Ost-West Gegensatz. Immer noch aktuell?

@sitti:
Grundsätzlich kann ich Deinem Beitrag zustimmen, nur tust Du bei Deinen weitergehenden Ausführungen genau das, was Du ansonsten zurecht kritisierst: Du vereinfachst Sachverhalte.
Dazu nur einmal ein Beispiel...

Aus Sicht der Wessis kann ich es irgendwo auch nachvollziehen, dass es einige Nörgler gibt. Wenn man sich z.B. den Solidaritätszuschlag ansieht...

... dann wird dabei nämlich ersichtlich, daß dieser in Gesamtdeutschland erhoben wurde bzw. wird und nicht nur in den alten Bundesländern.

Und noch eine grundsätzliche Anmerkung für alle Diskussionsteilnehmer incl. mich selbst: wir wollen doch bei dieser Diskussion trotzdem darauf achten, nicht in aktuelle Tagespolitik abzugleiten... :fs:
 
Ich kann jedoch nachvollziehen, dass sich einige Ossis sowie Wessis die Mauer wieder herbeiwünschen. Aus Sicht der Ossis denke ich ist es so, dass sie einfach zu viel erwartet haben. Der "Goldenen Westen" ist aber nunmal einfach nicht so "golden" wie er von aussen aussieht.

Du hast ja recht.
Es war der deutsche Einheitskanzler der damals von Haustür zu Haustür ging und jedem der es nicht wissen wollte erzählte, "Es wird niemandem schlechter gehen als zuvor-dafür vielen besser." (1.Juli 1990) Schon mal den Spruch auf der Zunge zergehen lassen? Dann wird deutlich, dass die anderen vielen nicht besser wie zu DDR-Zeiten leben werden!
Er malte rosarote Blümchen in die Landschaft Ostdeutschlands. Er brauchte für die Bundestagswahl Dezember 1990 Bürger die ihn wählen (andere meinten süffisant anbeten).
Die Ossis haben dem Messias Helmut geglaubt. Der Messias wurde weitere 8 Jahre später nicht mehr gewählt, der Messias-Heiligenschein verdampfte.
 
Hi zusammen,

erstmal kurz zu timotheus: dass der Soli auch in den "neuen" Bundesländern erhoben wurde war mir bis dato nicht bekannt, ändert aber ja nun leider auch nichts an dem Zustand. Aber danke für die Weiterbildung ;-) Was ich jedoch nicht ganz nachvollziehen kann ist, warum man deiner Meinung nach die Tagespolitik so völlig ausblenden soll? Denn ich denke, dass diese nunmal einen großen einfluss hat und durchaus auch Geschichte darstellt.

Gruß Sitti
 
Was ich jedoch nicht ganz nachvollziehen kann ist, warum man deiner Meinung nach die Tagespolitik so völlig ausblenden soll? Denn ich denke, dass diese nunmal einen großen einfluss hat und durchaus auch Geschichte darstellt.

Gruß Sitti

Da muss ich dir auch mal Recht geben.
Mich wunderte schon, das dieser Thread, in Bezug zu ähnlichen Themen, so langlebig ist.
Lässt doch die Eingangsfrage
Ost-West Gegensatz. Immer noch aktuell?
einen Bezug zur Gegenwart zu.
 
Was ich jedoch nicht ganz nachvollziehen kann ist, warum man deiner Meinung nach die Tagespolitik so völlig ausblenden soll?
Weil es sich hier um ein Geschichtsforum handelt und tagespolitische usw. Themen nicht erwünscht sind. Steht auch entsprechend in den Forenregeln, s. unter Pkt. 3, "Verfassen von Beiträgen":
Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse.
:winke:


Edit @ Flo: Stimmt eigentlich... :grübel:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Moderatorenhinweis

Was ich jedoch nicht ganz nachvollziehen kann ist, warum man deiner Meinung nach die Tagespolitik so völlig ausblenden soll? Denn ich denke, dass diese nunmal einen großen einfluss hat und durchaus auch Geschichte darstellt.

Darum geht es dabei gar nicht: wir haben hier die Erfahrung gemacht, daß es bei Diskussionen mit politischen, religiösen und/oder weltanschaulichen Bekundungen regelmäßig zu emotional aufgeladenen und dementsprechend unfruchtbaren Streitereien kommt.
Vor diesem Hintergrund ist auch die entsprechende Passage in den Forenregeln zu verstehen:
3. Verfassen von Beiträgen
...
Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse.
...

