linguistische Einordnung des Ungarischen

Vielleicht kann ich ja dann auf die Dame zurückkommen, die behauptet, sich auf Ungarisch bestens mit Dakota verständigen zu können. Ich habe im Nachgang noch mal zwei Übersetzungen von meiner Bekannten erhalten, die sie von einer alten Sprecherin bekommen hat. Diese hat sowohl auf Dakota als auch auf Lakota übersetzt. Du siehst, daß die beiden Sätze, die du auf der Webseite gefunden hast, alles andere als Dakota oder auch nur entfernt ähnlich sind:

The Fire has been lit, smoke goes to you

Dakota: Petaidayepe na sota niaktaya u ye do
Lakota: Petakeilayape na sota ke niya kta kiyausto yelo


Great Spirit Ancestor Give us your soul
Dakota: Wakan tanka okanna ninagi yha ke yapo
Lakota: Ate wakan tanka touashila nagi nitawa unkupo

Zum Vergleich noch mal die beiden Sätze von der Webseite:

Rakattu ja dizet, ill ja püsti Hezod

Wakonda Dédpa, att mö nek Atonhe!
 
Zuletzt bearbeitet:
Sprache ist zwar zur Verständigung da, wird aber auch für die Identifikation und die Selbst-Identifikation gebraucht.

BSP.:

Ein Ungar ist kein Ungar, wenn er nicht ungarisch spricht.
Hat die struktur einer Sprache möglicherweise einen direkten Einfluss auf die Weltanschaung der sprechenden ? Könnte das (mit) der Grund für Selbst-Identifikation durch Sprache sein ?
 
Hat die struktur einer Sprache möglicherweise einen direkten Einfluss auf die Weltanschaung der sprechenden ? Könnte das (mit) der Grund für Selbst-Identifikation durch Sprache sein ?

Das finde ich jetzt schwierig.
Natürlich fühlt sich jeder in seiner Muttersprache am meisten "zu Hause", kann sich am besten mitteilen, tiefsinnigste Gespräche führen und sich in Diskussionen natürlich am besten verteidigen und selbst behaupten. Von daher hat Sprache sehr viel mit eigener und Gruppenidentität zu tun. Denn ohne genügend Menschen auf dem gleichen Sprachlevel nützt es nichts, sich in seiner Sprache sicher zu fühlen, im Gegenteil, wenn man zur Verständigung die Zweitsprache stümperhaft nutzen muß, wird man zwangsläufig versuchen müssen in der Zweitsprache auf ein Muttersprachenlevel zu kommen.

Aber welche Sprache und Sprachstruktur das ist, sollte dafür wirklich gleichgültig sein, da die Muttersprache anders erworben wird als die Fremdsprachen, die man in der Schule oder sonstwo lernt.

Vielleicht ist es beim Lernen der Fremdsprachen leichter Sprachen zu lernen, die eher der Struktur der eigenen Sprache entsprechen, muß aber nicht so sein. Die Finnin, die ich kenne, spricht erstklassig deutsch, fast ohne Akzent, den bemerkt man nur, wenn sie ihren Namen ausspricht, das klingt dann fremd.
Nun will ich finnisch auch nicht ständig mit ungarisch vergleichen.

Oder wie meinst du das mit der Weltanschauung?
 
Nun scheinst du hier die einzige zu sein, der sich nicht hier nicht nur über die Ungarn belustigen möchte.

Ich lege an dieser Stelle Wert auf die Feststellung, daß ich mich hier keinesfalls über irgendein Volk lustig machen will*, und über die Ungarn schon gar nicht.
Wenn ich mich über etwas belustige, dann sind es absurde Thesen, die durch nichts als unüberprüfbare Behauptungen "belegt" werden. Die kontere ich am liebsten, indem ich ebenso absurde Thesen dagegensetze.

Nichts gegen kühne Thesen, aber sie müssen dann auch gut begründet sein und sich anhand hieb- und stichfester Fakten überprüfen lassen.











