Marxismus- Leninismus

Unsere Gesellschaft hat auf jeden Fall ein Wertesystem (bürgerliche Freiheiten, Demokratie,...). Aber für eine echte Ideologie fehlt wohl eine Art offizieller Dogmatismus. Es darf jeder sich Werte herauspicken und ein paar andere hinzunehmen. Der kleinste gemeinsame Nenner ist nicht sonderlich groß.
Marxismus mag ursprünglich nicht als Religion gedacht sein. Aber der Umgang damit im Ostblock hat durchaus etwas religiöses (Unfehlbarkeitsanspruch und dergleichen).
Pläne lassen sich natürlich bei Bedarf ändern. Aber wenn ich nur am Ändern bin, wozu dann überhaupt ein Plan?
 
Zitat: Sie erlaubt keine natürliche Anpassung über Angebot und Nachfrage, sondern diktiert das Angebot. "
Na Hoppla! Es gibt irgendwo eine natürliche Anpassung von Angebot und Nachfrage???? Auch hier in Europa?????? Boah, was man so alles im Internet lernt! Vielleicht werde ich ja mal Zeuge von so einer natürlichen Marktanpassung, aber was fängt man dann mit den vielen arbeitslosen Werbefachleuten dann an?


Zitat:" Oder gibt es eine christliche Ökonomie?"
Ja, dem liegt das Armutsideal des Christentums zu Grunde, dieses Ideal ist aber oft gern verdrängt worden. Ein gutes Beispiel dafür waren die Mennoitensiedlungen in den USA (Amische) und auch früher in Russland (Taurische Kolonien, Russlanddeutsche). Eigentum war (ist) nur soweit erlaubt wie es eigenen Existenzsicherung absolut notwendig war, mehr zu besitzen wäre Eitel und Völlerei, also nicht mit dem christlichen Weltbild zu vereinbaren. Überschüsse wurden von der Gemeinde verwaltet und zu angemessen gleichen Teilen verbraucht. Das hatte zur Folge, das es kaum ein Wohlstandgefälle existierte, aber in Notzeiten die ganze Gemeinde relativ gut über die Runden kam.
 
Wieger schrieb:
Das krankhafte Streben nach Eigentum macht den Menschen kaputt, löst so zum Beispiel Kriege aus.
Also so weit nun nicht gehen, aber bei extremer Belastung kann es Krankheiten beim Menschen auslösen.

Wieger schrieb:
Und da steckt der Fehler in der Überlegung. Der Kommunismus ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Zeitalters, wenn man so will. Was dort für Sphären durchbrochen werden, davon können wir uns durch unsere bornierte Weltsicht in unseren kühnsten Träumen nichts vorstellen. Welche geistige Produktivität einsetzen würde und auch technische. Weil nun Dinge nicht zum Zwecke der Mehrwertaneignung erfunde werden, sondern zum wahren Nutzen für den Menschen.
Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder ist das der größte Schrott, oder es ist zu hoch für mich.

Wieger schrieb:
Um die markanten Unterschiede festzustellen. Oder gibt es eine christliche Ökonomie?
Äh - ja, da gibt es irgendwo einen Bibelspruch, der so ähnlich lautet wie: "Schlage nie die Hand, die dich füttert."
:D
Ok. Spaß bei Seite - soweit ich das einschätzen kann, nein. Beim Christentum drehte sich alles um moralische Werte - wenn ich das richtig einschätze, aber ein "Kommunismus" wird auch nur erreicht, wenn sich die bestehenden Grundsätze und Mechanismen, die unseren Fortschritt ankurbeln, ins Gegenteil verkehren, was aber für mich unvorstellbar ist.
 
Nimm es nicht persönlich, aber dein Wissen über den Kommunismus ist gleichauf mit dem Wissen über christlich-abendländische Werte.
 
Wissen über den Kommunismus
Das ist ein Widerspruch in sich, soweit von "Wissen" die Rede ist. Ist ein "Entwurf" der Gesellschaftsordnung gemeint?

Na Hoppla! Es gibt irgendwo eine natürliche Anpassung von Angebot und Nachfrage???? Auch hier in Europa?????? Boah, was man so alles im Internet lernt! Vielleicht werde ich ja mal Zeuge von so einer natürlichen Marktanpassung, aber was fängt man dann mit den vielen arbeitslosen Werbefachleuten dann an?i
Das sollte sicher ironisch gemeint sein, aber wie das Wort arbeitslos schon sagt: Angebot und Nachfrage.
Sicher wird Nachfrage auch erzeugt, aber das hat Grenzen in der Fristigkeit und im Volumen (genannt Kaufkraft). Der Ausgleich von Angebot und Nachfrage ist die Regel, wie an der beklagenswerten, unverändert hohen Zahl der Existenz- und Unternehmensgründungen und an der Legion von Produktflops - unabhängig von Werbeaufwendungen - ablesbar ist.

