Geschlechterrollen in der Steinzeit

Schmuckherstellung, Gerätschaften? - Wenn du im Hobbykeller bastelst, machst du das auch nicht in deiner Arbeitszeit. Das in der Altsteinzeit zeitaufwändig Kunst geschaffen wurde (Gräber von Sungir), beweist doch dass die Leute viel Zeit für "solche Mätzchen" hatten.

Und um ihren Lebensraum durch Überjagung und Abfackeln zu ruinieren, bedurfte es nicht erst den Kontakt mit dem weißen Mann, dafür gibt es genug Beispiele, nachzulesen bei Jared Diamond.
 
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Schmuckherstellung, Gerätschaften? - Wenn du im Hobbykeller bastelst, machst du das auch nicht in deiner Arbeitszeit.

Eigentlich gehe ich in ein Geschäft, wenn ich Schmuck oder ein neues Rührgerät brauche, nicht in den nicht vorhandenen Bastelkeller. ;)

Notwendige Bedürfnisse des allgemeinen Lebens (oder auch Dinge, die darüber hinaus gehen), stellt man idR in einer arbeitsteiligen Gesellschaft nicht selber her*, zumindest in der heutigen nicht. In einer Wildbeutergesellschaft muss ich das tun, da es dafür keine Spezialisten gibt.** Daher hinkt der Vergleich meiner Bürostunden mit der Zeit, die ein Wildbeuter auf die Jagd verwendet.

* Man kann hier mE eindeutig eine Tendenz beobachten; in einer industrialisierten gesellschaft wird fast nichts mehr selbst hergestellt, selbst normale Tätigkeiten werden immer mehr an professionelle Dienstleister delegiert (zB Nahrungszubereitung, Tiefkühlpizza vs Selberkochen).

** Ob das auf indivudeller Ebene geschieht, oder man Arbeiten im Familien- bzw Stammesverband delegiert, spielt dabei mE keine große Rolle: Irgend jemand in der direkten Umgebung muss wasauchimmer tun, da es sonst nicht getan wird.

Und um ihren Lebensraum durch Überjagung und Abfackeln zu ruinieren, bedurfte es nicht erst den Kontakt mit dem weißen Mann, dafür gibt es genug Beispiele, nachzulesen bei Jared Diamond.

Weiß ich, Diamond (Der 3. Schimpanse) hab ich auch gelesen. Er weißt aber auch darauf hin, das es Menschen mit der Zeit offensichtlich möglich ist, den richtigen Umgang mit einem Habitat zu "erlernen", also dort über lange Zeiträume zu leben, ohne es zu überanspruchen. Bis dann die die Weißen kommen und so nette Dinge für Pelze bieten, die bisher niemand in so großen Mengen brauchte oder erbeutete...

Es ging mir um diese zusätzliche Motivation, die erst entsteht, wenn es Abnehmer für bestimmte Produkte gibt, die dafür interessante Waren anbieten, die man nicht selber herstellen kann. BTW, auch das dürfte so alt sein wie technologische Unterschiede zwischen benachbarten Gesellschaften, also auch bis mindestens zur neolithischen Revolution zurückreichen. ;)
 
Notwendige Bedürfnisse des allgemeinen Lebens (oder auch Dinge, die darüber hinaus gehen), stellt man idR in einer arbeitsteiligen Gesellschaft nicht selber her*, zumindest in der heutigen nicht. In einer Wildbeutergesellschaft muss ich das tun, da es dafür keine Spezialisten gibt.** Daher hinkt der Vergleich meiner Bürostunden mit der Zeit, die ein Wildbeuter auf die Jagd verwendet.
Arbeitsteilig sind schon die urtümlichsten menschlichen Kulturen. Unsere Arbeitsteilung hat aber natürlich eine gänzlich andere Qualität. Auch die "notwendigen Bedürfnisse" sind heute ganz andere als früher. Ein Auto ist in Deutschland z. B. kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Ein Rechner mit Internetzugang ist mittlerweile Pflicht, wenn man nicht abseits des gesellschaftlichen Lebens stehen möchte. Unsere materiellen Grundbedürfnisse sind so hoch, weil wir auf einem hohen Level um die Ressourcen konkurrieren (und dafür extrem viel Arbeitszeit investieren). Luxus wäre das alles, wenn man darauf auch verzichten könnte, ohne zum Außenseiter zu werden. Daher darf man die Bürostunden getrost mit dem Arbeitsaufwand der Wildbeuter verrechnen. Es geht darum zu vergleichen, wie viel Arbeit man investieren muss, um unter den gegebenen Umweltbedingungen zurechtzukommen.

