WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

Ich meine einen Beleg, das Preußen und Österreich, ohne machtpolitischen Druck Dritter, auf die Provinzen verzichtet hatten.
Die Provinzen sind vermutlich das spätere Reichsland Elsass-Lothringen. Preußen konnte nicht darauf verzichten, weil die Region nie preußisch war. Habsburg verzichtete im Westfälischen Frieden auf seine Rechte im Elsass. Lothringen kam friedlich an Frankreich nachdem im Vertrag von Wien 1738 festgelegt war, dass der letzte lothringische Herzog Franz Stephan die Toskana erhielt und dafür Stanislaus I. Leszczyński Lothringen bekam. Nach dessen Ableben 1766 fiel Lothringen vereinbarungsgemäss an Frankreich.
 
Du missverstehst mich. Ich meine einen Beleg, das Preußen und Österreich, ohne machtpolitischen Druck Dritter, auf die Provinzen verzichtet hatten.
Welche historischen Ansprüche hatte Preußen in diesem Raum vorzuweisen?

Preußen selbst hatte im Elsass und in Lothringen nie Territorien besessen und da es sich auf dem Wiener Kongress mit Händen und Füßgen gegen jedes österreichische Ansinnen wehrte, das alte Reich in irgendeiner Form wieder aufzurichten, um nicht erneut unter die Oberhoheit eines habsburgischen Kaisers zu fallen, konnte es schlecht behaupten dieses Reich zu vertreten.

Österreich hatte auf alle Ansprüche an die ehemaligen Vorlande verzichtet und sich übr dem Umweg eines Ausgleichs mit Bayern wegen der Pfalz das Herzogtum Salzburg als Kompensation gesichert, was schon deswegen Sinn machte weil es eben das österreichische Territorium abrundete und keine abgeschnittene Exklave darstellte.

Überhaupt wollte Metternich keine direkte Grenze mit Frankreich mehr, was dann für ihn auch mit ausschlaggebend dafür war nicht auf einer Restitution der ehemaligen Österreichischen Niederlande zu bestehen (also das Territorium, in dem Österreich wesenntlich glaubhaftere Ansprüche gehabt hätte, als in Lothringen und weiten Teilen des Elsass), sondern Österreich dafür (und für den Verzicht auf die Gebiete aus der 3. polnischen Teilung) mit verbesserten Positionen in Italien kompensieren zu lassen (Bestätigung Veneziens und Dalmatiens als österreichischer Besitz, Restitution von Mailand und der Sekundogenitur der Habsburger in der Toscana und neuerlich auch auch Parma und Modena).

Nähere Belegstellen dafür müsste ich raussuchen, dafür müsste ich mir etwas Zeit erbitten.


Das Österreich-Habsburg aber 1815 nicht auf die Rechte des Reiches und seine früheren Westterritorien bestand, sieht man wie gesagt schon daran, dass Metternicht und Kaiser Franz sehr schnell bereit waren zu gunsten der Niederlande auf alle Ansprüche an Luxemburg und die belgischen Territorien zu verzichten.

Aber zu der gewaltsamen französischen Einverleibung der Provinzen, unter Verletzung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, sie gehörten ursprünglich eben nicht zu Frankreich, habe ich immer noch nichts von dir noch nichts gelesen. Ist das Peanuts oder irrelevant?

Irrellevant jedenfalls für das 19. Jahrhundert, nachdem das Heilige Römische Reich erloschen war.

Wir können das gerne weiter diskutieren, dann sollten wir das meiner Ansicht nach aber im Unterforum "Absolutismus und Aufklärung" tun, denn wenn man klären möchte, ob das Heilige Römische Reich an seinem Ende möglicherweise noch Ansprüche an Frankreich wegen der Eroberungen von Louis XIV hätte haben können, müsste man sich im Detail ansehen, was die zwischenzeitlichen Abmachungen zwischen Habsburgern und Bourbonen zu diesem Thema beinhalteten.

Zwischen Louis XIV und der französischen Revolution liegen ja durchaus noch die pragmatische Sanktion Karl VI. der Verzicht Herzog Franz-Stephans von Lothringen auf sein Herzogtum zu Gunsten Stanislaus Leszczinskis und Frankreichs, kompensiert durch die Toskana und das Plazet zur Heirat mit Maria Theresia, die Kaunitz'sche Allianzpolitik zwischen Habsburg und Frankreich, nicht zuletzt auch die Eheverbindung zwischen Habsburg und Bourbonen durch Louis XVI. und Maria Antonia von Habsburg ("Marie Antoinette").

