Türken stehen vor Wien.

Denn die Janitscharen hatten schon mehrere Breschen in die alten Stadtmauern Wiens geschlagen, wurden aber immer wieder zurückgeschlagen. Bis sie selbst den Rückzug antraten und die Befehle des Sultans verweigerten. Die erste Niederlage und der Anfang vom Ende!
 
Hi, da man anscheinend momentan nicht mehr als 3700 Zeichen schreiben kann, ich jedenfalls, poste ich hier mal meinen Beitrag in mehrere Posts.
Ein Mod kann sie dann ja zusammenfügen und klären, warum ich immer den Server Error 500 erhalte...:cry:

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Hi,
aufgrund der Nachfrage, hier nun mal meine Schilderung der Umstände der ersten Wiener Belagerung. Etliches wurde ja hier schon dazu geschrieben.
Ich schreibe heute erstmal ein bischen was zu den Rahmenbedingungen und morgen dann speziell was zur Belagerung.


Einiges zum historischen Kontext:
  • Im Unterschied zu seinen Vorgängern, unterschied sich die Herrschaft Süleymans dadurch, dass seine Gegner im Westen und Osten, die Habsburger und Safaviden, stärker waren, als die Gegner der vorherigen Sultane. Es waren nun auch keine Pufferstaaten mehr dazwischen. Dies machte auch das Winterlager in Istanbul und Thrakien notwendig, da von beiden Enden des Reiches Gefahr drohen konnte. Mehrfrontenkriege wurden vermieden, kriegerische Auseinandersetzungen, die sich über mehrere Jahre ohne handgreiflichen Erfolg hinzogen, wurden in der Regel durch Friedensschlüsse beendet, um eine Kräftekonzentration an einer anderen Front zu ermöglichen.
  • Osmanisches Vordringen in Ungarn und Österreich ist von der Furcht getrieben, die Habsburger, Ungarn und Safaviden könnten eine Allianz eingehen, und die Habsburger könnten mit ihren Verführungskünsten die Vasallen Moldau und Siebenbürgen aufwiegeln.
  • Landkrieg mit den Habsburgern spielte sich vorwiegend in und um Ungarn ab und lässt sich in drei Phasen unterteilen:
  1. 1520-26 Wucht der osm. Expansion gegen Ungarn, der einen Pufferstaat bildete. Ungarn war schwach und zersplittert. König Ludwig II. (1516-1526) hatte wenig Kontrolle über die Landedelleute, die die Bauern unterdrückten und untereinander stritten, dadurch gemeinsame Bemühungen gegen die Osmanen erschwert. Auch Frage der Beziehung zu Habsburg zerstritten: Eine Minderheit wollten unter Erzherzog Ferdinand (=Bruder Kaiser Karls V.) nach Ludwigs II. Tod sich an Habsburg anschließen, die Mehrheit wollten unter dem siebenbürgener Fürsten Johann Zapolya dieses nicht. Martin Luthers Reformation (1517 Thesen zu Wittenberg) führte auch in Ungarn zu Verschärfungen der sozialen, religiösen und nationalen Spannungen. 8. August 1521 Eroberung Belgrads durch Süleyman, Weg nach Norden nun frei. In völliger Fehleinschätzung der tatsächlichen Machtverhältnisse provozierte König Ludwig II. Sultan Süleyman, indem er die osmanische Gesandtschaft, die über ein Friedensbündnis verhandeln sollte, gefangensetzte. Am 29. August 1526 besiegt Süleyman bei Mohacs die Ungarn mühelos, Tod Ludwigs II. kurz nach der Schlacht -> geeintes unabhängiges Ungarn nun unwahrscheinlich geworden.
  2. Phase der osm.-habsburgischen Beziehungen, in denen Ungarn als Puffer erhalten blieb, um das die beiden Reiche kämpften. Süleyman musste nach Anatolien sein Augenmerk richten, um die dortigen Revolten niederzuschlagen, deshalb fehlten ihm die Männer, um Ungarn ganz zu besetzen und direkt zu verwalten. Deshalb stellte Süleyman als Kaiser die Unabhängigkeit Mittel- und Südungarns wieder her, sorgte dafür, dass die Adeligen den habsburgfeindlichen Fürsten Johann Zapolya zum König wählten, und machte ihn zum tributpflichtigen Vasallen, der sich aussenpolitisch an die osm. Weisungen halten musste. Ausserdem erhielt er nun mit Ungarn ein Aufmarschgebiet, was als Vasall ebenso gut diesem Zweck diente. Die meisten administrativen und militärischen Posten wurden mit Ungarn besetzt. Einige osm. Garnisonen unterstützen Zapolya. Die nördlichen Teile Ungarns wurden mehr oder weniger an Österreich eingegliedert, der Form halber unter den neu gewählten König Ferdinand. Zapolya war schwach, Ferdinand überfiel 1528 größten Teil Mittelungarns und besetzte es, Süleyman kehrte deshalb 1529 aus Anatolien zurück, dem Hilferuf Zapolya folgend, und vertrieb die Habsburger aus Ungarn und führte die Truppen vor Wien. Weitreichende Vorteile durch die kurze Belagerung für die Osmanen: Sicherung der Herrschaft über Ungarn, Ferdinand wagte keinen weiteren Angriff auf Zapolya, Wirtschaftsleben Österreichs war durch Feldzug angeschlagen, auch durch die weitschweifenden Raubzüge der Akinci. Christl. Mächte nur kurz geeint (Nürnberger Religionsfrieden 1532), danach kochte wieder jeder sein Süppchen und unterstützte nicht Ferdinand.
Forts folgt:
 
Zuletzt bearbeitet:
Forts.:

Zweiter Österreichfeldzug Süleymans 1532: Er konnte die kaiserliche Armee nicht zur offenen Feldschlacht zwingen, da sie sich feige dem entzog. (Machten übrigens zur selben Zeit auch die Safaviden, weshalb der größte Teil Persiens safavidisch blieb) So musste der frustrierte Süleyman sich damit zufriedengeben, weite Teile Nordungarns und Österreichs zu verwüsten. Da er zuviel Zeit für die Belagerung und Einnahme der Grenzfestung Güns (Köszeg) verlor, verzichtete er auf eine erneute Belagerung Wiens. Der habsburgische Kaiser wurde nun tributpflichtig. König Ferdinand suchte daraufhin Frieden, der 1533 den status quo besiegelte. Ferdinand verzichtet auf seine Ansprüche in Ungarn, und erkannte Zapolya als osm. Vasallenherrscher an, Süleyman erkannte die Herrschaft Ferdinands in Nordungarn an, ließ sich jedoch Tribute für jene Gebiete zahlen, dass die Osmanen für sich hätten in Anspruch nehmen können. Dieses Abkommen war für die Osmanen nützlich, da sie ihr Augenmerk wieder Richtung Osten wenden mussten und den Rücken nun frei hatten. Dieses Abkommen wurde durch die Osmanen bis 1541 respektiert, als Zapolya seinen osm. Herren hinterging, indem er Ferdinand in einem Geheimabkommen zu dem Erben seiner Besitzungen ernannte. Als Vasall hatte er dazu aber kein Recht, Ungarn einen Dritten zu überlassen, Ferdinand versuchte nach Tod Zapolyas seine Erbschaft durchzusetzen. Darum trat Süleyman für die Ansprüche des Sohnes Zapolyas, Johann Sigismund, ein, besetzte Ungarn (22. August 1541) und adoptierte Sigismund. Sigismund war aber noch unmündig, und Süleyman wollte die Verteidigung nicht einem Kind bzw. dessen Verweser überlassen, also annektierte er Ungarn und machte es zu einem direkten Teil des Osm. Reiches (29.08.), bestätigt durch einen habsburgischen-osm. Vertrag 1547. (Sigismund wurde dann in Ostungarn und Siebenbürgen eingesetzt)