Da hat man auch schon die Erklärung, warum es praktisch keine Wildbeuter mehr gibt. Die Umweltbedingungen sind heute weltweit zu feindlich für eine locker-lässige Lebensweise.
 
@ Beral: Du widersprichst mir nicht, auf die geringe mögliche Arbeitsteilung auch bei Wildbeutergesellschaft wies ich selber hin. ;)

Eine Anmerkung zu den Bedürfnissen, auch wenn Du natürlich Recht damit hast, dass sich die Bedürfnisse der Menschen mit den gesellschaftlichen Bedingungen ändern:

Ein Auto ist in Deutschland z. B. kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

ME ist die dreiteilige Einordnungen von Bedürfnissen sinnvoll, in notwendige, gesellschaftliche und Luxus-Bedrüfnisse. Dieser zu Folge wäre ein Auto hierzulande (von ländlichen gebieten vielleicht abgesehen) ein gesellschaftliches Bedürfnis, das nicht unbedingt notwendig, aber "sozial adäquat" ist.

Die Umweltbedingungen sind heute weltweit zu feindlich für eine locker-lässige Lebensweise.

Du Anti-Hippie, Du; aber am Ende hast Du noch Recht damit... :weinen: ;)
 
Bei der Frage der "Arbeitszeit" ist zu bedenken, was man dort alles subsumiert. Wenn die Khoisan mit 4 Stunden pro Tag auskommen, meint das mWn nur die Beschaffung von Nahrung. Umfasst es aber auch die Zeit, die nötig ist, dienotwendigen Gerätschaften herzustellen, bspw Jagdwaffen? Was ist mit Hausrat, Kleidung (gut, bei dem Beispiel evtl weniger wichtig), Schmuck & Statussymbole etc.pp.? In einer stark arbeitsteiligen gesellschaft wie der unsrigen erwirbt man mit seiner "Arbeit" die Mittel, all diese Bedürfnisse zu befriedigen (mehr oder weniger...).

Wahrscheinlich ist schon die Trennung von Arbeit und Freizeit eine unzulässige Übertragung der heutigen Lebenswelt auf frühere / andere Modelle.

Wenn ich alles als Arbeit betrachte, was notwendig ist, um den Mindestlebensstandard der jeweiligen Gesellschaft selbst zu produzieren oder zu ertauschen, kann ich die verschiedenen Modelle nicht mehr sinnvoll vergleichen.
Notwendige Bedürfnisse des allgemeinen Lebens (oder auch Dinge, die darüber hinaus gehen), stellt man idR in einer arbeitsteiligen Gesellschaft nicht selber her*, zumindest in der heutigen nicht. In einer Wildbeutergesellschaft muss ich das tun, da es dafür keine Spezialisten gibt.** Daher hinkt der Vergleich meiner Bürostunden mit der Zeit, die ein Wildbeuter auf die Jagd verwendet.

* Man kann hier mE eindeutig eine Tendenz beobachten; in einer industrialisierten gesellschaft wird fast nichts mehr selbst hergestellt, selbst normale Tätigkeiten werden immer mehr an professionelle Dienstleister delegiert (zB Nahrungszubereitung, Tiefkühlpizza vs Selberkochen).

Du hast natürlich recht, trotzdem möchte ich mittelalterliche Garküchen u.ä. anführen. Es war auch in verschiedenen geschichtlichen Epochen nicht immer so, dass man sich sein Essen selbst zubereitete.
:winke:Und in unserer wohlvertrauten Steinzeithorde kochten wahrscheinlich auch nur einige Spezialisten für die ganze Gruppe. :still:

Andererseits kaufte man früher die wenigen notwendigen Möbel einmal fürs Leben beim Tischler, heute baut man die sich alle paar Jahre selbst aus Formteilen zusammen.
Damit will ich nur ausdrücken, dass es für die Entscheidung, welche Dinge man selbst herstellt und welche man vom Spezialisten erwirbt, modebestimmte Veränderungen gibt.

ME ist die dreiteilige Einordnungen von Bedürfnissen sinnvoll, in notwendige, gesellschaftliche und Luxus-Bedrüfnisse. Dieser zu Folge wäre ein Auto hierzulande (von ländlichen gebieten vielleicht abgesehen) ein gesellschaftliches Bedürfnis, das nicht unbedingt notwendig, aber "sozial adäquat" ist.

