wirklich erklären. Er schreibt von Zentrum. Zentrum des eventuellen Lagers? Und wieso kann es kein germanisches Opfer nach der Schlacht sein?

Süd/Nord: Wenn das schon fraglich ist, abwarten.
 
Im “Eifer des Gefechts“ ist ein schönes Stichwort hinsichtlich von Lokalisationen, denn Seewald verlegt den neuen Münzfund ja auch mal so eben “östlich der Elbe“. ;)
Der ist mir sogar noch entgangen.

Letztlich ist das aber nur Korinthenkackerei entlang eines möglicherweise unter redaktionellem Zeitdruck etwas schludrig verfassten Artikels.
Dabei ist Seewald eigentlich so etwas, wie ein Kalkriese-Experte. Das ist kein Journalist, der mal eben eine dpa-Nachricht ausschreibt, der befasst sich seit Jahren mit Kalkriese. Umso verwunderlicher dieser Artikel.
 
Der von Carolus zitierte Satz ist ein weiterer Fehler im Artikel (ein vorheriger Fehler ist die Datierung der Münzen taq 2 v. Chr., sie müssen auf taq 2 n. Chr. datiert werden, da starb Lucius, Gaius starb 4. Manche meinen sogar, dass die Münzen trotz Lucius' Tod weiter geprägt wurden und setzen daher sogar einen taq 4 n. Chr. an, ich halte das für unplausibel), den ich allerdings im Eifer des Gefechts dieser Diskussion auch schon gemacht habe:
Ihr Fundort liegt am Fuß des Wiehengebirges, etwa 150 Meter südlich des Walls aus Grassoden, der nach üblicher Lesart bislang als Verschanzung der Germanen angesehen wird.
Korrekt ist nördlich. Da hat Seewald wohl, wie ich damals, bergab so sehr mit südlich (auf der Karte unten) assoziiert, dass hier dieser Fehler zustande gekommen ist.


Zur Datierung der Gaius-Lucius-Münzen gibt es wohl verschiedene, gut begründete Ansichten: Datierung der Caius/Lucius Denare von Augustus ? Numismatikforum

Für die Datierung 1 v. Chr. spricht wohl:

Der Typ ist nicht, wie im RIC² angegeben, 2 v./4 n. Chr. zu datieren; diese Stücke wurden 2/1 v. Chr. geprägt, wie sich aus der Tatsache ergibt, daß Gaius Caesar im Jahr 1 n. Chr. den Konsulat innehatte und somit nicht mehr designierter Konsul war (Kehne, Zur Datierung der Fundmünzen aus Kalkriese, in: Wiegels, Rainer (Hrsg.), Die Fundmünzen von Kalkriese und die frühkaiserzeitliche Münzprägung, Möhnesee 2000, S. 47 f.). Siehe zur Datierung und zur Deutung des Reverses auch Wolters, Gaius und Lucius Caesares als designierte Konsuln und principes iuventutis. Die lex Valeria Cornelia und RIC I² 205 ff., in: Chiron 32 (2002), S. 297 ff.

Beitrag von User Zwerg, der Künker zitiert.

Aber unabhänigig davon, ob die Münzen nun auf taq 1 v. Chr. oder 4 oder 2 n. Chr. datiert werden, ändert sich durch die neu gefundenen Münzen am Münzspiegel nichts.


Gibt es eigentlich etwas offizielles aus Kalkriese, wo denn diese 200 Münzen gefunden worden sind.

Im Welt-Artikel steht:

"etwa 150 Meter südlich des Walls aus Grassoden,"

Die Westfälischen-Nachrichten (Neuer Münzfund in Kalkriese : Neue Spuren ...) schreiben:

"Etwa 50 Meter südlich des bisher bekannten „Schlachtfeldes“ mit dem rekonstruierten Germanenwall wurden die Münzen von einem Sondengänger nur wenige Zentimeter unter der Bodenoberfläche entdeckt."

