Turm zu Babel

askan schrieb:
Laut Herodot haben die Erbauer des turms damit gerechnet das Gott persönlich dort wohnt, sie haben ihm sogar ein Bett reingestellt.

Haben sie den Turm nicht für Marduk gebaut, und nicht für den jüdischen (ich will nicht schon wieder eine negative Bewertung bekommen:rolleyes:) Gott?
 
Steht denn in der Bibel das er für den jüdischen Gott gebaut wurde?
Ist es nicht egal, ob Marduk, Jahve, El, Baal-El, Enil, oder Jovis Pater (merkwürdig, alles Himmelgötter!?) dort erwartet wurde? Fakt ist, das das Ding dort stand, wo heute noch sein Fundament steht (liegt). Hier ein Beospiel aus einer anderen babylonischen Stadt aus Borsippa.
 

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Na dann haben die israelischen Exilanten wohl etwas viel reininterpretiert, da die Babylonier wohl kaum einen Tempel für den Gott der unterworfenen Israeliten errichten würden. :rofl:
 
Wulfnoth schrieb:
Na dann haben die israelischen Exilanten wohl etwas viel reininterpretiert, da die Babylonier wohl kaum einen Tempel für den Gott der unterworfenen Israeliten errichten würden. :rofl:

Genau das habe ich meinem Opa, dem guten Christen :rofl:, auch gesagt. Er glaubt mir das einfach nicht.
 
Die Bibel ist eine Art von "Fantasy-Märchen", die historische Ereignisse mit netten Geschichtchen mischt und märchenhaft entstellt.. Einen "Turm von Babel" hat es mit großer Sicherheit gegeben, aber er reichte mit Sicherheit nicht annähernd so hoch wie dargestellt. Er war wohl ein für die damalige Zeit üblicher Tempelbau, der möglicherweise den bäuerlichen Juden/Israeliten unglaublich hoch erschien. Durch ein Erdbeben könnte er eingestürtzt sein. Natürlich war der Tempelturm einem babylonischen Gott geweiht und nicht dem Gott (damals eher den jüdischen Göttern) der Juden. Dies vermengt die jüdische Literatur mit der Ausbreitung der Ackerbauerkultur zu Beginn des Neolithikums.

Auch die Herkunft babbeln von Babel halte ich für irrtümlich. Sie entstammt doch wohl eher der Babysprache (Ba-Ba). Christlich-jüdische Interpreten deuteten erst später Babel mit babbeln und der Sprachverwirrung. Ein solches Beispiel gab es in England. Dort herrschte ein Aella. Christen verstanden dies als König Hallelujah im Engelland.
 
Jerusalem war zu jener Zeit aber auch kein Dorf, sondern hatte selber monumentale Bauten, wie der Tempelberg, etc. Und diejenigen, von denen die Texte, die die Bibel später aufgenommen haben, waren ja auch keine Bauern, sondern Gelehrte und Priester.
 
Was man halt so unter "Dorf" versteht *gg*... 400 m Länge x 100 m Breite zu Davids Zeiten (archäologischer Befund) ist auch nicht gerade eine Großstadt, selbst zu biblischen Zeiten nicht =). Und von den Zikkurat ist im Iraq ja wohl noch einiges zu sehen, wenn sie nicht demnächst auch...:still:...
 
beorna schrieb:
Die Bibel ist eine Art von "Fantasy-Märchen", die historische Ereignisse mit netten Geschichtchen mischt und märchenhaft entstellt.. Einen "Turm von Babel" hat es mit großer Sicherheit gegeben, aber er reichte mit Sicherheit nicht annähernd so hoch wie dargestellt. Er war wohl ein für die damalige Zeit üblicher Tempelbau, der möglicherweise den bäuerlichen Juden/Israeliten unglaublich hoch erschien. Durch ein Erdbeben könnte er eingestürtzt sein. Natürlich war der Tempelturm einem babylonischen Gott geweiht und nicht dem Gott (damals eher den jüdischen Göttern) der Juden. Dies vermengt die jüdische Literatur mit der Ausbreitung der Ackerbauerkultur zu Beginn des Neolithikums.

Beorna greift ein gutes Stichwort auf, auch wenn ich nicht von Fantasy-Märchen sprechen würde. Die Bibel ist einfach eine Kollektion von unterschiedlichsten Texten, von denen einige eben historiographischer Natur sind, und andere eben nicht. die Geschichte vom Turmbau zu Babel ist m.E. weniger ereignishistorisch zu lesen (obwohl es, wie oben angedeutet ja bis heute sichtbare Ruinen von Zikkurat gibt), sondern erklärt, bzw. versucht theologisch zu erklären, warum die Menschen um Israel herum andere, verschiedene Sprachen sprechen. Dafür spricht im Übrigen auch der Ort, an dem die Geschichte steht: nach Schöpfung, Sündenfall und Sintflut, und vor dem Beginn des abrahamitischen Weges. Die Geschichte lässt sich also theologisch und ideengeschichtlich lesen und interpretieren.
 
