Ost-West Gegensatz. Immer noch aktuell?

Dazu möchte ich auf einen Aspekt hinweisen, den ich aus meinen Erfahrungen Anfang der 90er Jahre (wenn ich Gandolf richtig verstanden habe, kennt er diese Zeit nicht) gemacht habe.

Mit Öffnung der Grenzen sind ganze Horden westdeutscher "Berater, Vertreter, Händler" in die ehemalige DDR übergewechselt. Ich möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber die Goldgräberstimmung war greifbar, und es gab viel "Schatten". Einige Beispiele: Da haben Studenten quaisi als Praktikum abenteuerliche Sanierungskonzeptionen für ehemalige VEBs gemacht, zehntausende DM für Müll abgerechnet. Firmen wurden völlig überdimensionierte EDV-Anlage etc. aufgeschwatzt, massenweise geschlossene unnütze Verträge im privaten Bereich, menschlich enttäuschende Vorgänge im Geschäftverkehr zuhauf. Dazu "junge" Treuhänder, die äußerlich knallhart mit 6-Monats-Berufserfahrung im perfekten business-look Unternehmen verscheuerten. Bestenfalls gab es zerstörte Illusionen, weil man kurz nach 1990 allen vorgelegten Bildern allzu leicht und naiv vertraute.

In diesen Zeiten ist ein Bild Ost-West entstanden, was mindestens für Viele dieser Generation prägend wirkte, umso mehr, wenn das mit persönlichen Katastrophen wie Arbeitsplatzverlusten, Finanzschäden, bitter enttäuschten Hoffnungen etc. verbunden war.

Damals ist leider sehr viel Porzellan zerschlagen worden. Viele Vorurteile haben leider auch ihren realen Hintergrund. Ich gebe zu, dass ist jetzt sicher eine einseitige Darstellung, aber man muss festhalten, dass dieser Art von erlebter "Invasion" viel wehrlose Naivität entgegenschlug.
Deine eingeklammerte Bemerkung hättest Du Dir besser erspart, die zielt nämlich unter die Gürtellinie.

Dem Rest Deines Beitrages kann ich überwiegend zustimmen.

Nicht zustimmen kann ich allerdings der These, dass die negative Sicht auf den Kapitalismus oder auf den Westen erst durch die wirtschaftliche Entwicklung der 90er Jahre geprägt worden sei. Das begann schon früher und diese Prägung hat sich leider bei vielen in den letzten 20 Jahren aufgrund bestimmter Ereignisse verstärkt, weiter entwickelt, in eine neue Deutungsvariante gedreht, etc.
 
ich möchte noch ein weiteres Beispiel eines tatsächlichen oder vermeintlichen Unterschieds zwischen Ost und West in die Runde werfen. Es beruht nur auf meinen Gesprächen mit "Ossis", und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit:

Es ging bei etlichen Gesprächen um das Verhältnis zur Sexualität, um Mann-Frau-Verhältnis, um Partnerschaft, um sexuelle Praktiken, um Tabus, und so weiter.
Meine Ossi-Freunde meinten immer, dass wir im Westen durch die Medien verdorben sind, dass im Osten "die Gefühle noch echter" sind. Ausserdem meinten sie, dass sie sexuell freizügiger sind, ja sogar aufgeklärter, da viele doch aktiv FKK betreiben würden.
Ich hingegen habe teilweise nur still in mich hineingelächelt, weil mir die Worte, aber ebenso das Handeln, z.B. auch bei der "Vorführung" von Pornos, so vorkamen, wie es bei uns im Westen in den 50er und frühen 60ern war. Mit einem Wort: Meine Freunde waren entgegen ihren Äußerungen spießbürgerlicher in sexuellen Themen, als alle meine "Wessi"-Freunde. Ich dachte manchmal, ich unterhalte mich mit meinen Eltern, statt mit gleichaltrigen.
Ich glaube, dass das Spießbürgertum, ganz allgemein gesprochen (nicht nur in sexueller Hinsicht), im Osten länger Bestand hatte oder verbreiteter war, als im Westen. Kann das sein?
Vielleicht war der Einfluss der Studentenbewegungen und deren auch kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüche im Westen größer auf die verstaubte Gesellschaft, als im Osten?

Ahoi, LG lynxxx

EDIT: silesia's Bemerkung in Klammern zielt unter die Gürtellinie? Diese meinst du? "(wenn ich Gandolf richtig verstanden habe, kennt er diese Zeit nicht)" Kann ich irgendwie nicht nachvollziehen, und ist sicher nicht böse gemeint, oder hab da nicht den Durchblick?
 