3. Phase ab 1541, indem die beiden Mächte Habsburg und Osm. Reich direkt in Kontakt kamen, und in dauernden Grenzkonflikten waren, und gegenseitigen Raubzügen. Erneute Tributpflicht Ferdinands mit 30000 Dukaten jährlich. In Zuge der Diplomatie wurde nun spätestens das Osm. Reich in das Konzert der europäischen Diplomatie eingebunden, erkannte man doch, dass die Osmanen kein "Barbarenhaufen" waren, wie zuvor oft kolportiert (z.B. 1543 Einnahme Nizzas durch osmanisch-französische Flotte). Gerade der Großwesir Ibrahim Pascha war ein Meister der hohen Kunst der Diplomatie. Die Grenze zwischen den beiden Reichen blieb noch lange nach Süleymans Tod bestehen.
(Interessant ist, dass die ungarischen Bauern von ihren Landadeligen, die sich nach ausserhalb Ungarns flüchteten - meist auf habsburgisches Gebiet - immer noch als ihr Eigentum ansahen, weshalb sie weiterhin Steuern an sie zahlen mussten, zusätzlich zu den regulären Steuern an das Osm. Reich. Dieses drückten die Landadeligen durch Entsendung von Steuereintreibern und gelegentlichen "Erpressungszügen" von den mit den ungarischen Adligen befreundeten Husarentruppen durch. Dieses konnte durchgesetzt werden, weil die Sipahis der Osmanen sicherheitshalber nicht wie üblich in den ungarischen Dörfern lebten, sondern in den (befestigten) Städten. Daraufhin verarmten die Dörfer, die Bauern flüchteten in andere Gebiete. Die Osmanen versuchten teilweise die entvölkerten Gehöfte mit der Ansiedlung von Serben und Rumänen wieder zu beleben. Die typische Pusztalandschaft ist u.a. ein Erbe dieser Epoche.)


So, morgen dann näheres zu den Umständen der ersten Belagerung Wiens.
Vielleicht erhellt sich dann auch die Frage, ob Süleyman ernsthaft bei Aufbruch seines Heeres Wien erobern wollte, oder nur seinen Hahnenkamm aufstellen wollte... ;)

Das war meine kleine Gute-Nacht-Geschichte,
LG lynxxx
 
Ich meine im TV kam ebenfalls mal ein Bericht in dem der Grund die Jahreszeit war.
Möglicherweise spielte in dieser Epoche die Jahreszeit bei einem großen Feldzug/Belagerung eine wichtige Rolle. Ich denke gerade an Angriffe der Franzosen im Süden Deutschlands:

06.09.1703 Einnahme von Breisach durch die Franzosen
20.09.1704 Schlacht bei Höchstädt
25.09.1713 Trommelfeuer auf Freuer durch Franzosen
1744 Ende August und somit auch kanapp in 09 Erneuter Angriiff

Ich bin gerade zu faul :scheinheilig: um die Frage weiter zu verfolgen
Ob man wohl die Hitze des Sommers absichtlich gemieden hat? Für die Türken sollte aber doch die Hitze kein Problem gewesen sein.
 
Im Zuge der Diplomatie wurde nun spätestens das Osm. Reich in das Konzert der europäischen Diplomatie eingebunden, erkannte man doch, dass die Osmanen kein "Barbarenhaufen" waren, wie zuvor oft kolportiert (z.B. 1543 Einnahme Nizzas durch osmanisch-französische Flotte).


Als diplomatischer Faktor wurden die Osmanen zwar durchaus wahrgenommen, aber als gleichberechtigter Partner kann man sie in der europäischen Diplomatie nicht einstufen. Die europäischen Staaten der frühen Neuzeit pflegten einen ausgeprägten Eurozentrismus in dem das christliche Abendland der Mittelpunkt der Welt war. Schon als "Ungläubige" standen die Osmanen eine Stufe tiefer als jeder christliche Kleinpotentat. Insofern war das Osmanische Reich kein Bestandteil des "diplomatischen Konzerts", was schon dadurch deutlich wurde, dass die europäischen Länder keine ständigen Botschafter nach Konstantinopel entsandt haben. In dieser Hinsicht dürfte allerdings auf beiden Seiten eine ordentliche Portion Kulturchauvinismus vorhanden gewesen sein.
 
kannst du deine Aussagen präzisieren? Ich lese nämlich z.B. folgendes in Osm. Geschichte v. S. Faroqhi:

"[Im 16. Jh., genauer 1535]...Französische Botschafter kamen nach Istanbul, die erste dauerhaft akkreditierte Gesandtschaft nach der venezianischen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden osmanisch-französische Bündnisse, je nach den Erfordernissen der Auseinandersetzung mit den Habsburgern, von Fall zu Fall wiederbelebt.
Ganz zu Ende des 16. Jahrhunderts begannen englische Kaufleute, sich auf osmanischem Gebiet zu betätigen, wobei sie ihre venezianischen Konkurrenten auch mit den Mitteln der Piraterie aus deren traditionellen Gewässern zu verdrängen suchten. Seit 1580 gab es Beziehungen zwischen den beiden Herrschern, wobei die Osmanen besonders an englischem Zinn
für Rüstungszwecke interessiert waren...."
"Der Status von residierenden Gesandten wie von Kaufleuten
wurde durch die sogenannten ahidname geregelt, die die europäische
Geschichtsschreibung „Kapitulationen“ nennt."
..."In diesen
Privilegien wurde die Höhe der Zölle bestimmt, die die Untertanen
des betreffenden Herrschers zahlen sollten. Zu Ende
des 16. Jahrhunderts hatten Venezianer, Franzosen und Engländer
solche Kapitulationen erhalten."
"Doch trifft es zu, daß im 18. Jahrhundert die Kontakte des osmanischen Hofes, besonders nach Frankreich, intensiviert wurden. Ein erster Anlauf geschah während der Regierungszeit Sultan Ahmeds III. (1703–30), der einen Botschafter mit der Aufgabe entsandte, ausführlich über das Leben am Hofe des jungen Ludwigs XV. sowie die Merkwürdigkeiten von Paris zu berichten. Der Bericht dieses Gesandten, mit Namen Yirmisekiz Mehmed Çelebi, steckt voll aufmerksamer Beobachtungen. Der osmanische Botschafter war offenbar wegen seines Geschicks ausgewählt worden, mit Menschen umzugehen; so nahm er seinen Sohn mit, der sich bald mit jungen französischen Adligen anfreundete. Auch das war wohl eine Quelle wertvoller Sozialkontakte."

Seit 1763 gab es in Berlin eine ständige osmanische Gesandtschaft.
siehe auch den lesenswerten Bericht des Botschafters:
Ahmed Resmi (Neudruck 1983), Des türkischen Gesandten Resmi
Ahmed Efendi gesandtschaftliche Berichte von Berlin im Jahre 1763
(Berlin)
Die Österreicher hatten auch spätestens im 18. Jh. eine ständige Botschaft in Konstantinopel.

Ein paar Infos zu Gesandtschaften (nicht ständige Botschaften) gibt es hier:
Gesandtschaften

"Europäische Botschafter und Gesandte am Goldenen Horn
Zur Vertretung ihrer Interessen entsandten vor allem Venedig, Frankreich und Holland, später auch Habsburg, Legaten ans Goldene Horn. Ab den 20er und 30er Jahren des 16. Jh. unterhielten sie in Istanbul ständige Gesandte, sog. Residenten. ...."
Karlsruher Türkenbeute :: Osmanische Außenpolitik

Wie eben beschrieben, gab es etliche ständige Botschaften, auch durch die Osmanen in wichtigen westlichen Städten ab dem 18. Jh. Oder hab ich bei dir was falsch verstanden?

