Na ja, wäre ihm schon möglich gewesen.
Nach den Friedensschlüssen von Lunéville/Amiens war er konsolidiert, sein Frankreich war nicht nur "normal groß", sondern hatte hervorragende Bedingungen gesichert (Rheingrenze plus vorgelagerte Vasallenstaaten).
Und wenn ihm das gereicht hätte, hätten ihm das die anderen Mächte (auch wenn er ihnen wenig sympathisch war) nicht genommen.
Es ist müßig eine "Kriegsschuldfrage" für 1803 zu diskutieren, letztlich wollten alle Seiten diesen Krieg, nicht nur Napoleon.
Aber wenn er den Frieden gewollt hätte, auch entsprechend Politik betrieben hätte (wie Talleyrand es ihm geraten hat), hätte er diesen Frieden auch behalten.
Ja, aber nicht notwendigerweise Kriegsgegner.
Mit dem Frieden von Amiens waren die Kriegsbefürworter in England in der Minderzahl. Und wären dort auch geblieben, wenn ihnen nicht Napoleon reichlich Argumente und Vorwände geliefert hätte.
Guten Tag,
lassen wir den ersten Diplomaten Frankreichs selbst sprechen:
"Aber kaum war der Frieden von Amiens geschlossen worden, als Bonaparte seine bisher beobachtete Mäßigung zu vergessen schien, denn noch harrten die einzelnen Paragraphen jenes Friedens ihrer Lösung, und schon trug er sich mit neuen Kriegs- und Eroberungsplänen, die Frankreich und ganz Europa auf das schrecklichste heimsuchen und schließlich seinen eigenen Sturz herbeiführen sollten.
Die erste Veranlassung gab die Provinz Piémont, die nach den den Bestimmungen des Friedens von Lunéville dem König von Sardinien sofort zurückgegeben werden sollte; sie war bis dahin, gewissenmaßen wie ein anvertrautes Gut, in den Händen Frankreichs geblieben. Bonaparte behielt aber die Provinz uns nahm sie für Frankreich in Besitz. Ich selbst tat mein möglichstes, ihn von diesem unseligen vorhaben abzubringen, aber leider vergebens. Er antwortete mir, er tue es in seinem persönlichen Interesse und müsse es tun, und könne diesmal dem Rat der Klugheit nicht folgen."
Talleyrand: Memoiren, Band 1, Seite 225, Köln und Leipzig, 1891
Zwei Dinge werden deutlich: 1. hatte Talleyrand (auch zu Beginn der Diktatur Bonapartes) weniger Einfluss auf die Außenpolitik als man gemeinhin anzunehmen glaubt und 2. der spätere Kaiser hat grundsätzlich immer in seinem persönlichen Interesse gehandelt.
Allerdings halte ich es für zu kurz gedacht, nur Napoleon die Schuld für das Wiederaufflammen des Krieges zu geben auch wenn richtig sein mag, dass eine kluge maßvolle Politik ihn zumindest hinausgeschoben haben könnte.
Fakt ist aber, dass ein erstarktes (vergrößertes) Frankreich mit den Errungenschaften der Revolution England ein Dorn im Auge sein musste, schließlich mussten die Briten damit rechnen, dass die französische Wirtschaft nun ein ernstzunehmender Konkurrent auf dem Kontinent werden würde und das musste mit allen Mitteln verhindert werden.
Und nicht zuletzt gab es auf dem Kontinent selbst einige Großmächte, die alle ihre Politik in ihrem Interesse machten.
Grüße
excideuil