Hatte der Messias eine Frau?

Daraus würde folgen, dass einiges andere auch seiner Grundlagen entbehren würde und ganze Weltanschauungen auf spekulativem Hintergrund bauen...?

Wenn es bei Jesus um einen jungen Heilsprediger, Rabbi... ging, dessen wundersame Taten oder gar Wiedererweckung nach seiner Hinrichtung der Grund des Glaubens ist, müssten Weltanschauungen zusammenbrechen oder aber als pure Glaubenswahrheit jenseits des geschichtlichen Wissens gelten. Längst hat doch die historische Kritik alles als Glaubensrede meist in noch älteren Mythen begründet, was über Jesus geschrieben steht.

Und auch hier wurde in vielen Kommantaren deutlich, dass es über einen historischen Menschen mit Namen Jesus nichts zu sagen gibt. Es pure Spekulation bzw. Kaffeesatzleserei wäre, über die Ehefrau eines Wanderpredigers nachdenken zu wollen, den sonderbarerweise alle Welt weiterhin wie selbstverständlich für das historische Wesen hält.

Doch belegt nicht die Theologie selbst, dass es den Verfassern der biblischen Texte einzig um ein hoheitliches Wesen ging, von dessen historischer Wirkung sie berichten? Selbst die Ursprungsfrage zielt auf den Messias, das hoheitliche Wesen ab, ob der "Christus" verheiratet war. Doch kann es hierbei wirklich nur um ein Glaubenswesen, eine Art jungen Gott gegangen sein, den genau die verehrt haben sollen, die nachweislich nichts von menschlichen Gottheiten hielten?

Wenn wir nicht davon ausgehen, dass die Verfasser der unzähligen (auch außerkonanischen Schriften) reine Glaubensphantasten waren, die ihren Guru hochleben ließen, sondern sie einen konkreten Grund für eine Glaubenswende sahen, der - wie u. a. nebenan diskutiert, die Konkurrenz gegenüber polytheistischen Göttern wie Mithras gewann, für Gesetzesgläubige und Heiden galt - läge es dann nicht nahe, auf neue Weise über das Wesen nachzudenken, das Thema der hochtheologischen Texte und Diskussionen bzw. eines nachweislich geschichtlichen Wende- und Denkproszesses war, statt alles als "Glaubenswahrheit" abtun zu müssen?

Es geht nicht darum, eine Glaubenswahrheit zu verteidigen oder gar zu tilgen bzw. am "geschichtlichen" Wesen Jesus zu zweifeln, sondern der Geschichte gerecht zu werden, das Wissen darüber auf denkfreie Weise auszuwerten. Wenn damit über einen vernünftigen Grund der chr. Weltanschauung nachgedacht wird, wie er im Logos der griechischen Lehre allen vernünftigen/logischen Lebensflusses gegeben war, was spricht dagegen?

Gerhard

Ich hoffe, dass dies nicht als Glaubensrede oder als Aufforderung zur Glaubensdiskussion missverstanden wird. Denn genau das würde das vernünftige Auswerten des heute vorhandenen Wissens, u. a. um die geistesgeschichtlichen Hintergründe verhindern.
 
Es geht nicht darum, eine Glaubenswahrheit zu verteidigen oder gar zu tilgen bzw. am "geschichtlichen" Wesen Jesus zu zweifeln, sondern der Geschichte gerecht zu werden, das Wissen darüber auf denkfreie Weise auszuwerten. Wenn damit über einen vernünftigen Grund der chr. Weltanschauung nachgedacht wird, wie er im Logos der griechischen Lehre allen vernünftigen/logischen Lebensflusses gegeben war, was spricht dagegen?
Nichts spricht dagegen. Jedoch ist - wie man Dir schon oft mitgeteilt hat - dies hier ein GESCHICHTSforum, keines, das sich mit Theologie beschäftigt. Deine Posts haben für mich mittlerweile Spam-Qualität, weil Du immer wieder die gleichen Phrasen drischst und vollkommen am Thema vorbeischreibst. Es gibt nicht ein einziges Posting von Dir zu einem anderen Aspekt, geschweigedenn einem anderen Thema. Was willst Du eigentlich damit erreichen? :confused:
 
Genau, das meine ich damit, er war evtl. (dauer)verlobt. :winke:
Im alten Judentum war dauerverlobt verheitatet.