Tschüssi, morgen dann weiter zur Belagerung von Wien... ;)
LG lynxxx
 
Wohl nicht - es wird wohl eher darum gegangen sein, zuerst die Ernte einzubringen.
Für Berufsheere war das aber sicherlich unerheblich.
@ Prinz Eugen
Es gibt aber auch Beispiele der Zeit (spätes 17.Jh.) aus dem Hochsommer:
18./19.08.1691 Sieg über die Türken bei Szalankemen.
Desweiteren aus anderen Konflikten der Zeit:
1. Juli 1690 Sieg der Franzosen bei Fleurus
18.08.1690 Sieg der Franzosen bei Staffarda.
...:fs:
 
Für Berufsheere war das aber sicherlich unerheblich.
Es war natürlich weit weniger wichtig als für irgendwelche Milizheere, bei denen die Krieger erst die Ernte einbringen um anschließend in den Krieg zu ziehen.
Aber Einbringung und Sicherung der Ernte war auch in der hier betrachteten Zeit eine wichtige Sache, auf die man wenn es ging Rücksicht nahm, um die Ressourcen des Landes nicht zu sehr zu strapazieren.

Aber Deine Gegenbeispiele zeigen ja schon, daß es deswegen trotzdem noch Kriegsführung im Hochsommer gab.
 
Ich hätte eher andersherum argumentiert, bin aber mit den bäuerlichen Kalendern, die ja auch nach Klimazone unterschiedlich ausfallen nicht ausreichend vertraut. Es könnte doch sein, dass es genau das Zeil war, die Angegriffenen daran zu hindern, ihre Ernte einzubringen. Wenn ich das richtig sehe, war das die Taktik der Magyaren während der Ottonenherrschaft und sicher weiß ich es von den Sommerfeldzügen der spanischen Kalifen und später Almanzors, da wird in den Quellen, besonders in der offiziellen Staatschronik Muqtabis immer wieder erwähnt, dass man die feindliche Ernte vernichtet habe. Und auch Flavius Josephus berichtet, dass die Römer bei der Belageurng Jerusalems sämtliche Obstbäume der Umgebung abgeholzt hätten. Es liegt also nahe, dass die Osmanen sich ganz ähnlich verhalten haben.
 
kannst du deine Aussagen präzisieren? ... Wie eben beschrieben, gab es etliche ständige Botschaften, auch durch die Osmanen in wichtigen westlichen Städten ab dem 18. Jh. Oder hab ich bei dir was falsch verstanden?


Kein Problem. Meine Feststellung bezog sich primär auf das 16. Jahrhundert. Einen akkreditierten frz. Botschafter gab es an der Hohen Pforte nur zwischen 1535 und 1547. Der Mann hieß Jean de Monluc und war auch nicht ständig dort, sondern reiste zwischen Konstaninopel und Frankreich hin und her. Übrigends gab es auch osmanische Gesandtschaften am frz. Hof unter Franz I.

Ansonsten wurden eben "nur" Legaten entsandt und das sind eben keine ständigen Botschafter, sondern spezielle Beauftragte, die dann wieder gehen. Die Osmanen taten das gleiche. Ich glaube Venedig war wirklich das einzige europäische Land, das während der ganzen Frühen Neuzeit einen ständigen Botschafter an der Hohen Pforte unterhielt. Was freilich nicht verwundert, angesichts des enormen Interesses das Venedig am östlichen Mittelmeer und am Levantehandel hatte. Hinzu kommen die ständigen kriegerischen Konflikte zwischen den beiden, wo ein ständiger Botschafter einfacher ist, als ständig Legaten zu entsenden.

Aber du hast völlig recht, dass sich im 18. Jahrhundert dieses Bild deutlich veränderte. Im Zuge der wirtschaftlichen Durchdringung und Interessenwahrung wurden vermehrt gegenseitige ständige Botschafter installiert.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden osmanisch-französische Bündnisse, je nach den Erfordernissen der Auseinandersetzung mit den Habsburgern, von Fall zu Fall wiederbelebt.


Das kann man eigentlich nicht behaupten. Das osmanisch-französische Bündnis von 1535 blieb ein Unikum der europäischen Geschichte. Das Bündnis wurde nach dem Tod von Franz I. und Süleyman I. nicht erneuert. Schon deswegen nicht, weil dieses Bündnis dem Ansehen Frankreichs in Europa nicht gerade zuträglich war.

Erneute Tributpflicht Ferdinands mit 30000 Dukaten jährlich.


Das fand ich schon immer sehr interessant. Weißt du wann jeweils "Tribut" von Wien gezahlt wurde ? Eigentlich widerspricht das ja dem Eigenverständnis Wiens, wenn es sich Ruhe erkaufte. Aber was blieb den österreichischen Habsburgern anderes übrig ? Sie verfügten ja nicht über die Gelder und militärische Potenz ihrer spanischen Vettern, mussten aber die Last eines Erzrivalen gegen die Osmanen tragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es könnte doch sein, dass es genau das Zeil war, die Angegriffenen daran zu hindern, ihre Ernte einzubringen.
Das ist aber vergleichsweise mühsam, wenn die Ernte noch in der Landschaft verteilt rumsteht.
Es ist doch viel einfacher, erst den Feind alles einsammeln zu lassen, um dann gezielt die Speicher anzuzünden oder noch besser, sie auszuräumen (wenn man Transportkapazität zur Hand hat).

Etwas anderes ist das, wenn man gegen Gegner mit befestigten Städten und Burgen kämpft, wo die Ernte in Sicherheit gebracht wird. Dann muß man vorher zuschlagen.

Und auch Flavius Josephus berichtet, dass die Römer bei der Belageurng Jerusalems sämtliche Obstbäume der Umgebung abgeholzt hätten.
Das ist eine (als überaus barbarisch empfundene) antike Art der Kriegsführung, bei der man den Gegner langfristig schädigen möchte - die aktuelle Ernte steht da im Hintergrund.
Im konkreten Fall wundert mich das etwas, weil die Römer Judäa ja weiterhin beherrschen wollten und daher kein Interesse haben sollten, die Wirtschaftskraft zu schädigen. Und die Belagerten werden sich auch nicht an den Obstbäumen bedienen können, solange die römische Armee vor der Stadt steht.
Kann es sein, daß es den Römern einfach nur um das Holz ging?
 
Nachtrag !

Aber du hast völlig recht, dass sich im 18. Jahrhundert dieses Bild deutlich veränderte. Im Zuge der wirtschaftlichen Durchdringung und Interessenwahrung wurden vermehrt gegenseitige ständige Botschafter installiert.


An der Stelle habe ich vergessen zu erwähnen, dass die Osmanen natürlich hauptsächlich deswegen ständige Botschaften in den wichtigsten Hauptstädten Europas einrichteten, weil sie dringend Verbündete gegen die sie bedrängenden Österreicher und Russen suchten.
 
Für Berufsheere war das aber sicherlich unerheblich.
@ Prinz Eugen
Es gibt aber auch Beispiele der Zeit (spätes 17.Jh.) aus dem Hochsommer:
18./19.08.1691 Sieg über die Türken bei Szalankemen.
Desweiteren aus anderen Konflikten der Zeit:
1. Juli 1690 Sieg der Franzosen bei Fleurus
18.08.1690 Sieg der Franzosen bei Staffarda.
...:fs:

@ Brisotin: Du hast mit beiden Aussagen Recht. Das mit der Erntezeit scheint auch widerlegt zu sein. Eine Auswertung in "immer wieder diese Wikipedia" ergab auf
Liste der Kriege und Schlachten im 18. Jahrhundert - Wikipedia
  • die meisten Treffer für Juni 14 x und Juli 18 x!!! (Juni ist Erntezeit!)
  • Der November immerhin auch 14 x (Zählt noch nicht zum Wintermonat!)
  • Die Wintermonate (erwartungsgemäß eher Schlachtenflaute)
  • März 2 x
  • April 4 x
  • Wonnemonat Mai 6 x
Naja, Statistik mit Krieg....
 