In Archäologie-Online findet sich leider keine Angabe, wo der Fundort war.

https://www.archaeologie-online.de/...und-auf-dem-schlachtfeld-von-kalkriese-41060/


Was Seewald übersieht, ist, dass Ortisi bereits im letzten Jahr der These Schlüters nachgespürt hat, ob es sich bei Kalkriese nicht um ein Lager der Varuslegionen handelte anstatt um einen germanischen Wall - letztes Jahr konnte Schlüters These nicht überzeugend bewiesen werden, wie es dieses Jahr aussieht, weiß ich noch nicht, dazu hätte man weitere Wallstrukturen finden müssen. Die Idee ist also nicht neu, daher ist auch diese Aussage
Es könnte sich bei dem Silberschatz um die Reste einer Truppenkasse einer römischen Einheit gehandelt haben. Das aber würde der bisherigen Deutung des Fundorts Kalkriese eine gänzlich neue Wendung geben. Das Behältnis mit dem Sold der Legionäre wird sich im Feindesland kaum von der Truppe entfernt haben. Wenn die Kasse aber in ihrer Mitte lag, könnten römische Soldaten hier, am Saum des Wiehengebirges, ein Lager aufgeschlagen haben. Das aber würde bedeuten, dass dort, wo man bislang das Aufmarschgebiet der Germanen vermutete, sich Legionäre verschanzt hatten
also nicht neu, sondern eine Fortsetzung dessen, was man schon im letzten Jahr versucht hat zu verifizieren und was Schlüter bereits 2011 als Hypothese formuliert hat. Wir werden abwarten müssen. Ich halte es jedenfalls für eher unplausibel, dass 220 Silberstücke die "Truppenkasse" ausmachten. Und - diese Kritik richtet sich aber (vorausgesetzt Seewald gibt Ortisi richtig wieder) eher an Ortisi als Seewald - es gibt ja durchaus mehr als nur die beiden Extreme Truppenkasse und am Körper getragen.

Der Fund der 220 neuen Münzen ist toll, vielleicht sogar sensationell, aber er ist - da sich durch diesen Fund im Grunde genommen keine Neubewertung Kalkrieses ergibt - nicht wichtig. Wichtig ist die Frage, ob die Schlütersche Hypothese von 2011 nun endlich be- oder widerlegt werden konnte.

Richtig, die Deutung des Walls als römischer Lagerwall hat mit dem neuen Münzfund nichts zu tun.
 
Gibt es eigentlich etwas offizielles aus Kalkriese, wo denn diese 200 Münzen gefunden worden sind.
Auf der Pressemitteilung auf der Website von Kalkriese vom 31. März wird der Ort nicht genauer bezeichnet. Aber angesichts der Erkundungsgrabungen, die ja an die aus dem letzten Jahr anschließen sollen, kann das eigentlich nicht passen. Aber genau lokalisieren werden die den Bereich eh nicht, solange die Grabungen nicht abgeschlossen sind, schon um es illegalen Sondengängern nicht zu einfach zu machen. Raubgräber reden sich zwar immer raus, sie würden die Archäologie anstoßen, haben aber nicht selten keine Hemmungen, Nachts in laufende Grabungen einzufallen und den archäologischen Befund zu stören.

Was die Datierung der Gaius-Lucius-Denare angeht, so datiert auch Werz sie in der Tat auf 2./1. v. Chr.
 
Auf der Pressemitteilung auf der Website von Kalkriese vom 31. März wird der Ort nicht genauer bezeichnet. Aber angesichts der Erkundungsgrabungen, die ja an die aus dem letzten Jahr anschließen sollen, kann das eigentlich nicht passen. Aber genau lokalisieren werden die den Bereich eh nicht, solange die Grabungen nicht abgeschlossen sind, schon um es illegalen Sondengängern nicht zu einfach zu machen. Raubgräber reden sich zwar immer raus, sie würden die Archäologie anstoßen, haben aber nicht selten keine Hemmungen, Nachts in laufende Grabungen einzufallen und den archäologischen Befund zu stören.

