Marxismus- Leninismus

Steht dort mit irgendeiner Zeile, dass ich es gut heiße? Aber durchaus sind die Säuberungen Erscheinungen zum Erhalt der SU gewesen. Oder ist diese These zu provokant? Ich hab sie zuerst bei einem ehemaligen DDR-Professor gehört, der das mal im ND in einem Leserbrief erläuterte.


Natürlich diente der Massenterror Stalins, der mit "Säuberungen", Eliminierungen, Zuchthaus und Zwangsarbeit verbunden war, dem puren Machterhalt. Die KPdSU war während dieser Epoche lediglich ein Instrument in seiner Hand, die kommunistische Ideologie lediglich Vorwand.

Ob das alles erforderlich war, um die Sowjetunion zusammenzuhalten, möchte ich bezweifeln. Erforderlich war diese pervertierte Gewaltherrschaft freilich für Stalins unumschränkte Herrschaft und auch der "Große Vaterländische Krieg" wurde entsprechend instrumentalisiert und passte sich nahtlos in dieses Machtkonzept ein.
 
Wie soll denn ein Kommunismus ohne Staat mit "Gottesstaat-ähnlichen Zügen" funktionieren? Im Kommunismus gibt es keinen Staat oder etwas ähnliches.

Im Gottesstaat gibt es ja auch keinen Staat. Alle Gewalt geht von Gott aus. Und der oderste Hirte ist ja bloss ein Stellvertreter. Und wenn Jesus erst wiederkommt, dann ist alles gut.

Na, fällt Dir was auf?

Zumal nicht alles vernichtet wurde, was ins Weltbild passte, dann hätte man wohl nen Weltkrieg angefangen, oder?

Reicht es nicht, dass im Inneren alles vernichtet wurde? Und bei Pol Pot ist das wortwörtlich zu nehmen ...

Wikipedia schrieb:
The Khmer Rouge targeted Buddhist monks, Western-educated intellectuals, educated people in general, people who had contact with Western countries, people who appeared to be intelligent (for example, individuals with glasses), the crippled and lame, and ethnic minorities like ethnic Chinese, Laotians and Vietnamese.
 
@ Pope:Ich redete von Stalin und was meinst du mit Gottestaat genau? Gibt es Institutionen, wie Verwaltungsbehörden. Bezeichnet sich nit der Iran als Gottestaat?
@Barbarossa: Das is der Fehler, es aus heutiger Sicht zu sehen. In dem Buch "Die Tragödie eines Volkes" steht ganz gut beschrieben, dass die Mentalität, die sich im Bürgerkrieg Russlands einen wesentlichen Bestandteil hatte und zwar, dass dder einzelne Mensch nie soviel zählt und gerade deswegen die Tötung "leichter von der Hand geht", um es salopper auszudrücken. Es geht immer um die Sache und ichdenke, gerade bei Stalin hat sich das verfestigt und danach handelte er auch.
 
@Wieger, seit mehreren Beiträgen versuchst Du Massenmorde zu bagatellisieren - nur für den Fall, dass Du es selbst gar nicht mehr merkst! Dagegen sind natürlich DDR-Verbrechen "harmlos"... Thema bis zur nächsten Moderatorenkonferenz geschlossen!
 
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Zitat Barbarossa #35 : - Die Kommunistische Ideologie hatte ein Ziel vor Augen - einen höchsten, zu erreichenden Endpunkt der Gesellschaftlichen Entwicklung - sozusagen ein "Paradies auf Erden", wobei ich den Begriff "Paradies" mit voller Absicht benutze, denn auch die Christen kennen einen solchen Endpunkt, wenn auch im Leben eines jeden Menschen (wenn er nicht gerade zu viele Sünden auf sich geladen hatte und in der "Hölle" verschwand ). Das Erreichen dieses Endpunktes wurde (oder wird immer noch?) als eine unausweichliche Gesetzmäßigkeit angesehen - ergo: zumindest flechten sich hier religiöse Vorstellungen stark mit ein.