Louis le Grand:
Vielleicht kannst du nochmal ein paar deiner Bücher oder Internetquellen zitieren, um zu klären, wie nun "ständige Gesandten"/"Residenten"/"dauerhaft akkreditierte Gesandtschaft" definiert werden, denn das Buch und die Internetquelle, auf die ich mich oben berief, sind eigentlich sehr zuverlässig, obwohl es natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass auch sie den einen oder anderen Fehler enthalten könnten. Auch bezüglich der Aussage, die du verneinst:
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden osmanisch-französische Bündnisse, je nach den Erfordernissen der Auseinandersetzung mit den Habsburgern, von Fall zu Fall wiederbelebt.
(Ich denke, dass es vielleicht unterschiedlich definiert wird, in deinen Quellen und meinen? Sonst verstehe ich nicht die Diskrepanzen in den Aussagen?)
Und ich denke, dass ein Botschafterwechsel natürlich schon stattfand, aber er dann einen Stellvertreter in dem Botschaftsgebäude hatte? Ich habe auf der österreichischen franz. Botschaftsseite auch gelesen, dass seit 1535 die Istanbuler Botschaft bestünde, wobei dieses keine wissenschaftl. Quelle ist und nichts zu sagen haben muss.
Hier steht auf der türkischen franz. Botschaftsseite auch dasselbe, ausserdem wird dort ein anderer erster Botschafter erwähnt...

Ausserdem verstehe ich nicht deine Aussagen, denn 1581 wurde das erste franz. Botschaftsgebäude in Istanbul errichtet, 1846 nach Brand neu errichtet. Wozu ein Botschaftsgebäude ohne ständige Repräsentanz?

Erste englische Botschaft 1583.

Und ich hab noch interessante Infos zu dem osmanisch-franz. Bündnis, was wohl doch nicht sooo ein großes Unikum ist. Richtig ist, dass diese Bündnisse, diese Beziehungen unter einem Rechtfertigungsdruck auf beiden Seiten standen.
Auch für Brissotin herausgesucht... ;)
Sehr interessant, wie dazu z.B. auf osm. Seite "Mythen" auch zwecks Rechtfertigung gepflegt wurden:

Royal French Women in the Ottoman Sultans' Harem: The Political Uses of Fabricated Accounts from the Sixteenth to the Twenty-first Century
von
CHRISTINE ISOM-VERHAAREN
Benedictine University


Hier mal eine interessante Seite, die die osm.-französischen Beziehungen thematisiert:
Franco-Turkish Relationship during First Empire
Part 1: 1799 - 1805



Du kennst sicherlich auch die garantierten Privilegien, "Kapitulationen" genannt, die zwischen dem franz. König und den Osmanen abgeschlossen wurden (auch zu anderen westl. Mächten). Diese wurden regelmäßig erneuert. Interessant ist eine Anekdote, dass Heinrich III. eine Kapitulation in seinen Archiven nicht mehr wiederfand, und er die Hohe Pforte bat, mal in ihren Archiven zu schauen, damit dieser Text die Grundlage bilden könnte. Aber die Osmanen fanden diese auch nicht. :)

Eine kurze Beschreibung des Inhaltes findest du in diesem veralteten ebook von Ende des 19. Jh., welches immerhin spätestens seit dem Frieden von Karlowitz 1699 das Osm. Reich eingebunden in die europäische Diplomatie sieht.

Eine seeehr interessante Untersuchung mit neuen Erkenntnissen der Kapitulationen und Beziehungen zu Venedig findest du in folgendem Link, der auch einiges zu den franz.-osm. Beziehungen schreibt (z.B. im 9. Dokument):


Weitere Untersuchungen zu den Beziehungen der Venezier zu den Osmanen (auch in deutsch!):



Interessant nicht nur hinsichtlich der franz.-osmanischen Beziehungen ist auch dieser Artikel:
CARTER VAUGHN FINDLEY
Presenting the Ottomans to Europe: Mouradgea d’Ohsson and His Tableau général de l’empire othoman


daraus z.B. die Literaturangabe:
Philip Mansel, “The Tableau général as Symbol of the Franco-Ottoman, Franco-Swedish, and Swedish-Ottoman Alliances,” forthcoming with proceedings of the Symposium on d’Ohsson held at the Swedish Research Institute in Istanbul, December 2001

Auch folgender Artikel ist hoch interessant. Er umfasst mehr die kulturellen Kontakte, in einem weiteren Sinne und oberflächlicher:
The Ottoman Empire and Europe: Cultural Encounters
Auf Seite 12 gibt es hingegen Literaturhinweise auf Untersuchungen zu den spezifischen osmanisch-franz. Beziehungen, nicht nur kultureller Art.

Zum Weiterlesen:
In diesem Artikel wird eingehend auf die osm.-franz. Beziehungen eingegangen:
Christine Isom-Verhaaren, "Ottoman-French Interaction, 1480–1580: A Sixteenth-Century Encounter" (Ph.D. diss., University of Chicago, 1997)

Diese Bibliographie bietet noch zahlreiche weitere Werke, die sich mit dem Osmanischen Reich im Konzert der europäischen Diplomatie beschäftigen:
European War and Diplomacy, 1337-1815: A Bibliography By William Young

Letztlich ist es so, dass im Zuge der Annäherung der Türkei an die EU, die Frage, die hier im Forum auch schon gestellt wurde, inwieweit das osm. Reich auch ein europäisches Reich war, eine Vielzahl von Untersuchungen und Artikeln hervorgerufen hat.
z.B.:
THE POLITICS OF SPEAKING ‘EUROPE’:
Making constructivist sense of Turkey’s Europeanness and integration in the EU


Hieraus ein Zitat:
"The authors thus stress the role of the Ottoman-French treaty of 1536 as the first alliance between Ottoman and Europeans and marking the possibility of a continued friendship and co-operation between the two entities. They then quote Franklin Baumer, for whom the Ottoman-French alliance stood for the end of ‘Christendom’ as relevant political term and Rodinson, who in his work Europe advances that, in 1588, Elizabeth I had proposed an alliance to Sultan Murat II based solely on ideology: “strict monotheists against untrustworthy Catholics” (quoted in Neumann and Welsh 1991, 338). The next landmarks in the itinerary are then 1793, the establishment of permanent embassies in Europe by Selim III and the 1799 Tri-partite alliance with Britain and Russia against Napoleonic France."

Also wenn ich mir diese ganzen Dokumente und Artikel anschaue, oder die Conclusions lese, dann drängt sich mir der Verdacht auf, dass die osmanisch-französische Beziehungen doch nicht nur eine Singularität 1536 hatten. ;)
Ich denke, man kann dem Satz aus dem Standardwerk von S. Faroqhi trauen:
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden osmanisch-französische Bündnisse, je nach den Erfordernissen der Auseinandersetzung mit den Habsburgern, von Fall zu Fall wiederbelebt.

und bezgl. des Tributes der Habsburger an die Osmanen, googel bitte selber mal, da die Osmanen alles mögliche intensiv aufschrieben und archivierten, mag dieses auch im Netz zu finden sein?

Ciao und liebe sonnige Grüsse, lynxxx
 
Grundsätzlich wiederhole ich nocheinmal, dass sich meine Aussage primär auf das 16. Jahrhundert bezog !

um zu klären, wie nun "ständige Gesandten"/"Residenten"/"dauerhaft akkreditierte Gesandtschaft" definiert werden,


Ständige Gesandten und dauerhaft akkreditierte Gesandtschaft ist das gleiche, Residenten mag was auch immer sein.

