Der König tanzt
So, nun habe ich endlich mal "Le roi danse" gesehen.
Der Film von 2000
handelt vom skandalträchtigen Leben des französischen Komponisten Lully (Boris Terral), dem es früh schon gelang die Gunst von Louis XIV (Benoît Maginel) zu gewinnen. Neben der Beziehung des Königs zu seinem bevorzugten Komponisten handelt der Film auch von der anfänglichen Freundschaft zwischen Lully und Molière (Tchéky Karyo).
Gut gefielen mir zum Teil die
Schauspieler. Tchéky Karyo ("L'Ours", "Nostradamus") ist wohl in dem Ensemble der international berühmteste und verkörperte m.E. recht passend das Dramatikergenie, auch wenn insgesamt der Regie nicht gelang den berstenden Humor der Komödien des Meisters herüber zu bringen. Cécile Bois gefiel mir auch ganz gut.
Getragen wird der Film von Gérard Corbiau durch die monumentale
Musik von Lully. Zum Teil wird diese gelungen in Szene gesetzt, auch wenn insgesamt der Zauber der französischen Oper etwas hinten runter fällt, da sich der Film primär mit Zeit des tanzenden Königs, wie der Titel schon andeutet, beschäftigt.
Die
Kostüme sind eher theatresk und nicht unbedingt "historisch" gut gemacht, teilweise sind auch richtige Schnitzer dabei, wie am Anfang die Justaucorps, die es natürlich um 1653 noch nicht in der Art gab. Überhaupt ist ein modischer Wandel dem schwächelnden Kostümbild verschuldet leider kaum bis nicht erkennbar. Die Schminke ist eindeutig modern inspiriert, v.a. bei den Frauen auf der Bühne (Lidschatten etc.). Der Prince de Conti (Idwig Stephane) mit seiner Glatze wirkt wie ein Fantasyfilmbösewicht - hier das Porträt des echten Armand de Bourbon-Conti:
Armand de Bourbon-Conti - Wikipédia .
Insgesamt schien mir der Film eine Low-Budget-Produktion. Geschickt m.E. wurde das Thema des Krieges ohne viel Aufwand angedeutet.
Gut gefielen mir z.T. die Drehorte. Müsste ich mir aber nochmal anschauen, um das besser beurteilen zu können.
Ich werde mir auf jeden Fall den Film mal auf Französisch anschauen, um festzustellen, ob im Theater mit der passenden Betonung des Barocktheaters gesprochen wird.
Wie auch im Falle von Farinelli verlässt sich Corbeau auf das Umwerfende an der Musik der jeweiligen Epoche. Trotz Sex and Crime schafft der Film aber für mich nur kaum zu unterhalten. Ja, manche Passagen wie am Anfang der Streit zwischen Königin Anne d'Autriche (Colette Emmanuelle) wirken etwas arg hölzern, aufgesetzt und unglaubwürdig (vielleicht ein bisschen so wie "Ridicule" 1996).
Wer aber von schöner Musik beeindruckt werden möchte oder vielleicht damit erst richtig auf den Geschmack für französische Oper kommen und ein bisschen Versailles anschauen, dem sei der Film empfohlen. 5 1/2 von 10 Punkten. :winke: