Militärischer Widerstand

ursi

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Wenn man vom 20. Juli 1944 spricht, dann fällt jeweils der Name Stauffenberg. Nun gab es neben ihm noch einige Verschwörer mehr, die man ebenso würdigen sollte oder ihre Geschichte lesen sollte. Stellvertretend für alle mit Verschwörer des 20. Juli beschreibe ich hier die Geschichte eines der grossen Schlüsselfiguren des militärischen Flügels des nationalkonservativen Widerstandes – Henning von Tresckows.

Henning von Tresckow wurde im Jahr 1901 geboren und kämpfte im ersten Weltkrieg als Leutnant im 1. Garderegiment an der Westfront. 1936 schloss er als Lehrgangbester den Generalstabslehrgang der Kriegsakademie ab. Tresckow hatte 1934 grosse innenpolitische Vorbehalte gegenüber Hitler, dennoch schwor er den Eid auf Hitler. Zwei Jahre später forderte er Schritte der Armee gegen SS und Gestapo, gleichzeitig arbeitete er intensiv an den Aufmarschplänen gegen die Tschechoslowakei. Hinsichtlich deutscher Grossmachtbestrebungen befand er sich im Einklang mit dem Regime, von der SS und Gestapo sah er die Position der Militärelite gefährdet, deshalb riet er während der Fritsch-Krise zu offensiven Vorgehen gegen diese Organisationen. 1938/39 überwogen die Sorge von einer Beeinträchtigung der Grosmachtzielsetzung und seine positive Einstellung zum System, er wollte den Krieg verhindern, da er nach seiner Ansicht nach nicht zu Gewinnen wäre. Das sah nachdem Frankreichfeldzug kurz wieder anders aus, doch mit dem Russlandfeldzug änderte er die Einstellung zum Regime. Er sah nicht nur die militärisch-politische Katastrophe, sondern auch der verbrecherische Charakter des Regimes angesichts der Gewaltverbrechen im Osten. Mehr und mehr war er der Ansicht dass Hitler die Quelle des Bösen sei. ER erhob gegen die verbrecherischen Befehle, wonach deutsche Soldaten auch nach Mord, Plünderung, Vergewaltigung oder andren Straftaten gegen die Zivilbevölkerung der besetzten Gebiete straffrei bleiben sollten, Einspruch. Im Heer hatte sich herumgesprochen, dass die SS und SD hinter der Front Mordaktionen grossen Stils durchführten, das war für ihn Grund genug in den Widerstand zu gehen. Tresckows bemühte sich zunächst seinen neuen Oberbefehlshaber Hans-Günter von Kluge von den Morden in Kenntnis zu setzten, in der Hoffnung dieser werde dagegen einschreiten. Als von Kluge zu keinem Vorgehen gegen die Verbrechen bereit war, begann Tresckow zu realisieren, dass es nur eine Lösung gab, der Sturz des Systems, diese Einsicht war für einen preussischen Offizier nicht leicht. Zumal er ein Preusse durch und durch war. 1943 folgten das mehrere kurz aufeinander folgende Attentatversuche der Verschwörer aus dem Stab der Heeresgruppe Mitte. Jedes Mal waren bereits Vorkehrungen getroffen worden, beim gelingen die Hauptstadt mittels Militärputsch in die Hand zu bekommen. Mit dem Zusammenbruch der Verschwörung in der Abwehr des OKW im Frühsommer 1943 beraubte ihnen ihre Organisationsbasis. Attentate auf Hitler von der Ostfront aus waren damit sinnlos. Es traf sich dann gut, dass Tresckow Ende Juli 1943 von der Heeresgruppe Mitte wegversetzt wurde und sich bis Oktober in Berlin aufhielt. Hier nahm er Kontakt mit Stauffenberg auf, den er von früher kannte auf. In Stauffenberg fand er einen entschlossenen Verbündeten, der überdies an der Schaltstelle der Macht sass (er war Chef des Stabes im Allgemeinen Heeressamt und war für die Planung für Personal- und Materialersatz des Heers beauftragt). Tresckow und Stauffenberg waren sich einig in der Überzeugung, dass die Massenmorde an der sowjetischen Bevölkerung, besonders an den Juden, mit ihrem Verständnis von soldatischem Ethos unvereinbar waren. Die beiden Generalstabsoffiziere gingen im Herbst 1943 nun an die Planung von Walküre. Im November 1943 wurde Tresckow Chef des Generalstabes der 2. Armee und fiel damit für die konkrete Planung und Durchführung des Staatsstreichs aus. Er erfuhr am 20. Juli vom Missglückten Attentat und war sich sicher, dass seine Beteiligung rasch Aufgedeckt worden wäre, so fuhr er am Morgen nachdem gescheiterten Staatsstreich an die Front und beginn mit einer Handgranate Selbstmord. Major Kuhn, der in die Verschwörung eingeweiht war, stellte den Vorgang zunächst so dar, als sei Tresckow gefallen. Nachdem er auf seinem Gut in Wartenberg beigesetzt wurde, kam seine Beteiligung an dem Staatstreich an den Tag und er wurde exhumiert und seine Leiche wurde verbrannt.