Ein gutes Beispiel dafür waren die Mennoitensiedlungen in den USA (Amische) und auch früher in Russland (Taurische Kolonien, Russlanddeutsche).
Ein Mikrokosmos ist auf seine Übertragbarkeit auf komplexe und voluminöse Volkswirtschaften zu prüfen. Anders: Was in Familien, Dorfgesellschaften etc. funktioniert, muss nicht auf makroökonomische Zusammenhänge übertragbar sein. Letztere sind so komplex, dass quantitative oder sonstige empirische Erklärungsmodelle (z.B. zur Zinsstrukturkurve, Konsumneigung, Investitionsverhalten) bis heute daran scheitern oder höchstens Bruchstücke liefern. Oder mit Erhard: die Hälfte ist Psychologie (meint: nicht erklärbar).
 
Ja, ganz genau daher auch der Begriff: Kommunismus von Kommune, der Gemeinde: die kleinste räumlich-administrative Gebietskörperschaft.
 
Das Problem ist nur die notwendige wirtschaftliche Autarkie, die aufgrund einmal bestehender Bedürfnisse an Rohstoffen oder Fertigprodukten in einer komplexen und komplizierten Welt kaum mehr möglich zu sein scheint.
 
Ein Mikrokosmos ist auf seine Übertragbarkeit auf komplexe und voluminöse Volkswirtschaften zu prüfen. .

Wie wär´s damit, mal die Übertragbarkeit der Vorstellung eines (Wochen- oder grünen) Marktes (wo es vielleicht einigermaßen den gleichrangigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage geben kann) auf eine von multinationalen Konzernen beherrschte Weltwirtschaft zu prüfen?
 
Wie soll denn auch der Mensch innerhalb von 70 Jahren komplett umgekrempelt werden? Zumal durch das nichterreichen des Sozialismus ja eignetlich schon die Antwort gegeben wird, denn IM Sozialismus ist der Mensch verändert, weil dort erst wirklich die Verhältnisse geändert sind..


Mit dieser unverschämten Lüge rechtfertigte sich die SED jahrzehntelang!

Es beständen, so die Argumentation, im Sozialismus im Gegensatz zum Kommunismus noch "Missstände" der alten Gesellschaftsordnung, wie die "Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen körperlicher und geistiger Arbeit, die mit Unterschieden im Arbeitseinkommen, in den Bedürnissen und in der Möglichkeit ihrer Befriedigung sowie im Bildungs- und Kulturniveau verbunden sind." Außerdem gebe es noch die Klassen der Arbeiter und Bauern und die Schicht der Intelligenz.

Ursache dafür sei, so die SED, dass noch kein einheitliches gesellschaftliches Eigentum an den Produktionsmitteln bestehe. Daher gelte im Sozialismus der Satz: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen", während erst im Kommunismus die Geselllschaft "jedem nach seinen Bedürfnissen" werde geben können.

Durch die Behauptung, dass der Sozialismus die zwangsläufig noch mangelhafte Vorstufe zum Kommunismus darstelle, hatte die SED eine Handhabe, um den krassen Widerspruch zwischen dem Erwartungsdruck, den sie mit ihrer zukunftsbezogenen Ideologie erzeugte, und dem kläglichen DDR-Alltag zu rechtfertigen. In Zweifelsfällen wurden Unzufriedene auf die ungünstige Lage der DDR an der Frontlinie der Systeme und auf die ständige Bedrohung durch den Imperialismus verwiesen.

Bei der marxistischen Vision einer utopisch-"paradiesischen" kommunistischen Gesellschaft mit Gottesstaat-ähnlichen Zügen, deren Zeitpunkt unvorhersehbar, deren Kommen aber infolge der "gesetzmäßigen" Entwicklung der Geschichte unausweichlich sein sollte, handelt es sich um ein typisch chiliastisches Element - eine religiöse Heilserwartung, die freilich auf Erden unerfüllbar ist.

Die kommunistischen Eliten im Osten haben das perfekt instrumentalisiert und auf diese Weise die Bevölkerung ihrer Länder jahrzehntelang drangsalieren können.
 