Zur Einteilung der Bedürfnisse gibt es einschlägige Theorie. Ich merke gerade, dass meine Gedanken zu diesem Thema noch viel zu unstrukturiert sind und ich dazu noch lesen muß.
Zur Bewertung von Arbeit fällt mir noch die bekannte Unterscheidung in Hand- Kopf- und Sozialarbeit ein und da frage ich mich, in welchem Maße, ich die für die ethnologischen Vergleichsgruppen und die wenig gegliederten neolithischen Gesellschaften ansetzen muß.
 
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Wahrscheinlich ist schon die Trennung von Arbeit und Freizeit eine unzulässige Übertragung der heutigen Lebenswelt auf frühere / andere Modelle.

Auf jeden Fall, mehr noch das Wort Arbeit und seine Bedeutung sind ebenfalls moderne Konstrukte (-> industr. Revolution, Marx, Kapitalismus).
Viele indigene Gruppen haben überhaupt kein Wort für Arbeit und kennen auch die Bedeutung nicht.
 
Jean M. Auel in ihrem Urweltroman "Die Kinder der Erde" (siehe auch Kinder der Erde ? Wikipedia) behauptet von sich, sehr akribisch und umfassend recherchiert zu haben. Sie greift in ihren Romanen genau dieses Thema auf und behauptet darin, die Neandertaler ('Clanleute', bereits im Niedergang begriffen) hätten ihren Frauen nicht nur die Jagd, sondern gar das Berühren der Waffen verboten. Wohin gegen die Cro-Magnon (die 'Anderen') ihre Frauen durchaus auf die Jagd schickten - und nicht zuletzt dadurch erfolgreicher im Überlebenskampf waren...

Ich weiß nicht, wie man so etwas aus den spärlichen Funden recherchieren kann und ich glaube, wir interpretieren viel zu viel in die frühen Menschen hinein. Gerade was die Menschen in der Steinzeit betrifft haben die sicherlich eben genau das getan, was nötig war. War es nötig, dass Frauen sich um die Pflege der Wohnstatt und der Familie kümmerten während die Männer jagen waren, dann haben sie es eben so gemacht. Wurde es aus irgendeinem Grund nötig, dass Frauen zur Jagd gingen, dann gingen sie eben. Ich kann es natürlich nicht belegen, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich die Menschen damals keine Gedanken über Rollenverteilung o.ä. gemacht haben. Dazu hatten sie weder Veranlassung noch Zeit, sie mussten praktisch denken und effektiv handeln, um zu überleben.

Liebe Grüße
KeineAhnung
 
[...] Ich weiß nicht, wie man so etwas aus den spärlichen Funden recherchieren kann und ich glaube, wir interpretieren viel zu viel in die frühen Menschen hinein. [...]

Dem kann ich nur beipflichten. Auch Deine Zweifel sind mehr als begründet, wenn es darum geht, dass man irgendwie nachvollziehen kann, ob Frauen bei den Neandertalern Waffen anfassen durften oder nicht. Den Beleg würde ich gern sehen. ;)
 
Jean M. Auel in ihrem Urweltroman "Die Kinder der Erde" (siehe auch Kinder der Erde ? Wikipedia) behauptet von sich, sehr akribisch und umfassend recherchiert zu haben. Sie greift in ihren Romanen genau dieses Thema auf und behauptet darin, die Neandertaler ('Clanleute', bereits im Niedergang begriffen) hätten ihren Frauen nicht nur die Jagd, sondern gar das Berühren der Waffen verboten. Wohin gegen die Cro-Magnon (die 'Anderen') ihre Frauen durchaus auf die Jagd schickten - und nicht zuletzt dadurch erfolgreicher im Überlebenskampf waren...

Ich kenne die Romane Jean M. Auel und finde sie spannend zu lesen. Aber - natürlich ist völlig klar, dass solche Aussagen über die Sozialstruktur der Neandertaler und Jetztmenschen jeder Beweiskraft entbehren.

Vermutet (!) wird, dass Frauen und Kinder das Sammeln von Wurzeln, Knollen, Beeren, Vogeleiern, Pilzen, Schnecken und Früchten besorgten, während die Männer der Jagd nach Grroßwild nachgingen. Wenn man die Körperkraft der Frauen und ihre Rolle bei der Aufzucht der Kinder berücksichtigt, so hat dieses Szenario eine große Wahrscheinlichkeit für sich.