Die Genesis (So wie ich es noch in der Schule gelernt habe. Ich kann mich da auch irren!) ist größtenteils in der Zeit entstanden, als die Juden von den Babyloniern nach Babylon verschleppt waren. Unter der Zeit von Nebukadnezar, wenn ich mich recht erinnere. Die Genesis war eine Allegorie für die einfache Glaubensgemeinschaft von den Priestern geschrieben, um ihnen religiösen Halt zu geben.

Vieles ist nun mal bildlich gemeint und es ist ja kein historisches Werk und das lag auch nicht im Sinn dieser Schriften.

Und die Größe Jerusalems unter David ist ja wohl ein Unterschied zu dem Jerusalem schon unter seinem Sohn König Salomon und dann erst recht einige Jahrhunderte später.
 
ritasophia schrieb:
Und die Größe Jerusalems unter David ist ja wohl ein Unterschied zu dem Jerusalem schon unter seinem Sohn König Salomon und dann erst recht einige Jahrhunderte später.

Nimm das mal nicht so bierernst ;) - aber nach biblischen Maßstäben hat es - läse man die Geschichte vom Turmbau ereignishistorisch - Jerusalem zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gegeben.
 
Beim "Fantasy-Märchen" laß ich mit mir reden.
Die Bibel verquickt historische Ereignisse, mit angeblich historischen Ereignissen, Sagen, Märchen, Genealogien und Pseudo-Genealogien, Sittenvorschriften etc.
Beim Turm von Babel vermischen sich historische Gegebenheiten (Zikkurat, Sprachenverbreitung), mit eventuell historischen Ereignissen (Zerstörung, durch Erdbeben?), mit Sittenspiegeln (wollten Gott schauen) und mit politischer Motivation (Gott zerstört den Tempelbau des babylonischen Großreiches).
Weiß jemand, wann ein Tempel in Jerusalem stand, den man als durchaus monumental bezeichnen könnte. David und Salomon scheiden doch mit Sicherheit aus. Entstand solch ein Bau erst nach der babylonischen Gefangenschaft?
 
Es kommt darauf an, was Du unter Monumental verstehst.

Der erste steinerne Tempel entstand wohl unter König Salomon, der dann jedoch in der Zeit, als die Babylonier Jerusalem erobert haben (unter dem berühmten Nebukadnezar) zerstört und dann wieder neu erbaut wurde.
 
Zum historischen Kontext dazu

ritasophia schrieb:
Der erste steinerne Tempel entstand wohl unter König Salomon, der dann jedoch in der Zeit, als die Babylonier Jerusalem erobert haben (unter dem berühmten Nebukadnezar) zerstört und dann wieder neu erbaut wurde.

sei an der Stelle auf ein Nachbarthema hier verwiesen ("Die Chaldäer") :fs:
Dies aber nicht als Korrektur, sondern als bescheidene Anmerkung.
 
Viele Forscher vermuten, dass der alttestamentliche Bericht von Moses auf einen historischen Turm bzw. eine Zikkurat in Babylon hindeutet. Es wird angenommen, dass es sich um den historischen Tempelturm des Marduks, d.h. also um das Mardukheiligtum von Babylon handelt.

Diesen Turm konnte man zur Zeit der Abfassung des Mosesberichts, der in das 9. Jh. v. Chr. datiert wird, als riesige unvollendete Bauruine sehen und er war allgemein bekannt. Der Turm soll wohl spätestens im 19.-16. Jh. v. Chr. entstanden, wie andere Zikkurats aus Lehmziegeln erbaut und regelmäßig nach teilweisem Zerfall wiederaufgebaut worden sein. Zuletzt unter Nabupolassar und Nebukadnezar II. im 7. und 6. Jh. Sie fügten eine Außenschale aus Backsteinen in Asphaltverguss an und erneuerten den Turm auf seinem quadratischen Grundriss von ca. 91,5 m Seitenlänge.

Die Rekonstruktion des oberen Aufbaus, der von Alexander d. Gr. weitgehend für einen geplanten Neuaufbau abgetragen wurde, ist trotz der zum Teil sehr genauen babylonischen und antiken Beschreibungen nicht ganz sicher. Er soll 7 oder 8 Stufen gehabt haben, in nach oben abnehmender Höhe, und eine Gesamthöhe von etwa 90 m erreicht haben. Die oberen zwei Terrassen bildete ein kultbildloser Hochtempel des Marduk mit einem Raum, vielleicht für den Ritus der Heiligen Hochzeit. Weiter oben wurde das ja schon ausgeführt.