Die kommunistischen Eliten im Osten haben das perfekt instrumentalisiert und auf diese Weise die Bevölkerung ihrer Länder jahrzehntelang drangsalieren können.

Wobei "drangsalieren" - wenn man geographisch weiterdenkt - auf Stalin, Mao und Pol Pot bezogen, ja noch pervers gutmütig klingt.

Es wurde schlicht und einfach alles vernichtet, was nicht ins Weltbild passte. Wenn die Vorstufe des Kommunismus bereits solche ungeheuerlichen Menschenopfer forderte, wie soll es erst werden, wenn wirklich alle versuchen sich lieb zu haben?
 
Ursache dafür sei, so die SED, dass noch kein einheitliches gesellschaftliches Eigentum an den Produktionsmitteln bestehe. Daher gelte im Sozialismus der Satz: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen", während erst im Kommunismus die Geselllschaft "jedem nach seinen Bedürfnissen" werde geben können.

Durch die Behauptung, dass der Sozialismus die zwangsläufig noch mangelhafte Vorstufe zum Kommunismus darstelle, hatte die SED eine Handhabe, um den krassen Widerspruch zwischen dem Erwartungsdruck, den sie mit ihrer zukunftsbezogenen Ideologie erzeugte, und dem kläglichen DDR-Alltag zu rechtfertigen. In Zweifelsfällen wurden Unzufriedene auf die ungünstige Lage der DDR an der Frontlinie der Systeme und auf die ständige Bedrohung durch den Imperialismus verwiesen.

Bei der marxistischen Vision einer utopisch-"paradiesischen" kommunistischen Gesellschaft mit Gottesstaat-ähnlichen Zügen, deren Zeitpunkt unvorhersehbar, deren Kommen aber infolge der "gesetzmäßigen" Entwicklung der Geschichte unausweichlich sein sollte, handelt es sich um ein typisch chiliastisches Element - eine religiöse Heilserwartung, die freilich auf Erden unerfüllbar ist.

Die kommunistischen Eliten im Osten haben das perfekt instrumentalisiert und auf diese Weise die Bevölkerung ihrer Länder jahrzehntelang drangsalieren können.


Die SED hat wirklich den Fehler gemacht, den Sozialismus auf unbestimmte Zeit zu verschieben, anstatt den Mut zu haben, es wahrlich anzupacken oder wirklich ehrlich zu sein. Jedoch muss man auch sagen, dass die Umstände (vom Krieg zerstörte Wirtschaft, etc.) die SED zu diesem Vorgehen zwang.
Des weiteren hat sich Marx' Konzeption des Absterben des Staates ohne Klassen als falsch herausgestellt. Stattdessen ist mehr Staat entstanden beim Versuch die Klassen aufzuheben.
Ich frage, dich warum der DDR-Alltag "kläglich" war? Hast du dort gelebt? Ich kann mir vorstellen, dass viele gelitten haben. Aber von denen sich bestimmt viele geflüchtet oder ausgereist. Aber es gab auch viele die glücklich waren, weil nunmal andere Dinge mehr wert waren(is das verständlich?) oder zum Tragen kamen, wie zum Beispiel Solidarität und diese Leute haben ihr Herzblut für die Sache gegeben in der NVA,MfS,DSF, FDJ etc. Natürlich war man sich über Missstände im Klaren. Man sah sie doch. Und wie die Lage der beiden konkurrierenden Systeme entscheidend ist. Es ging von beiden Seiten eine Kriegsgefahr aus und nich nur das. Man diffamierte sich bis aufs Blut: "Klassenfeinde" oder " die in der Zone". Das erschwert doch ungemein.

Wie soll denn ein Kommunismus ohne Staat mit "Gottesstaat-ähnlichen Zügen" funktionieren? Im Kommunismus gibt es keinen Staat oder etwas ähnliches.

Und ich denke durchaus, dass es kommen wird. Es muss ja nich der Kommunismus sein. Vielleicht denkt sich jemand was anderes gewieftes aus? Aber ich weiß, dass jede Revolution den Klassenkampf auf eine neue Ebene bringt. Siehe Französische Revolution. Aufeinmal stehen sich Proletariat und Bourgeosie gegenüber, vorher war es Grundherr und Leibeigner. Da steckt keine religiöse Heilserwartung drin, sondern Wissen. Das ist ein elementarer Unterschied. Klassenanalyse kann man empirisch betreiben. Gottes Aktivitäten sind nicht nachweisbar. Oder willst du mir sagen, dass es keine Klassenkämpfe mehr gibt?