Literatur:
Der Widerstand gegen den Natzionalsozialismus, die deutsche Gesellschaft un der Widerstand gegen Hitler, Hrsg. Jürgen Schmädeke und Peter Steinbach
Widerstand im Dritten Reich von Hermann Graml
 
Mir fällt bei den verschwörern des 20. Juli's auch Erwin von Witzleben ein.
Und Erich Fromm. Der das ganze letztendlich doch noch zum scheitern brachte. Auch wenn das attentat fehlgeschlagen war. Operation Walküre war, wenigstens soweit ich weiss, durch Fromm gescheitert. Weil er nicht mehr mitmachen wollte nachdem er vom Führer Hauptkwartier hörte das Hitler noch lebte. Und er tat es nur um seine eigene haut zu retten. Was ihm nichts genutzt hat. Er wurde am 21. Juli 1944 von Himmler verhaftet am 12. März 1945 gehängt.
 
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Da ich gebürtiger Wiesbadener bin fällt mir zum Thema "Militärischer Widerstand" Generaloberst Ludwig Beck ein. Er stammt auch aus Wiesbaden und ich habe mich schon in der Schule mit ihm beschäftigt.

Hier Auszüge aus seiner Biographie:

Am 29.6.1880 wird Ludwig August Theodor Beck in der Stadt Biebrich am Rhein geboren. Ludwig hat Vater, Mutter und zwei Brüder. Sein Vater, ein Fabrikbesitzer, gehört der Nationalliberalen Partei an. Er engagiert sich im Kommunal politischen Bereich. Seit 1880 war er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und von 1891 - 1915 Stadtverordnetenvorsteher. Er wurde auf Grund dieser Tätigkeit zum Ehrenbürger von Biebrich gewählt. Die Familie lebt auf dem Fabrikgelände.

In der Fabrik seines Vaters lernt Ludwig Beck die Probleme der Fabrikarbeiter unmittelbar kennen. Er besucht erst die Volksschule und dann das Progymnasium, einen Sonderzweig der Realschule, der auf den Besuch eines Gymnasiums vorbereitete. 1892 wechselt er dann auf das Humanistische Gymnasium in Wiesbaden über. Nachdem er dort 1898 sein Abitur ablegt, zieht die Familie in das heute noch als Beckvilla bekannte Haus in der Rheingaustraße. Im selben Jahr tritt Beck als Fahnenjunker in das preußische Heer ein und setzt nach dem ersten Weltkrieg seine militärische Laufbahn in der Reichswehr fort. Der verlorene Krieg und die Gründung der Weimarer Republik setzen ihm zu. Erst Anfang des Jahres 1933, dem Ende der Weimarer Republik, bekommt Beck neue Hoffnung auf ein Deutsches Reich, welches seinen Vorstellungen näher rückt. Dies bezeichnet Beck als "ersten Lichtblick seit der Gründung der Weimarer Republik".

Noch im selben Jahr wird Hitler mit 44% aller deutscher Wählerstimmen zum Reichskanzler "gewählt".
Am 1. Oktober 1933 wird Beck in das Reichsministerium berufen und zum Chef des Truppenamtes ernannt, eine Bezeichnung, die 1935 in die des Generalstabes des Heeres umgewandelt wurde. Mit höchstem Pflicht und Verantwortungsbewußtsein führt er sein hohes Amt.
Am 30. Juli 1934 beteiligt sich Beck am sogenannten Röhm - Putsch, bei dem der Stabschef der SA und gleichzeitige Reichsminister Ernst Röhm, ein Nationalsozialist, gestürzt und anschließend mit Anderen, dem Regime mißliebigen Personen, erschossen wird. Nur einen Monat später, am 2. August 1934, nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul v. Hindenburg, läßt Hitler die Reichswehr auf sich vereidigen. Dies hatte zur Folge das die Reichswehr nicht mehr ans Vaterland oder an die Verfassung, sondern nur noch an Hitler gebunden war. Beck bezeichnet diesen Tag als schwärzesten seines Lebens. Er steht kurz vor dem Entschluß von seinem Amt zurückzutreten. Doch man weist ihn darauf hin, daß ein Rücktritt seinerseits zu diesem Zeitpunkt nicht ratsam wäre, da diesen Schritt außerhalb der Armee niemand verstehen könne. So versucht er durch Denkschriften, Aktennotizen und Vorträge die Außenpolitik Hitlers zu beeinflussen. Zu dieser Zeit sagt Hitler über Beck: "Dieser Mann muß weg, er ist der einzige General der mir wirklich gefährlÎich werden kann."

In seiner Kompromißlosen Ablehnung des Kriegsrisikos knüpft er erste Kontakte zu dem Widerständler und damaligen Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Goerdeler.
Am 16. Juli 1938 fordert er die Generalität zum geschlosseneÿn Rücktritt auf, um den drohenden Krieg in Europa zu verhindern. Man könnte dies auch als Streikausruf gegen Adolf Hitler bezeichnen. Doch dieses Vorhaben scheitert, da nicht alle Generäle den Forderungen Beck`s nachgeben wollen. Am 18.August 1938 zieht er seine Konsequenzen und reicht seinen Rücktritt ein. Um jedoch jedes politische Aufsehen zu vermeiden bleibt er offiziell noch einige Zeit im Amt. Dann wird er aus der Wehrmacht entlassen.

Nach seinem Eintritt in den Ruhestand versinkt er nicht etwa in Resignation, weil sich seine Vorhaben im aktiven Dienst nicht realisieren ließen, sondern entwickelt viele neue Pläne und Aktionen, um Hitler Widerstand zu leisten. Er möchte eine Monarchie wieder beleben und Hitler stürzen. Er versammelt viele Gleichgesinnte aus allen Bevölkerungsschichten um sich und wird schließlich zum Mittelpunkt der militärisch - bürgerlichen Opposition. 1942 sind sich alle Widerstandsgruppen um Beck einig, daß er, nach einem geglückten Umsturz, Staatschef werden solle. Doch alle Staatsstreichversuche und Attentatspläne scheiterten letztlich.

Ludwig Beck beteiligt sich maßgeblich an der Planung und DurchfüÜhrung des Attentates am 20.Juli 1944. Doch das Attentat und der anschließende Putschversuch mißlingen. Hitler überlebt und die Aufständler werden nieder gezwungen. Die gesamte Führung dieser Aktionen ist am Abend des 20. Juli in der Bendler Villa, in Berlin, versammelt. Beck wird nach gescheitertem Selbstmordversuch mit vielen seiner Gefolgsleute erschossen.

:fs:
Bearbeitet mit der Quelle: Peter Riedle (Hrsg.):Wiesbaden und der 20. Juli 1944. Stadtarchiv der Stadt Wiesbaden. Wiesbaden 1996 + Internet: Wikipedia.de

Das Handeln von Beck zeigt deutlich das auch konservative Monarchieanhänger (Kaisertreue) mit ausgeprägtem nationalen Bewußtsein, obwohl sie zu Beginn des 3.Reiches große Hoffnungen mit der NSDAP verbanden, nicht mit dem Terrorregime Hitlers leben wollten.
 
Um sich einen Überblick zum Thema des militärischen Widerstands verschaffen zu können, empfiehlt sich die Betrachtung des Kreisauer Kreises.

Der Kreisauer Kreis war eine Gruppe der Widerstandsbewegung deren Mittelpunkt Helmuth Graf von Moltke, Gutsherr in Kreisau bildete. Diese Widerstandsgruppe befaßte sich mit der Erarbeitung von Grundsatzdokumenten für einen künftigen demokratischen Staats- und Gesellschaftsaufbau. Moltke wurde im Januar 1944, die anderen Mitglieder nach dem 20.07.1944, auf Grund des Attentates, verhaftet. Jedes Mitglied, dem eine Verbindung zu Stauffenberg oder Goerdeler nachgewiesen werden konnte, wurde hingerichtet. Darunter waren berühmte Persönlichkeiten wie z.B. Moltke, Peter Graf Yorck v. Wartenburg, Delp, Haubach, Leber, Reichwein‚

Außerdem wurden auch, die nur dem Kreis nahestehenden von Trott zu Solz und von Haeften hingerichtet. Die meisten des Kreises bekamen Zuchthausstrafen wie zum Beispiel Gerstenmaier. Die vom Kreisauer Kreis 1942 verfaßte GrundsätÏzliche Erklärung wird als Schlüsseldokument des Widerstandes gegen Hitler angesehen.