Angesichts von Schwangerschaften und der Aufzucht der Kinder war eine diesbezüglöiche Rollenverteilung vorgegeben, sodass sich die Frauen mit dem Sammeln von Nahrung und der Jagd auf Kleintiere begnügten. Dass dieser Nahrungsbeitrag oftmals wervoller war als die Großtierjagd der Männer, habe ich weiter oben schon ausgeführt.
 
Wenn doch die Großwildjagd sowohl sehr gefährlich, als auch unter dem Strich wenig ertragreich war, könnte es doch gut sein, dass man damals nur ganz selten Großwild jagde, etwa wenn alle anderen Stricke rissen und man böse Hunger schob oder aus kultischen Gründen, z.B. bei Initiationsritualen (Quelle: Phantasie). Analogie: Ich meine gelesen zu haben, daß traditionell ein Masai einen Löwen getötet haben muss, bevor er als erwachsener Krieger gilt, was allerdings inzwischen wohl kaum noch umgesetzt wird, weil sonst arger Ärger mit der Staatsgewalt ansteht. Wenn es um Tiere im Format Karnickel geht, können aber Frauen und selbst Kinder gut bei der Jagd helfen.
 
Ich kann es natürlich nicht belegen, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich die Menschen damals keine Gedanken über Rollenverteilung o.ä. gemacht haben. Dazu hatten sie weder Veranlassung noch Zeit, sie mussten praktisch denken und effektiv handeln, um zu überleben.

Natürlich mussten sie dies, doch genau dies ist ja durchaus ein Mileu in dem sich dann gesellschaftliche Richtlinien bilden, denn diese können ja durchaus für Effektivität sorgen.

Um ein Beispiel zu nennen: Initiationsrituale für den Übergang zum Status eines Jägers werden in spekulativen Darstellungen derartiger Kulturen ja deshalb genannt weil sie ein effektives Mittel sind um Jäger erst dann in Gefahr zu bringen wenn sie bereit sind.

Wir können nicht sagen ob es diese Dinge gab - nur das es gerade aufgrund praktischen Erwägungen plausibel ist.
 
Wenn doch die Großwildjagd sowohl sehr gefährlich, als auch unter dem Strich wenig ertragreich war, könnte es doch gut sein, dass man damals nur ganz selten Großwild jagde, etwa wenn alle anderen Stricke rissen und man böse Hunger schob oder aus kultischen Gründen.

Ich denke, das ist sehr theoretisch. Die Horde ging so oft auf die Großwildjagd, wie sich ihr die Gelegenheit bot. Und entweder hatten sie bei der Jagd Erfolg, pder sie waren erfolglos.
 
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Natürlich mussten sie dies, doch genau dies ist ja durchaus ein Mileu in dem sich dann gesellschaftliche Richtlinien bilden, denn diese können ja durchaus für Effektivität sorgen.

Der User, auf den du hier geantwortet hast, hat in einer Hinsicht Recht. Die Rollenverteilung war über die Jahrtausende hinweg unverrückbar vorgegeben, sodass Diskussionen über eine "Rollenverteilung" völlig utopisch waren. Wo der Platz für Männer, Frauen und Kinder war, stand unverrückbar fest, wie das auch heute noch bei Jägergemeinschaften und Naturvölkern der Fall ist.

Diskussionen über "Rollenveteilung" gibt es erst seit Alice Schwarzer! :D
 
Natürlich mussten sie dies, doch genau dies ist ja durchaus ein Mileu in dem sich dann gesellschaftliche Richtlinien bilden, denn diese können ja durchaus für Effektivität sorgen.

Wir können nicht sagen ob es diese Dinge gab - nur das es gerade aufgrund praktischen Erwägungen plausibel ist.

Ich stimme Dir gundsätzlich zu. Natürlich wird es eine wie auch immer geartete Rollenverteilung gegeben haben müssen, die sich vermutlich auch nicht nur auf die Geschlechter bezog, sondern auch auf Alter, Gesundheit, soziale Stellung in der Gruppe und nicht zuletzt auf die individuellen Fähigkeiten. Aus der Rollenverteilung folgte zwangsläufig auch eine Art 'Arbeitsteilung', die die Gruppe überlebensfähiger, weil effektiver machte. Gar keine Frage!