Wenn man sich damit befassen wollte, ob es wegen Louis XIV. noch irgendwas zu revidieren gab, müsste man sich anschauen (und das weiß ich selbst nicht) ob bezüglich alter Ansprüche bei diesen Gelegenheiten ein Ausgleich zwischen Kaiser und Frankreich heerbeigeführt wurde.

Mindestens was Franz-Stephan und die lothringischen Angelegenheiten angeht, halte ich das für hochwahrscheinlich, das Ausscheiden Lothringens aus dem Verband des Reiches war ja in der Vereinbarung von Habsburgs sanktioniert worden und in dem Moment, wo Franz-Stephan verzichtete, müsste das eigentlich erledigt gewesen sein.

Elsass wäre sicherlich diffiziler.


Du hebst immer wieder darauf ab, dass das Deutsche Reich keinen Anspruch hatte; aber das ist doch nicht der Punkt.

Frankreich hatte vor dem Kongress auch keinen.

Nicht auf die Restbestände, die 1789 noch zum Reich gehörten.
Wegen dem Rest müsste man das nachprüfen und wegen der erwähnten Restbestände, schuf der Kongress einen Anspruch, indem er diese Gebiete Frankreich zuerkannte.

Und man wird hier nicht behaupten, Frankreich hätte das mit Gewalt erzwungen. Frankreich war während der Zeit des Kongresses teilweise von den Siegermächten (auch Preußen und Österreich) besetzt und nicht in der Position irgendetwas zu erzwingen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Provinzen sind vermutlich das spätere Reichsland Elsass-Lothringen. Preußen konnte nicht darauf verzichten, weil die Region nie preußisch war. Habsburg verzichtete im Westfälischen Frieden auf seine Rechte im Elsass. Lothringen kam friedlich an Frankreich nachdem im Vertrag von Wien 1738 festgelegt war, dass der letzte lothringische Herzog Franz Stephan die Toskana erhielt und dafür Stanislaus I. Leszczyński Lothringen bekam. Nach dessen Ableben 1766 fiel Lothringen vereinbarungsgemäss an Frankreich.

Im Fall Lothringen, wäre allerdings fraglich, ob der Verzicht Franz-Stephans von Lothringen zu Gunsten Stanislaus Leszczinskis und die Entlassung Lothringen sua dem Reich in direktem Zusammenhang mit der Anerkennung der Pragmatischen Sanktion Karl VI. bezüglich der Sukzession durch Maria Theresia in den habsburgischen Erblanden stand.
In diesem Fall wäre Frankreich nämlich durch die Missachtung der pragmatischen Sanktion und sein bewaffnetes Aggieren im östrreichischen Erbgfolgekrieg gegen Habsburg, zu Gunsten Preußens, Sachsens und Bayerns, vertragbrüchig geworden.
 
Ich meine einen Beleg, das Preußen und Österreich, ohne machtpolitischen Druck Dritter, auf die Provinzen verzichtet hatten.

Um einen solchen Beleg zu bringen, müsste man erst einmal klären, ob auf dem Wiener Kongress überhaupt jemand Anspruch auf das Elsass erhoben hat.
Wer soll das gewesen sein, und mit welcher Begründung? Mir ist jedenfalls keine Forderung Preußens, Österreichs oder einer anderen Macht auf diese Gebiete bekannt.

Frankreich hatte vor dem Kongress auch keinen.

Aber natürlich hatte es das.
Der Besitz der gesamten linken Rheinseite ist Frankreich in mehreren Friedensverträgen zugestanden worden, und wäre erneut 1813 bestätigt worden, wenn Napoleon sich auf Metternichs Vorschlag vor Leipzig eingelassen hätte.
 