Ich habe auf der österreichischen franz. Botschaftsseite auch gelesen, dass seit 1535 die Istanbuler Botschaft bestünde, wobei dieses keine wissenschaftl. Quelle ist und nichts zu sagen haben muss.
Hier steht auf der türkischen franz. Botschaftsseite auch dasselbe, ausserdem wird dort ein anderer erster Botschafter erwähnt...


Jean de La Forest und Jean de Monluc waren beides Sekretäre des Königs und dazu noch Vettern. Beide reisten zusammen. Jetzt darf man sich aussuchen, wen man als ersten Botschafter betitelt. ;)

Und ich hab noch interessante Infos zu dem osmanisch-franz. Bündnis, was wohl doch nicht sooo ein großes Unikum ist.


Wann gab es denn im 16./17. Jahrhundert ein Bündnis zwischen den Osmanen und einer europäischen Großmacht ? Soweit ich weiß keines.

Eine kurze Beschreibung des Inhaltes findest du in diesem veralteten ebook von Ende des 19. Jh., welches immerhin spätestens seit dem Frieden von Karlowitz 1699 das Osm. Reich eingebunden in die europäische Diplomatie sieht.


Für das 18. Jahrhundert widerspreche ich da ja auch gar nicht. Aber es bestätigt doch, das man für das 16./17. Jahrhundert sehr vorsichtig sein muss mit der Behauptung, die Osmanen wären zu diesem Zeitpunkt ein Bestandteil des "diplomatischen Konzerts" in Europa gewesen.

Ich habe auf der österreichischen franz. Botschaftsseite auch gelesen, dass seit 1535 die Istanbuler Botschaft bestünde, wobei dieses keine wissenschaftl. Quelle ist und nichts zu sagen haben muss.

...

Ausserdem verstehe ich nicht deine Aussagen, denn 1581 wurde das erste franz. Botschaftsgebäude in Istanbul errichtet, 1846 nach Brand neu errichtet. Wozu ein Botschaftsgebäude ohne ständige Repräsentanz?


Gut möglich das ich mich geirrt habe. Obwohl ich noch nie von einem ständigen frz. Botschafter nach 1547 bis ins 18. Jarhundert gehört habe, sondern immer nur von temporär entsandten Botschaftern in diesem Zeitraum. An der Stelle würde ich also vielleicht zurückrudern und durchaus einsehen wollen, dass es möglich sein könnte, dass Frankreich seit 1535 durchgängig einen akkreditierten Botschafter bei der Hohen Pforte hatte. Obwohl einer deiner Texte (The Ottoman Empire and Europe: Cultural Encounters) selber davon spricht, dass 1641 ein frz. Botschaft entsandt wurde um eine neue Handels-"Kapitulation" auszuhandeln, also kein ständiger Botschafter in Konstantinopel vorhanden war !

Hieraus ein Zitat:
"The authors thus stress the role of the Ottoman-French treaty of 1536 as the first alliance between Ottoman and Europeans and marking the possibility of a continued friendship and co-operation between the two entities.


Auch da wirst du keinen Widerspruch von meiner Seite hören. Ganz D'accord.

Ich denke, man kann dem Satz aus dem Standardwerk von S. Faroqhi trauen: Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden osmanisch-französische Bündnisse, je nach den Erfordernissen der Auseinandersetzung mit den Habsburgern, von Fall zu Fall wiederbelebt.


Da kommt aber schon Widerspruch von meiner Seite. Selbst 1683 kann man bestensfalls von einer losen Abstimmung sprechen, die so aussah, dass die Franzosen die Osmanen zum Angriff animierten, aber über ihre eigenen Pläne nichts sagten. Da kann nicht von einem Bündnis geredet werden. Kooperation seit dem frühen 16. Jhrh. kann man aber natürlich nicht leugnen. Faroqhi würde ich aber bescheinigen wollen, dass er da eine sehr unglückliche Formulierung getan hat, denn eine Kooperation ist noch lange kein Bündnis.

Tschüssi, morgen dann weiter zur Belagerung von Wien...


Ich warte gespannt. :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
So, nun konnte ich mich endlich entschließen, hier mal die Umstände des Threadtitels näher zu beleuchten, über den politischen Kontext habe ich oben ja schon was geschrieben. Ich hatte eigentlich erst keine Lust dazu, weil es doch lange dauerte alles zu lesen, und das für nur drei Leser, war ich erst zu faul. Aber dann dachte ich, vielleicht gibt es ja noch anonyme Leser, die das erfreut.

Neben der üblichen Sek.-Literatur habe ich noch die Essays der Ausstellungskataloge "Diplomaten und Wesire. Krieg und Frieden im Spiegel türkischen Kunsthandwerks" und "Im Lichte des Halbmonds. Das Abendland und der türkische Orient." konsultiert.

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Die Osmanen fürchteten nicht den (heißen) Sommer. Die Strassenverhältnisse waren nach den Winterniederschlägen/Schneefällen besser, weswegen die Truppen meist im Sommer/Spätsommer in Ungarn ankamen.
Distance of potential battlefields with reference to Istanbul

Die osmanische Expansionsstrategie im 16. Jh. war relativ geduldig und bedächtig (verglichen mit Alexander, Dschingis Khan, usw.). Dass heisst, dass man eine eroberte Stadt nicht in Besitz nahm, wenn sie von Feindesland umgeben war, und sie zu weit entfernt der Grenze lag. So z.B. bei der oben erwähnten ersten Einnahme von Buda (Budapest) nach der Schlacht von Mohacs, zog man wieder ab. Man eroberte lieber eine Burg nach der anderen. Dabei lieferten die Akincis die nötigen aktuellen strategischen Informationen, auch aus dem Hinterland tief im Gebiet der Feinde. Daneben gab es ein überaus verzweigtes Spionagenetzwerk. Die Osmanen hatten in allen wichtigen abendländischen Reichen ihre Spione, die von italienischen Zänkereien oder von deutschen Reichstagen berichteten. Dabei kamen auch Doppelagenten zum Einsatz, also Leute, die sich zum Schein gefangen nehmen ließen, und so taten, als würden sie z.B. für die Ungarn spionieren, um so ins Herz der Macht zu gelangen.
  • Eine der entscheidenden Antworten, um die Frage zu klären, ob Süleyman beabsichtigte, Wien tatsächlich zu erobern, liegt in der Tatsache begründet, dass er sich Richtung Ungarn erst Mitte Mai von Istanbul aus auf den Weg machte. Zum Vergleich, bei der beabsichtigten Eroberung von Belgrad, welches viele Kilometer näher liegt, machte er sich schon Mitte Februar auf den Weg.
  • Was hatte der Sultan im 16. Jh. an Armee insgesamt in etwa zur Verfügung (Zahl variierte in seiner Amtszeit)(die Flotte mit ihren ca. 150000 Mann mal ausgenommen. lt. Josef Matuz und Klaus Kreiser)?
  • Gesamtarmeebestand: ca. 250000 Mann, darunter Truppen z.B. aus der Walachei oder des Krim-Khanats nicht eingerechnet.
  • 18700-29200 fest besoldete Berufssoldaten, darunter 11500-21100 Janitscharen (Elite-Infanterie) und 5100-6000 Kavallerie (Rest Artillerie, usw.)
  • Provinzialaufgebot: 200000 Mann.
    • darunter 30000 Spahis (schwere Reiterei), gut ausgebildete Berufssoldaten, die aber keinen festen Sold erhielten, sondern timare (Pfründe) erhielten, die aber jederzeit eingezogen werden konnten, weswegen ihre Disziplin wesentlich besser war, als in westl. Feudalaufgeboten. Jeder Spahi musste bis zu sieben schwer bewaffnete Reiter (cebeli) mitbringen, je nach Pfründengröße. Also Schwere Reiterei (spahis und cebelis) 80000-90000 Mann.
    • restliche 110000 Mann u.a.: Leichte Kavallerie (bestehend aus sog. akincis=Stürmer und christlichen martolos, usw., die ihren Sold durch Beute erzielten), leichte Infanterie (azeps=Unverheiratete), die häufig in Festungen Dienst leisteten, und in Anatolien musste bei Bedarf jeder 30. Haushalt einen azep stellen, also eine Art früher Wehrpflicht, Söldnertruppe der gönüllü (=Begeisterte), die aus Kavallerie und Infanterie bestand, etc.
  • restliche 20000 Mann u.a.: Fußsoldaten (yürük=die schnell marschierenden, voynuk, müsellem, bzw. yaya oder piyade), Kampftruppen, die auch für die Benutzbarkeit der Strassen sorgten, den Transport, Logistik, Pioniere, usw.
Nun zu den
Details der Umstände der Belagerung Wiens