Ein Auszug aus diesem Dokument‚ zeigt die Absicht des Kreisauer Kreises:

Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im‚ Christentum die Grundlage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Überwindung von Haß und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völkergemeinschaft.

Nach seinem Rücktritt knüpfte Ludwig Beck noch engere Kontakte mit den einzelnen Widerstandsgruppen. Nicht nur die Mitglieder des Kreisauer Kreises hielten ihn für ein

Haupt des militärischen und des zivilen Widerstandes, sondern auch die anderen Organisationen waren sich einig darüber, daß Beck der führende Kopf dieses Vorhabens war. Nach einiger Zeit hatten sich so viele wichtige Leute zusammengefunden, das ein großangelegter Putschversuch hätte realisiert werden können. Auch die Politische Lage schien passend für einen Putsch.

Daraufhin entwarf Beck einen Staatstreichplan‚ für den Fall, daß Hitler tatsächlich die Tschechoslowakei angreifen sollte. England sollte in diesem Fall die Tschechei unterstützen und siegen. Hitler hätte seinen Sturz nach so einem schweren Mißerfolg wohl eher hingenommen. Die Erfolge Hitlers in der darauffolgenden Zeit ließen jedoch den Staatsstreich platzen.

Viele waren vom Hitler-Stalin-Pakt und dem Stahlpakt so fasziniert, daß sie zu einer Beteiligung am Staatsstreich nicht mehr bereit waren.

Weitere Vorschläge Hitler zu beseitigen waren, ihn bei einem Frontbesuch zu verhaften und dann standrechtlich abzuurteilen. Dies wurde aber von den übrigen Widerständlern abgelehnt. Am 13. März 1943 schmuggelten Gefolgsleute von Stauffenberg und Beck eine Bombe in Hitlers Flugzeug. Der als Cognacflasche‚getarnte Sprengsatz explodierte aber nicht. Am 21. März 1943 versuchte sich Gersdorff mit Hitler bei der Besichtigung einer Ausstellung von Waffen in die Luft zu sprengen. Auch dieser Versuch scheiterte. Hitler verließ die Ausstellung vorzeitig. Die Bombe wurde im letzten Moment entschärft. Ähnliche Attentatsversuche scheiterten auch.

Als dann am 6. Juni 1944 der Krieg als verloren galt und die Lage Deutschlands auch durch einen Sturz Hitlers fast oder gar nicht mehr verbessert werden konnte, entschloß sich Stauffenberg mit Generalmajor Henning von Tresckow zum Durchführen der Operation Walküre, wie der Staatsstreich inoffiziell hieß.

Am 11. Juli wird der Staatsstreich abgebrochen, weil Reichsführer-SS Himmler nicht anwesend ist, um in die Luft gesprengt zu werden. Er sollte als gefährlichster und wichtigster Gefolgsmann Hitlers zusammen mit Göring beseitigt werden. Am 15. Juli wird die Operation abgebrochen, weil Hitler die Lagebesprechung, bei der er getötet werden soll, vorzeitig beendet.

Die Operation Walküre sah vor, dass Teile des Ersatzheeres, nach dem Attentat, den Befehlen der Widerständler unterstellt werden sollten. Dies war nur durch den Tod des Führers möglich, da die Soldaten ihm einen Treue - Eid geschworen hatten.

Nach zahlreichen zeitlichen Verschiebungen des Unternehmens wurde es schließlich auf den 20.7.1944 festgesetzt. Der Aufstandsversuch sollte, nach vorübergehender Militärdiktatur, ein auf Recht und Freiheit gegründetes Staatssystem wiederherstellen.

Beck vertrat die Wiederbelebung einer autokratisch-autoritär ausgerichteten Hohenzollern-Monarchie.

Als Staatsoberhaupt war Generaloberst Beck, als Reichskanzler Dr. Goerdeler, als Chef der Wehrmacht Generalfeldmarschall von Witzleben vorgesehen. Über die Grundsätze der inneren Neuordnung Deutschlands im einzelnen bestanden keine einheitlichen Vorstellungen.