Was die Datierung der Gaius-Lucius-Denare angeht, so datiert auch Werz sie in der Tat auf 2./1. v. Chr.

Vermutlich beziehst Du Dich auf diese Pressemitteilung: http://www.kalkriese-varusschlacht....setexte/2017-03-31_PI_Muenzfund_Kalkriese.pdf

Ich frage mich, wieso dann Seewald in der Welt und Loy in den Westfälischen Nachrichten von 150 m bzw. 50 m südlich des Walls bzw. Schlachtfeldes schreiben. Meinte man eventuell mit Wall den möglichen, noch nicht nachgewiesenen zweiten Wall zum Moor hin? Und dann wurde dieser mögliche Wall mit dem bisher bekannten Wall verwechselt?:confused:
 
Eine Frage an jene die mit archäologischen Arbeitsweisen vertraut sind:
Ob nun 50 oder 150 m von welchem Kalkrieser Wall auch immer entfernt, wie ist zu erklären, dass nach jahrelangem Forschen, laut Loys Artikel in den Westfälischen Nachrichten, wenige Zentimeter unter der Oberfläche von einem Sondengänger ein solche Menge an Münzen gefunden wird? Bin ich zu naiv, wenn ich davon ausgehe (ausging), dass im Dauerbrenner Kalkriese jeder Erdkrümel in weiterem Umkreis mit allen erdenklichen Sonden nicht schon längst per du sein müsste?
 
Mir hat das ein Grabungstechniker mal so erklärt: Er geht einen Acker teilweise bis zu zehn Mal ab, bevor er nichts mehr findet. Weil halt jedes Mal die Schollen umgeworfen werden und die Sonden nur eine gewisse Tiefe erreichen. In Kalkriese ist ja nun schon seit drei Jahrzehnten mindestens nicht mehr gepflügt worden, zudem ist der Eschauftrag bis zu einem Meter dick, sprich, um mit der Sonde etwas zu finden, musst du schon die Oberfläche aufgezogen haben. Den Fotos nach zu urteilen, lagen die Münzen hier π*:hoch: 30 cm tief. Das müsste eine Sonde eigentlich noch erreichen.
 

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Die Zeit wird die Frage wohl beantworten.

Oder kann das vermutete Wallstück ein Überrest des zerstörten Tumulus sein, um noch eine Option ins Spiel zu bringen. Dann könnte Germanicus seinen Soldaten auf dem S hlachtfeld erplünderte Münzen abgenommen haben, um sie dort zu deponieren. (Geht natürlich auch ohne Grabhügel.)

Es gibt eben zig Möglichkeiten. Einschränken werden es erst offizielle Berichte zu den neuen Funden und Befunden.

(Die Verwechselung von Nord und Süd ist dort allerdings wirklich einfach. Ich musste mich vor Ort ein paar Mal an die tatsächlichen Himmelsrichtungen erinnern. Heute ist eben alles Richtung Berg ausgerichtet. Und Germanen im Süden, Römer im Norden? Kein Wunder, dass Varus nicht klar kam.)
 
Den Fotos nach zu urteilen, lagen die Münzen hier π*:hoch: 30 cm tief. Das müsste eine Sonde eigentlich noch erreichen.

Das dachte ich mir auch. Allerdings geht weder aus Loys Artikel noch der Bildunterschrift (“ein Grabungsfeld in Kalkriese“) eindeutig hervor dass es sich bei dem Foto um den Fundort der Denare handelt.
Das Schöne an der Sache ist jedenfalls dass die Hoffnung auf weitere Funde Nahrung bekommen hat.
 
Allerdings geht weder aus Loys Artikel noch der Bildunterschrift (“ein Grabungsfeld in Kalkriese“) eindeutig hervor dass es sich bei dem Foto um den Fundort der Denare handelt.
Siehst du die Köpfe von den Plastiklöffeln? Das sind Markierungen für die Lage der einzelnen Münzen.
 

