Sex im Mittelalter

Ella71

Neues Mitglied
Ich war diese Woche das Wasserschloß Heidenreichstein besichtigen - sehr beeindruckend da Burgfried aus 1100 und alle Möbel ( aus dieser und späterer Zeit ) erhalten

Was mir besonders auffiel - die Menschen hatten bloß Einzelbetten - auch wenn sie bedeutend kleiner waren, bitte wo und wie hatten die Sex?
In den Betten nämlich offensichtlich nicht, das kann sich nie ausgegangen haben
 
Ich war diese Woche das Wasserschloß Heidenreichstein besichtigen - sehr beeindruckend da Burgfried aus 1100 und alle Möbel ( aus dieser und späterer Zeit ) erhalten

Was mir besonders auffiel - die Menschen hatten bloß Einzelbetten - auch wenn sie bedeutend kleiner waren, bitte wo und wie hatten die Sex?
In den Betten nämlich offensichtlich nicht, das kann sich nie ausgegangen haben
Von wann waren denn die Betten genau und wo standen sie?
In Dienstbotenkammen kenne ich auch, verständlicherweise, eher bloß Einzelbetten, da man sich als Dienstbote selten vermählte bzw. das erst nach seinem Dienstbotenverhältnis tat.
Aus Kammern von bäuerlichen Paaren (16.Jh.) kenne ich, wenn ich mich recht entsinne, auch Doppelbetten.
Wenn ich meine Literatur (ähem;)) nicht falsch interpretiere dürfte aber das Beisammensein auch unter dem Gesinde in den Einzelbetten möglich gewesen sein, geschlafen haben dürfte man dann allerdings wieder getrennt... (Ist das jugendfrei ausgedrückt?:red::D)
 
Beim erlauchten Burgherren könnt ich mir vorstellen, dass er es sich auch mit seiner Holden auf einem Bärenfell in der Kemenate gemütlich gemacht hat.:)

Alter Romantiker... =)

Im Ernst: Irgendwie wird es schon geklappt haben, schließlich haben wir es im Mittelalter mit kinderreichen Familien zu tun. Selbstredend sind über solche pikanten Details keine schrifltichen Quellen erhalten, zumindest bin ich noch nicht über eine gestolpert. Allerdings kann ich mich entsinnen, öfter schon mal bei einem mitelalterlichen Bericht über ein Schäferstündchen "bei ihr gelegen" oder ähnliches gelesen zu haben. Es war daher wohl so, dass der Mann seine Angebetete zum Beglücken besucht hat und danach wieder gegangen ist.

In Ministerialienburgen oder denen des niedrigeren Adels war ja zumindest bis zum Spätmittelalter meist nur ein Schlafraum für die Familie des Burgherrn vorhanden. Da wird es wohl auch größere Betten gegeben haben - eins für Mutter und Vater und eins für die Kinder.
 
es waren verschiedenste Zimmer des Adels, in Heidenreichstein gabs sogar sehr zeitig Kachelöfen und sogar Uhren ( 400 Jahre alt)
also gesichert Zimmer der Herrschaft, nicht der Dienerschaft

Die Wasserburg Heidenreichstein wurde 12.-16. Jhd. ausgebaut, verändert wurde sie auch in späteren Jahrhunderten.
Genützt wird sie heute noch ( allerdings nur der Wirtschaftstrakt als Wohntrakt)


Bärenfell hab ich gesehen, auch diese langen, aber eher schmalen
" Gelager" - Latratzen zum Ausnüchtern
 
1. Allerdings kann ich mich entsinnen, öfter schon mal bei einem mitelalterlichen Bericht über ein Schäferstündchen "bei ihr gelegen" oder ähnliches gelesen zu haben.
2. Es war daher wohl so, dass der Mann seine Angebetete zum Beglücken besucht hat und danach wieder gegangen ist.
1. Könnte auch beschönigend gemeint sein, man saß ja bei einfachen Betten mehr als man lag. (Daran muss ich mich auch endlich mal in alten Betten gewöhnen.) Wirklich alte Doppelbetten (Renaissance), die ich kenne, sind zumindest recht schmal, wobei die Bezeichnung Doppelbett ja schon fast spekulativ ist, wenn man über die Herkunft und exakte Verwendung des Bettes keine genaueren Details kennt. (Es können auch breite Einzelbetten sein.)
2. Meine Rede. Oder umgekehrt.
 
natürlich wird es schon " irgendwie" geklappt haben :D

Mich hätte das Wie interessiert, weil ich es spannend finden würde, ab wann Paare den Sex in die Betten "verlegt" haben oder ob das immer schon so war

Bei der Burgführung gabs - auf dieses Thema angeschnitten - aber keine Antwort
Wir wissen so vieles über den Alltag, aber das Thema Sex ist irgendwie ausgeklammert
 
Brissotin schrieb:
Wirklich alte Doppelbetten (Renaissance), die ich kenne, sind zumindest recht schmal, wobei die Bezeichnung Doppelbett ja schon fast spekulativ ist, wenn man über die Herkunft und exakte Verwendung des Bettes keine genaueren Details kennt. (Es können auch breite Einzelbetten sein.)