Zuletzt bearbeitet:
@ lynxx
Kann ich mir nicht vorstellen. Spießbürgertum gab und gibt es überall in Deutschland und Europa. Die einzige Ursache für diesbezüglich andere Gefühlswelten könnte sich durch die Zurückdrängung der Einflüsse der Kirche in der DDR erklären lassen.
Ansonsten gab es sexuelle Aufklärung meines Wissens auf beiden Seiten der Mauer und Freizügigkeit im Fernsehen in der DEFA ist mir durchaus bekannt (Nicht nur aus "Gräfin Cosel"). Diese Freizügigkeit muss man dann allerdings auch an der Quantität an Filmen sehen, die war schon beachtlich. Gerade Partnerschaft fand ich sogar im DDR-Fernsehen stark thematisiert, was von vergnüglichen Familienfilmreihen wie "Aber Vati" bis zu Psychothriller/-dramen ähnlichen Filmen reichten, wobei Letztere durchaus eine hohe Qualität erreichten. ("Spur der Steine" ist da ein guter Tipp.):fs: Gerade das Abklingen einer Liebesbeziehung, Scheidung und die Folgen, sowie wie damit umgegangen wird, war nicht selten Thema.
 
Ich hingegen habe teilweise nur still in mich hineingelächelt, weil mir die Worte, aber ebenso das Handeln, z.B. auch bei der "Vorführung" von Pornos, so vorkamen, wie es bei uns im Westen in den 50er und frühen 60ern war.
Naja, also Du lebtest in den 50er und 60ern in Westdeutschland und kannst das beurteilen? Ich dachte eher, dass die Welle solcher Filmchen in den 70ern mit der Sexwelle einsetzte. Dass diese Filme in Ostdeutschland was neues waren, wenn man die einschlägigen Sender nicht sehen bzw. aus der Videothek ausleihen konnte, das ist ja logisch. Sicherlich gab es dafür bei manchen Menschen einen "Bedarf", ich glaube diese Erscheinung wurde schonmal irgendwo mit einem Buchtipp beleuchtet.
 
EDIT: silesia's Bemerkung in Klammern zielt unter die Gürtellinie? Diese meinst du? "(wenn ich Gandolf richtig verstanden habe, kennt er diese Zeit nicht)" Kann ich irgendwie nicht nachvollziehen, und ist sicher nicht böse gemeint, oder hab da nicht den Durchblick?
Möglicherweise habe ich das auch an den falschen Hals bekommen. Sorry, silesia. Aber die 90er und die mit ihnen verbundenen Probleme sind mir durchaus vertraut.
 
Es ging bei etlichen Gesprächen um das Verhältnis zur Sexualität, um Mann-Frau-Verhältnis, um Partnerschaft, um sexuelle Praktiken, um Tabus, und so weiter.
Meine Ossi-Freunde meinten immer, dass wir im Westen durch die Medien verdorben sind, dass im Osten "die Gefühle noch echter" sind. Ausserdem meinten sie, dass sie sexuell freizügiger sind, ja sogar aufgeklärter, da viele doch aktiv FKK betreiben würden.
Ich hingegen habe teilweise nur still in mich hineingelächelt, weil mir die Worte, aber ebenso das Handeln, z.B. auch bei der "Vorführung" von Pornos, so vorkamen, wie es bei uns im Westen in den 50er und frühen 60ern war. Mit einem Wort: Meine Freunde waren entgegen ihren Äußerungen spießbürgerlicher in sexuellen Themen, als alle meine "Wessi"-Freunde. Ich dachte manchmal, ich unterhalte mich mit meinen Eltern, statt mit gleichaltrigen.

@ lynxx
Ansonsten gab es sexuelle Aufklärung meines Wissens auf beiden Seiten der Mauer und Freizügigkeit im Fernsehen in der DEFA ist mir durchaus bekannt (Nicht nur aus "Gräfin Cosel"). Diese Freizügigkeit muss man dann allerdings auch an der Quantität an Filmen sehen, die war schon beachtlich. Gerade Partnerschaft fand ich sogar im DDR-Fernsehen stark thematisiert, was von vergnüglichen Familienfilmreihen wie "Aber Vati" bis zu Psychothriller/-dramen ähnlichen Filmen reichten, wobei Letztere durchaus eine hohe Qualität erreichten. ("Spur der Steine" ist da ein guter Tipp.):fs: Gerade das Abklingen einer Liebesbeziehung, Scheidung und die Folgen, sowie wie damit umgegangen wird, war nicht selten Thema.