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Siehst du die Köpfe von den Plastiklöffeln? Das sind Markierungen für die Lage der einzelnen Münzen.

Aha, und merci!
Dann muss man als Archäologe angesichts der Zweckentfremdung von Rührwerkzeugen also die Kunst des Schüttelns beherrschen wenn der Kaffee mit Milch und Zucker verfeinert werden will.
Wie ist das, wenn nach Sondensignalen Silberlöffel zum Vorschein kommen, werden als Marker dann Poker-Chips ins Erdreich gesteckt? :still:
 
Siehst du die Köpfe von den Plastiklöffeln? Das sind Markierungen für die Lage der einzelnen Münzen.
Also wenn die Münzen nicht beisammen (warum eigentlich)sondern in der gezeigten Streuung lagen, spricht die Sonde nur wie bei Einzelmünzen an. Da sind 30cm schon die absolute Grenze für Spitzengeräte.
Warum sie allerdings mitten unter Römern verborgen worden sein sollen, erschließt sich mir nicht. Solche Niederlegungen erfolgen in der Regel im Alleingang, unmittelbar in der Nähe von markanten Bäumen, Hügeln oder Wällen, da sonst keine Chance besteht, sie irgend wann wiederzufinden.
 
Siehst du die Köpfe von den Plastiklöffeln? Das sind Markierungen für die Lage der einzelnen Münzen.


Falls das Bild die tatsächliche Ausgrabung der 200 Münzen zeigt und nicht nur als Symbolbild irgendeine Ausgrabung, wo mit Metalldetektoren gearbeitet wurde, könnte die Streuung der Münzen auch durch spätere Störung der Schichten (mehrhundertjährige Pflugarbeiten) erfolgt sein. Das Bild stammt von (oder wird zumindest verwendet) im Artikel der Deutschen Welle: Schatzfund mit 200 Silbermünzen in Kalkriese | Kultur | DW.COM | 31.03.2017. Allerdings sind die Bilder von einer Bildagentur.

Zumindest spricht die Pressemitteilung von Kalkriese (http://www.kalkriese-varusschlacht....setexte/2017-03-31_PI_Muenzfund_Kalkriese.pdf) von einem Hortfund.

Aber ich bin auch erstaunt, dass nach fast 30 Jahren Arbeiten in Kalkriese immer noch im näheren Umfeld spektakuläre Funde zum Vorschein kommen. Erst letztes Jahr die Goldmünzen, jetzt die Silbermünzen.
 
Falls das Bild die tatsächliche Ausgrabung der 200 Münzen zeigt und nicht nur als Symbolbild irgendeine Ausgrabung, wo mit Metalldetektoren gearbeitet wurde, könnte die Streuung der Münzen auch durch spätere Störung der Schichten (mehrhundertjährige Pflugarbeiten) erfolgt sein.
Natürlich ist die ins Bild gehaltene Sonde ein Symbolbild, aber Ort und Akteure sowie Löffel sind echt.

Aber ich bin auch erstaunt, dass nach fast 30 Jahren Arbeiten in Kalkriese immer noch im näheren Umfeld spektakuläre Funde zum Vorschein kommen. Erst letztes Jahr die Goldmünzen, jetzt die Silbermünzen.
Man muss dabei allerdings auch folgendes beachten: die Forschungen in Kalkriese umfassenen einen engeren Bereich (Grassodenwall Oberesch) und einen weiteren Bereich, nämlich die Conflict Landscape mit den umliegenden Dörfern und Höfen, die zum Zeitpunkt der Schlacht bestanden. Selbst das museumseigene Gelände ist ja noch nicht umfassend ergraben worden, manche im Luftbild vielversprechende Flecken haben sich als archäologisch uninteressant Baumwurfgruben herausgestellt.
 
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