Im Fall Lothringen, wäre allerdings fraglich, ob der Verzicht Franz-Stephans von Lothringen zu Gunsten Stanislaus Leszczinskis und die Entlassung Lothringen sua dem Reich in direktem Zusammenhang mit der Anerkennung der Pragmatischen Sanktion Karl VI. bezüglich der Sukzession durch Maria Theresia in den habsburgischen Erblanden stand.
In diesem Fall wäre Frankreich nämlich durch die Missachtung der pragmatischen Sanktion und sein bewaffnetes Aggieren im östrreichischen Erbgfolgekrieg gegen Habsburg, zu Gunsten Preußens, Sachsens und Bayerns, vertragbrüchig geworden.
Wenn das so fraglich war, wieso hat dann Österreich im Frieden von Aachen 1748 kein Sterbenswörtchen über Stanislaus oder die Übertragung Lothringiens an Frankreich nach seinem Tod verloren? Offensichtlich waren sich da die Großmächte bezüglich Lothringen einig.
 
Irrellevant jedenfalls für das 19. Jahrhundert, nachdem das Heilige Römische Reich erloschen war.


Genau diese Antwort habe ich erwartet. Es ist also deiner Meinung nach irrelevant, das Frankreich sich die genannten Provinzen selbst mit Gewalt einverleibt hatte. Diese Ansicht kann ich nicht teilen.

Frankreich, ich denke da sind wir uns zur Abwechselung mal einig, hatte den Verlust der Provinzen, durch den Frankfurter Frieden von 1871 völkerrechtlich verbindlich geregelt, nicht verwunden und strebte eine Revanche mit dem Ziel der Rückgewinnung der Provinzen an. Denn es war auch den französischen Staatsmännern vollkommen klar, das sie die Provinzen friedlich nicht zurück erhalten würden.

Also, allgemein ausgedrückt. die deutsche Annektion der Provinzen, nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich, kritisiert. So weit, so gut. Dann sollte aber auch die gewaltsame Annektion Frankreichs der Provinzen durch Ludwig XIV. so kritisiert und nicht einfach unter dem Tisch fallen. Frankreich hatte sich die Provinzen auf dem gleichen Wege geholt, wie das gerade aus der Taufe gehobene Reich. Und Frankreich war nicht willens die deutsche Annektion anzuerkennen; ließ auch Hinweise auf die eigene gewaltsame Annektion nicht gelten.

Also das ist doch ein Messen mit zweierlei Maß und eine eigenartige Moral.

Und nochmals: Ich spreche nicht über die Frage des Anspruchs.
 
ist dir mal der Gedanke gekommen, welche Konsequenzen es gehabt hätte, wenn "die zu einem nachteiligen Frieden mit Waffengewalt gezwungene" Partei von ihrem Recht "nein, inakzeptabel, da machen wir nicht mit, Punktum" zu sagen Gebrauch gemacht hätte? ... nebenbei: die pathetische Rhetorik ist unnötig, denn was ging diesem angeblich bösen/benachteiligenden Friedensvertrag voraus? Richtig: ein mörderischer Krieg mit vielen Toten und Verwundeten.

Die Konsequenzen wären fatal.

Und vorausgegangen ist auch, das der unruhige Abenteurer Napoleon III. mal wieder dringend außenpolitische Erfolge benötigte. Frankreich "dürfe es nicht zulassen, das ein Hohenzollern auf dem Thron Karl V. steigt". Bei nüchterner Betrachtung hätte man das achselzuckend hinnehmen können, denn Spanien war nun wirklich keine Herausforderung geschweige denn Gefahr für die französische Groß- und Vormachtstellung in Europa.
Dann spukte da noch das Gespenst von "Rache für Sadowa" in den Köpfen. Kaiserin Eugenie hat die Thronkandidatur als solche Gelegenheit bezeichnet.
Frankreich maßte sich an, wie man es seit vielen Jahrzehnten gewohnt war, direkt in die deutschen Angelegenheiten einzugreifen zu müssen. Komischerweise hatte Paris sich nicht an Spanien gewendet, denn die Krone wurde schließlich von dort vergeben.
Und als der Krieg, den man begonnen und verloren hatte, war man, trotz Unterzeichnung des Friedensvertrages, nicht bereit dies zu akzeptieren.
 
Genau diese Antwort habe ich erwartet. Es ist also deiner Meinung nach irrelevant, das Frankreich sich die genannten Provinzen selbst mit Gewalt einverleibt hatte. Diese Ansicht kann ich nicht teilen.
Wir wollen doch dem Diskussionspartner nicht das Wort im Mund umdrehen.