Ich gehe soweit mit, dass im Christentum ein Paradies im Ursprung angenommen wird und es eins am Ende im Jenseits geben soll. Das ist normal, weil die Ideologie der Religionen davon ausgeht, dass die Welt durch einen Geist oder Gott erschaffen wurde und gelenkt wird. Dabei wird das Leben im Paradies oder Hölle beendet, es ist ein Endpunkt, je nach dem (den Gesetzen der herrschenden Schicht: Satan, Engel, Gott, usw.).
Nur gibt es eine Frage zum Paradies: „Wer kocht dort und wer macht den Abwasch, usw. usf.?“ Bald nachdem man Adam und Eva die Augen öffnete, flogen sie raus aus dem Paradies, weil sie von der Frucht der Erkenntnis genommen hatten. Das wäre eine Sünde. Später, als Jesus der Sünden der Menschen wegen gekreuzigt wurde und den Menschen die Sünde vergab, wurde aber kein neues Paradies für den Menschen geschaffen. Nur für den Pfaffen! Seht doch die Bilder, wie kärglich Jesus und seine Mannen gekleidet waren und nun seht auf den Papst, den Nachfolger Petrus`. Pomp und Geschmeide ... .
Aber nicht darüber will ich reden, sondern vom Standpunkt eines Materialisten. Die Weltanschauung der Materialisten beginnt dort, wo der Mensch aus dem Garten Eden (Paradies) geworfen wurde, um beim biblischen Bild zu bleiben. Sie mussten sich mit ihrer Hände ARBEIT durchs Leben schlagen, sich die Welt zu Nutze machen, so gut es eben ging. Dabei musste JEDER sein Maximalstes geben, damit für ALLE das Minimalste unterm Strich herauskam. Für einen Häuptling oder König, Führer etc. mit Privilegien war zu dieser Zeit gar keine materielle und gesellschaftliche Grundlage da. Es gibt einen großartigen Reim: Als Adam pflügte und Eva spann- wo war denn da der Edelmann?

Die weiteren Gesellschaftsordnungen waren geprägt durch das Erwirtschaften eines gesellschaftlichen materiellen und kulturellen Überschusses, der aber nicht dem Wohle der Menschheit diente, sondern meistens in Privateigentum überging. Die Aufgabe des Materialisten, speziell der Vertreter des Marxismus- Leninismus ist es nun, die Gesellschaftsordnung soweit umzugestalten, dass dieser Überschuss für alle das Optimalste bereithält. Ganz verallgemeinert ausgedrückt. Das ist aber nicht der Endpunkt der Gesellschaft, es ist der Endpunkt der Ausbeuter. Es ist als der Anfang einer klassenlosen Gesellschaft gedacht. Kein Schlaraffenland, deshalb fragte ich ja, wer im Paradies die Arbeit macht. Im Urkommunismus führte die Not gezwungenermaßen zur gemeinschaftlichen Arbeit und im fernen Kommunismus führt laut Theorie die Einsicht des neuen modernen Menschen in die Notwendigkeit, für die Gemeinschaft zu wirken zu einer neuen Lebensqualität.
Kleinigkeit nebenbei: Wenn ich mich so einschätze, ist es zu diesem neuen Menschenschlag noch ein weiter Weg.
 
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"Nimm deinem Nächsten sein Eigentum, wenn er zu schwach ist es zu behalten und fühle dich Stolz, denn jetzt bist du Kapitalist!" Jack London *Auf dem Schienenstrang osä*
 