Die einen wollten den Ständestaat, andere eine sozialistische Gesellschafts- und Staatsordnung mit starker Stellung der geplanten Einheitsgewerkschaft.

oder hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Kreisauer_Kreis
Quelle: Siehe vorheriges Posting :)
 
Robert Craven schrieb:
Über die Grundsätze der inneren Neuordnung Deutschlands im einzelnen bestanden keine einheitlichen Vorstellungen.
Über die Notwendigkeit des Handelns aber war man sich einig.
Diese Einigkeit, trotz unterschiedlicher Visionen eines künftigen Deutschlands, ermöglichte dann der jungen BRD ihre Position in der Völkergmeinschaft zu finden.
 
Mercy schrieb:
Über die Notwendigkeit des Handelns aber war man sich einig.
Diese Einigkeit, trotz unterschiedlicher Visionen eines künftigen Deutschlands, ermöglichte dann der jungen BRD ihre Position in der Völkergmeinschaft zu finden.
:hoch: Danke für die Anfügung!
 
Könnte hier vielleicht jemand eine Übersicht über den militärischen Widerstand hier reinschreiben?
Mich würde nämlich interessieren, ob es wirklich nennenswerten Widerstand gab oder (was ich eher vermute) ob sich die Militärs nicht eher "gefreut" haben, dass ein kriegslüstener Hitler an der Macht ist.
Mich würden auch die Hintergründe interessieren, denn bei Stauffenberg, glaube ich, dass es mehr oder weniger eine persönliche Rachetat sein sollte, da er ja schliesslich schwer verwundet wurde und erst dann an Widerstand dachte. Und dass Stauffenberg nicht an Macht interessiert war kann man ihm auch nicht zurechnen.
 
R0cker schrieb:
Könnte hier vielleicht jemand eine Übersicht über den militärischen Widerstand hier reinschreiben?
Mich würde nämlich interessieren, ob es wirklich nennenswerten Widerstand gab oder (was ich eher vermute) ob sich die Militärs nicht eher "gefreut" haben, dass ein kriegslüstener Hitler an der Macht ist.
Mich würden auch die Hintergründe interessieren, denn bei Stauffenberg, glaube ich, dass es mehr oder weniger eine persönliche Rachetat sein sollte, da er ja schliesslich schwer verwundet wurde und erst dann an Widerstand dachte. Und dass Stauffenberg nicht an Macht interessiert war kann man ihm auch nicht zurechnen.

Das ganze Thema um den militärischen Widerstand ist sehr Komplex und lässt sich nur sehr schwer in kurzer Form erklären
Ich empfehle Dir dazu folgende Bücher zu lesen:

K.J. Müller, Der deutsche Widerstand 1933 bis 1945, hier die Seiten 40 bis 60 Titel: Der nationalkonservative Widerstand 1933 bis 1940 (da bekommst Du Hintergurndinformationen)
dann die Seiten 60 bis 79 Motivation der nationalkonservativen Opposition und des militärsichen Widerstandes seit dem Frankreich-Feldzug.

Dann von Peter Steinbach und Johannes Tuchel, Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur 1933 bis 1945, diese Buch bekommst Du bei Bpb
Hier die Seiten 447 bis 439 Militäropposition und Umsturzversuche (verschiedene Autoren)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zeittafel nationalkonservativer Widerstand

12.11. 1937
Denkschrift des Generalstabschefs General Beck gegen Hitlers Darlegungen vom 5. November in der Reichskanzlei über eine künftige deutsche Aggressionspolitik

5.5 bis 29.7 1938
Denkschriften und Vortragsinitiativen des Generalsstabschefs Beck gegen Hitlers Politik

18.8. 1938
Rücktritt Becks

August/September 1938
Staatstreichplan für den Fall eines Kriegsausbruchs (September-Verschwörung) infolge des Ausgangs der Münchner Konferenz hinfällig wird

11.10/31.10.1939
Denkschriften den Generaloberst W. Ritter von Leeb gegen Hitlers geplante Westoffensive

Oktober/November 1939
Staatsstreichplanung (Gruppe Halder) zur Verhinderung der Westoffensive, wurde am 5. November abgebrochen.

18.11.39
Proteste einzelner Offiziere gegen SS-Morde in Polen

Herbst 1939 bis Frühjahr 1940
Fühlungsnahme mit der britischen Regierung durch Angehörige der nationalkonservativen Opposition u.a. via Vatikan, Schweden, Schweiz zur aussenpolitischen Absicherung eines Staatsstreichs.

7.11. 1939 bis 9.5. 1940
Mitteilungen über Termine der geplanten Operation gegen Norwegen und Dänemark und, vor allem der Westoffensive durch Oberst Oster an den holländischen Militärattachée Oberst Sas.