Ich hatte ausdrücklich nicht "irrellevant", sondern "irrellevant im Bezug auf das 19. Jahrhundert" geschrieben und zwar deswegen, weil der Konngress 1814/1815 diesen Stand ohne Zwang legitimiert hat.

Frankreich, ich denke da sind wir uns zur Abwechselung mal einig, hatte den Verlust der Provinzen, durch den Frankfurter Frieden von 1871 völkerrechtlich verbindlich geregelt, nicht verwunden und strebte eine Revanche mit dem Ziel der Rückgewinnung der Provinzen an. Denn es war auch den französischen Staatsmännern vollkommen klar, das sie die Provinzen friedlich nicht zurück erhalten würden.
Nein, Frankreich hat mit dem aufgezwungenen Frankfuter Frieden auf militärische Maßnahmen als legitimes Mittel zur Revision verzichtet.
Und man könnte argumentieren, dass es sich daran auch gehalten hat, immerhin war es 1914 Deutschland, dass den Krieg erklärte und den Waffengang eröffnete.

Also, allgemein ausgedrückt. die deutsche Annektion der Provinzen, nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich, kritisiert. So weit, so gut. Dann sollte aber auch die gewaltsame Annektion Frankreichs der Provinzen durch Ludwig XIV. so kritisiert und nicht einfach unter dem Tisch fallen.
Welche Relevanz hat das für das 19. Jahrhundert?
Und welchen Erkenntnisgewinn erhält man nun duch die banale Feststellung, das Louis XIV. keine saturierte Friedenstaube war?

Frankreich hatte sich die Provinzen auf dem gleichen Wege geholt, wie das gerade aus der Taufe gehobene Reich. Und Frankreich war nicht willens die deutsche Annektion anzuerkennen; ließ auch Hinweise auf die eigene gewaltsame Annektion nicht gelten.
Der Unterschied ist nur, dass es zwische den französischen Königen und den römisch-deutschen Kaisern verschiedene Abkommen gab, die diesen Status anerkannten, und bei denen kein unmittelbarer Zwang vorlag (auf das 18. Jahrhundert und die Politik Karl VI. so wie der Versuch des machtpolitischen Ausgleichs und der Allianz zwischen Habsburg und Frankreich unter Marina-Theresia hatte ich hingewiesen, hinzu kommt der Wiener Kongress als Einigung bei der alle Ansprüche des alten Reiches durch den Verzicht auf dessen Wiederrichtung und die Errichtung des Deutschen Bundes an Stelle des Reichs abgewickelt wurden).


Und da komme ich auf das oben gegebene Beispiel zurück:

In dem Moment, in dem dir persönlich duch Waffengewalt etwas geraubt wird und du gezwungen wirst, dem gegen deinen Willen zuzustimmen, wird man dir nicht das Recht absprechen können, den Akt dieser Zustimmung, wenn er sich in einem Vertrag ausdrückt, wegen der Art des Zustandekommens als nichtig zu betrachten und dein Eigenntum zurück zu fordern.
Schließt du aber im Nachhinein mit dem Räuber aus freien Stücken ein Abkommen, in dem du auf das dir entfremdete Eigentum verzichtest, um andere Vorteile zu erhalten, die dir dann auch gewährt werden, ist die Forderung erledigt.


Und solche Abkommen sind 1815 und wahrscheinlich auch vorher schon im 18. Jahrhundert im Bezug auf die Eroberungen Louis XIV. gschlossen worden.
Wenn sie dir nicht passen, mach Karl VI., Maria Theresia, Kaunitz, Metternich, Kaiser Franz und andere dafür verantwortlich, die die entsprechende Ausgleichspolitik mit Frankreich betrieben, aber akzeptiere, dass sie es einmal getan haben.
 
