Theophanu - eine vergessene Kaiserin?

Sissi schrieb:
Ich glaub es lag auch daran, dass man die gute Anna nicht einem 'Barbaren' zur Frau geben wollte. Aber wurde sie nicht nur ein paar Jahre später einem russischen Fürsten verheiratet? Also da hätte sie es mit Otto II. schon besser gehabt. Wie dem auch sein, so kam eben Theophanu nach Deutschland.

Meines Wissens nach war vor Kiew eine blühende Stadt, die angeblich vor Reichtum fast überlief, reichgeworden durch den Handel entland der Flussroute zw. Schwarzem Meer und Ostsee. Der Fürst von dort war sicherlich keine schlechte Partie, v.a. was den Handel anging konnte Byzanz dadurch seine Interessen wohl deutlich besser durchsetzen.

Wohl eine deutlich bessere Wahl die junge Anna mit ihm zu verheiraten. Lag das Gebiet um Kiew damals doch Byzanz rein mental wesentlich näher, als das rauhe, kalte und unwirtliche Reich im Westen.
 
Die Ehe von Anna und Wladimir wurde 989 geschlossen, da war der spätere Großfürst gerade mal seit einem Jahr Christ! Sein Vater Swajtislaw oder Swjatoslaw (+ nach August 1018) blieb sogar bis zu seinem Lebensende Heide! Da hat Anna (+ 1011) schon längst nicht mehr gelebt!

Wenigstens wurde Wladimirs Großmutter Olga schon 957 in Konstantinopel getauft.
 
Trotzdem war das Kiewer Rus mit seinen goldenen Dächern, seinen Gelehrten und Status sicherlich bedeutender als ein zerfallender (Fränkische Teilung) durch Wikinger und Ungarnüberfälle auseinanderdriftender Staat im nassen/kalten Norden.
Von der langfristigen Bindung Russlands und des größten Teils der Ukraine an die Ostkirche mal ganz zu schweigen.
Erst durch die Mongoleneinfälle verlor Kiew seinen Reichtum und Status.
 
Woran verstarb Theophanu?

Hallo Ihr alle.

Und wieder will ich Euch mit einer Frage belästigen:

Ich habe nun einiges über Theophanu gelesen und auch die Doku im Fernsehen gesehen. Ich interessiere mich sehr für die Ausnahmsbilder einer starken Frau in der Geschichte, die ja leider viel zu selten sind. Vielleicht, weil die Frauen schon immer etwas leiser und diplomatischer waren als.... ;)

Aber zu meiner Frage:
Theophanu war so jung, als sie verstarb. Ich habe immer nur gelesen, dass sie kurz erkrankte. Aber woran sie starb, konnte ich bisher nicht herausfinden. Weiß das einer? Gibt es Dokumente darüber, die mir da weiter helfen können? Vielleicht die Beschreibung von Symptomen ihrer Leibärzte?

Manchmal denke ich, das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Kurz erkranken und dann sofort sterben und das so jung. Ob da nicht mal jemand nachgeholfen hat.

Danke für die hoffentlich fundierten Antworten, die da kommen werden und mich weiter bringen.

Andrea
 
Hallo Andrea,

Aber zu meiner Frage:
Theophanu war so jung, als sie verstarb. Ich habe immer nur gelesen, dass sie kurz erkrankte. Aber woran sie starb, konnte ich bisher nicht herausfinden. Weiß das einer? Gibt es Dokumente darüber, die mir da weiter helfen können? Vielleicht die Beschreibung von Symptomen ihrer Leibärzte?

es gibt durchaus dazu Aufzeichnungen.
Ein Dokument dazu stammt von Thietmar von Merseburg - s. a. http://www.netzwerk.wisis.de/text/293.htm

Eine Übersicht zu den verschiedenen Aufzeichungen zum Jahr 991 (ich hoffe, Dein Latein ist gut):
http://www.digitale-sammlungen.de/~...id=00000870&fip=217.227.109.238&no=7&seite=77

Manchmal denke ich, das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Kurz erkranken und dann sofort sterben und das so jung. Ob da nicht mal jemand nachgeholfen hat.