Ich sehe es ähnlich wie viele Andere hier, dass es historisch gesehen wohl eher ziemlich gleichgültig ist, ob Jesus nun Ehemann war oder nicht.

Es wird erst dann historisch interessant, wenn Geschichte zur Untermauerung theologischer Sichtweisen dienen soll.

So wird eine Sichtweise sein zu vermuten, Jesus wäre aufgefallen, wenn er unverheiratet gewesen wäre, da der Ehestand im Judentum der "Normalfall" war und der Ausnahmefall sicherlich Erwähnung gefunden hätte.

Einer anderen Sichtweise passt diese Argumentation nicht so gut ins theologische Gefüge.

Außerhalb des theologischen Rahmens, also hier im Geschichtsforum zum Beispiel, ist die Problematik doch wohl eher unbedeutend.
 
lassen wir doch Jesus selbst sprechen: Er nennt sich wiederholt den "Bräutigam" und nicht in jenem mystischen Sinn, den die spätere Kirche - seine Braut sei die Kirche - "unterstellt". Christus war in seinen Gleichnissen immer auf die Zeit bezogen und sehr praktisch. Wenn er sagte, er sei der "Bräutigam" war er der Bräutigam (und konnte aus diesem Grund auch Rabbi sein). Daher kann es auch rühren, dass Jesus in der Tradition mit dem weißen Kittel, dem Gewand des jüdischen Bräutigams, dargestellt wird.

Ich finde das so, wie von Dir dargestellt nicht wieder. Ich finde das Gleichnis der zehn Jungfrauen und eine Metapher, die recht deutlich Metapher ist und eben nicht Wirklichkeitsbezug beansprucht:


  • Matthaeus 9,15: Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten.
Identisch damit - sind halt die drei Synoptiker:

  • Markus 2,19 f.: Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsleute fasten, dieweil der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten.
und
  • Lukas 5,34 f.: Er sprach aber zu ihnen: Ihr könnt die Hochzeitleute nicht zu fasten treiben, solange der Bräutigam bei ihnen ist. Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten.
Das Gleichnis der zehn Jungfrauen ist ja eher auf die Wiederkunft am Weltende bezogen und dass man darauf vorbereitet sein solle, weil man nicht wisse, wann es komme:

  • Matthaeus 25,1 - 10: Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen. [...] Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; geht aus ihm entgegen! [...] Und da sie hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür ward verschlossen.
Bei Johannes gibt es dann noch die Geschichte von der Hochzeit von Kafernaum, wo Jesus aber nur geladener Gast, nicht Bräutigam ist:

  • Johannes 2,9: Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, woher er kam (die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten), ruft der Speisemeister den Bräutigam...
Dann gibt es bei Johannes noch die Stelle, wo der Täufer von Jesus als Bräutigam spricht, aber auch hier ist der Begriff Bräutigam nur Metapher mit dem der Täufer andeutet, dass er selbst eben nur ein Freund des MEssias ist und nicht der Messias selbst.

  • Johannes 3,29: Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams steht und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllt.
 
Damit war an die Freiheit zum Denken gedacht, die ohne Vorurteile bzw. frei von Glaubensvorstellungen das heute vorhandene geschichtliche Wissen um das auswertet, was wir über das antike Geschehen und die geistige Wende wissen.
 