Und vorausgegangen ist auch, das der unruhige Abenteurer Napoleon III. mal wieder dringend außenpolitische Erfolge benötigte. Frankreich "dürfe es nicht zulassen, das ein Hohenzollern auf dem Thron Karl V. steigt". Bei nüchterner Betrachtung hätte man das achselzuckend hinnehmen können, denn Spanien war nun wirklich keine Herausforderung geschweige denn Gefahr für die französische Groß- und Vormachtstellung in Europa.
Da bauschst du einiges auf, wenn man bedenkt, dass König Wilhelm am Ende der Verhandlungen prinzipiell der gleichen Ansicht war, wie die französische Seite und durchaus ohne weiteres bereit war zu erklären, eine solch Kandidatur nichr zu unterstützen und als Chef des Hauses Hohenzollern dahin zu wirken, dass sie zurückgezogen würde um weitere Verwicklungen zu vermeiden.

Den Dissens, der dann zum Krieg führte, gab es ja erst, als von der französischen Seite dann noch die Nachforderung kam, gleich auch für alle Zukunft bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag den Angehörigen des Hauses Hohenzollern eine solche Kandidatur zu verbieten.
Und du weißt auch ganz gut, dass diese Nachforderung nicht von Napoleon III. persönlich forciert worden war, sondern eine Eigenmächtigkeit von Gramont war.
 
Wir wollen doch dem Diskussionspartner nicht das Wort im Mund umdrehen.

Tue ich nicht, nur weil der Hinweis auf das 19.Jahrhundert fehlt. Es geht ja eben nicht nur um das 19.Jahrhundern.

Der Anspruch ist nicht das Thema oder das der Kongress dieser Gewalttat nachträglich seinen Segen gegeben hatte.
Nimm doch bitte endlich einmal zur Kenntnis, das Frankreich genau das Gleiche getan hat, wie das Deutsche Reich 1871. Und ich vermisse dazu von dir eine unmissverständliche Äußerung.

Stattdessen , den Eindruck könnte man gewinnen, redest du mit vielen Worten sehr um das Thema herum, um deutlich zu machen, 1871 war nicht zu rechtfertigen, der Rest wird übersehen, ist irrelevant.
 
Tue ich nicht, nur weil der Hinweis auf das 19.Jahrhundert fehlt. Es geht ja eben nicht nur um das 19.Jahrhundern.
Natürlich, wenn du so tust, als hätte ich das insgsamt für "irellevant" erklärt, nicht bloß für das 19. Jahrhundert ist das sinnentstellend.

Der Anspruch ist nicht das Thema oder das der Kongress dieser Gewalttat nachträglich seinen Segen gegeben hatte.
Nimm doch bitte endlich einmal zur Kenntnis, das Frankreich genau das Gleiche getan hat, wie das Deutsche Reich 1871. Und ich vermisse dazu von dir eine unmissverständliche Äußerung.
Was vermisst du da? Natürlich war entsprechendes von französischer Seite in Gestalt Louis XIV betrieben worden, habe ich doch nirgendwo bestritten.
Der Unterschied ist nur, dass es eben von Seiten der deutschen Mächte, im Besonderen Österreich, die bei Gelegenheit des Kongresses (und anderen Gelegeheiten davor) auf Rückforderung verzichteten und anderweitige Abkommen mit Frankreich bezüglich Grenzvelauf trafen, ohne zwang von französischer Seite bestätigt wurde, womit dieser Anspruch vom Tisch war, der französische, weil eine Bestätigung von dieser Seite aber nie kam, nicht.
 
Da bauschst du einiges auf, wenn man bedenkt, dass König Wilhelm prinzipiell der gleichen Ansicht war, wie die französische Seite und durchaus ohne weiteres bereit war zu erklären, eine solch Kandidatur nichr zu unterstützen und als Chef des Hauses Hohenzollern dahin zu wirken, dass sie zurückgezogen würde um weitere Verwicklungen zu vermeiden.

Den Dissens, der dann zum Krieg führte, gab es ja erst, als von der französischen Seite dann noch die Nachforderung kam, gleich auch für alle Zukunft bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag den Angehörigen des Hauses Hohenzollern eine solche Kandidatur zu verbieten.
Und du weißt auch ganz gut, dass diese Nachforderung nicht von Napoleon III. persönlich forciert worden war, sondern eine Eigenmächtigkeit von Gramont war.