(27.9.1529 - 14.10.1529):

(Übrigens ist der Wiki-Artikel darüber sehr ungenau, da er sich weitgehend auf die ARD-Doku der Reihe "Die großen Schlachten" stützt, die leider amateurhaft recherchiert wurde, ja, die sich solch grober Fehler schuldig gemacht hat, dass sie in ihrer Erzählung genau das Gegenteil sagte, was eine Minute vorher ein Historiker im Interview erwähnte...merkwürdig, dass es denen nicht auffiel. Anscheinend konnten sie vieles gar nicht begreifen...)

Wie hier im Thread schon erwähnt, hatte Ferdinand die Macht in Ungarn an sich gerissen und den osmanischen Vasallen Zapolya geschlagen.
Zapolya machte ein Bündnis mit Franz. I. von Frankreich gegen Habsburg, dadurch war es ein mittelbares Bündnis mit dem OR, Franz I. hatte ein Bündnis mit dem Papst Klemens VII., wodurch auch dieser über die Zwischenglieder mit dem Sultan verbündet war, was allen beteiligten bewusst war. Der Vorlauf zum Bündnis der Franken mit den Osmanen 1536.

Ferdinand sandte im Jahre 1528 Gesandte an den Bosporus, um sich als König anerkennen zu lassen und den Grenzverlauf in Kroatien festlegen zu lassen. Wohl unter Einfluss Venedigs meinten die Osmanen, um überhaupt erst die Verhandlungen aufnehmen zu können, müssten sämtliche Truppen Ungarn wieder verlassen, dass sie widerrechtlich besetzt hätten. Die Gesandten hatten dazu keine Befugnis und reisten wieder zurück, hatten aber ein Sendschreiben des Sultans im Gepäck, der geschrieben hat, dass er die Beantwortung wohlwollend entgegensieht.
Die Gesandten fanden aber nicht Ferdinand, da dieser die ganze Zeit im Land umherreiste (um sich auf einen Krieg vorzubereiten). Erst in den ersten Februartagen 1529 fanden sie ihn in Tirol und wurden dann am 8. Februar vorgelassen und überreichten das Sendschreiben. Aber es gab niemanden, der dieses übersetzen konnte! Die Habsburger suchten und suchten, und wurden schließlich in einem osmanischen Kriegsgefangenen fündig - am 15. Juli! Fünf Monate später! Letztlich stand das drin, was die Gesandten ohnehin sagten, die Räumung Ungarns und die Überlassung an den rechtmäßigen König Zapolya.
Am 10. Mai 1529 brach Sultan Süleyman I. zu seinem Ungarnfeldzug auf. Vielleicht wartete er auch solange, um eine Antwort von Ferdinand abzuwarten und eine militärische Lösung zu umgehen? Auf dem Schlachtfeld von Mohacs traf er sich mit seinem Vasallen und Bündnispartner Zaploya und seinen Soldaten. Der hatte inzwischen in Ungarn Ferdinand schlechtgemacht, und von dem osm. Anmarsch berichtet, erinnert, wie Ferdinand die rebellischen Bauern behandelt hatte, das das habsburgische Heer oft keinen Sold erhielt, und deshalb Raubzügen beging. Es brach daraufhin in Österreich-Ungarn eine heftige teils mit Waffengewalt durchgeführte Diskussion über das weitere Vorgehen aus, und Königin Maria warf ihren Bruder Ferdinand vor, dass er die Ungarn noch ärger gewütet und geplündert habe, als die Türken.

Dieses Jahr war für Feldzüge kein glückliches, denn es fiel überdurchschnittlich viel Regen, ja Starkregen führte zu plötzlichen Überflutungen, so dass etliche Soldaten der Armee in Sturzbächen ertranken, die Wege verwandelten sich in Schlammpfade, die schweren Wagen blieben stecken und mussten unter Zeitverlusten wieder befreit werden, oder auch zurückgelassen. Flussüberquerungen wurden abenteuerlich.

Durch die Regenfälle wurden die Ernten SO-Europas vernichtet, so dass der Getreidepreis sich auf den Märkten verzwanzigfachte (!). Dies führte zu einer knapperen Versorgung der Truppen, als üblich. Sie hatten zwar selber Verpflegung mitgebracht, und wurden an den Flüssen durch Schiffe zusätzlich versorgt, jedoch waren alle Heerzüge auf zusätzlichen Nachschub während des Marsches angewiesen. Dieses allerdings nicht durch Plünderungen, etc., war es doch eigenes osmanisches Gebiet:

Quelle:
Konstantin aus Ostrovica (16./17. Jh.), Teilnehmer an den Heereszügen Mehmets II. (1451-1481), Memoiren eines Janitscharen oder Türkische Chronik
Quellentext:
Wenn das Heer des Sultans ihre Länder durchquert, darf niemand durch die Saat fahren noch sonst irgendeinen Schaden anrichten. Niemand darf sich etwas mit Gewalt aneignen, und sei es selbst so wenig, dass es nicht einmal einen Pfennig wert wäre. Die türkischen Herren haben ein Auge darauf und sehen es einander nicht nach, denn sie wollen nicht, dass den Armen Schaden zugefügt werde, sei er Heide oder Christ. Wenn einer eine Henne nimmt, ohne zu danken, zahlt er mit seiner Gurgel. Der Sultan wünscht, dass die Armen in Frieden leben. ...
... als ein Weib einen azab [Truppenangehöriger] anklagte, ihr unterwegs Milch genommen und ausgetrunken zu haben. Der Sultan ließ ihn ergreifen und ihm den Wanst aufschlitzen, um nachzusehen, ob Milch im Magen sei: Jene hatte nämlich seine Schuld nicht zugeben wollen. Und die Milch wurde im Magen gefunden; hätte man sie dort aber nicht gefunden, so wäre nämliches der Frau widerfahren. So aber verlor der arme Krieger seine Gurgel, und die Frau ihre Milch.“