Ich kann da altersbedingt nicht aus Erfahrung sprechen, aber Arte widmete erst im Februar einen ganzen Abend dem Thema "Sex im Sozialismus".
Auf dieser Seite wird das wichtigste zusammengefasst dargestellt, allerdings lohnt es sich wirklich, die Gesamtdokumentation wenigstens einmal zusehen.
Ich habe das aufgenommen :)pfeif::rotwerd:) und falls jemand Interesse hat, kann derjenige sich gerne melden.

Auf jeden Fall kommen die beteiligten Forscher zu dem Schluß, dass Sexualität in der DDR "offener" war.
Diesbezüglich von einem Spießbürgerleben zu sprechen, sei also nicht korrekt :). Stattdessen wird ganz interessan von Unterschieden in Ost un West berichtet.
Diese humorvollen Dokumentationen lohnen sich auf jeden Fall.
 
Ist der Osten ‚menschlicher’ und der Westen ‚kapitalistischer’?

(Ich beziehe mich hier auf Beitrag 55 von Gandolf in dieser Diskussion. Wenn ich den ganzen Beitrag zitiere, wird dieser hier noch länger und unübersichtlicher.)

Hallo Gandolf,

deinen langen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen und mir gleich noch mal die ganze (sehr angenehme und gepflegte) Diskussion zum Lesen ausgedruckt.
Eine These, wie die oben genannte, würde ich nie formulieren, schon deswegen, weil ich ungern Thesen aufstelle, die haben meist so einen Allgemeingültigkeitsanspruch. Was ich hin und wieder ganz gern tue: ein Beispiel in den Raum stellen, meist aus meinem ganz kleinen Erfahrungsbereich. Wenn es dann solche Assoziationen wie die in deinem Beitrag vorgetragenen auslöst, muss ich mir natürlich Gedanken über meine Herangehensweise und Formulierungen machen. Und ich denke, dass, obwohl ich mir diesen Post sehr lange überlegt hatte, doch mehr Marcia als ihr Sohn daraus gesprochen hat.;)
Ich sehe keinen großen Gegensatz zwischen deinem und meinem Beitrag, Gandolf. Mein erster Gedanke, als ich vom Kuppelversuch deines Mandanten las, war: Der hat es wirklich schnell begriffen! Nimm das Ganze doch als Kompliment – offensichtlich galtest du ihm als gute Partie! :D
Das, was du über seine weitere Karriere schreibst, passt ja auch hervorragend dazu.
Ich würde deine These, wenn es denn sein muss, eher umkehren und die heutigen neuen Bundesländer als ein Gebiet bezeichnen, wo der Kapitalismus sehr viel ‚ungeschminkter’ agiert, einfach, weil der Strukturwandel sehr plötzlich kam, wegen des Arbeitskräfteüberschusses, der damit verbundenen Verunsicherung der Leute und ihrer Bereitschaft, sich auf schlechtere Arbeitsbedingungen einzulassen, um überhaupt ein Auskommen zu haben. Das allerdings hat mehr mit veränderten und sich immer noch verändernden wirtschaftlichen Bedingungen als mit traditionellen Mentalitäten zu tun.
Allerdings schließe ich mich denen an, die in dieser Diskussion schon zum Ausdruck gebracht haben, dass vierzig Jahre unterschiedlicher Geschichte und Lebensweise ihre Spuren hinterlassen haben und sich solche Unterschiede nicht plötzlich aufheben (lassen). Nicht einmal mit der nächsten Generation, denn diese wurde und wird ja auch durch die Eltern und Großeltern mitgeprägt. Und warum sollte man nicht mit solchen Unterschieden - neben den ohnehin schon vorhandenen regionalen und zwischenmenschlichen – leben können! Sie werden sich sehr viel langsamer auflösen, als man das in der anfänglichen Euphorie angenommen hatte.