"Nimm deinem Nächsten sein Eigentum, wenn er zu schwach ist es zu behalten und fühle dich Stolz, denn jetzt bist du Kapitalist!" Jack London *Auf dem Schienenstrang osä*
Das ist so durchaus möglich und üblich in der heutigen und zurückliegenden Zeit. Das machen die meisten - vom Politiker bis zum Bettelmann. Den Zwang zu uneigennützigem Verhalten und gesellschaftlicher Tätigkeit finden wir ausser im Urkommunismus sogar im Tierreich (Ameisenstaat, Bienenvolk etc.) Hier führt der Kampf ums Überleben die Kreaturen zusammen. Da sich der Mensch jedoch in seiner Entwicklung vom Tier abhebt, kann nur er es sein, der unter bestimmten Umständen eines Tages die Einsicht und den Willen dazu aufbringt. Wie gesagt, unter bestimmten Umständen, denn bisher habe ich selbst auch noch nicht das nötige Begehr dazu. Geht auch nicht, denn was aus der Gesellschaft gehört einem schon, oder ist einem so ans Herz gewachsen, dass man was ohne Bezahlung tun würde. Da war man in der DDR schon etwas weiter. Da hat man nach Feierabend oder an Wochenenden z.B. im Kindergarten ausgebessert oder vorgerichtet, damit es den eigenen Kindern dort besser gefällt. Das war eine gewisse Vorstufe auf dem Weg dorthin. Andere meldeten sich zum Einsatz für Straßenreparatur oder zur Gemeinschaftsantenne, um besser Westfernsehen gucken zu können.:rofl:Jedenfalls wurden unentgeltlich Arbeiten durchgeführt, wenn ein gemeinschaftliches Interesse vorlag. In der jetzigen Periode der Gelddiktatur, nach dem Motto: "Haste was - biste was" werden derartige gemeinschaftliche Initiativen vielleicht vom Eigentümer einer Einrichtung gewünscht. Die entsprechenden Serviceleistungen werden aber durch höhere Gebühren finanziert und durch Firmen gewinnbringend ausgeführt. Persönlichen Einsatz findet man vielleicht noch in irgendwelchen eingetragenen Vereinen, wo Arbeitsstunden geleistet werden müssen (z.B. Arbeitseinsatz in Gartenvereinen). Allerdings ist das keine Freiwilligkeit, keine Einsicht oder Wille sondern Zwang, denn, wer keine Stunden ableistet, wird statt dessen zur Kasse gebeten. Eine andere Seite ist noch das Kapitel "ehrenamtliche Tätigkeit". Diese erfordert sicher vom Einzelnen große Opferbereitschaft, ist aber gewiß nicht als Normalfall anzusehen.
 
Das mit den Arbeitseinsätzen stimmt schon.

Aber das hat keiner gemacht, um eine bessere Welt zu bauen.
Es ging auch da nur um persönlichen Nutzen, sprich, Kontakte aufzubauen.
 
Natürlich diente der Massenterror Stalins, der mit "Säuberungen", Eliminierungen, Zuchthaus und Zwangsarbeit verbunden war, dem puren Machterhalt. Die KPdSU war während dieser Epoche lediglich ein Instrument in seiner Hand, die kommunistische Ideologie lediglich Vorwand.

Ob das alles erforderlich war, um die Sowjetunion zusammenzuhalten, möchte ich bezweifeln. Erforderlich war diese pervertierte Gewaltherrschaft freilich für Stalins unumschränkte Herrschaft und auch der "Große Vaterländische Krieg" wurde entsprechend instrumentalisiert und passte sich nahtlos in dieses Machtkonzept ein.

Der Terror war nicht erforderlich, die SU zu erhalten. Schuld war Stalins Misstrauen. Stalins Misstrauen entwickelte sich aus seinen Erfahrungen nach dem roten Oktober bis nach dem Bürgerkrieg und den Interventionskämpfen. Stalin stand in dieser Zeit im Schatten Trotzkis. Während Stalin vorrangig am Schreibtisch kämpfte, flogen Trotzki die Sympathien und Erfolge im praktischen Kampfe und die Herzen der Revolutionäre nur so zu. Dabei vertrat Trotzki die Ansicht, dass nur die Weltrevolution die Russische Revolution zur Perfektionierung bringen könnte. Als aber 1918 die Einmannpartei Karl Liebknecht in Deutschland erfolglos die Revolution ausrief, stand man in Russland vor der Frage: „Soll in Russland die Revolution auf dem Halme verfaulen (Trotzkis Meinung), weil man in der Welt alleine dem kapitalistischen Umfeld gegenüber stand, oder soll man den Sozialismus in EINEM Lande aufbauen ( Stalins neues Konzept), gewissermaßen als Schutzburg und Kommandozentrale bis zum Einsetzen des internationalen Umschwungs. Diese Frage halte persönlich für die Hauptursache des bisherigen Scheiterns der kommunistischen Revolution und der sich anschließenden Deformierung des sozialistischen Demokratiesystems. In Russland war das Interesse an einer deutschen Revolution größer, als heute zugegeben wird. Nach dem Bürgerkrieg wurden hochrangige Bolschewiki, darunter Sinowjew und Radek, auch Trotzki wurde bemüht, nach Deutschland entsandt, die deutsche Revolution zu initiieren. Der Erfolg war mäßig, Nur Thälmann in Hamburg brachte es zu einem Aufstand. ...
Dieser nochmalige Misserfolg hatte in Stalin die Frage aufgeworfen: „Was taugen eigentlich meine Mitstreiter?“ Stalin, der nach dem Tod des kränkelnden Lenins die Führung der Bolschewiki übernommen hatte und nun auf sich und Lenins Bücher allein gestellt politisches Neuland betrat, konnte vom einmal eingeschlagenen Weg nicht mehr zurück. Der Aufbau des Sozialismus in einem Lande wurde nun unausweichlich und musste mit allen Mitteln staatlicher Macht, auch Terror vollzogen werden. Dazu wurden zuerst anderslautende Meinungen unterdrückt und deren Vertreter angeklagt. Bucharin, Kamenew und Trotzki sind u.a. die wichtigsten davon. Der beliebte Petrograder Parteifunktionär Kirow wurde ermordet, nur weil er weniger Gegenstimmen als Stalin hatte. Das ist die inländische Seite der Säuberung. Stalin trug aber auch den Genossen der befreundeten Bruderparteien die ausgebliebene Weltrevolution nach, hatten sie doch nach seiner Meinung versagt und suchten nun Schutz bei ihm und in der Sowjetunion vor den Faschisten. Man könnte fast Verständnis dafür entwickeln. Und so wurde in einem Abermillionenvolkland ein grober Keil auf eine groben Klotz gehauen.
 