Sehr mysteriös! =) :friends: :respekt:

2. Meine Rede. Oder umgekehrt.

Jo, und ich habs auf Männerbesuch und Mittelalter ausgedehnt.
 
Mich hätte das Wie interessiert, weil ich es spannend finden würde, ab wann Paare den Sex in die Betten "verlegt" haben oder ob das immer schon so war

Bei der Burgführung gabs - auf dieses Thema angeschnitten - aber keine Antwort
Wir wissen so vieles über den Alltag, aber das Thema Sex ist irgendwie ausgeklammert
Willst Du bildliche Quellen? ;) :red: (Aus dem 18.Jh., da spielte sich fast alles um das Bett herum ab, gibt es einiges in (ähem) einschlägigen Büchern der Zeit als Illustration.)
Es stimmt allerdings, dass viele Sachbücher, die groß mit Geheimnissen des Sex im Mittelalter tönen (oder werben?:D) eher Eheverhalten in Bezug auf Scheidungen etc. meinen.
Zum Thema Betten sind mir aber auch Doppelbetten im Hinterkopf auf spätmittelalterlichen Malereien, also das gab es duchaus, vielleicht war die Burg eine Ausnahme oder man beließ die Räume im Zustand, als der Burgherr ein Junggesellenleben führte.:grübel:
 
Wir wissen so vieles über den Alltag, aber das Thema Sex ist irgendwie ausgeklammert...

Das hängt damit zusammen, daß darüber nichts niedergeschrieben worden ist. Dazu mußt Du Dir einerseits vor Augen halten, daß bis ins 12. Jh. schriftliche Aufzeichnungen hauptsächlich von Mönchen und Klerikern gemacht wurden, die sich mit solchen Dingen nur sehr bedingt befaßten, und andererseits es in früheren Zeiten (übrigens bis weit nach dem Mittelalter) auch nicht gerade ein Thema war, über das so offen gesprochen wurde wie heute.
Was den Alltag betrifft, so wissen wir auch da gar nicht so viel; und das was wir wissen, betrifft dann wiederum größtenteils den Adel - ergo einen prozentual kleinen Teil der Gesellschaft.

Mich hätte das Wie interessiert, weil ich es spannend finden würde, ab wann Paare den Sex in die Betten "verlegt" haben oder ob das immer schon so war

Bildliche Darstellungen von Paaren in Betten - z.B. auch von Nichtverheirateten, also beim Ehebruch - existieren mW ab dem 14. Jh., also seit dem Spätmittelalter.

Was mir besonders auffiel - die Menschen hatten bloß Einzelbetten - auch wenn sie bedeutend kleiner waren, bitte wo und wie hatten die Sex?
In den Betten nämlich offensichtlich nicht, das kann sich nie ausgegangen haben...

Hierbei ist jedoch auch folgendes zu bedenken:
1. Aus welcher Zeit stammen die betreffenden Betten? Wirklich aus dem 12./13. Jh. oder doch erst - wie mW gewöhnlich auf Burgen - aus dem 16./17. Jh.?
2. Die Körpergrößen waren im Hochmittelalter zwar nicht so hoch wie heute, kamen aber doch an unsere Größen durchaus nahe heran. Der "Einbruch" kam aufgrund weniger Fleischanteil in der Ernährung erst nach 1300. Vgl. dazu auch folgenden Thread: http://www.geschichtsforum.de/f76/koerpergroesse-der-menschen-der-renaissance-oder-frueher-10771/
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Erfahrung zeigt, daß Sex nicht nur im Bett und innerhalb der Ehe, vollzogen wird. Eine Burg stelle ich mir auch nicht gerade als passende romantische Kulisse vor, um erotische Gefühle aufkommen zu lassen. Romantisch wirkt so etwas nur in der Retrospektive: Eiskalt, Gestank nach Hunden und allem möglichen Getier, dazu jede Menge Dreck und feindlich gesinnte Zeitgenossen, brrr! Ein solides Badehaus mit freundlichem Personal oder ein gepflegter römischer oder venezianischer Puff, das war schon eher etwas für verwöhnte Zeitgenossen. Übrigens gab es im Mittelalter auch durchaus so etwas wie erotische Literatur, wie einige recht freizügige Verse aus der Carmina Burana beweisen.
circa mea pectora multa sunt suspiria
de tua pulchritudine qui me ledunt misere, ah!
Tui lucent oculi, sicut solis radii,
sicut splendor fulguris lucem donat tenebris, ah!
Vellent deus, vellent dei,
quod mente proposui,
ut eius virginea resesseram vincula
In meiner Brust sind viele Seufzer über deine Schönheit, die mich ganz krank macht
Deine Augen leuchten wie der Glanz der Sonne, so wie ein Blitzstrahl die Dunkelheit erhellt.
Es gebe Gott, es geben die Götter, daß mir gelingt, was ich im Sinn habe: Die Ketten ihrer Jungfräulichkeit zu lösen.
 
