Es geht ja nicht nur um die Puhdys. Ja, damals fanden wir alles was aus dem eigenen Land kam als Scheisse. Aber heute, mit 20 Jahren Abstand?
Dem kann ich so nicht zustimmen.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich die LP "Goldene Brücken" von Veronika Fischer & Band oft auf dem Plattenteller gedreht habe, weil ich den letzten Song der ersten Seite "Der Vagabund" und den 1. Song der zweiten Seite "Niemals mehr" besonders gut fand/finde.
Der Song "Niemals mehr" trägt den Untertitel "für G.Z. und H.P.", ist eine Aufarbeitung des erlittenen Verlustes zweier wichtiger Menschen. Jeder Mensch darf trauern, Künstler setzen dies oft mit großartigen Werken um. Gott sei Dank, sonst wäre das großartige Album "Wish You Were Here" von Pink Ployd nie entstanden.
Unter diesem Aspekt muss sich jemand, der DDR-Musik als ""Rock"-Bands mit FDJ-Charakter" versteht, nicht wundern, wenn er Assoziationen zum kalten Krieg weckt.
[Mod: Formulierung gelöscht, siehe Begründung]
Musik ist eben nicht nur gesellschaftliche Aussage, sondern künstlerisches Mittel und für den Hörer ein gutes Stück Lebensqualität.
Musik gut finden und es auch artikulieren sind zwei Paar Schuhe. Galt/gilt auch für mich. Ob ich immer ehrlich wahr? Sicherlich nicht, kam/kommt auch immer auf den Gegenüber an. Dies galt/gilt nicht nur für DDR-Musik, ich war einmal völligem Unverständnis ausgesetzt, wie ich mir denn das Doppelabum von Supertramp "Paris" kaufen könnte. Heute ernte ich erstaunte, ungläubige Gesichter, wenn ich Namen wie Nightwish, Edenbridge (neues Album am 03.07.10!) oder Witt (=> Silly) nur erwähne.
Ich bin in der DDR geboren und auch mit der DDR-Musik groß geworden. Natürlich habe ich auch "Westmusik" gehört, keine Frage: Pink Floyd, Jethro Tull, Manfred Manns Earthband, Frumpy ... keine Frage, nur immer City mit "Am Fenster" oder Karat mit "Der blaue Planet" oder Ute Freudenberg mit "Jugendliebe" ist einfach zu wenig. Gute Songs aber damals gnadenlos totgespielt, ich konnte sie nicht mehr hören.
Und diese "Westmusik" zu hören, war so schwierig gar nicht. Ich weiß nicht mehr welcher Sender, jedenfalls gab es die Möglichkeit, Freitags 19:00 eine Albumseite mitzuschneiden. Und dies ohne "reinquatschen" oder Werbung. Und so hatte ich z.B. die Musik von "The Wall" von Pink Floyd sogar glatt zum Nulltarif.
Die DDR Musik lebt in meiner Erinnerung: Unvergessen ein Konzert der Stern Combo Meißen ca. 1978. 2 Keyboader, 2 Schagzeuger ... Vocal Reinhard Fißler; den 2. Teil des Konzertes bildete der Song "Kontraste" 45 Minuten lang und danach nie wieder gehört.
Dann Transit so um 1980. Die Fans forderten "Udo". Der eingeweihte weiß, dass Egon Linde, der Bandchef eine ähnliche Stimme wie Udo Lindenberg hat/te? Jedenfalls fragte Egon: "Warum? Spielt der denn was von uns?" Es wurde ein grandioses Konzert ...
Später oder früher? habe ich Transit noch einmal in Salzwedel zum Parkfest erlebt. Dort spielten sie auch U.Lindenbergs "Sister Kingkong". Und kein Mensch, keine DDR-Macht störte sich daran, dass die bundesdeutsche Nationalhymne über den Park dröhnte ...
Dass DDR-Musik nicht aus der Retorte kam, habe ich 1988 erlebt. Damals tourten die Puhdys mit den Lords. Das Wetter war bescheiden, sprich es regnete. Dann fiel der Strom aus. Und dann lieferten beide Bands ein unplugged- Konzert vom feinsten ab, gelernt ist eben gelernt.
Und noch eine Erinnerung: "The Great Gig In The Sky" von Pink Floyd lief im Hintergrund als ich ein lang umworbenes Mädel endlich ver... (ihr wißt schon) konnte.
Ja, so ist das mit der Musik.
Grüße
excideuil