Es gibt Historiker, die auch von dieser Möglichkeit sprechen - aber wohlgemerkt: von der Möglichkeit; d.h., es gibt dafür wohl keine sicheren Belege.
Vgl. dazu http://www.genealogie-mittelalter.d...theophano_sklerina_deutsche_koenigin_991.html
(Mittlerer Textteil...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Timotheus,

vielen Dank für Deine Antwort.

es gibt durchaus dazu Aufzeichnungen.
Ein Dokument dazu stammt von Thietmar von Merseburg - s. a. http://www.netzwerk.wisis.de/text/293.htm

Das Dokument kannte ich schon.Leider steht auch da nicht viel.

(ich hoffe, Dein Latein ist gut):

Nein, da bin ich leider mit meinem nicht vohandenen Latein am Ende ;)


Soso die Capetinger. Ich glaub das schon. Sicherlich, sie wird viele Feinde gehabt haben, auch im eigenen Haus.Und eine Kaiserin kann man ja schlecht auf dem Schlachtfeld töten oder blutig um die Ecke bringen. Wie sähe das denn aus. Nicht gerade Gentleman like.Und Gift war zu der Zeit sicherlich unmöglich nachzuweisen.

Schade schade!

Andrea
 
... vielen Dank für Deine Antwort...

Kein Problem :cool:

... da bin ich leider mit meinem nicht vohandenen Latein am Ende ;)



Die Schnellübersetzung des entsprechenden Textauszuges via Computerprogramm:
Original in Latein schrieb:
... Theophanu imperatrix consummato in bonis vitae suae cursu, pro dolor!
quod est miserabile dictu, immatura dissolvitur morte...

Laienschnellübersetzung in Deutsch schrieb:
... Kaiserin Theophanu beendete ihr Leben glücklich, anstatt in Kummer!
Insoweit ist erbärmlich zu sagen, daß sie es verfrüht mit dem Tod bezahlte...

Anm.: Keine Garantie für die Übersetzung - Lateinexperten, bitte ggf. korrigieren!

Soso die Capetinger. Ich glaub das schon.

Wie bereits geschrieben, schreiben die Fachleute "möglicherweise" - es ist also lediglich eine Vermutung.
Ich kann aber nicht sagen, wie Herr Althoff zu dieser Vermutung gekommen ist...
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Antwort steht im Roman von Henry Benrath: ( Er lässt Theophanu selbst erzählen):
" Die Fieber kamen und fraßen mich auf ... Vor meinen Augen gingen dunkelblaue, graubraune Wogen ... Wochen...Monate...Jahre....
Dann kam das Schweben - das Fortgetragenwerden - auf Ährenspitzen windbewegter Kornfelder - auf den hortensienblauen Wassern des Bosporus - auf den Teerosenfeldern von Gümüldjinna - Wohin ? Wohin ?
Habe ich mit dem Gifte der Kapetinger bezahlt ?
Ich weiß es nicht" ..............
Zitiert aus dem Schluß des Romans - S. 345
salu, jeanne
 
Die Antwort steht im Roman von Henry Benrath...
...
Habe ich mit dem Gifte der Kapetinger bezahlt ?
Ich weiß es nicht" ..............
Zitiert aus dem Schluß des Romans - S. 345

Einmal abgesehen davon, daß es dort auch ziemlich vage formuliert ist, würde mich interessieren, woher Henry Benrath diese Version hat... :grübel:
Wie bereits erwähnt, äußert es ein Fachmann von Reputation wie Gerd Althoff auch lediglich als Vermutung; etwas Abgesichertes habe ich diesbezüglich aber bislang nicht gefunden.
 
Kaiserin Theophanu und die Ottonen

Diese Kaiserin aus Byzanz wird in der deutschen Geschichte wenig beachtet. Dabei hat sie vor rund 1000 Jahren ein Reich regiert, dass in seiner Komplexität und Grösse eine Weltmacht war.