Januar/Februar 1940
Verfassungsprogramm Goerdelers und von Hassells für den Fall eines Umsturzes

30.5. 1941
Friedensplan Goerdelers zur Vorlage bei der britischen Regierung

4.8.1941
Plan Hitler während der Besprechung im Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte zu beseitigen, wird vereitelt infolge zu starker Bewachung

Ende Dezember 1941
Plan (Witzleben, Beck und Goerdeler) an der Westfront einen Umsturz durchzuführen im März 1942 wegen Erkrankung Witzlebens aufgegeben.

1942/1943
Treffen Goerdelers, Tresckows und Olbrichts, um den nationalkonservativen Widerstand neu zu organisieren.

13.3. 1943
Plan Hitler bei einem Besuch der Heeresgruppe Mitte im Smolensk zu erschiessen wird verworfen. Der Versuch sein Flugzeug durch Sprengstoff zum Absturz zu bringen scheitert.

21.3.1943
Plan Hitler bei einem Besuch im Zeughaus zu töten scheitert

23.3.1943
Denkschrift Goerdelers für die Generalität über die Notwendigkeit eines Staatstreichs

Oktober/November 1943
Oberst Graf Stauffenberg, der ab Ende 1942 in die Verschwörung hineingewachsen ist und ab Anfang Oktober als Chef des Stabes des AHA eine Schlüsselstellung einnimmt, beendet Ende November die technischen Vorbereitungen für den Umsturz. Die Planung beruht auf Tresckows Vorbereitungen.

11.2.1944
Plan Hitler während einer Uniformvorführung zu töten scheitert

11.3.1944
Plan Hitler bei einer Lagebesprechung zu erschiessen, lässt sich nicht verwirklichen

Mai/Juni 1944
Stauffenberg sucht Kontakte in England um den Staatstreich aussenpolitisch Abzusichern

20.7.1944
Attentat Stauffenberg auf Hitler.
 
Zu Treskow ist in der neuen Ausgabe der VfZ 2007 (Band 2) ein Artikel erschienen, der sehr detailliertes Material zu Umsturzversuchen 1943 bringt. Die Pläne waren am OKH-Standort vergraben, 1945 auf Hinweis eines Teilnehmers ausgegraben worden und waren seitdem in russischen Archiven verschollen.

Der Artikel bringt einen ausgezeichneten Abriß der Umsturzpläne im Verlauf des Jahres 1943, unter Berücksichtigung der verschiedenen Gelegenheiten (Stalingrad, Tunesien, Scheitern von Operation Zitadelle, Bombenangriff Hamburg, Bedrohung Berlin). Daneben werden zahlreiche Versuche geschildert, Rückhalt in der übrigen Generalität zu finden (Kluge, Manstein, Stülpnagel, Wagner, Einbeziehung der 18. Artilleriedivision usw.).

Im Anhang sind die vorbereiteten Proklamationen und Zeitpläne des Umsturzes in Kopie enthalten. Die Ermordung Hitlers sollte mit einem Selbstmordattentat umgesetzt werden.
 
22 Angehörige der Generalität der deutschen Wehrmacht kamen unmittelbar oder mittelbar im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 ums Leben: Zwei Generale fielen dem missglückten Attentat auf Hitler zum Opfer: Generaloberst Günter Korten (Generalstabschef der Luftwaffe) und General der Infanterie Rudolf Schmundt (Chef des Heerespersonalamts).
19 Generäle und ein Admiral wurden hingerichtet oder starben durch eigene Hand, nämlich: vier Generalmajore (Herfurth, Oster, Stieff und von Tresckow), zwei Generalleutnante (von Hase und Thiele), sieben Generale (Fellgiebel, Lindemann, Olbricht, von Rabenau, von Stülpnagel, Freiherr von Thüngen und Wagner), ein Admiral (Canaris) und drei Generalfeldmarschälle (von Kluge, Rommel und von Witzleben).


Und eigentlich muss man einen 23. Angehörigen der Generalität noch mit hinzu zählen, nämlich: Generalleutnant Hans Graf von Sponeck.

Sponeck hatte im Dezember 1941 während des Russlandfeldzuges die Aufgabe, die Halbinsel Kertsch gegen sowjetische Angriffe zu sichern, allerdings mit völlig unzureichenden Kräften (nur 46. Division u. eine rumänische Brigade). Die Chancen waren aussichtslos. Keine Funkverbindung, ohne Aussicht auf Verstärkung und entgegen den Befehlen fasste er am 29. Dezember 1941 den für seine Truppen rettenden Entschluss, zur Räumung der Halbinsel.