Ich würde nicht einmal behaupten, dass man im Osten menschlicher war – dass man es nicht ist, steht für mich außer Frage - , eher würde ich sagen, dass andere Rahmenbedingungen zu anderen Lebensstrategien und –plänen geführt haben, du hast das Beispiel der Notwendigkeit, Beziehungen zu pflegen, um an knappe Güter zu gelangen, angeführt, allerdings fällt mir dazu ein, dass hier in den neuen Bundesländern nach der Wende oft gesagt wurde, Beziehungen seien nun noch notwendiger als zuvor, vor allem, wenn es um Jobs ging, und das ist ja auch im gemeinsamen Deutschland heute nicht anders.
Mein Sohn, um noch mal darauf zurückzukommen, ist noch sehr jung und sollte, denke ich, sein Ungebundensein noch eine ganze Weile genießen dürfen. Ich rate ihm und meinen anderen Kindern überhaupt dazu, die Entscheidung, eine Familie zu gründen (wenn es denn einmal so weit ist), sehr genau zu überdenken, denn sie ist heute mit sehr viel ernsteren Konsequenzen verbunden, als das zu meiner Zeit in der DDR der Fall war. Ich - ganz egoistisch - bin froh, als Mutter noch in den Genuss staatlicher Unterstützung in Form von Kinderbetreuungsplätzen, Arbeitsplatzgarantie nach der Erziehungszeit und weiterer Zuwendungen für Familien gekommen zu sein.
Heute ist der Druck auf Eltern sehr viel größer, ebenso die Last der Verantwortung, während eine halbwegs übersichtliche Lebensplanung kaum noch möglich ist. Dass Frauen in der bürgerlichen Gesellschaft bei ihrer Entscheidung für Familie und Kind(er) schon immer stärker den materiellen Aspekt berücksichtigen mussten und es heute im vereinten und zunehmend von Globalisierung beeinflussten Deutschland beinahe noch mehr tun müssen, hat seine Ursache in den anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber ich meine, dass diese Rahmenbedingungen und die Notwendigkeit, sich mit ihnen zu arrangieren, über Lebenbewältigungsstrategien, die ja auch durch Erziehung und Vorbild vererbt werden, auch auf die Mentalität der Menschen einwirken. Deshalb hat die Bemerkung meines Sohnes ziemlich genau meinen Nerv getroffen. Paradoxerweise, so meine Sicht, hat die allgemeine und bis ins Kleinste wirkende Unfreiheit in der DDR aber zu kleinen persönlichen "Freiheiten" in der Lebensplanung geführt, einfach deswegen, weil viele existentielle Dinge geregelt waren und man diese nicht erkämpfen und mit unbequemen Kompromissen bezahlen musste. Das Leben in der DDR war einfach, bequem und überschaubar, wenn man keine großen Ansprüche stellte, und angesichts einer zunehmend komplizierter werdenden Welt ist (mitunter verklärende) Blick zurück in die vermeintliche Idylle immer wieder verlockend.
Ich bin ja feige und habe mir die Neuzeit-Themen und die Vergangenheitsbewältigung für mein Rentenalter vorgenommen. Wenn ich aber doch ein bisschen vorgreife und mir überlege, wie es funktionieren könnte, denke ich, dass es ohne eine Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit in der Biografie einschließlich ihrer positiven und negativen Aspekte keine in die Zukunft gerichtete gesamtdeutsche Identität geben kann. Oder einfach gesagt: Wer seine Wurzeln verleugnet, verleugnet sowohl sich selbst als auch seine Zukunft. Womit wir wieder bei den Unterschieden wären...;)
 