*Höchstens vielleicht ganz selten mal über die Schweizer, aber das ist ein anderes Kapitel.
 
Ich lege an dieser Stelle Wert auf die Feststellung, daß ich mich hier keinesfalls über irgendein Volk lustig machen will*, und über die Ungarn schon gar nicht.
Dem möchte ich mich bitte nachdrücklich anschließen.*
*allerdings ziehe ich in diesem Zusammenhang die Österreicher vor.

Hat die struktur einer Sprache möglicherweise einen direkten Einfluss auf die Weltanschaung der sprechenden ? Könnte das (mit) der Grund für Selbst-Identifikation durch Sprache sein ?
Eine interessante Fragestellung, vielleicht hilft dir dies aus einer erst kürzlich verlinkten Seite:
"Tatsache ist, daß die »reale Welt« großenteils unbewußt auf den sprachlichen Gewohnheiten der jeweiligen Gruppe beruht", meint Edward Sapir, der Pionier der modernen Indianersprachforschung. Sapir und sein Schüler Benjamin Lee Whorf waren davon überzeugt, daß wir unsere Umwelt nur durch die Brille unserer Muttersprache wahrnehmen können: Die Sprache, mit der wir aufwachsen, schickt uns auf eine bestimmte Gedankenbahn, versperrt andere Gleise und zwingt uns ihre Sicht der Welt auf. Aber ob wirklich die Sprache unsere Weltsicht bestimmt, wie die "Sapir-Whorf-Hypothese" sagt, oder ob umgekehrt unsere Sicht der Welt die Sprache prägt - diese Frage ist so schwer zu beantworten wie die nach der Henne und dem Ei.
Die (Zeichen-)Sprache der Indianer - Teil3


Edit: Hyo war schneller, aber sei es drum. :boot:
 
Aber es ist doch so, dass in unterschiedliche Sprachen unterschiedliche Begriffe Ähnlich klingen. Ist da nicht eine unterschiedliche assoziation zu erwarten ?

Kannst du ein Beispiel nennen?
Mir fallen spontan Langeweile und boring ein, herrlich lautmalerisch.
Eine Übersetzung sollte in jede Sprache der Welt möglich sein und selbst die Sapir-Whorf-Untersuchten werden wissen, was das ist.
 
Kannst du ein Beispiel nennen?
Mir fallen spontan Langeweile und boring ein, herrlich lautmalerisch.
Eine Übersetzung sollte in jede Sprache der Welt möglich sein und selbst die Sapir-Whorf-Untersuchten werden wissen, was das ist.
Ich meine, ob du "langweilig" mit anderen dingen assoziierst, wie ein Engländer "Boring", weil das ausgesprochene Wörter unterschieglichen (anderen) begriffen in den zwei sprachen klanglich nahekommen, ähneln.
 
Ich meine, ob du "langweilig" mit anderen dingen assoziierst, wie ein Engländer "Boring", weil das ausgesprochene Wörter unterschieglichen (anderen) begriffen in den zwei sprachen klanglich nahekommen, ähneln.

Assoziationen haben nichts mit Sprachen zu tun, sondern mit persönlichen Erlebnisse, Umwelteinflüssen, Erziehung etc.
 
Ich meine, ob du "langweilig" mit anderen dingen assoziierst, wie ein Engländer "Boring", weil das ausgesprochene Wörter unterschieglichen (anderen) begriffen in den zwei sprachen klanglich nahekommen, ähneln.

entschuldige @tamas, das verstehe ich nun wirklich nicht mehr. Ich habe mich schon mit Menschen aus den unterschiedlichsten Sprachherkünften unterhalten aber jeder verstand unter Langeweile das gleiche, obwohl es ein abstrakter Begriff ist.
Was verstehst du darunter?

