Gucken wir uns den Wall doch einmal in einer ausführlichen Karte an:
http://images.google.de/imgres?imgu...ages?q=Kalkriese+Wall&svnum=10&hl=de&lr=&sa=N
Die Karte war mir selbst neu. Zum einen lässt sich - wie ich schon oft beschrieben habe - erkennen, dass der Wall eindeutig eine (meinetwegen auch sanfte) Hügelkuppe abschirmte - siehe Höhenmeter 65 - und eben nicht dem Hellweg folgte.
Auf der unteren Karte mit dem genauen Grabungsschnitt sind die Lücken im Wall zu sehen.
Dort ist auch zu sehen, dass es sich bei dem ominösen und umstrittenen Graben keineswegs um eine durchgehende Linie handelte. Der Graben lehnt sich direkt an den Wall an, es fehlt die für römische Militärlager typische Berme. Der Graben zieht in die Lücken rein, was eigentlich keinen Sinn macht - außer es war tatsächlich ein Drainagegraben, auf dem Wasser talwärts geflossen wäre. Persönlich frage ich mich auch, ob es sich nicht einfach um den Ausbruchgraben vom Wall halten könnte, aber das können Archäologen sicher kompetenter beurteilen.
Jetzt aber kommt das Entscheidende: Ein Wallstück weist Pfostenlöcher auf, die auf der Karte als Brustwehr gedeutet sind. Selbst wenn man dieser Deutung nicht folgt (es handelte sich ja nicht mehr um hoch stehende Pfosten), so war die Konstruktion der Pfostenfront eindeutig gegen das Tal gerichtet!
Einräumen möchte ich - da man hier auch Spuren einer früheren Siedlung gefunden wurden - dass es sich durchaus um eine einigermaßen bewohnte und nicht völlig einsame Region gehandelt haben mag.
Und noch zur leidigen Diskussion römisch-germanisch: der Grassodenwall war nun wirklich keine komplizierte Wallanlage und dass Anlegen von Wallanlagen zur Befestigung war den Völkern seit der Jungsteinzeit bekannt.
Nach Inspektion dieser Karte (ich kannte nur die weniger detaillierte aus einem anderen Buch) kann eigentlich gar kein Zweifel mehr daran bestehen, dass dieser Wall gegen das Tal gerichtet war, in dem die Schlacht stattfand und wo die Römer entlang zogen. Mehr nicht. Ob hier nun die Varusschlacht war oder nicht, darüber sagt uns der Wall sowieso nichts, und ebensowenig sagt er etwas zur Pontes Longi-Textstelle aus!
So, dass war jetzt mein abschließender Kommentar zum Thema Grassodenwall.