Also um nochmal auf meine Frage zurückzukommen, waren wirklich viele Jugendliche vorerst stark beeinflusst von der Hitlerjugend, und viele haben sich nicht getraut, oder keine möglichkeit gehabt sich dagegen zu wehren.
Also danke nochma
:yes:
Die HJ war, wie schon erwähnt, die einzige Möglichkeit sich ausserhalb der Schule zu treffen.
Lies doch mal diese Beiträge über die Hitlerjugend durch, darin findest du mit Sicherheit die Antwort auf deine Frage:
http://www.geschichtsforum.de/f82/hitlerjugend-31842/
Es gab ja Jugendliche die sich gegen diese Disziplinierungen, Militarisierung und Entindividualisierung des Jugendlebens werten. Sie entzogen sich nicht nur dem HJ-Dienst, vielmehr machten sich in diesen Gruppen neue Leitvorstellungen und Ansätze eines Lebensstils breit. Dies lief natürlich der NS-Führung zuwider. Zentren der Jugendopposition waren die Industriegrossstädte an Rhein und Ruhr, in Sachsen sowie in Berlin und Hamburg. Die Gestapo und der eigens dazu eingerichtete HJ-Streifendienst überwachten alle abweichenden Aktivitäten von Jugendlichen.
Der Reichsführer SS stellte 1944 drei Strömungen bei den oppositionellen Jugendlichen fest:
Gruppen mit kriminell-asozialer Einstellung
Gruppen mot politisch-oppositioneller Einstellung
Cliquen mit liberalistisch-individualistischer Einstellung
Unter kriminell-asozial fielen bereits "Unfug und Raufhändel", dies ist ein Zeichen dafür, dass das bei Nationalsozialisten übliche Mittel der Kriminalisierung der Opposition nun auch auf die Jugendlichen angewandt wurden.
Die bekannteste politisch-oppositionelle Gruppe waren die Edelweisspiraten. Sie rekrutierten sich hauptsächlich aus der vom Wehrdienst freigestellten Arbeiterjugend in den Rüstungsbetrieben des Ruhrgebietes. Sie hatten eine selbständige soziale Position ein starkes Selbstbewusstsein und eine Verachtung für die in Reih und Glied marschierende HJ mit. Sie lieferten sich Schlägereien mit HJ-Führern und Streifendienst.
Die zweite grössere Gruppe der Jugendopposition waren die Swing-Cliquen in Hamburg und Berlin. Angehörige dieser Gruppe kamen aus bürgerlichem Haus, hatten meist eine höhere Schulbildung und konnten Englisch. Sie trafen sich in Cafés oder im Tennisclub und hörten den im Dritten Reich verpönten Swing. Dies jungen Leute pflegten einen weltstädtisch-internationalen Lebensstiel - lange Haare, elegante Kleidung, englische Sprachbrocken, moderne Tänze.
Daneben gab es viele kleinere Gruppierungen wie die Gruppe von Hanno Günther oder die von Helmut Hübner. Auch sie verfassten Flugblätter die sie in Briefkästen verteilten.
Hanno Günthers war auch in der HJ lehnte aber die NS-Bewegung ab. 1936 begann er eine Lehre und fand eine Verbindung zu einer oppositionellen Gruppe von Kommunisten. Zu seiner Gruppe gehörten Elisabeth Pungs, Emmerich Schaper, Bernhard Sikorski, Dagmar Petersen und Wolfgang Pander. Ende Juli 1941 wird der Freundeskreis verhaftet. Am 9. Oktober 1942 findet der Prozess statt.
Dagmar Petersen wird zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Alle andern zum Tode. Hanno Günther, Wolfgang Pander und Bernhard Sikorski werden im Dez. 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Emmerich Schaper stirbt an den Folgen der Verhöre.
Bei der Helmuth Hübener Gruppe sieht es ähnlich aus.
Jetzt kann man sich natürlich fragen, weshalb wurden diese Gruppen nicht so bekannt wie die Weisse Rose. Den bei allen diesen Gruppen, waren es Freunde die Flugblätter druckten und verteilten. Bei allen Gruppen wurden die "Macher" hingerichtet. Alle waren Jugendliche, sie waren in etwa bei ihrer Hinrichtung im gleichen Alter.
Beispiel: Sophie Scholl und Hanno Günther hatten den gleichen Jahrgang, beide wurden 1921 geboren
Das hat viel damit zu tun, wie nach 1945 der Widerstand gewertet wurde und wie die einzelnen Gruppen in das Nachkriegsbild passten. So wurde der Kommunistische Widerstand in der BRD unter den Teppich gekehrt. Die Widerstandsgruppen wurden nach dem Krieg für politische Zwecke "missbraucht". Erst nach der Wende kam ein einheitliches Bild des Widerstandes auf-