@ Turankhdot: Apropos Ringfinger-Zeigefinger, kleine Bemerkung am Rande - ist vielleicht ganz interessant (Aus Kolatsch, Jüdische Welt verstehen, S. 51/52)

"Warum wird der Ring der Braut an den Zeigefinger der rechten Hand gesteckt?
Der Zeigefinger der rechten Hand ist der sichtbarste Finger, weil man mit ihm zeigt. Der Ring wird an diesen Finger gesteckt, damit die Trauzeugen eindeutig erkennen können, dass der Bräutigam der Braut den Ring ansteckt..." :winke:

@ El Quijote:Vielen Dank für Deine Fleißarbeit!! Ich habe mich eindeutig sehr missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist der Zusammenhang, in den die Gleichnisse vom Bräutigam gebracht werden, eher mystisch zu verstehen. Ich meine aber, dass er sich selbst überhaupt als Bräutigam bezeichnet hat und auch von anderen als solcher bezeichnet wird, zeigt, dass er als dieser ganz real wahrgenommen wurde. Ebenso bezeichnet er sich als Eckstein (den die Bauleute verworfen haben), auch ein ganz realer Hintergrund - er war der Sohn des "Tectons" Josef (also eher eines Baumeisters als eines Zimmermanns) und wusste sehr wohl auch über das Bauwesen Bescheid. Er bezeichnete sich als der "gute Hirte". Man kann sich gut vorstellen, dass Jesus und "seine Zwölf" zum Zwecke ihrer Versorgung auch Tiere auf ihren Wanderungen mitgetrieben haben, denn sie waren nicht ständig als Gäste geladen....In diesem Sinne sind die Gleichnisse Jesu im Prinzip zu sehen, sie basieren auf einem ganz realen Hintergrund, sozusagen aus dem Leben gegriffen, und machten den damaligen Zuhörern in der Beziehung zur Botschaft diese besser verständlich. (Hoffentlich bin ich jetzt besser verständlich).
Nochmals danke :chor:
 
Damit war an die Freiheit zum Denken gedacht, die ohne Vorurteile bzw. frei von Glaubensvorstellungen das heute vorhandene geschichtliche Wissen um das auswertet, was wir über das antike Geschehen und die geistige Wende wissen.
1. Dieses Denken ist Philosophie im weiteren Sinn und nicht Geschichte. Hier wird diskutiert, "was wir über das antike Geschehen und die geistige Wende wissen." Hier wird aber nicht diskutiert, wie ein angeblich vorurteilsfreies Denken dieses Wissen "auswertet".
2. Ein Denken "ohne Vorurteile bzw. frei von Glaubensvorstellungen" gibt es nicht. Das von Dir geforderte Denken ist immer Deutung. Und Deutung spiegelt immer das wieder, was bereits vorher im Deutenden vorgegeben war. Das ist nämlich das Werkzeug, mit dem der Deutende deutet.

Da wir heute uns darüber im Klaren sind, dass es eine "objektive Geschichtsschreibung" nicht gibt, sondern in die Geschichtsschreibung immer auch Deutung - schon in der Auswahl der Fakten und deren Gewichtung in der Darstellung - einfließt, ist es zum Gebot der wissenschaftlichen Redlichkeit geworden, diese eigenen Grundlagen am Anfang einer wissenschaftlichen Arbeit anzugeben, soweit das überhaupt möglich ist. Dein Ansatz, der vorgibt, "vorurteilsfrei" deuten zu können, fällt dahinter zurück und ist "gestrig".

Und weil das so ist, unterschlägt eine Deutung von einem metaphysischen Standpunkt höherer Weisheit und Einsicht den eigenen Standpunkt und behauptet eine unmögliche Objektivität und ist außerdem eben OT. Hier interessiert nur die Ermittlung der Deutung der historischen Autoren. Denn diese ist selbst historische Tatsache, die sich in Texten widerspiegelt. Und das ist schon schwierig genug, da viel vom Zufall der Überlieferung abhängt.
 