Auf jeden Fall scheinen sich die einfachen Formen des Bettes, wenn ich mir Holzschnitte anschaue, seit dem Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit kaum geändert zu haben, was auch die Breite betrifft.

Nicht nur die Betten wären interessant, auch die dabei vorhandene oder nicht vorhandene Nachtbekleidung ...:grübel:

Waren nicht auch getrennte Schlafzimmer üblich (was auch heute beim verbreiteten Schnarchen :betthupferl: nicht so selten verbreitet sein soll)?
 
Nicht nur die Betten wären interessant, auch die dabei vorhandene oder nicht vorhandene Nachtbekleidung ...
Aus der Renaissance sind mir spezielle Nachthemden bei Herren bekannt, aber zuvor?:grübel: (Da scheitert es für präzise Antworten an Originalen, auch die Rekonstruktion vieler Wämser etc. vor 1500 beruht zumeist auf Abbildungen (!!).)
 
Grundsätzlich: Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Gebüsch.


Im Detail: Ich empfehle das Decamerone von Boccacio, oder auch die Zimmersche Chronik. Sehr deftige Geschichten. Kann man auch unter heutigen lockeren Moralvorstellungen in manchen Passagen durchaus als "Jugendgefährdend" einstufen. (Hatten wir in Deutsch die Novelle, eine amüsantere Pflichtlektüre als das Decamerone ist mir eigentlich nie mehr untergekommen)


Kostverächter waren die Weiblein und Männlein damals bestimmt nicht.
Die Geschichte mit der Erzherzogin (Mitgründerin der Unis Tb. und Fr.) am Fenster, die sich empört umdreht ... ach du bist es, mach weiter..............
Der Apotheker der das Potenz mit dem Abführmittel verwechselt.....und die Wirkung beim Besteller des Potenzmittels....

Das Pärchen, das bei eiinem Erdbeben auf die Gasse flüchtet, und vor Schreck "nicht mehr voneinander kamen"
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich erlaube mir an dieser Stelle noch einen "Nachschlag" zum Thema...

Auf jeden Fall scheinen sich die einfachen Formen des Bettes, wenn ich mir Holzschnitte anschaue, seit dem Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit kaum geändert zu haben, was auch die Breite betrifft.

Richtig; und wir dürfen davon ausgehen, daß es neben den genannten Einzelbetten auch im Mittelalter - zumindest im Hoch- und Spätmittelalter - ebenso Doppelbetten gegeben hat.
Bildliche Darstellungen - wenn auch wiederum den Adel betreffend - zeigen dieses (vgl. Beispiele unten)...

Nicht nur die Betten wären interessant, auch die dabei vorhandene oder nicht vorhandene Nachtbekleidung ...

In dem Falle wohl die nichtvorhandene Kleidung, denn obwohl die Männer gewöhnlich als Unterkleidung Leibhemd (hemede/chemise), Unterhose (bruche/brouche) sowie Beinlinge und die Frauen Leibhemd (hemede/chemise) und knielange Strümpfe (aus Wollstoff oder später auch Seide) trugen, sind Paare auf den entsprechenden Abbildungen im Bett stets unbekleidet und nur im Freien bekleidet (dann jedoch zumeist vollständig, was mE aber eher aus Gründen der Schicklichkeit geschah).
Anm.: Mir ist übrigens bei der weiblichen Unterkleidung keine Auslassung unterlaufen; Frauen - gleich welchen Standes - trugen keine Unterhosen o.ä., nur für den Umgang mit der monatlichen Regelblutung kann man davon ausgehen, daß die eine Art Windelhose trugen...

Zu den Bildbeispielen - interessanterweise alles übrigens Darstellungen zum Thema "Ehebruch":
Bett
Maciejowski Bibel, vor 1250 (also Hochmittelalter) "David und Bathseba begehen Ehebruch"
http://www.medievaltymes.com/courtyard/images/maciejowski/leaf41/otm41vc.gif
Bildepos zu Tristan und Isolde, Anfang 15. Jh. (also Spätmittelalter) Szenenbeschreibung (habe leider keine Onlineversion gefunden): Der Sohn tötet seine Mutter, die Ehebruch begangen hat. Der neben ihr liegende Ritter wird verschont, weil man einen unbewaffneten Mann nicht töten darf.
Im Freien
Wiener Weltchronik-Handschrift, um 1470 (also ausgehendes Spätmittelalter) "Pinhas ermordet ein ehebrecherisches Paar"
http://www.hist.unizh.ch/gilomen/NFProjekt/images/ehebruch2.jpg
 
Bevor jetzt aber weitere Bilder, vor allem aus der Neuzeit eingestellt werden, muss Daniel noch ein "Ab 18"-Forum einrichten...:D
 
Zurück
Oben