Naja, jedenfalls zog die Armee des Sultans, mit dem Verbündeten Zapolya, der neben eigenen (4000?) Kräften noch 700 deutsche Landsknechte mitgebracht hatte von Mohacs auffallend langsam Richtung Buda. Ca. 150000-180000 (?) Mann war das Heer stark, genaue kompetente Zahlen hab ich jetzt vergessen nachzuschauen.
Erst am 3. September kamen sie in Buda an. Der Statthalters Buda lehnte eine Kapitulation bei freien Abzug und Besitzstandswahrung der Güter ab, und "legte eine Widerspenstigkeit an den Tag" wie es Süleyman beschreibt. Angriffe begangen am 6. September. Dann gab es eine Meuterei des habsburgischen Kriegsvolkes, das den Statthalter gefangen nahm und eigene Verhandlungen eröffnete um die Stadt friedlich zu übergeben. Nun meuterten wiederum die Janitscharen, die die versprochenen Plünderungen verlangten. Der Großwesir Ibrahim Pascha verweigerte sie ihnen, sie schrien ihn nieder, verwundeten den Segbanbasi, der sie zur Disziplin rufen wollte.
Süleyman schreibt:
"Als die Ungläubigen der Festung, denen man Gnade hatte zuteil werden lassen, aus den Toren kamen und nach den deutschen Gebieten gehen wollten, wurden sie von einigen Leuten aus dem Heere in den Weinbergen eingeholt. Diese ließen den größeren Teil derselben über die Klinge springen. Von den Reitern entflohen einige und retteten sich."
Die Fliehenden wurden von wichtiger Bedeutung, verbreiteten sie doch das eben erlebte Gemetzel. Diese Gräuelgeschichte war der entscheidende Grund, für den erbitterten Widerstand, den Wien leistete, denn auch ehrenvolle Übergabeangebote der Osmanen wurden nicht mehr beachtet, da man ihnen nicht mehr traute.
Sultan Süleyman entschloss sich nach der feierlichen Inthronisierungszeremonie von Johann Zapolya I., wo er ihm die Königskrone aufsetzte, seinen Kriegern in Feindesland noch die Möglichkeit zu Plünderungen zu geben. In Ungarn ging es ja nicht, da es schon als Vasall zum osm. Reich gehörte. Viele von seinen Truppen waren ja auf Beute angewiesen, ja auf Selbstverpflegung, und ein beuteloser Feldzug würde für sie ein gewaltiges Defizit bedeuten, ja an den Rand des Ruins bringen.
Am 12. September brachen die Vorraustruppen der Akincis auf, um zu spähen, Proviant zu erbeuten, Sklavenbeute zu machen, und Schrecken zu verbreiten. Am 15. brach die Hauptarmee auf. Unterwegs kündigte sich schon der viel zu frühe Wintereinbruch an, denn es schneite. Am 22. erreichten sie die Grenze, hielten am nächsten Tag eine Truppeninspektion ab, und marschierten weiter auf Wien zu. Die Lage der Wiener schien aussichtslos, waren doch ihre Befestigungen nicht mehr zeitgemäß, wurden doch weitgehend von ihren christl. Verbündeten in Stich gelassen. Ja selbst der König Ferdinand machte sich zusammen mit einem Großteil der zivilen Bevölkerung schon frühzeitig aus dem Staub.
Beim Vormarsch machten die Osmanen Gefangene, die vor den Sultan geführt wurden, der Sultan belohnte sie reich, und sandte sie nach Wien zurück, mit der Botschaft, dass wenn Wien sich kampflos ergibt, würde er die Stadt nicht nur verschonen, sondern auch nicht besetzen und an ihr vorrüberziehen, um König Ferdinand zu suchen. Das Angebot wurde nicht einmal beantwortet, obwohl es an der Ernsthaftigkeit keinen Zweifel gab, aber man glaubte dem Sultan eben nicht mehr, wie oben erläutert.
Am 26. September traf Süleyman in Wien ein. Die Belagerung konnte am Folgetag so richtig beginnen. Einen Tag später konnte die osm. Donauflotille die Zerstörung aller Brücken melden, wodurch Wien nun abgeschnitten war.
Ein Problem war aber die Versorgung der Armee mit Proviant, das hatte ich schon erwähnt, zudem um Wien herum alle Vorräte schnell nach Wien gebracht wurden, und die Beutezüge der Akincis mau verliefen. Die schweren Kanonen musste man zurücklassen, aber die leichten Kanonen setzte man geschickt ein, indem man ihre Feuerkraft auf eine Stelle bündelte und damit mehr erreichen konnte. Letztlich waren aber die Mineure die entscheidenden Kräfte, die durch unterirdische Pulverkammern die Mauern zum Einsturz bringen sollten.
Der Statthalter Salm in Wien hatte aber zwei Verbündete: Den ungewohnten Hunger der Osmanen und der Winter. Immerhin mussten die osm. Mägen einer Stadt wie Mainz oder Kassel Tag für Tag versorgt werden. Und das bei diesen verschlammpten Wegen.
Es entbrannte ein mörderischer unterirdischer Minenkrieg, denn die Wiener hatten Bergarbeiter als Fachmänner in der Stadt, um die Minen vor der Explosion zu orten und unschädlich zu machen. Zwei Minen wurden entdeckt, eine gelangte wegen Nässe nicht zur Explosion, zwei explodierten am 9. Oktober und schlugen aber nur zwei 25 Meter breite (schmale) Breschen. Die Angriffe blieben in diesen schmalen Breschen stecken; vielleicht sah es so ähnlich aus, wie im Film "Königreich des Himmels"... ;)
Mittlerweile setzte der Winter ein, mit Frost, Schneefällen, und starken Regenfällen. Das Lager verwandelte sich in eine Schlammlandschaft. Die Truppe wurde zunehmend demoralisierter. Sie hatte auch keine winterliche Ausrüstung dabei und fror. (siehe unten.) Der Regen und einzelne Ausfälle der Wiener ließen viele der Pulverkammern nicht zur Explosion kommen.
Am 12. Oktober war Süleyman für einen Abbruch der Belagerung, also schon nach gut zwei Wochen! Er wurde jedoch überredet noch einen letzten Versuch in diese Breschen zu wagen. Diese schlug auch am 14. Oktober fehl. Am Abend begann schon der logistisch perfekt organisierte Abmarsch.
Die Gründe für den frühen Abmarsch waren neben den erwähnten Witterungsbedingungen und die prekäre Versorgungslage auch folgende weniger wichtige:

Forts. folgt:
 
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Forts:

Die Kavallerie Wiens und des nahenden Entsatzheeres von 33000 Mann konnten gefährliche Nadelstiche in dem langsamen osmanischen Tross verüben. Einige Burgen auf dem Weg nach Wien hatten noch österreichische Besatzungen, die ebenfalls in die Flanken Vorstöße wagen konnten. Nicht zuletzt könnte es sein, dass die Ungarn wieder die Seiten wechseln und zu Angriffen übergingen. Deshalb war es notwendig für Sultan Süleyman, dass er sein Heer als mobilen und schlagkräftigen Truppenverband zusammenhielt, damit die demoralisierten Soldaten noch ihre vollständige Kampfkraft bewahrten. Er wählte für den Abzug die Taktik der hinhaltenden Kampfführung, zeitlich begrenzte Verteidigung und einiger Entlastungsoffensiven. zur Mobilität des Heeres wurde aller schwerer verbliebener Ballast zurückgelassen um die freiwerdenden Zuggespanne besser zu nutzen, die in der Nacht vom 14. bis 15. Wien verließen. Die einzelnen Truppenteile gingen mit einigen Tagen Unterschied gestaffelt an den organisierten Rückmarsch. Am 15. Oktober läuteten in Wien die Siegesglocken, während im Lager des Sultans am 16. eine prächtige Parade (Truppenschau/Inspektion) abgehalten wurde, und "Orden" (Ehrengewänder) verliehen wurden.
Als letzte verließen die Reiterei am 18. ihre zurückgezogenen Stellungen 8 km vor Wien, während die Akincis Verwirrung durch ihre weitläufigen schnellen Streifzüge stifteten.
Eine Verfolgung durch die Habsburger fand nicht mehr statt, nicht zuletzt aufgrund einer Meuterei, die den ganzen restlichen Oktober dauerten, da es "Unregelmäßigkeiten" der Soldzahlungen der deutschen Landsknechte gab. Erst am 8. November kehrte wieder Disziplin in die habsburgischen Truppen ein. Auch das Entsatzheer hatte Befehl höchstens bis zur Grenze vorzustoßen.
Sultan Süleyman zog in einem gewaltigen Triumphzug in Istanbul ein, wurde doch Ungarn wieder vom Sultan genommen, Buda erobert, der König Zaploya zu seinem Recht verholfen. Nicht erreicht hatte er allerdings Ferdinand zu stellen, hatte er doch schon erwartet, den Habsburger in Buda zu stellen, und danach wenigstens in Wien, aber von dort ist er sich ebenfalls geflüchtet. Auch als er Wien belagert hatte, habe der Sultan noch gehofft, dass Ferdinand zur Rettung Wiens endlich erscheine, damit Ferdinand sich mit dem Sultan messen lassen könne.