... Ich meine aber, dass er sich selbst überhaupt als Bräutigam bezeichnet hat und auch von anderen als solcher bezeichnet wird, zeigt, dass er als dieser ganz real wahrgenommen wurde. Ebenso bezeichnet er sich als Eckstein (den die Bauleute verworfen haben), auch ein ganz realer Hintergrund - er war der Sohn des "Tectons" Josef (also eher eines Baumeisters als eines Zimmermanns) und wusste sehr wohl auch über das Bauwesen Bescheid. Er bezeichnete sich als der "gute Hirte". Man kann sich gut vorstellen, dass Jesus und "seine Zwölf" zum Zwecke ihrer Versorgung auch Tiere auf ihren Wanderungen mitgetrieben haben, denn sie waren nicht ständig als Gäste geladen....In diesem Sinne sind die Gleichnisse Jesu im Prinzip zu sehen, sie basieren auf einem ganz realen Hintergrund, sozusagen aus dem Leben gegriffen, und machten den damaligen Zuhörern in der Beziehung zur Botschaft diese besser verständlich.
Jetzt hast Du dir aber selbst in den Rücken geschossen. Dass Jesus ganz real als Bräutigam wahrgenommen wurde, weil er als solcher bezeichnet wird, wird ja durch die weiteren Beispiele widerlegt. Niemand dürfte ihn als einen realen Steinquader wahrgenommen haben. Übrigens muss man nicht Baumeister sein, um die Bedeutung eines Ecksteins zu erkennen. Und seine Selbstbezeichnung "guter Hirte" bedeutet keineswegs, dass die Gruppe Schafe mitgeführt habe. Denn "dieser" Hirte wäre nicht besonders "gut" gewesen, jedenfalls nicht zu den Schafen, weil er ja nach deiner Deutung die Schafe geschlachtet hätte. Das hätte dann eher zu den Renaissancepäpsten gepasst.:D
 
Genau, das meine ich damit, er war evtl. (dauer)verlobt. :winke:

Oder er war verlobt und seine Braut ist gestorben, er hat sich jedoch so sehr mit ihr verbunden gefühlt, dass er sich weiterhin als Bräutigam verstand. Aber das ist alles Spekulation. Fakt ist: wir wissen nicht ob Jesus verheiratet war oder nicht, aber in keiner der bekannten Quellen wird er als Ehemann bezeichnet oder eine Ehefrau erwähnt, was als deutliches Indiz gegen eine Ehe Jesu spricht.
 
Nichts spricht dagegen. Jedoch ist - wie man Dir schon oft mitgeteilt hat - dies hier ein GESCHICHTSforum, keines, das sich mit Theologie beschäftigt. Deine Posts haben für mich mittlerweile Spam-Qualität, weil Du immer wieder die gleichen Phrasen drischst und vollkommen am Thema vorbeischreibst. Es gibt nicht ein einziges Posting von Dir zu einem anderen Aspekt, geschweigedenn einem anderen Thema. Was willst Du eigentlich damit erreichen? :confused:

Seh ich auch so. Hab da auch schon öfters drauf hingewiesen.
 
Natürlich ist der Zusammenhang, in den die Gleichnisse vom Bräutigam gebracht werden, eher mystisch zu verstehen. Ich meine aber, dass er sich selbst überhaupt als Bräutigam bezeichnet hat und auch von anderen als solcher bezeichnet wird, zeigt, dass er als dieser ganz real wahrgenommen wurde.
Hier liegt offenbar ein Missverständnis zwischen Deinen Kritiker und Dir vor.

Es ist unter den Exegeten ganz unbestritten, dass Jesus manchmal von sich als dem Bräutigam in der dritten Person spricht (für viele: Das Selbstverstndnis Jesu ... - Google Bcher).