Hitler machte ihm daraufhin den Prozess mit folgendem Todesurteil, welches auf Betreiben Generaloberst Haase's in Festungshaft umgewandelt wurde.

Nach dem 20. Juli 1944 in der Nacht zum 23. Juli gab Himmler den jeglicher Grundlage entbehrenden und rechtswidrigen Befehl zur Erschießung des Generals - OBWOHL er nicht im Geringsten etwas mit der Verschwörung um Stauffenberg zu tun hatte, ja, nicht zu tun haben KONNTE!

Der Befehl wurde am 23. Juli 1944 um 7:13 Uhr vollstreckt und strengstes Stillschweigen darüber befohlen.

Ende November 1944 wurden bis auf 40 Reichsmark sämtliche Vermögenswerte der Witwe des Generalleutnants beschlagnahmt und sie selbst am 8. Februar 1945 festgenommen und ins "Arbeitserziehungslager" Rotenfels verfrachtet, von wo aus ihr am 6. April 1945 während einer Verlegungsaktion infolge der Annäherung französischer Truppen die Flucht gelang.

Chronik aller Attentate auf Hitler


Saludos!
 

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Er erfuhr am 20. Juli vom Missglückten Attentat und war sich sicher, dass seine Beteiligung rasch Aufgedeckt worden wäre, so fuhr er am Morgen nachdem gescheiterten Staatsstreich an die Front und beginn mit einer Handgranate Selbstmord. Major Kuhn, der in die Verschwörung eingeweiht war, stellte den Vorgang zunächst so dar, als sei Tresckow gefallen.


Henning von Tresckow fuhr mit dem Jeep in den Wald Nordostwerts Nowosiolki ins Niemandsland weit hinter der deutschen Front, schon beängstigend nahe an der russischen, ließ seinen Fahrer und die Begleiter warten (er gab vor, etwas erkunden zu wollen), täuschte mit Pistolenschüssen einen Partisanenüberfall vor und setzte sich eine Gewehrgranate an die Schläfe...
 
Die braune Szene bringt Personen des militärischen Widerstands bis heute immer wieder mit Geheimnis-Verrat in Verbindung. (die bekanntgabe des Angriffstermins gegen Frankreich meine ich nicht) Der berüchtigte Spion "Werther" wird in diesem Zusammenhang oft genannt.
Davon ist aber kein Wort wahr!

Den "Meisterspion Werther" z. b. gab es überhaupt nicht, er ist eine "Konstruktion" der West-Alliierten Geheimdienste den Nazis die geknackte Enigma zu verschleiern. Erfolgreich.

In den dumpfen Hirnen dieser Herren bis heute.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die braune Szene bringt Personen des militärischen Widerstands bis heute immer wieder mit Geheimnis-Verrat in Verbindung. (die bekanntgabe des Angriffstermins gegen Frankreich meine ich nicht)
Auch wenn das Thema schon einige Zeit her ist (war lange nicht hier im Forum!), will ich mal nachfragen, von welchen Angriffstermin Du sprichst/schreibst?

Falls Du den ursprünglichen Termin vom 17. Januar 1940 meintest, hier einige Infos: Warum musste Hitler den Frankreichfeldzug verschieben?




Saludos!
 
@RODRIGUEZ:

Ich habe @REPO so verstanden, dass dieser von Geheimnis-Verrat im allgemeinen sprach (Enigma etc.) und den "Angriffstermin" auf Frankreich (1940) hierbei ausnehmen wollte.

Zum Angriffstermin auf F (1940): es gab ja nicht nur einen oder zwei. @ASHIGARU wird Dir das bei Interesse bestimmt gerne näher erläutern. Allesamt wurden von Oster über die Niederlande an die Westmächte verraten. Da die Termine viele viele male verschoben wurden, glaubte man dort Osters Warnungen, die sich viele viele male als falsch "erwiesen", letztlich kein Wort mehr.


@REPO:

Hinsichtlich der Landung der Alliierten in der Normandie (6.4.1944) wird von rechter Seite ja auch behauptet, dass Rommel bewußt Panzereinheiten für den 20.7.1944 zurückgehalten hätte, anstatt diese gegen die Alliierten an die Front zu werfen. Und das obwohl es doch Hitler war, der am D-Day nicht geweckt werden durfte und dringend benötigte Einheiten wegen der Erwartung der "wahren Landung" bei Calais nicht zum Einsatz freigab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gandolf schrieb:
hinsichtlich der Landung der Alliierten in der Normandie wird von rechter Seite ja auch behauptet, dass Rommel bewußt Panzereinheiten für den 20.7.1944 zurückgehalten hätte, anstatt diese gegen die Alliierten an die Front zu werfen.