Ausgrabungen fanden seit 1899 statt und man kennt genau Grundmauern und Lage dieses riesigen Marduktempels.

Ich bin davon überzeugt, dass diese Zikkurat des Marduk in Babylon identisch ist mit dem "Turm von Babel" der Bibel. Die Stadt Babel ist gewiss mit Babylon gleichzusetzen; die Bibel spricht ja auch von Nebukadnezar und dem Menetekel der "Flammenschrift" an der Wand, was sich gleichfalls in Babylon abspielte, ganz abgesehen davon, dass Babylon für die Propheten die Inkarnation der "Verderbnis" war.
 
ritasophia schrieb:
Es kommt darauf an, was Du unter Monumental verstehst.

Der erste steinerne Tempel entstand wohl unter König Salomon, der dann jedoch in der Zeit, als die Babylonier Jerusalem erobert haben (unter dem berühmten Nebukadnezar) zerstört und dann wieder neu erbaut wurde.
Über diesen Salomon-Tempel gibt es heiße Diskussionen. wahrscheinlich hat er so, wie in der Bibel beschrieben, nicht existiert. Mir kam die Idee, daß er erst mit persischer Unterstützung als Monumentalbau errichtet wurde. Ich kenne mich mit der Geschichte Israels aber nicht besonders gut aus.
 
Mittlerweile hat man den Turm mittels Satellitenbilder gefunden bzw. das was davon übrig ist.
Dazu würde mich aber nun doch eine Quelle interessieren... Zum Zikkurat wurde im Thread ja nun schon genug gesagt, daher erspare ich mir ergänzende Hinweise auf Koldewey und seine Entdeckung aus dem Jahr 1913.
 
Laut Herodot haben die Erbauer des turms damit gerechnet das Gott persönlich dort wohnt, sie haben ihm sogar ein Bett reingestellt.
Das war in allen mesopotamischen Tempeln so, der jeweilige Gott "wohnte" in einer abgedunkelten Kammer in dem Tempel.

Haben sie den Turm nicht für Marduk gebaut, und nicht für den jüdischen (ich will nicht schon wieder eine negative Bewertung bekommen:rolleyes:) Gott?
Wenn der Turm zu Babel das Ziggurat in Babylon war, dann hast du Recht, der wurde für Marduk gebaut.

Naja, eigentlich schon. In der Bibel steht, dass er gebaut wurde um Gott zu sehen.
Wobei auch dieses Blödsinn ist, die Mesopotamier haben ihre Tempel nicht gebaut, um ihre Götter zu sehen, sondern um sie zu ehren.

Oder hat der Kölner Dom so hohe Türme, um IHN zu besuchen?

Jerusalem war zu jener Zeit aber auch kein Dorf, sondern hatte selber monumentale Bauten, wie der Tempelberg, etc. Und diejenigen, von denen die Texte, die die Bibel später aufgenommen haben, waren ja auch keine Bauern, sondern Gelehrte und Priester.
Naja im Vergleich zu dem Babylon, Uruk etc. damals war Jerusalem wirklich eher klein.

Ich bin davon überzeugt, dass diese Zikkurat des Marduk in Babylon identisch ist mit dem "Turm von Babel" der Bibel. Die Stadt Babel ist gewiss mit Babylon gleichzusetzen; die Bibel spricht ja auch von Nebukadnezar und dem Menetekel der "Flammenschrift" an der Wand, was sich gleichfalls in Babylon abspielte, ganz abgesehen davon, dass Babylon für die Propheten die Inkarnation der "Verderbnis" war.
Ich sehe das auch so.

Kelinigkeit noch Babel/Babylon = akkad. Bābili = sumerisch KÁ.DINGIR.RAKI = Tor der Götter
 
Auch die Herkunft babbeln von Babel halte ich für irrtümlich. Sie entstammt doch wohl eher der Babysprache (Ba-Ba). Christlich-jüdische Interpreten deuteten erst später Babel mit babbeln und der Sprachverwirrung. Ein solches Beispiel gab es in England. Dort herrschte ein Aella. Christen verstanden dies als König Hallelujah im Engelland.

Nunja, die Ansicht, daß es früher eine einzige Sprache gab welche alle Menschen sprachen (die Sprache der Götter) war schon unter den Sumerern verbreitet.
Der Gott Enki, den man in gewisser Hinsicht als Vorbild für den biblischen Luzifer betrachten kann (wenngleich der nicht derart negativ gesehen wurde), soll ja für die Sprachverwirrung in der sumerischen Version verantwortlich gewesen sein.
Die Verknüpfung dieses Mythos mit den Zikkurats bzw. "dem Turm" haben dann wohl erst die Juden hergestellt.
 
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