Es ist auch so, dass diese "Brautmystik" eine lange Tradition hat (aus: kirchensite.de - online mit dem Bistum Münster: Archivartikel):
"Das Bild Jesu als Bräutigam hat die Frömmigkeit von Frauen durch die Jahrhunderte hindurch ganz tief bestimmt. Frauen – besonders Ordensfrauen, aber nicht nur sie – können zu Jesus als Bräutigam eine besondere Beziehung haben. Dass Jesus Mann ist, dient dann nicht als Vorwand für eine Zurücksetzung von Frauen, sondern ist der Grund einer weiblichen, fraulichen Frömmigkeit, die Männer so nicht haben, an Frauen aber sehen können."
Aber WER ist die Braut? Dazu schreibt Prof. Klaus Berger (ZENIT - Die Sehnsucht Jesu nach seiner Braut):
"Quer durch das Neue Testament ist immer wieder dieser originelle Ansatz Jesu belegt: Jesus ist der Bräutigam. Die Braut ist das neue, das erneuerte Israel. Vor allem wird von hier aus verständlich, warum Jesus selbst ehelos gelebt hat.
Die Wiederkunft des Herrn ist der Hochzeitstermin.
Er ist der Bräutigam, der um seine Braut, das erneuerte Israel, wirbt. Seine Wiederkunft ist der Termin der Hochzeit. Diese bildliche Rede von Jesus als Bräutigam wurde in der Verkündigung der Neuzeit stark vernachlässigt, von der Theologie ganz zu schweigen. Aber in diesem Bild von Bräutigam und Braut wird das ältere, tief in der Heiligen Schrift des Alten Testaments verankerte Bild von der Ehe zwischen Gott und Israel wieder aufgenommen. Denn Gott ist nicht verheiratet, seine Partnerin ist das Volk Israel."​
 
Das war kein Missverständnis bei mir. Ich teile ja Deine ansicht. Mich störte nur das "ganz real", was bedeuten soll: Ja, wo ist denn das Weib?:grübel:
 
Hier liegt offenbar ein Missverständnis zwischen Deinen Kritiker und Dir vor.

Es ist unter den Exegeten ganz unbestritten, dass Jesus manchmal von sich als dem Bräutigam in der dritten Person spricht (für viele: Das Selbstverstndnis Jesu ... - Google Bcher).

Es ist auch so, dass diese "Brautmystik" eine lange Tradition hat (aus: kirchensite.de - online mit dem Bistum Münster: Archivartikel):

Aber WER ist die Braut? Dazu schreibt Prof. Klaus Berger (ZENIT - Die Sehnsucht Jesu nach seiner Braut):


Danke jschmidt für die Hinweise

zur Selbstbezeichnung Jesus und der theologischen Bedeutung des "Bräutigams der Kirche" bzw. "Bräutigams des neuen Israel".

Doch können wir - wenn wir diese Aussagen auch nur halbwegs ernst nehmen, dies alles auch im geistesgeschichtlichen Kontext der hellenistischen Hochkultur, die im "Heiligen Land" Geschichte schrieb beleuchten, weiter denken, dass ein junger Jude der Bräutigam des neuen Israle war?

Können wir nach dem, was wir über diese Zeit und die geistige Wende wissen, weiter davon ausgehen, dass sich ein Wanderprediger, als den selbst Martin Hengel (der im ersten Link mit Kollegen das Selbstverständnis des hist. Jesus beleuchtet, gleichzeit in vielen Werken als geschichtlich arbeitender Geisteswissenschaftler die großen Einflüsse des griechisch-aufgeklärten Geistes auf das NT betont) belässt, sich als Bräutigam des neuen Israel ausgab - oder von griechischen Denker so gesehen wurde?

Ist ernsthaft davon auszugehen, dass die Verfasser hochtheologischer Texte, die lt. heutiger Exegese vom Auferstandenen ausgehen, einem Guru gefolgt sind, der sich als Bräutigam des neuen Gotteswortverstandes sah und u. a. deswegen als Messias galt, in angeblich geschichtlicher Wirklichkeit aber nur in die junge Magdalena verschossen war?

Können wir weiter die Theologie von der historischen Geschichte eines angeblich mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth ziehenden jungen Juden trennen, dem eine junge Heidin aus Magdala hinterhergelaufen ist?