Detaillierter können die Gründe unter Mitteilungen der Moderatoren nachgelesen werden.

Wie daraus deutlich wird, geht es nicht um einen Gegenwartsbezug allgemein bzw. die Vermeidung dessen, sondern um entsprechende Bekenntnisse politischer, weltanschaulicher und/oder religiöser Art.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sitti schrieb:
Was ich jedoch nicht ganz nachvollziehen kann ist, warum man deiner Meinung nach die Tagespolitik so völlig ausblenden soll?

Dafür gibts zwei Gründe.
Unter anderem darum:

Geschichte / Hintergründe - politikforen.de

So sehen Geschichtsdiskussionen in Politikforen aus.

Dazu kommt, dass natürlich innerhalb der Geschichtswissenschaften in Ausnahmen auch sehr moderne Themen diskutiert werden, das aber generell die Einstellung vorherrscht, es fehle die nötige Distanz, um aktuelle Geschehnisse aus historischer Perspektive bewerten zu können. Abgesehen davon ist es auch methodisch fragwürdig, weil Akten und Verwaltungsdokumente als eine der wichtigsten Quellen erst nach 30 Jahren Sperrfrist eingesehen würden dürfen.
 
Hallo sitti,
Ich stimme dir mit deinem Beitrag unter Nr. 160 zu. Ich habe in verschiedenen Pfaden bereits schon mal ganz ähnliches geschrieben. Übrigens habe ich die Begriffe, wie "Ossi" und "Wessi" nie in mein Vokabular aufgenommen. Ich habe auch nie verstanden, warum sie nach der Wende überhaupt aufkamen. Aber auch das habe ich irgenwo schon mal geschrieben. Es gibt ja auch gar nicht den Ostbürger und auch nicht den Westbürger. Gab es auch nie, auch nicht bei uns unter den Kommunisten - da gab es auch krasse Unterschiede zwischen Sachsen, Berlinern und denen, die wir "Fischköpfe" nannten...
Also: es gibt Brandenburger, Sachsen Mecklenburger, Bayern, Schwaben, Friesen etc. pp und alle haben irgendwie eine andere Mentalität.
 
Hi zusammen,

na da hab ich ja was vom Stein gebrochen. Aber gut, ich kann die Argumentationen zu der Tagespolitik irgendwo nachvollziehen.

@ Barbarossa: Mit den Mentlitäten hast du völlig recht. Zu den Begriffen "Ossi" und "Wessi" ich war sicherlich zu jung um sicher sagen zu können warum diese Begriffe aufkamen. Ich kann mir lediglich vorstellen, dass man zwar einerseits froh über die Wiedervereingung war, sich aber dennoch mal sofort mal recht schnell und manche ganz wenige garnicht distanzieren wollten, distanzieren von dem "was" man zwar glaubte zu kennen aber eigentlich doch nicht kannte und was in welcher Hinsticht auch immer "fremdlich" war.

grüße sitti
 
und gleichwohl; die Wiedervereinigung war und ist ein historisches Ereignis und wird es wohl auch bleiben.

Das Menschliche darin ist nun halt, dass die unabdingbar positive Tatsache schnell zur Selbstverständlichkeit wurde, hingegen meist materielle Begehrlichkeiten in zigtausenden von Einzelfällen, wie der Schaum auf den Wogen des Meeres, immer nach oben Spülen werden!

Auch das hat die Geschichte bewiesen: zunehmender, allgemeiner Wohlstand i.V.m. Liberalität und Rechtsstaatlichkeit führen oftmals in Teilen der Bevölkerung dazu, dass eigene Unzulänglichkeiten den Anderen und/oder dem Staat zugerechnet werden.

Warum finden soviele Leute die Steuern (ab einer bestimmten, wohl immer zu großen, Höhe) für ungerecht ? Weil sie sich meist nichteinmal die Mühe machen, verstehen zu wollen, dass die Summe der Leistungen, die "ihre Mitmenschen" (der Staat) dafür erbringen, sicherlich weit höher sind !