Über die Rollenverteilung dürfte man sich früher insofern Gedanken gemacht haben, wenn es darum ging den eigenen sozialen Rang zu halten oder womöglich zu verbessern.

Aber alles was darüber hinausgeht, ist so spekulativ, dass die Trennung zwischen objektiver Auswertung und subjektiver Projektion unserer eigenen Werte- und Erlebenswelt auf unsere Ururahnen nicht wirklich möglich ist. Das ganze soll nicht heißen, dass ich z.B. die Neandertaler oder den HSS für undifferenziert halte. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie diverse Riten und Mythen, vielleicht sogar ein überaus komplexes Regelwerk besaßen, aber das ist reine Phantasie meinerseits ;).

Liebe Grüße
KeineAhnung
 
Ich denke, das ist sehr theoretisch. Die Horde ging so oft auf die Großwildjagd, wie sich ihr die Gelegenheit bot. Und entweder hatten sie bei der Jagd Erfolg, pder sie waren erfolglos.

Wie gerade diskutiert, sind ja die meisten Fragen zum Verhalten und zur Rollenverteilung Spekulatius. Der Frage der bejagden Tiere ließe sich vielleicht aber auch etwas objetiver nahe kommen, wenn man mal in die Abfallgruben schaut, wobei man bedenken müssen wird, daß große Knochen sich eher erhalten als kleine. Mich würde es wundern, wenn eine Menschengruppe den Hals bei einer inefizienten Großwildjagd riskiert, wenn überall Karnickel rumhoppeln.
 
Wenn doch die Großwildjagd sowohl sehr gefährlich, als auch unter dem Strich wenig ertragreich war, könnte es doch gut sein, dass man damals nur ganz selten Großwild jagde, etwa wenn alle anderen Stricke rissen und man böse Hunger schob oder aus kultischen Gründen, z.B. bei Initiationsritualen (Quelle: Phantasie). Analogie: Ich meine gelesen zu haben, daß traditionell ein Masai einen Löwen getötet haben muss, bevor er als erwachsener Krieger gilt, was allerdings inzwischen wohl kaum noch umgesetzt wird, weil sonst arger Ärger mit der Staatsgewalt ansteht. Wenn es um Tiere im Format Karnickel geht, können aber Frauen und selbst Kinder gut bei der Jagd helfen.

Ich denke, das ist sehr theoretisch. Die Horde ging so oft auf die Großwildjagd, wie sich ihr die Gelegenheit bot. Und entweder hatten sie bei der Jagd Erfolg, pder sie waren erfolglos.

Wie gerade diskutiert, sind ja die meisten Fragen zum Verhalten und zur Rollenverteilung Spekulatius. Der Frage der bejagden Tiere ließe sich vielleicht aber auch etwas objetiver nahe kommen, wenn man mal in die Abfallgruben schaut, wobei man bedenken müssen wird, daß große Knochen sich eher erhalten als kleine. Mich würde es wundern, wenn eine Menschengruppe den Hals bei einer inefizienten Großwildjagd riskiert, wenn überall Karnickel rumhoppeln.
 
Die haben damals so gut wie alles gegessen, ich habe es anderweitig schon mal zitiert:

In Salzgitter hat man an einem altsteinzeitlichen Lagerplatz neben Feuersteinwerkzug, Harpunen aus Knochen und einer Art Heringe folgende Knochen gefunden: Wolf, Pferd, Ente, Geier, Nashorn, Schwan, Mammut, Wisent und Ren.

Desweiteren - ich bewege mich mal in europäischen Regionen - ist die Frage, was überhaupt jagdbares Wild in Europa im Solutréen oder Magdalénien war.
Kaninchen z.B., die hier häufiger angeführt werden, sind standortgebundene Tiere - haben diese im eiszeitlichen Europa überhaupt ausreichend Nahrung gefunden? (Meines Wissens sind Kaninchen überhaupt erst in geschichtlicher Zeit aus Spanien nach Europa gekommen). Hasen dagegen sind weniger standortgebunden als Kaninchen (Sasse statt Bau), sind aber auch keine Rudeltiere. Tut mir leid, wenn ich dazu zu festgefahren bin, aber ich stelle mir die Eiszeit her mit wandernden Tieren vor, was wiederum das gefährlich zu jagende Großwild in den Fokus rückt.
 