Ganz schräg finde ich in eurer Sapir-Whorf-Hypothese das Farbenbeispiel. Wie man Farben empfindet, muß sehr individuell sein. Ich habe mich schon mit vielen Leuten über die Blütenfarbe blau gestritten unter anderen mit meiner Tochter, die die Farbsicht/-definition ja von mir gelernt haben sollte, mein blau aber flieder oder noch schlimmer violett findet.
 
Ganz schräg finde ich in eurer Sapir-Whorf-Hypothese das Farbenbeispiel. Wie man Farben empfindet, muß sehr individuell sein. Ich habe mich schon mit vielen Leuten über die Blütenfarbe blau gestritten unter anderen mit meiner Tochter, die die Farbsicht/-definition ja von mir gelernt haben sollte, mein blau aber flieder oder noch schlimmer violett findet.

Dann frag mal Albert Henry Munsell nach seinen Farbtafeln.
 
???-Was meinst du ?

Ich meine deine anfängliche Behauptung, man würde Ungarisch sonstwo verstehen können, was letztlich auch zu diesem Thread führte. Zur Erinnerung:
Starke sprachliche ähnlichkeiten (bis hin zu teilweise vertehen können) gibt es mit der Dakota, und mit mehreren in Equador lebenden eingeborenensprachen.
Wenn nun das Dakotawort für "Feuer" z.B. auch so klingen würde (!), wie das ungarische Wort für "Acker", wäre es mit einer Verständigung doch auch Essig!

Hernach sprichst du nun von ähnlich klingenden Wörtern verschiedener Sprachen, welche eben unterschiedliche Begriffe bezeichnen. Das gibt es natürlich!
  • jo, albanisch für "nein" <-> jo, deutsch (umgangssprachlich) für "ja"
  • knee, engl. für "Knie" - deutsch nie

Bei verschiedenen Musikstücken sagst du doch auch nicht, es sei dasselbe, nur weil in beiden dieselben Töne (aber unterschiedlich angeordnet) vorhanden sind. Verstehst du? ;)
 
In diesem Geschichtsforum beschäftigen wir uns so oft mit Sprachen, dass ich beim Lesen nun über die ungarische Spracherneuerung um 1780 gestolpert bin. Damals war Amtssprache Latein und zunehmend deutsch durch die Habsburger zum Leidwesen der ungarischen Nationalisten. Es gab zwei Richtungen
Europäische Sprachkultur und ... - Google Buchsuche
und in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann das erneuerte Ungarisch Amtssprache.

Gab es ähnliche Bewegungen auch im deutschen Raum oder anderswo in Europa in dieser Zeit?
In dem Artikel wird erwähnt, dass die Spracherneuerung auf die Nachbarn ausgestrahlt hat, Slowakei z.B.
 
Gab es ähnliche Bewegungen auch im deutschen Raum oder anderswo in Europa in dieser Zeit?

In Deutschland waren die Erneuerungstendenzen nicht so tiefgreifend wie z. B. in Griechenland, immerhin wurde in öffentlichen Bereichen (Post und Bahn) im 19. Jahrhundert Hunderte von Fremdwörtern eingedeutscht. Lustigerweise werden in Deutschland diese Wörter heutzutage in denselben Bereichen auf breiter Front durch Anglizismen ersetzt.
Das "Billet" wurde damals zum "Fahrschein", der heute wiederum zum "Ticket" umbenannt wird.
 
Es gab im 19.Jh. "Spracherneuerungen " allüberall in Europa! Da konnte man sich nur lustig drüber machen, wie etwa Bernard Shaw,der das Neuirische als "glatt erfunden" bezeichnete. (Wir haben hier auch den einen oder anderen Irish-Thread...)
Die anderen Fantasiesprachen sind verschiedene Neu-Norwegische (als Emanzipation vom Dänischen, verschiedene erfolgreiche Versuchem "Neu-Griechisch" eínzuführen (das sich dann auch mehrfach ändert), Ivrit, und, und, und. Die Wikipedia ist da sehr informativ und wenig sarkastisch :)
 
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