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segula schrieb:
Da war man in der DDR schon etwas weiter. Da hat man nach Feierabend oder an Wochenenden z.B. im Kindergarten ausgebessert oder vorgerichtet, damit es den eigenen Kindern dort besser gefällt. Das war eine gewisse Vorstufe auf dem Weg dorthin. Andere meldeten sich zum Einsatz für Straßenreparatur oder zur Gemeinschaftsantenne, um besser Westfernsehen gucken zu können. Jedenfalls wurden unentgeltlich Arbeiten durchgeführt, wenn ein gemeinschaftliches Interesse vorlag.
Dem kann ich nicht uneingeschränkt zustimmen. Zwar gab es sowas - ich habe mal bei der GST einen "Subotnik" mitgemacht, aber das war äußerst selten. Mein Vater hat z. B. beschriebene Arbeiten für die Stadt auch gemacht, aber nur gegen Bezahlung und nebenbei privat entweder gegen Sachwerte oder auch gegen Bezahlung, denn auch bei uns hieß es, den "Allerwertesten" so gut es ging "an die Wand" zu bekommen.

segula schrieb:
Man könnte fast Verständnis dafür entwickeln. Und so wurde in einem Abermillionenvolkland ein grober Keil auf eine groben Klotz gehauen.
Aus der Sicht der Kommunisten vielleicht, aber nicht, wenn man die kommunistische Ideologie grundsätzlich für falsch, weil nicht praktikabel, hält.
 


Aus der Sicht der Kommunisten vielleicht, aber nicht, wenn man die kommunistische Ideologie grundsätzlich für falsch, weil nicht praktikabel, hält.

Welche der vielen kommunistischen Ideologien meinst du genau? Schließlich gibt es einige in der Geschichte und in der Gegenwart die funktionieren!
 
Welche der vielen kommunistischen Ideologien meinst du genau? Schließlich gibt es einige in der Geschichte und in der Gegenwart die funktionieren!

hyokkose schrieb:
Welche würdest Du zu den funktionierenden zählen?


Dieser Frage möchte ich mich anschließen. Wo funktioniert/e deiner Meinung nach ein System, in der Kommunisten die Lehre von Marx/Engels und Lenin so umsetz(t)en, daß man sagen kann, es ist ein Modell für die Zukunft?
:grübel:
 
Der Aufbau des Sozialismus in einem Lande wurde nun unausweichlich und musste mit allen Mitteln staatlicher Macht, auch Terror vollzogen werden. ... Man könnte fast Verständnis dafür entwickeln.


Wieso eigentlich "nun unausweichlich" und "mußte"? Aus wessen Sicht für wessen Ziele? Sollte hier der persönliche Machtanspruch des Diktators amgesprochen sein, würde ich dafür allerdings kein Verständnis entwickeln.