Gerade Deutschland hat doch, was das Zusammenfinden von Völkern und Bildung von Gesamt-Staaten anlangt, mit dem "Hl. Röm. Reich" schon rund 1000 Jahre "Erfahrung", und dennoch ist die Wiedervereinigung von Ost und Westdeutschland ein Ereignis, das ohne Beispiel ist!

Den Politikern vorwerfen zu wollen, sie hätten dies oder jenes falsch gemacht ( was sie ja nach Ansicht vieler permanent tun ), ist meist reines Palaver! Die Komplexität des Ereignisses in Verbindung mit der Kompliziertheit, unterschiedliche Rechts- und Sozialsysteme aufeinander abzustimmen und einem Gleichklang zuzuführen, mußte die zehntausende von "ungerecht erscheinenden Einzelfälle" schlicht in Kauf nehmen!

Leider sind alte Weisheiten (vielfach) in Vergessenheit geraten, wie "Gemeinsinn geht vor Eigensinn" , "ohne Fleiss kein Preis" !

Ich meine jedoch, unsere gewachsene Kultur ist stark genug; so wie unsere Gesellschaft vorübergehend mit ca. 5 Millionen Arbeitslosen fertig werden kann, kann sie auch vorübergehend mal im 10 Millionen Nörglern zu Recht kommen, denn, sagt nicht noch ein altes Sprichwort "Hunde die bellen beissen nicht".

Toleranz ist auch eine Errungenschaft eines demokratischen Volkes und - sie ist erlernbar!

salu, jeanne
 
...Den Politikern vorwerfen zu wollen, sie hätten dies oder jenes falsch gemacht ( was sie ja nach Ansicht vieler permanent tun ), ist meist reines Palaver! Die Komplexität des Ereignisses in Verbindung mit der Kompliziertheit, unterschiedliche Rechts- und Sozialsysteme aufeinander abzustimmen und einem Gleichklang zuzuführen, mußte die zehntausende von "ungerecht erscheinenden Einzelfälle" schlicht in Kauf nehmen!

Leider sind alte Weisheiten (vielfach) in Vergessenheit geraten, wie "Gemeinsinn geht vor Eigensinn" , "ohne Fleiss kein Preis" !...
So weit, so gut, nur glaube ich kaum, daß die Mehrheit der Arbeitslosen aus freien Stücken so ein karges Leben führt, wie es in der Arbeitslosigkeit nun mal ist. Hier im Osten ist gleich nach 1990 die Arbeitslosigkeit in die Höhe geschnellt, weil viele Betriebe geschlossen wurden oder verkleinert wurden. Es gab dann einfach nicht mehr genug Arbeit für alle. So ist das bis heute geblieben. Bis 1989 kannte man das Wort Arbeitslosigkeit nur aus dem Fernsehen, wenn über den Westen berichtete wurde. In der "DDR" gab es Vollbeschäftigung.
 
Hier im Osten ist gleich nach 1990 die Arbeitslosigkeit in die Höhe geschnellt, weil viele Betriebe geschlossen wurden oder verkleinert wurden. Es gab dann einfach nicht mehr genug Arbeit für alle. So ist das bis heute geblieben. Bis 1989 kannte man das Wort Arbeitslosigkeit nur aus dem Fernsehen, wenn über den Westen berichtete wurde. In der "DDR" gab es Vollbeschäftigung.

Ist die Arbeitslosigkeit in der "kapitalistischen" Wirtschaft nicht die Folge der Vollbeschäftigung in der Planwirtschaft?
 
"Vollbeschäftigung in der DDR" - allerdings nicht nach Grundsätzen der freien, sozialen Marktwirtschaft! Der Staat DDR war doch wohl pleite, Sozial- und Rentenkassen gar nicht erst vorhanden, die Substanzen der Infrastruktur in Auflösung. Städte, Dörfer in einem oftmals bejammerns-werten Zustand. Nein, diese sog. "planwirtschaftliche Vollbeschäftigung"
einer Diktatur ist nuneinmal nicht geeignet, hier als Vergleich herzuhalten.

Das historische Ereignis der Wiedervereinigung ist eine Sache. Wie die
dadurch berührten oder betroffenen verschiedenen Menschen damit umgehen und was sie daraus machen, ist die Andere.