Ich mach mir immer mal die Mühe und lese so ab den 60sten Beitrag noch mal den Eingangsbeitrag durch.
Toll, ist wie eine Assokette.
 
Ich kann da altersbedingt nicht aus Erfahrung sprechen, aber Arte widmete erst im Februar einen ganzen Abend dem Thema "Sex im Sozialismus".
Auf dieser Seite wird das wichtigste zusammengefasst dargestellt, allerdings lohnt es sich wirklich, die Gesamtdokumentation wenigstens einmal zusehen.
Ich habe das aufgenommen :)pfeif::rotwerd:) und falls jemand Interesse hat, kann derjenige sich gerne melden.

Auf jeden Fall kommen die beteiligten Forscher zu dem Schluß, dass Sexualität in der DDR "offener" war.
Diesbezüglich von einem Spießbürgerleben zu sprechen, sei also nicht korrekt :). Stattdessen wird ganz interessan von Unterschieden in Ost un West berichtet.
Diese humorvollen Dokumentationen lohnen sich auf jeden Fall.

Die Dokumentation habe ich auch gesehen und manches deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen aus freier Wildbahn. Bei Frauen zwischen 30 und 40 sind die Unterschiede weitaus größer, als bei jüngeren Frauen. Daß Sächsinnen oder Thüringerinnen freizügiger, direkter und tabulos experimentierfreudiger sind, als Bayrinnen oder Schwäbinnen, ist wohl leichter behauptet, als bewiesen. Was mir auffiel, ist, daß Freikörperkultur wohl im Osten etwas verbreiteter war. Wenn man sich zum baden, angeln etc. verabredet, fallen jedenfalls leichter die Hüllen. Auch sprachen die meisten Frauen aus den neuen Ländern offener über Abtreibung und hatten dazu meist eine deutlich pragmatischere und weniger emotionale Einstellung, als empirisch wir man meine Erfahrungen allerdings kaum bezeichnen können.
 
Die Dokumentation habe ich auch gesehen und manches deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen aus freier Wildbahn. Bei Frauen zwischen 30 und 40 sind die Unterschiede weitaus größer, als bei jüngeren Frauen. Daß Sächsinnen oder Thüringerinnen freizügiger, direkter und tabulos experimentierfreudiger sind, als Bayrinnen oder Schwäbinnen, ist wohl leichter behauptet, als bewiesen. Was mir auffiel, ist, daß Freikörperkultur wohl im Osten etwas verbreiteter war. Wenn man sich zum baden, angeln etc. verabredet, fallen jedenfalls leichter die Hüllen. Auch sprachen die meisten Frauen aus den neuen Ländern offener über Abtreibung und hatten dazu meist eine deutlich pragmatischere und weniger emotionale Einstellung, als empirisch wir man meine Erfahrungen allerdings kaum bezeichnen können.

Aber sonst bist du nicht spiessig?
Ja, mein Gott, was ist denn dabei?
Schaue ich mir heute einen Film um 20`15 an, ist das normal. Sehe ich die Wiederholung um 0`30 an, wird gewarnt. Dieser Film ist für Jugendliche unter 18 nicht geignet.

Im übrigen empfehle ich dir, noch mal genau nachzulesen, was du eben geschrieben hast.
Sicher fiehl es uns leichter über zB Abtreibung zu reden und da hat kein Stasioffizier mitgemischt.
Und nun kommen wir wieder zu den Werten des Menschen. Wer war besser?

Ich provoziere mal. Im Westen hatte man zwar Pornohefte, aber wenn es zur Sache ging, waren sie konservativ geprägt.

Im Osten waren solche Spiele irrelevant.
Übrigens, wenn es schon darum geht, wer war besser, die Pille gab es in der DDR eher als in der BRD.
 
Ich provoziere mal.
...
Übrigens, wenn es schon darum geht, wer war besser, die Pille gab es in der DDR eher als in der BRD.


1960 ließ die amerikanische Arzneimittel-Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) das Medikament auch als Verhütungsmittel (Kontrazeptivum) zu. 1961 folgte das Präparat Anovlar in der Bundesrepublik und 1965 in der damaligen DDR die Pille Ovosiston.

http://www.netdoktor.de/sex_partnerschaft/fakta/pille.htm


Der DDR-Begriff Wunschkindpille dafür klingt sehr positiv.
Ein sozialistischer Euphemismus?
 
1960 ließ die amerikanische Arzneimittel-Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) das Medikament auch als Verhütungsmittel (Kontrazeptivum) zu. 1961 folgte das Präparat Anovlar in der Bundesrepublik und 1965 in der damaligen DDR die Pille Ovosiston.

http://www.netdoktor.de/sex_partnerschaft/fakta/pille.htm


Der DDR-Begriff Wunschkindpille dafür klingt sehr positiv.
Ein sozialistischer Euphemismus?


Hast du mich erwischt.
Gut, sagen wir es mal so.

Du kennst mich und weisst, ich will nichts verklären.

Das Thema Abtreibung und Verhütung wurde in der DDR ganz anders angegangen, als in der christlich geprägten BRD.
Mehr wollte ich dazu eigentlich nicht sagen.

Ich könnte jetzt noch erzählen, das ich mit 16 schon mal fast Vater geworden wäre, aber das führt zu weit.
 
Blühende Landschaften

Geht da ein Wunsch in Erfüllung?

Der Blick des Mannes, der auch Köhler heißt, Andreas Köhler, 48 Jahre alt, blickt auf das Gartenschaugelände. Er findet die Spuren seiner Vergangenheit nicht mehr. Hier lagen die Schächte, wo er dem Gestein Uranerz abgerungen hatte. Erz für die Wismut, den Staatsbetrieb, den die Sowjetunion eisern kontrollierte. In diesem Moloch zwischen Gera, Johanngeorgenstadt und Königstein.
http://www.taz.de/dx/2007/04/27/a0102.1/textdruck


Zwei Quadratkilometer war das Loch groß gewesen und 240 Meter tief, gleich daneben ragten zwei schwarzgraue Abraumkegel in den Himmel: Einst schürfte die sowjetische Aktiengesellschaft SAG Wismut in dem Tal das gefährliche Uran. Kommende Woche wird die Bundesgartenschau auf dem Gelände eröffnet - erstmals hat sich damit eine DDR-Altlast zu einer im Wortsinn "blühenden Landschaft" gewandelt.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/531/110421/
 
Geht da ein Wunsch in Erfüllung?