Wenn doch die Großwildjagd sowohl sehr gefährlich, als auch unter dem Strich wenig ertragreich war,
Wer behauptet sowas? Sie war sogar sehr ertragreich und das Risiko hielt sich in Grenzen.

Auch die Annahme, dass Frauen mehr zur Ernährung beigetragen haben, ist in dieser Allgemeinheit nicht zu halten. Es wurden ein paar Ethnien gefunden, bei denen Frauen 70% zum Nahrungserwerb beitragen und das wurde schnell verallgemeinert, um dem Klischee des alleinernährenden Mannes zu begegnen (was leider zum gegenteiligen Klischee geführt hat, so dass jetzt zwei gleich falsche Klischees durch die Welt geistern).

Es hängt ganz von den Umweltbedingungen ab. Die kaltsteinzeitlichen Steppen Europas beispielsweise hatten im Wesentlichen zwei Dinge zu bieten: Gras und riesige Herden, die sich von diesem Gras ernährten. Ist doch logisch, dass die Nahrung überwiegend aus dem Fleisch der Grasfresser bestand. Rentiere waren vielerorts die beliebteste Beute, wenngleich alles verfuttert wurde, was über den Weg lief.

Gegenbeispiel: Äquatordschungel. Viele Bäume, wenig für die Menschen verwertbare tierische Masse dazwischen. Ist doch klar, dass Sammelgut in der Ernährung einen ganz anderen Stellenwert hat.

Wenn Jagd nur eingeschränkt möglich ist, beteiligen sich Männer am Sammeln. Wenn Sammeln nur eingeschränkt möglich ist, beteiligen sich Frauen an der Jagd. Interessanterweise kommt es dadurch aber nicht zur Auflösung der Rollen. Wenn sich auch die Tätigkeitsbereiche überschneiden mögen, die einzelnen Tätigkeiten selbst werden überall klar getrennt. Das weicht sich erst in unseren modernen Industriegesellschaften auf, aber verschwunden ist es auch hier noch längst nicht.
 
Der User, auf den du hier geantwortet hast, hat in einer Hinsicht Recht. Die Rollenverteilung war über die Jahrtausende hinweg unverrückbar vorgegeben, sodass Diskussionen über eine "Rollenverteilung" völlig utopisch waren. Wo der Platz für Männer, Frauen und Kinder war, stand unverrückbar fest, wie das auch heute noch bei Jägergemeinschaften und Naturvölkern der Fall ist.

Diskussionen über "Rollenveteilung" gibt es erst seit Alice Schwarzer! :D

Nun, da wir hier ja in einem Geschichtsforum sind muss man sagen: Diskussionen über die Rollenverteilung gibt es zumindest seit wir Schrifterzeugnisse haben.

Ungeachtet dessen müssen wir anhand der umfangreichen Umweltveränderungen und fundamentalen Änderung der Lebensumstände innerhalb der letzten 20000 Jahre sicherlich die Vorstellung von jeglicher unverrückbar fester gesellschaftlicher Struktur zurückweisen. Zu glauben dies hätte keine Auswirkungen gehabt ist wie die Vorstellung das ein Glas welches du mit dem Hammer bearbeitest und der Walze überfährst würde anschliessend noch genauso aussehen.

Das betrifft ja nicht nur die Jagd sondern sämtliche gesellschaftlichen Bereiche. Versteh mich nicht falsch, ich glaube sehr wohl dass es eine Rollenteilung gab. Und diese dürfte sehr oft auch am Geschlecht festgemacht worden sein. Aber das es sich hierbei um unverrückbare Grundsätze handelte erscheint mir absurd, zumal wir ja selbst in historischer Zeit bei diesem Thema noch kulturelle Unterschiede selbst in wesentlich ähnlicheren Gesellschaften kennen.

Fragen wir mal so: Gibt es denn irgendein Anzeichen - so klein und spekulativ es auch sei - das eine Aussage wie die zitierte stützt? Mir wäre keines bekannt, nur Gegenbeispiele.
 
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Stelle eine Frage, passt wohl hier auch rein.

Kann mir einer Erklären warum diese rundlichen Strukturen ein Beweis für das Matriarchat sein sollen. Die Figuren zeigen vorallem Geschlechtsorgane, das gibt es bei jedem Porno auch (der wiederum Frauenverachtend sein soll).

Verstehe bei besten Willen nicht wie man drauf kommt.
 
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