Wenn man also obiges betrachtet, kommt man zu dem Schluss, dass Sultan Süleyman im Mai nicht daran dachte, Wien zu erobern, und sich durch die Ereignisse in Buda, das Fernbleiben Ferdinands, dazu genötigt sag, vor Wien mal seine Löwenmähne aufzurichten. Dieses habe ich in etlicher Sekundärliteratur so auch gelesen.
Letztlich misslang der Versuch der Eroberung Wiens weniger durch die tapferen Wiener, als primär durch das schlechte Wetter. (Ebenfalls in etlicher Sekundärliteratur gelesen). Hätte Süleyman Wien nur einen Monat früher erreicht, wäre es wohl um Wien geschehen, aber auch das wäre sicher ohne Folgen geblieben, denn er wäre nach einer Plünderung wieder abgezogen.

Über die Umstände der Belagerung hier noch ein schöner Auszug:

Quelle:
Evliya Çelebi (geb. 1611), osmanischer Schriftsteller, Ausschnitt aus dem Fahrtenbuch (Seyahatname), Im Reiche des Goldenen Apfels. Des türkischen Weltenbummlers Evliya Çelebi denkwürdige Reise in das Giaurenland und in die Stadt und Festung Wien anno 1665
Quellentext:
Als Sultan Süleyman, der großmächtige Chan [Ehrentitel der osmanischen Sultane], um an den unseligen Ungarn sowie an den Giauren deutschen Blutes Rache zu nehmen, i. J. 936 [1529-30] die Festung Wien höchstpersönlich belagerte, da ließ er sie von neun Fronten her aus unzähligen Donnergeschützen unausgesetzt unter Feuer nehme und ihre Widerstandskraft zermürben; es wurde mehrfach Sturm gelaufen, und schon war man in die Mauern eingebrochen, auf den Wällen erscholl bereits der muslimische Gebetsruf und schon war auch ein kühner Haudegen namens Çerkes durch eine Bresche, die die Geschütze gerissen hatten, auf seinem Rosse bis mitten in die Festung vorgedrungen, aber da feil der tapfere Çerkes samt seinem Pferde als Blutzeuge des Glaubens, die Giauren schlugen den Sturmangriff des muslimischen Heeres zurück und so wurde also der Hauptsturm auf den kommenden Tag verschoben. Durch Allahs Fügung setzte jedoch am nächsten Morgen scharfer Frost ein, es fing an zu schneien und ein derartiger Schneesturm und Wirbelwind mit Hagelschlag brach hernieder, dass das ganze muslimische Heer unter diesen Schneemassen in äußerste Bedrängnis geriet. Sämtliche Schanzgräben wurden vom Schnee zugeweht, vielen tausend Mann erfroren Arme und Beine, viele tausend Zugtiere gingen vor Kälte zugrunde, und es entstand ein Wirrwarr wie am Jüngsten Tag. Da baten sämtliche Krieger des Islams: ‚Gnade, Erbarmen, o großmächtiger Süleyman! Jedes Werk lässt sich nur zu seiner vorbestimmten Zeit vollbringen, wenn Allah der Allerhabene es will. Siebzehn Tage sind nunmehr schon seit dem Kasım-Tag [Nach alter Tradition war das osmanische Heer nicht verpflichtet, nach diesem Tag im Krieg zu bleiben, sondern konnten verlangen, in die Winterquartiere zurückgeführt zu werden.] verstrichen. Unsere Absicht war nur, den Giauren eine Züchtigung zu erteilen, und dies ist geschehen. So wollen wir uns jetzt in Sicherheit bringen, um im Frühjahr so Allah es will – diese Festung aufs neue zu belagern!’ Mit solcher Überlegung sandte der Sultan den Woiwoden [Bezeichnung für einen Heerführer, Herrscher oder Würdenträger aus Siebenbürgen, Moldau oder der Walachei] Kasım aus Esseg mit zwölftausend Mann in die deutschen Lande, wo sie alsbald zu sengen und zu brennen begannen. Als die Giauren das sahen, wandten sie sich zum Kampf gegen den Woiwoden Kasım; indessen aber ließ Sultan Süleyman sein Prunkzelt an dieser Stelle zurück und trat mit seinem ganzen Geschütz, das heute noch in Esseg steht, sowie mit dem ganzen Feldgerät und dem Kriegsschatz den Rückzug an. Die meisten seiner Kammerherren mussten dabei zu Fuß marschieren, und nur unter vielen Beschwernissen und Unbilden erreichte man mit knapper Not den Ort Cankurtaran [der Ort Adony] am Donauufer gegenüber der Insel Kuvin und war damit endlich in Sicherheit.“
Puhh! Geschafft.
Viel Spass beim Lesen. Vielleicht ist der Text ja eine schöne Ergänzung eurer Enzyklopädien.
Ade, und LG lynxxx
 
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Das ist doch alles sehr interessant, schade, dass ich keine Dankefunktion mehr bedienen kann. Ein kleiner Tipp noch, das Zitat von Süleyman hätte ich als Zitat gemacht. Abgetippte Primärquellen schreibe ich bspw. immer in Anführungsstrichen und schräg gedruckt, auch wenn das hier natürlich nicht der Originaltext ist. Originaltexte, wenn das Original in Deutsch mir vorliegt oder eine Kopie davon, schreibe ich ja auch immer in damaliger Schreibweise ab, womit die Authenzität erhalten bleibt.
Abgeschriebene Sachtexte setze ich auch immer als Zitat ein (also weiß hinterlegt) und in Anführungsstrichen, Letzteres um sie von der normalen Zitierfunktion als Antwort auf einen anderen Beitrag abzuheben. Damit wird das Lesen weniger ermüdend und wer nur die Primärquelle lesen möchte, muss nicht noch Deine Erläuterungen dazu lesen. Ganz wichtig finde ich eine deutliche Abhebung der eigenen Gedanken bzw. Umformulierungen von dem 1:1 abgeschriebenen Passagen aus Sachbüchern.:fs:
 
Es gibt ja noch die Grünen Sterne (immerhin stagniere ich ein wenig, seit der Dankefunktion... ;))
Kursive finde ich am Bildschirm schwer leserlich, zumindest bei meiner Auflösung. Ist doch egal, ob ich Quellenzitate durch Anführungszeichen, oder mit der QuoteFunktion kenntlich mache? Ich habe deshalb ja auch zwecks schnellerer Orientierung sie fett hervorgehoben, wie auch andere Aspekte. Aber gut, habe ich mal gemacht, auch wenn dadurch die Schriftgröße des zitierten Textes kleiner ist...
Letztlich habe ich mehrere Bücher zusammengefasst, so dass wörtliche Zitate der Sek.Literatur den Text länger gemacht hätten. Eigene Gedanken habe ich nicht aufgeschrieben, da ich keine Quellenstudien betrieben habe, sondern die Schlussfolgerungen übernommen habe.
 
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