Nö. König Wilhelm stand in jener Zeit in Bad Ems sehr stark unter dem Einfluss seiner Gattin Augusta. Es wurde der formelle Thronverzicht, wie von Frankreich gewünscht, ausgesprochen. An dieser Stelle hatte Frankreich einen großen diplomatischen Erfolg zu verbuchen. Nun, das genügt aber anscheinend nicht. Gramont war der Minister Napoleon III. Und woher weißt du eigentlich so genau, das Napoleon III. die Vorgehensweise nicht gebilligt hatte? Kaiserin Eugenie wollte Krieg und sie hatte starken Einfluss auf Ihren Gemahl, der zu jener Zeit auch noch schwer an einer Krankheit seiner Blase litt.

Es sollte daraus eine Demütigung gemacht werden, in dem König Wilhelm I. sich erst einmal formal entschuldigt, diese Kleinigkeit hast du wohl übersehen, und darüber hinaus erklärt, das es nie wieder zu einer Kandidatur der Hohenzollern kommen würde. Dieses aggressive Vorgehen Frankreichs wurde einhellig von allen Großmächten in Europa verurteilt.
 
Was vermisst du da? Natürlich war entsprechendes von französischer Seite betrieben worden, habe ich doch nirgendwo bestritten.
Der Unterschied ist nur, dass es eben von Seiten der deutschen Mächte, im Besonderen Österreich, die bei Gelegenheit des Kongresses (und anderen Gelegeheiten davor) auf Rückforderung verzichteten und anderweitige Abkommen mit Frankreich bezüglich Grenzvelauf trafen, ohne zwang von französischer Seite bestätigt wurde, womit dieser Anspruch vom Tisch war, der französische, weil eine Bestätigung von dieser Seite aber nie kam, nicht.

Aber darum geht es mir doch gar nicht!

Mir geht es schlicht und ergreifend darum, das Frankreich sich die Provinzen ebenfalls mit Gewalt geholt hat und davon später nichts mehr wissen wollte. Es zählte nur, die Rückgewinnung der Provinzen, die man selbst gewaltsam annektiert hatte.

Hinweise auf die eigene Gewalttat oder das die Annektion aus militärischen Sicherheitsgründen erfolgte, das ist ja nicht einmal an den Haaren herbeigezogen, Frankreich ist ja in der Vergangenheit so einige Male über die Grenze gekommen, ließ Frankreich einfach nicht gelten.
 
Nun, das genügt aber anscheinend nicht. Gramont war der Minister Napoleon III. Und woher weißt du eigentlich so genau, das Napoleon III. die Vorgehensweise nicht gebilligt hatte?
Nun, jedenfalls kenne ich kein Werk zum Thema, dass Napoleon III. dafür die direkte Verantwortung zuweisen würde, evident scheint lediglich, dass Gramont den Grafen Benedetti im Sinne der Nachforderung instruiert hatte.
Könntst du denn nachweisen, dass dieses Ansinnen von Napoleon III. persönlich kam, oder ist das lediglich Mutmaßung von dir?

Ja, Gramont war Minister Napoléons III.
Genau so wie Bismarck Minister König Wilhelms war. Daraus folgt aber nicht, dass Wilhelm Bismarcks Emser Depesche vorher gebilligt hätte.;)
 
Ich sprach nicht davon, dass das Ansinnen von Napoleon III. gekommen war, sondern das er es durchaus, als er Kenntnis davon bekam, gebilligt haben könnte. Ich halte das für nicht unwahrscheinlich; wie gesagt, er stand ganz schön unter der Fuchtel von Eugenie.
 
Genau so wie Bismarck Minister König Wilhelms war. Daraus folgt aber nicht, dass Wilhelm Bismarcks Emser Depesche vorher gebilligt hätte.;)

Richtig. Aber die Dinge lagen hier doch etwas anders. Bismarck genoss das Vertrauen seines Monarchen und mit ist in meiner überaus umfassenden Literatur zu diesem Thema nicht aufgefallen, das König Wilhelm I. Bismarck deshalb kritisiert hätte. Gramont war erst seid kurzem im Amt und hasste Preußen und wollte sich gegenüber seinem Herrscher profilieren.
 
Ich sprach nicht davon, dass das Ansinnen von Napoleon III. gekommen war, sondern das er es durchaus, als er Kenntnis davon bekam, gebilligt haben könnte. Ich halte das für nicht unwahrscheinlich; wie gesagt, er stand ganz schön unter der Fuchtel von Eugenie.
Soso, er könnte es gebilligt haben.