Ein Volk kann seine Mitglieder nur an dem partizipieren lassen, was es sich zuvor erarbeitet hat. Und unter dem Gesichtspunkt ( so habe ich auch die ehem. DDR und die Menschen dort kennengelernt ) ist selbst der Lebensstandard der mit Arbeitslosen- und Sozialhilfen gelebt werden konnte und kann doch wohl nicht ganz sooo schlecht - oder ?

Die DDR hatte einen ihr aufgezwungenen auftraggebenden Exportpartner mit der SU. Mit deren Wegfall hatte somit die DDR so gut wie keine Partner auf den internationalen Märkten - und solche neu zu schaffen, ist innerhalb der weltweiten konkurierenden Märkte eben nicht allein die Aufgabe der Politiker! Nur als Beispiel.: wäre der Trabbi als das ideale Billigauto für den chinesischen Markt erkannt worden, hätten die Trabbi-Bauer wohl nicht arbeitslos werden müssen! Und ob uns wohl viele Produkte in Erinnerung kämen, die "made in est-germany" und Renner auf den internationalen Märkten waren ?

Es liegt allein an der individuellen Beurteilung durch den "betr." Menschen, ob die Wiedervereinigung eine solche, zweier durch einen verlorenen Krieg getrennter Völker war - oder, ob sie eben eine rein territoriale Addition von Landesflächen darstellen soll.

salu, jeanne
 
Das ist harter Taback, liebe jeanne.
Nach lesen deines Beitrages, frage ich mich, warum war meine Kindheit so glücklich in der DDR?
 
Ist die Arbeitslosigkeit in der "kapitalistischen" Wirtschaft nicht die Folge der Vollbeschäftigung in der Planwirtschaft?

Das verstehe ich auch nicht, bzw., hätte es gern erklärt.

@jeanne: Einiges von dem, was du schreibst, ist sicher im Großen und Ganzen richtig, aber auf derart pauschale Art und Weise vorgetragen, dass ich, ehrlich gesagt, gar nicht weiß, wo ich ansetzen soll.

Ich meine jedoch, unsere gewachsene Kultur ist stark genug; so wie unsere Gesellschaft vorübergehend mit ca. 5 Millionen Arbeitslosen fertig werden kann, kann sie auch vorübergehend mal im 10 Millionen Nörglern zu Recht kommen,

Hast du dich mal einen Moment lang gefragt, wie die Arbeitslosen damit klar kommen - die du ja gleich mal mit 10 Millionen Nörglern (Woher hast du eigentlich diese Zahl) in einen Topf wirfst? (Vermutlich nicht.)
 
Wie soll ich das denn verstehen?

Dann dürfte es heute in der kapitalistischen Wirtschaft keine Arbeitslosigkeit mehr geben...
Die Feststellung von Barbarossa lautete:
Barbarossa schrieb:
Hier im Osten ist gleich nach 1990 die Arbeitslosigkeit in die Höhe geschnellt, weil viele Betriebe geschlossen wurden oder verkleinert wurden. Es gab dann einfach nicht mehr genug Arbeit für alle. So ist das bis heute geblieben. Bis 1989 kannte man das Wort Arbeitslosigkeit nur aus dem Fernsehen, wenn über den Westen berichtete wurde. In der "DDR" gab es Vollbeschäftigung.
Mercy schrieb:
Ist die Arbeitslosigkeit in der "kapitalistischen" Wirtschaft nicht die Folge der Vollbeschäftigung in der Planwirtschaft?

Im Klartext:
Die verdeckte Arbeitslosigkeit in der Planwirtschaft, die als Vollbeschäftigung deklariert wurde, führte notwendigerweise nach dem Zusammenbruch dieses Wirtschaftssystems zur realen Arbeitslosigkeit.
 
@ jeanne d'arc

Ich bin sprachlos!
Und immer wieder erstaunt, wie Außenstehende alles so genau beurteilen können, unser Leben, dieses Land DDR, unsere Menschen, unser Denken...

Sicher sehe ich heute bestimmte Dinge auch anders, aber Wahrheiten sollten doch irgendwo auch Wahrheiten bleiben. Und wie man alles in der DDR in Bausch und Bogen verdammen und verurteilen und gleichzeitig den anderen Teil Deutschlands als vollkommen und richtig darstellen kann, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Und ich gebe mir wirklich Mühe, meine Vorurteile abzubauen und die Vergangenheit real und nicht aus einer rosarotenbrillensicht zu betrachten. Schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste...
 
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