- erstmals hat sich damit eine DDR-Altlast zu einer im Wortsinn "blühenden Landschaft" gewandelt.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/531/110421/

Da muss ich dich leider entäuschen.
In Magdeburg wurde 1999 auch eine BUGA auf einen Dreckhaufen ausgetragen.
Da müsste noch unter der Erde etwas von mir sein.

Doch mit Parolen wie"Und an den Wochenenden zitterten häufig die Wände"
kommt man immer gut an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber sonst bist du nicht spiessig?
Ja, mein Gott, was ist denn dabei?
Schaue ich mir heute einen Film um 20`15 an, ist das normal. Sehe ich die Wiederholung um 0`30 an, wird gewarnt. Dieser Film ist für Jugendliche unter 18 nicht geignet.

Im übrigen empfehle ich dir, noch mal genau nachzulesen, was du eben geschrieben hast.
Sicher fiehl es uns leichter über zB Abtreibung zu reden und da hat kein Stasioffizier mitgemischt.
Und nun kommen wir wieder zu den Werten des Menschen. Wer war besser?

Ich provoziere mal. Im Westen hatte man zwar Pornohefte, aber wenn es zur Sache ging, waren sie konservativ geprägt.

Im Osten waren solche Spiele irrelevant.
Übrigens, wenn es schon darum geht, wer war besser, die Pille gab es in der DDR eher als in der BRD.

Was hat das Ganze denn um Gottes Willen damit zu tun, wer "besser" oder weniger "spießig" war/ ist? Mich interessieren solche Dinge als Kulturanthropologe, nicht als Moralist, wahrhaftig nicht! Ob die Ossis spontaner und direkter, die Wessis ein ausgedehnteres Balzverhalten besaßen oder besitzen, wie aussagekräftig sind schon solche individuellen Erfahrungen?
 
Witzig, wie so die persönlichen Erfahrungen unterschiedlich sein können, und damit auch wenig aussagekräftig.
Wie oben geschildert, waren meine "Ossi"-Freunde halt konservativer, sexuell verklemmter, "spießiger", weniger offen und experimentierfreudig, als die Erfahrungen, die ihr in eurem Ost-West-Freundeskreis machtet.

Vielleicht macht sich da auch ein Stadt-Land Gefälle deutlich, immerhin komme ich aus Hamburg, und andere vielleicht vom Lande... Da ist sicher schon ein Unterschied der Werte, etc. feststellbar.

Ich muss aber nochmal die arte Seite des DDR-Soziologen zur Ost-Sexualität durchlesen.

Gëzuar, LG lynxxx
 
Ich bin ja beruflich gerade im westlichsten Westen.
Und es stimmt, die gefühlte Mauer gibt es immer noch.
Ich muss mich zwar nicht generell dagegen verteidigen, dass ich als "Wessi" den Verrat begangen habe, nach Ostberlin zu ziehen, was einem die alteingesessenen Westberliner sehr krumm nehmen (jaja, die zwangsweise Insellage hat da tiefe seelische Spuren hinterlassen!)
Aber immer wieder werden Dinge festgestellt wie "Die sind einfach anders!", auf Nachfragen meist pseudobegründet mit der Erfahrung, die die ehemaligen DDR-Bürger in ihrer DDR-Biografie halt gemacht haben. Dieses Vorurteil ist auch dann nicht kleinzukriegen, wenn ich darauf hinweise, dass es da inzwischen eine ganze Generation von Menschen gibt, die die DDR auch nur noch vom Hören-Sagen kennt.
Mit Skepsis wird auch betrachtet, dass die Linkspartei im Osten sehr erfolgreich ist. Auch hier hilft der Verweis auf die letzten Wahlen im Westen wenig.
Vorurteile sind auf beiden Seiten nur schwer auszurotten und erweisen sich als ausserordentlich haltbar.
Aber ob es eine Alternative zu der Wiedervereinigung gegeben hätte, wage ich doch zu bezweifeln.
 
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