Also soweit ich mich erinnern kann, hat er wirklich jede Kostenart akribisch auseinander genommen und betrachtet, bewertet.
Dann wundert mich aber, daß dann doch am Ende so simple Betrachtungen zum Mehrwert bzw. der Ausbeutung rauskommen.
Denn bei korrektem Abzug aller Kosten incl. Abschreibungen etc. bleibt am Ende des Tages nur, daß der Unternehmer in normalen Zeiten einen höheren Lohn aus dem Unternehmen zieht als der durchschnittliche Arbeiter. Und das ist jetzt keine so aufregende Erkenntnis.
Bei allen diesen Kostenuntersuchungen hat Marx aber offenbar wesentliche Punkte übersehen.
Alleine eben schon die Tatsache, daß die Löhne eben NICHT am Existenzminimum sind und sehr unterschiedlich hoch ausfallen können, verändern ja die Kalkulation ganz beträchtlich. Und führen wesentliche Thesen zur "Verelendung" oder zum "Fall der Profitrate" ad absurdum.
Und sicher ist es so, dass nicht alle Aussagen heutigen Ansichten, Erfahrungen standhalten ...
Es ist wohl eher so, daß man heute viel deutlicher sieht, wo Marx falsch lag. Siehe die Beispiele von silesia und Barbarossa.
Insofern hat sich die Ausgangsfrage, ob Marx heute noch "aktuell" wäre, klar mit NEIN beantwortet.
Während übrigens noch ältere Schriften wie die von Smith immer noch gültig sind.
aber aus damaliger Sicht hat er sehr vieles sehr detailliert theoretisch vorhergesagt und Recht behalten.
Ich sehe nach wie vor nichts, wo er Recht behalten hätte.
Marx war offenbar reiner Schreibtischdenker, der seine Thesen nicht empirisch geprüft hat.
Schon damals war es ja so, daß ein und derselbe Arbeiter je nach Maschineneinsatz sehr unterschiedlich produktiv sein konnte.
Wenn dieser nun mit einer teuren Maschine in seiner normalen Arbeitszeit die doppelte Warenmenge erzeugte wie mit einer einfachen Maschine - dann war doch auch damals schon logisch einsichtig, daß dies nicht eine doppelte Ausbeutung bedeutet. Und daß diese Produktivitätssteigerungen Zuwächse ermöglichte, OHNE daß der Kapitalist den Arbeiter zwangsläufig im Lohn drücken mußte (was ja nun ohnehin kaum möglich war, wenn dieser Lohn angeblich schon an der Existenzgrenze lag).
Das sind elementare Logikfehler, die dann auch die ganze folgende Theorie zum Einsturz bringen.
In Deinen Links habe ich übrigens nichts finden können, was diese Aussagen widerlegen könnte. Aber die waren ja auch schnell herausgesucht, vielleicht findet sich da noch Ausführlicheres.
Einen anderen Aspekt finde ich übrigens noch interessant - und den kann man gerne als halbe Widerlegung meiner Aussage betrachten: Wenn es denn stimmt, daß Marx' Theorien schon damals erkennbar unlogisch und fehlerhaft waren - warum sind dann so viele schlaue Leute drauf reingefallen?
Dazu habe ich noch keine Idee, und das wäre natürlich historisch ein wichtiger Aspekt.