Oder zeigen nicht gerade die Selbstbezeichnungen Jesus, dass in der menschlichen Figur des lebenigen schöpferischen Wortes/griechisch Vernunft/Logos, der wahre Bräutigam zu suchen ist, dessen Jüngerin bzw. Braut das aus dem hellenistischen Heidenland (Magdala) kommende gesetzesfreie Denken war?

Was hat es mit Geschichte zu tun, wenn die einen eine "leichtes Mädchen" mit Namen Magdalena nachlesen, mit der ein junger Rebell gar Kinder gezeugt haben soll, gleichzeitig sagen, dass jede Spekulation über die Lebenspartnerin eines historischen Jesus Kaffeesatzleserei sei? Gleichzeitig bei den Theologen einen Bräutigam des Neuen Israel, als das sich die Urkirche ja verstand, nachblättern, ohne darüber nachdenken zu können, wer dieser geschichtliche Partner war, woraus das NT (die schriftliche Verdichtung einer echten Geistes-/Zeitenwende) gezeugt wurde.

Auch wenn es wieder als Spam abgetan wird, im bisherigen Glaubensverständnis meine Gedanken als geistige Verwirrung gelten müssen, so will ich erneut nur Anstoß zu einem neuen Denken geben: Z.B. hier geschichtlich auszuwerten, wer die Lebensgefährdin des damals lebendigen Logos war. Denn wenn der Logos, die schöpferiche Vernunft das geschichtliche Wesen gewesen wäre - was man doch zumindest geschichtlich in Betracht ziehen muss - warum sollte es dann keinen Sinn machen, die Geschichte Jesus auch in diesem Lichte zu betrachten?

Warum soll das lebendige Wort/der Logos allen Werdens nicht als Bräutigam des neuen Israel und damit als damals gegenwärtiger Offenbarungsgrund des einen altbekannten/unsagberen Schöpfergottes zu beleuchten sein, der eine Wende im geistigen Kontext bewirkt hat, wie wir sie geschichtlich immer besser kennen?

Vom "Fußgeilen Groupie" so ähnlich titelte vor Jahren ein FAZ-Kommentar die abwertende Kritik von Prof. Berger an einem nach dessen Ansicht allzu banalen Jesusbuch Heiner Geißlers in Bezug auf Maria Magdalena. Ich hatte ihn [...geändert vom Mod...] anschließend gebeten, darüber nachzudenken, ob nicht der Logos (die griechische Vernunft, als jüdisches Wort Gottes verstanden bzw. dessen menschliche Gestalt) das Wesen sei, von dem er dachte, es in postmoderner Weise "als Mythos" zum Leben erwecken zu können. Denn wenn am Anfang der Logos war - lt. Berger auch der von der Weltvernunft handelnde Johannes am Anfang steht - dann kann die Postmoderne nicht den Mythos als geschichtliche Glaubenswahrheit Wahrheit beleben wollen.

Doch wie soll ein Denker, der sein umfangreiches Lebenswerk, all seine Werke und Auswertungen auf einen mystischen Gottessohn setzte, die Bewahrung des Mythos als letzte Wahrheit verteidigt und trotzdem die Identität des hoheitlichen mit dem historischen Jesus belegen will - gleichzeitig an einen Gutmenschen als Gott seit seiner Kindheit sein Herz gehängt hat -meiner Aufforderung folgen können, die Geschichte Jesus und seiner Lebensgefährdin vom lebendigen Logos aus zu lesen?

Ja, ich denke Jesus (die schöpferische Vernunft, der Logos) war Bräutigam des Neuen Israel, der Urkirche. Und dass er eine Lebensgefährdin aus dem Heidenland bzw. hellenistischer Hochkultur, gesetzesfreiem Denken hatte, lässt sich nicht nur an den Synagogen belegen, die dort als Geschichtszeugen eines neuen Nachdenkens zu finden sind, sondern den geschichtlich nachweislichen Einflüssen, die der hellenistische Kult, die griechische Philosophie auf das erneuerte Judentum bzw. neujüdische=christliche Gotteswortverständnis hatte. Ebenso in der geschichtlichen Problemstellung nachweisen: der Zeitenwende in ihrer Globalisierung, dem Suchen nach zeitgemäßen gemeinsamen Gottesvorstellungen antiker Aufklärung zwischen römischem Kaisertum (als Konkurrenz-messias), Überwindung tauber Gesetzlichkeit im Tempelschatten und alten polytheistischen Göttergestalten...