Also wie ich das sehe, ist nicht evident, dass Napoléon III. selbst irgendwas veranlasste, was für König Wilhelm auf der preußischen Seite vollkommen inakzeptabel gewesen wäre und sich dementsprechend als Kriegstreiberei bezeichnen ließe.
 
Richtig. Aber die Dinge lagen hier doch etwas anders. Bismarck genoss das Vertrauen seines Monarchen und mit ist in meiner überaus umfassenden Literatur zu diesem Thema nicht aufgefallen, das König Wilhelm I. Bismarck deshalb kritisiert hätte. Gramont war erst seid kurzem im Amt und hasste Preußen und wollte sich gegenüber seinem Herrscher profilieren.
Und der Umstand, dass Gramont erst kurz im Amt war und sich profilieren wollte beweist die Verantwortung Napoléon III. für Schritte, von denen wir nicht einmal mit Sicherheit sagen können, dass diese Napoléon III. rechtzeitig zur Kenntnis gebracht wurden, so dass er diese noch hätte verhindern können?

Wenn du das nicht postulieren wolltest, sehe ich dein Problem nicht.

Den Schritt auf Rücknahme der Kandidatur des Sigmaringers Leopold zu bestehen, empfand König Wilhelm offensichtlich nicht als dermaßen unangemessen, dass er das rundheraus empört zurückgewiesen hätte, dem war er bereit zuzustimmen, wenn auch sicherlich nicht gern.

Wenn du einen Schritt mit dem dieser durchaus leben konnte und den er zu akzeptieren bereit war, bereits als impertinente Agression von französischer Seite betrachtest, komme ich nicht umhin zu bemerken, dass du ich in diesem Fall preußischer gerierst als der Oberpreuße König Wilhelm.
 
Und der Umstand, dass Gramont erst kurz im Amt war und sich profilieren wollte beweist die Verantwortung Napoléon III. für Schritte, von denen wir nicht einmal mit Sicherheit sagen können, dass diese Napoléon III. rechtzeitig zur Kenntnis gebracht wurden, so dass er diese noch hätte verhindern können?

Wenn du das nicht postulieren wolltest, sehe ich dein Problem nicht.

Den Schritt auf Rücknahme der Kandidatur des Sigmaringers Leopold zu bestehen, empfand König Wilhelm offensichtlich nicht als dermaßen unangemessen, dass er das rundheraus empört zurückgewiesen hätte, dem war er bereit zuzustimmen, wenn auch sicherlich nicht gern.

Wenn du einen Schritt mit dem dieser durchaus leben konnte und den er zu akzeptieren bereit war, bereits als impertinente Agression von französischer Seite betrachtest, komme ich nicht umhin zu bemerken, dass du ich in diesem Fall preußischer gerierst als der Oberpreuße König Wilhelm.
Billigen, nicht akzeptieren. Hast du den Beitrag überhaupt gelesen ?
Da war von Eugenie, ihren Einfluss auf ihrem Gemahl und dessen Erkrankung die Rede.
 
Soso, er könnte es gebilligt haben.

Also wie ich das sehe, ist nicht evident, dass Napoléon III. selbst irgendwas veranlasste, was für König Wilhelm auf der preußischen Seite vollkommen inakzeptabel gewesen wäre und sich dementsprechend als Kriegstreiberei bezeichnen ließe.
Natürlich nicht, denn du hast ja auch einen Tunnelblick und willst gewisse Dinge einfach nicht sehen.
Und wenn es nicht evident ist, warum diskutierst du darüber?

Überhaupt hat Wilhelm nicht auf die Rücknahme der Kandidatur bestanden. Er wollte, nachdem er einmal die Genehmigung erteilt hatte, diese, schon gar nicht auf Druck von Frankreich, zurück ziehen. Er hat Sigmaringen umfassend alle Aspekte und Fakten dargelegt und setzte zu Recht darauf, das dann die Rücknahme erfolgt.

Zusammenfassend kann man hier sagen, du findest die deutsche Annektions nicht okay, ich sehe sie als schweren Fehler, aber die die französische ist für dich nicht relevant, also gewissermaßen in Ordnung. Und genau hier scheiden sich unsere Geister, denn für mich die die französche Annektion genauso falsch wie die deutsche.
 
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