Die BRD is wahrlich kein Maßstab zur Analyse der DDR oder gar de rBewertung.

Es wurde schlicht und einfach alles vernichtet, was nicht ins Weltbild passte. Wenn die Vorstufe des Kommunismus bereits solche ungeheuerlichen Menschenopfer forderte, wie soll es erst werden, wenn wirklich alle versuchen sich lieb zu haben?
Was ? Alle Menschen haben sich lieb? Wer erzählt denn sowas? Als wenn es im Kommunismus keine Probleme geben würde oder Abneigungen gegen andere Menschen? Die Vorstufe des Kommunismus erforderte jene Opfer nicht, aber bei Stalin erforderte die Verteidigung der Revolution jenes menschenverachtende Blutbad. De facto hat Stalin damit die SU gerettet, obwohl der Preis bitter ist. Zumal nicht alles vernichtet wurde, was ins Weltbild passte, dann hätte man wohl nen Weltkrieg angefangen, oder?
 
Für Stalin war die Ideologie nur Werkzeug für die persönliche Machtentfaltung. Menschliche Leidenschaft gepaart mit der Dummheit einer fügsamen Menschenmasse, Päpste, Kaiser und Könige spielten dieses Spiel schon, es hat im Grunde nichts mit der dafür benutzten Weltanschauung zu tun.
 
Die Vorstufe des Kommunismus erforderte jene Opfer nicht, aber bei Stalin erforderte die Verteidigung der Revolution jenes menschenverachtende Blutbad. De facto hat Stalin damit die SU gerettet, obwohl der Preis bitter ist.

Ich denke auch, da erübrigt sich jeder Kommentar...
:nono:
 
Ich denke auch, da erübrigt sich jeder Kommentar...
Steht dort mit irgendeiner Zeile, dass ich es gut heiße? Aber durchaus sind die Säuberungen Erscheinungen zum Erhalt der SU gewesen. Oder ist diese These zu provokant? Ich hab sie zuerst bei einem ehemaligen DDR-Professor gehört, der das mal im ND in einem Leserbrief erläuterte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Steht dort mit irgendeiner Zeile, dass ich es gut heiße? Aber durchaus sind die Säuberungen Erscheinungen zum Erhalt der SU gewesen. Oder ist diese These zu provokant? Ich hab sie zuerst bei einem ehemaligen DDR-Professor gehört, der das mal im ND in einem Leserbrief erläuterte.
Nicht direkt, aber im Grunde bedeutet das, daß für "die Sache" jedes Mittel erlaubt bzw. gerechtfertigt war, auch ein millionenfacher Massenmord.
 
Zitat:"Nicht direkt, aber im Grunde bedeutet das, daß für "die Sache" jedes Mittel erlaubt bzw. gerechtfertigt war, auch ein millionenfacher Massenmord."

Weder erlaubt oder gerechtfertigt ist in dem Zusammenhang passend, sondern aus der Sicht eines Machthabers ist es sogar notwendig solche Mittel anzuwenden.
 
Ja, wenn ich Anwärter auf die absolute Macht wäre und irgend etwas dazwischen steht, dann räume ich es weg, mit den Mittel die mir dafür zur Verfügung steht. Da war Stalin nicht anders als Caesar. Der eine liess seine Landsleute verhungern und Andersdenkende wegsperren und der Andere überzog ein Nachbarland mit einem Völkermord, um die eigene Macht auszubauen. Da ist ein Muster das nach uralten Regeln immer wieder neu durchgespielt wird.
 
Ja, wenn ich Anwärter auf die absolute Macht wäre und irgend etwas dazwischen steht, dann räume ich es weg, mit den Mittel die mir dafür zur Verfügung steht. Da war Stalin nicht anders als Caesar. Der eine liess seine Landsleute verhungern und Andersdenkende wegsperren und der Andere überzog ein Nachbarland mit einem Völkermord, um die eigene Macht auszubauen. Da ist ein Muster das nach uralten Regeln immer wieder neu durchgespielt wird.

Aus der heutigen Sicht ist beides ähnlich unmoralisch und verachtenswert, nur mit dem Unterschied, daß zwischen Cäsar und Stalin genau 2000 Jahre liegen und es inzwischen eine humanistische Bewegung gab, die viele Anschauungen verändert hat und einen Mord auch als Mord und Folter auch als Folter bezeichnet und beides unmoralisch und verachtenswert nennt.
 
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