Wenn die Lehre von Mutter Kirche bzw. Theologie in den bisherigen Glaubensvorstellungen gebunden ist, scheint Maria Magdalena wieder gefragt.

Ein Denken, das frei ist Dogmen und Glaubensgesetzen (wenn auch nie ohne Glaubensvorstellungen und Vorgeschichte), wie ich es von einem nur dem geschichtlichen Wissen verpflichteten Forum erwarte, hat daher möglicherweise mehr mit der Lebensgefährdin Jesus (der kreativen=schöpferischen Vernunft in zeitgemäßem Verständnis) zu tun, als die Gespielin eines Gurus, über die nur zu spekulieren wäre oder reine Glaubensrede gilt.

Gerhard


Warum wir an das Bild des jungen Bärtigen anknüpfen müssen, alle Rede von schöpferischer Vernunft, einem Logos im evolutionären Lebensfluss sonst ins Leer läuft und warum Menschen menschliche Vor-Bilder brauchen, personale Vorstellungen not-wendig sind - auch das ist mir hier im Forum erneut wieder klar geworden. Genau darum denke ich, ist eine aufgeklärte geschichtliche Auswertung des antiken Geschehens notwendig.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Können wir weiter die Theologie von der historischen Geschichte eines angeblich mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth ziehenden jungen Juden trennen, dem eine junge Heidin aus Magdala hinterhergelaufen ist? Oder zeigen nicht gerade die Selbstbezeichnungen Jesus, dass in der menschlichen Figur des lebendigen schöpferischen Wortes/griechisch Vernunft/Logos, der wahre Bräutigam zu suchen ist, dessen Jüngerin bzw. Braut das aus dem hellenistischen Heidenland (Magdala) kommende gesetzesfreie Denken war?

Wieso junge Heidin? Maria war Jüdin, Magdala eine israelitische Siedlung. Somit dürfte dann Deine These der Metapher vom "gesetzesfreien Denken" hinfällig sein.



Was hat es mit Geschichte zu tun, wenn die einen eine "leichtes Mädchen" mit Namen Magdalena nachlesen, mit der ein junger Rebell gar Kinder gezeugt haben soll, gleichzeitig sagen, dass jede Spekulation über die Lebenspartnerin eines historischen Jesus Kaffeesatzleserei sei?

Magdalena ist die lateinische Bezeichnung für Frau aus Magdala, daher Maria Magdalena. Auch wenn sich Magdalena mittlerweile zu einem Vornamen entwickelt hat, es ist nicht der Name jener Maria aus Magdala, die nur nach ihrem Herkunftsort heißt, um sie von der Schwester des Lazarus und der Mutter Jesu zu trennen.
 
dem eine junge Heidin aus Magdala hinterhergelaufen ist? ... dessen Jüngerin bzw. Braut das aus dem hellenistischen Heidenland (Magdala) kommende gesetzesfreie Denken war
Wieso junge Heidin? Maria war Jüdin, Magdala eine israelitische Siedlung. Somit dürfte dann Deine These der Metapher vom "gesetzesfreien Denken" hinfällig sein.

Oha, Ihr macht mich gleichermaßen staunen!:winke: Aus der Bibel jedenfalls geht nicht hervor, ob M.M. eine Heidin oder eine Jüdin war - woher kommen also Eure Informationen?

Zu Magdala konnte ich in Erfahrung bringen, dass der Ort "seit alters wegen seiner behaupteten 'Unzucht' verrufen" und "hellenistisch geprägt" war. [1] Dort sei auch "ein großer Teil griechisch sprechender Einwohner" ansässig gewesen [2].

