@Repo, da dich das Thema so interessiert:
Es ist mir jetzt zuviel, die entscheidenden Stellen als Zitat zu bringen, aber ich muß dir ehrlich sagen, daß du (und ein oder zwei andere Leute wohl auch) von völlig falschen Voraussetzungen ausgehst. Ich habe es schon mal versucht, zu erklären, aber du hast mich anscheinend nicht genügend verstanden - deshalb nochmal im Klartext:
Es war doch so, daß die Schüsse an der Mauer vom SED-Regime gedeckt, ja erwünscht waren. Flüchtende sollten eher an der Mauer erschossen werden, als sie gehen zu lassen. Ich denke, darüber sind wir uns einig.
Und nun meinst du, daß man eigentlich wissen konnte, daß "der Wind sich mal drehen konnte"?
Dann frage ich dich: Woher hätten sie es wissen sollen?
Wer an der Grenze war, hatte meist keine West-Verwandten und war auch sonst - zumindest einigermaßen Regime"gläubig" - wenn schon nicht unbedingt in der Partei (=SED).
Und hast du schon mal die Propaganda in der DDR damals gehört oder gesehen?
Die haben geglaubt, sie sind unfehlbar und laut der kommunistischen Ideologie war der "Arbeiter- und Bauernstaat" nicht nur überlebensfähig, sondern es war sogar eine historische Gesetzmäßigkeit, daß der Sozialismus siegen würde. Daran haben die überzeugten Kommunisten wirklich geglaubt. Und auch für uns, als von der Sache nicht überzeugte, wäre es reine Utopie gewesen, wenn mir noch 1988 jemand gesagt hätte, 1990 käme die deutsche Einheit. Ich hätte denjenigen wohl für verrückt gehalten, so unglaubwürdig wäre das für mich gewesen.
Somit waren auch die Ankündigungen aus westlicher Seite, man würde die Schuldigen irgendwann zur Verantwortung ziehen, absolut unglaubwürdig. Die überzeugten Kommunisten haben darüber wahrscheinlich nur müde gelächelt und sich gedacht: na gut, dann fahre ich als Rentner eben nicht in den Westen. Damit dürfte das für diese Leute wohl auch abgetan gewesen sein - bis zum Jahre 1990...
Ich hoffe, das kam jetzt auch für dich, @Repo, verständlich rüber?