Nach dem frühen Tod ihres Mannes, Kaiser Otto II, übernahm sie die Regentschaft für ihren Sohn. Durch eine kluge Politik, aber auch durch Kriege konnte sie das Reich konsolidieren und widerspenstige Fürsten und Bischöfe in ihre Politik einbinden.

Leider starb sie sehr früh in Nymwegen und wurde in Köln bestattet.

Mich interessiert besonders ihre Politik gegenüber Fankreich. Wer hat sich mit dieser bedeutenden Herrscherin beschäftigt?
 
Diese Kaiserin aus Byzanz wird in der deutschen Geschichte wenig beachtet...

Dem möchte ich in solcher Absolutheit nicht ungeteilt zustimmen.
Siehe dazu auch die ursprünglichen drei Threads, welche ich soeben zu einem Thread zusammengeführt habe.

Mich interessiert besonders ihre Politik gegenüber Fankreich. Wer hat sich mit dieser bedeutenden Herrscherin beschäftigt?

Hier nochmals eine Empfehlung zu ihr: Theophano Sklerina Deutsche Königin + 991
 
Diese Kaiserin aus Byzanz wird in der deutschen Geschichte wenig beachtet. Dabei hat sie vor rund 1000 Jahren ein Reich regiert, dass in seiner Komplexität und Grösse eine Weltmacht war.
Eigendlich haben ja die deutschen Fürsten ,Theophanu gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Adelheid die Regentschaft anvertraut, nach dem Tode Ottos, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.
Der Thronerbe war ja erst drei Jahre alt.
 
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Diese Kaiserin aus Byzanz wird in der deutschen Geschichte wenig beachtet. Dabei hat sie vor rund 1000 Jahren ein Reich regiert, dass in seiner Komplexität und Grösse eine Weltmacht war.

ich habe keineswegs den Eindruck, dass Theophanu von der deutschen Forschung und Geschichtsschreibung stiefmütterlich behandelt wird. Es gibt eine ganze Reihe von Biografien und sonstigen Publikationen, die Leben und Wirken dieser byzantinischen Kaiserin thematisieren. Wer sich mit mittelalterlicher Geschichte beschäftigt, kommt an dieser bedeutenden Frauengestalt ohnehin nicht vorbei.

Nach dem frühen Tod ihres Mannes, Kaiser Otto II, übernahm sie die Regentschaft für ihren Sohn. Durch eine kluge Politik, aber auch durch Kriege konnte sie das Reich konsolidieren und widerspenstige Fürsten und Bischöfe in ihre Politik einbinden.

Die Verdienste der Theophanu um das Reich sind in der Tat unbestreitbar, denn am politischen Geschehen nahm die hochgebildete Frau lebhaften Anteil.

Nach Ottos II. Tod leitete sie die Erziehung des minderjährigen Otto III., sicherte ihm gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Adelheid den Thron und führte - von Erzbischof Willigis von Mainz und Kanzler Bischof Hildibald von Worms unterstützt - mit Umsicht und Festigkeit das vormundschaftliche Regiment. Adelheids Einfluss wurde dabei wie schon zuvor unter Kaiser Otto II. zeitweilig zurückgedrängt.

Theophanu zeigte sich den inneren und äußeren Gegnern (Heinrich der Zänker, Miesko von Polen, Boleslaw II. von Böhmen, König Lothar von Westfranken) durchaus gewachsen, sicherte 987 Lothringen für das Reich und trat auch in Italien uind Rom, wo sie 989/90 mit einem Heer erschien (!), als "Imperator Augustus" urkundete (!), nach ihrer Kaiserkrönung datierte und andere kaiserliche Rechte ausübte, als Platzhalter ihres Sohnes auf.

Ihr Einfluss macht wesentliche Züge von dessen politischer Ideologie (Renovatio imperii Romanorum) verständlich.

Insgesamt also eine glänzende Bilanz und das in einer Zeit, die die freie Entfaltung der Fraueen nur allzu oft behinderte.
 
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