Der Beiname M.M. gehe "auf aramäischsprechende Kreise zurück" (3], was aber die Preisfrage auch nicht definitiv beantwortet. - Bleibt also noch die Legendenbildung?


[1] Nordsiek ( Maria Magdalena, die Frau an Jesu ... - Google Bcher ) S. 22
[2] Arff ( Maria Magdalena- ihre Stellung im ... - Google Bcher ) S. 11
[3] Arff, S. 11. Auch andere Details sind umstritten. So soll M.M. nach Nordsiek (S. 20) recht vermögend gewesen sein, was von Arff (S. 12) in Zweifel gezogen wird.
 
Wieso junge Heidin? Maria war Jüdin, Magdala eine israelitische Siedlung. Somit dürfte dann Deine These der Metapher vom "gesetzesfreien Denken" hinfällig sein.

Ich will nicht über die Auslegung des NT streiten. Doch ich dachte, dass es geschichtlicher Standard wäre, dass das antike Magdala eine bedeutende hellenistische Stadt und kein jüdisches Provinznest war. Nicht nur ein junger arächologisch arbeitender Theologe hat mir das beigebracht und mich bereits vor Jahren über die Maria aus Magdala nachdenken lassen. Auch eine junge Geschichtsforscherin hat unlängst in Crononologs darauf hingewiesen.


Magdalena ist die lateinische Bezeichnung für Frau aus Magdala, daher Maria Magdalena. Auch wenn sich Magdalena mittlerweile zu einem Vornamen entwickelt hat, es ist nicht der Name jener Maria aus Magdala, die nur nach ihrem Herkunftsort heißt, um sie von der Schwester des Lazarus und der Mutter Jesu zu trennen.

Wenn Jesus (das heißt der neue universale Glaubensgrund, der nun für Juden und Heiden galt) der Bankert gewesen wäre, den eine junge Jüdin mit Namen Maria ihrem Josef unterschob (oder so ähnlich), dann würde es wohl stimmen, dass mit Maria Magdalena nur... gemeint ist.
 
Oha, Ihr macht mich gleichermaßen staunen!:winke: Aus der Bibel jedenfalls geht nicht hervor, ob M.M. eine Heidin oder eine Jüdin war - woher kommen also Eure Informationen?

Zu Magdala konnte ich in Erfahrung bringen, dass der Ort "seit alters wegen seiner behaupteten 'Unzucht' verrufen" und "hellenistisch geprägt" war. [1] Dort sei auch "ein großer Teil griechisch sprechender Einwohner" ansässig gewesen [2].

Der Beiname M.M. gehe "auf aramäischsprechende Kreise zurück" (3], was aber die Preisfrage auch nicht definitiv beantwortet. - Bleibt also noch die Legendenbildung?


[1] Nordsiek ( Maria Magdalena, die Frau an Jesu ... - Google Bcher ) S. 22
[2] Arff ( Maria Magdalena- ihre Stellung im ... - Google Bcher ) S. 11
[3] Arff, S. 11. Auch andere Details sind umstritten. So soll M.M. nach Nordsiek (S. 20) recht vermögend gewesen sein, was von Arff (S. 12) in Zweifel gezogen wird.

Ich sehe in den zitierten Texten keinen Widerspruch zu meiner Behauptung, dass Maria Jüdin war. Ruf, zitiert nach Arff: "Wir können nur soviel sagen, dass Maria aus Magdala nicht aus einem kleinen Fischerdorf stammte, sondern aus einer florierenden jüdischen Stadt am See Genezareth, in der teilweise hellenistische Einflüsse im alltäglichen Leben der Bevölkerung eine Rolle spielten."
Ihr Name - Maria - verweist auf den aramäischen Hintegrund. Hebräisch war zu diesem Zeitpunkt nur eine Kultspache, Aramäisch und Griechisch die regionalen Verkehrssprachen. Als Galiläerin bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, dass sie Jüdin war.
 
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