Das wäre mir aber - selbst als Behauptung - neu. Zumal Rommel ja am 17. Juli schwer verwundet wurde. Er plädierte ja auch dafür - das war der große Streit bei der Verteidigung des Atlantikwalls - die Panzereinheiten möglichst nahe an den Stränden zu postieren, im Gegensatz zu Rundstedt, der diese Einheiten im Hinterland platzieren wollte, weil er eine elastische Verteidigung für vielversprechend hielt.
Vielleicht liegt hier eine Verwechslung mit Kluge vor. Hier lag - auch von Seiten der Gestapo - die Vermutung vor, er habe sich nach dem Scheitern der Offensive von Mortain im August 1944 aus dem Hauptquartier entfernt, um Verhandlungen mit den Amerikanern aufzunehmen.
 
Auch wenn das Thema schon einige Zeit her ist (war lange nicht hier im Forum!), will ich mal nachfragen, von welchen Angriffstermin Du sprichst/schreibst?

Falls Du den ursprünglichen Termin vom 17. Januar 1940 meintest, hier einige Infos: Warum musste Hitler den Frankreichfeldzug verschieben?

Nee, meine ich nicht.
Der Widerstand um Beck hat den Briten mehrfach (ich glaube über holland) den angriffstermin im Westen zugespielt.

Da der Termin aber immer wieder verschoben wurde, hätten sie jede Glaubwürdigkeit verloren.
Andererseits........... Enigma............ kann so auch nicht stimmen.
 
Das wäre mir aber - selbst als Behauptung - neu. Zumal Rommel ja am 17. Juli schwer verwundet wurde. Er plädierte ja auch dafür - das war der große Streit bei der Verteidigung des Atlantikwalls - die Panzereinheiten möglichst nahe an den Stränden zu postieren, im Gegensatz zu Rundstedt, der diese Einheiten im Hinterland platzieren wollte, weil er eine elastische Verteidigung für vielversprechend hielt.
Vielleicht liegt hier eine Verwechslung mit Kluge vor. Hier lag - auch von Seiten der Gestapo - die Vermutung vor, er habe sich nach dem Scheitern der Offensive von Mortain im August 1944 aus dem Hauptquartier entfernt, um Verhandlungen mit den Amerikanern aufzunehmen.
Mir ging es weniger um das, was von der Gestapo vermutet, als vielmehr um jenes, was in der Nachkriegszeit behauptet wurde. Da drehten sich die Verdächtigungen um Rommel und dessen Umgebung, insbesondere Speidel (nicht Kluge).

Der D-Day war am 6.4.1944 also vor Rommels Verwundung (17.7.44). Rommel war am 6.4.44 zwar nicht im HQ, aber er liess sich natürlich über die eingeleiteten Abwehrmassnahmen unterrichten und war für deren Organisation und Leitung bis zum 17.4.44 durchaus mitverantwortlich. Nach dem Kriege äußerte Speidel in seinen Memoiren, dass es aus politischen Gründen (gemeint war wohl der 20.7.44) zweckmäßig gewesen sei, zuverlässige Panzer-Verbände greifbar zu haben. Nun wurden Vorwürfe (gegen Speidel) laut, des Attentates wegen den Abwehrkampf sabotiert zu haben. Die Sache hatte für die rechte Seite allerdings einen Haken: ihr "Held" Rommel hätte den Einsatz der angeblich oder tatsächlich zurückgehaltenen Einheiten bis zum 17.7.44 selbst anordnen können.

Mit seinem ominösen Rommel-Buch versuchte David Irving, Rommel vom Verrats-Vorwurf und dem Prädikat "Widerstand" reinzuwaschen und Speidel, der nach dem Krieg NATO-Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte wurde, als Verräter zu brandmarken. Speidel habe die historische Chance auf einen Kompromissfrieden im Westen verspielt, sei somit für die totale Niederlage verantwortlich und dafür nach dem Krieg mit seiner NATO-Karriere belohnt worden.

So betrachtet stimmt Dein Einwand freilich. Die Angriffe der "rechten Seite" richteten sich gegen Speidel und nicht gegen ihren "Helden" Rommel.

Quelle: Winfried Mönch, Entscheidungsschlacht "Invasion" 1944?, 2001, S. 154 ff., 159 ff.
 
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