Zur Diskussion um Praktikabilität und Funktionalität des Kommunismus wären wohl Kriterien hilfreich.
 
Das mit den Arbeitseinsätzen stimmt schon.

Aber das hat keiner gemacht, um eine bessere Welt zu bauen.
Es ging auch da nur um persönlichen Nutzen, sprich, Kontakte aufzubauen.
Das mag im städtischen Raum vielleicht so gewesen sein. Auf dem Land, und das weiß ich aus eigener Erfahrung, wurden Arbeitseinsätze geleistet zur Verschönerung und Ausbesserung, sicher manchmal brigadeweise. Als ich später in die Stadt zog, war es auch nicht mehr so, da wurde vor Beginn der Arbeiten sogar noch ein kleiner Politkurs zu aktuellen Fragen durchgezogen.
 
Wieso eigentlich "nun unausweichlich" und "mußte"? Aus wessen Sicht für wessen Ziele? Sollte hier der persönliche Machtanspruch des Diktators amgesprochen sein, würde ich dafür allerdings kein Verständnis entwickeln.

Zur Diskussion um Praktikabilität und Funktionalität des Kommunismus wären wohl Kriterien hilfreich.
"Unausweichlich" und "musste" waren angesagt, weil die SU auf einsamen Posten stand. Die Gefahr der kapitalistischen Restauration von aussen war also nicht dierekt beeinflussbar. Es war auch klar, dass das Ziel, die ENDGÜLTIGE Erreichung der kommunistischen Gesellschaft mit dem Aufbau des Sozialismus in EINEM Lande nicht zu verwirklichen war. Ab hier beginnt die Deformierung und Verkrampfung des M/L und wird zum Stalinismus. Das Ausbleiben der Weltrevolution verhinderte demokratischere Methoden.

Im übrigen möchte ich an dieser Stelle klarstellen, dass ich persönlich nicht im Marxismus verwurzelt oder 1000% ig überzeugt bin, vielleicht werde ich diesbezüglich noch meine Signatur ändern. Ich habe mich damit befasst, weil ich ein Stalinbuch gefunden habe und es gelesen habe.
 
Es war auch klar, dass das Ziel, die ENDGÜLTIGE Erreichung der kommunistischen Gesellschaft mit dem Aufbau des Sozialismus in EINEM Lande nicht zu verwirklichen war.

Grundsätzlich nimmt das der historische Materialismus an. Aber zurzeit der Stalinschen Säuberungen war dieser Anspruch durchaus noch aktuell. Endgültig begraben wurde er erst mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (bei einer solchen Frontbildung war politische Arbeit nicht mehr in den Maße möglich), mit der Auflösung der Komintern 1943 und der Installation kommunistischer Regierungen in Osteuropa durch die Sowjetunion.

Und dabei stand der internationale Kommunismus direkt nach dem Krieg sogar noch vor einem kurzfristigen Revival - wahrscheinlich waren die Chancen, Europa in großen Teilen zu "kommunisieren", nie besser als 1945/1946 - mit dem kommunistisch gewordenen Jugoslawien, den Wahlerfolgen von Thorez in Frankreich und Togliatti in Italien, dem Bürgerkrieg mit Beteiligung der kommunistischen ELAS in Griechenland.

Ich denke, dass diese Entwicklungen aber nicht mehr so die Sache Stalins waren, zumal sich die französische und italienische KP doch in Richtung auf eine Demokratisierung entwickelten.

Ab hier beginnt die Deformierung und Verkrampfung des M/L und wird zum Stalinismus.

Ich denke, dass der Stalinismus das Ergebnis aus zwei Entwicklungen war:
- der gewaltsamen Aufpressung eines neuen Wirtschaftssystems auf die Bevölkerung
- der hierarchischen Gliederung des KP-Systems, dass es erforderte, Konkurrenten auszuschalten, um selbst aufzusteigen; umgekehrt sich in den oberen Positionen vor unliebsamen Aufsteigern zu schätzen. Terror gegen die einfache Bevölkerung gab es in vielen Diktaturen; was aber ein Ausnahmemerkmal des Stalinismus und insbesondere der Säuberungen der 30er Jahre ist, war die Exekution vieler Personen des eigenen Machtapparats.
 
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