Spanischer Bürgerkrieg / Internationale Brigade

Ich rede gerade wirklich nur von der katholischen Kirche Spaniens vor und während des Bürgerkrieges, bzw danach in den frühen Jahren der Franco-Diktatur. Und dabei muss man auch deutlich darauf hinweisen, dass es durchaus Priester und andere Kirchenmitglieder gab, die auf der republikanischen Seite gestanden haben (und deshalb zT von den Nationalisten ermordet wurden...). Nur war das in diesem Land in dieser Zeit eine klare Minderheit, die nicht die Position der "Mächtigen" in der spanischen Kirche vertraten; Dissidenten.

Dazu unterstützend:
Varley, Gerald: War, politics and morality: the Spanish Catholic Church and World War II, Dissertation Adelaide 2009

Die Arbeit behandelt - mit umfangreichen Literaturhinweisen - auch den Spanischen Bürgerkrieg und die Kirche.

Digital verfügbar (1,5 MB):
Adelaide Research and Scholarship: War, politics and morality : the Spanish Catholic church and World War II.
 
Also die Diskussion war bislang nicht gerade hochklassig.
Die internationalen Brigaden waren ein Versuch, die Kräfte der Arbeiter- und Bauernklassen weltweit im Kampf gegen den Faschismus zu mobilisieren. Dazu wurden die Flugkosten übernommen, und die Freiwilligen je nach Nationalität in Brigaden eingeteilt, die dann Widerstand geleistet haben. Der Streitpunkt war die Rolle der SU in diesem Konflikt. Die konservativen kommunistischen Kräfte haben die Sowjetunion als Kommandozentrum aller revolutionären Erhebungen in der Welt beurteilt, während vor allem die anarchistischen Kämpfer einen regionalen, autarken Zugang hatten. Die SU ist allerdings ihrer Rolle als Unterstützer des Bürgerkriegs nie ausreichend nachgekommen. Völliger Unsinn ist es, die Revolutionäre aus dem Bürgerkrieg als "Stalinisten" zu diskreditieren. Stalin war zu dieser Zeit kein Massenmörder oder Verbrecher, sondern einfach das Oberhaupt der KPdSU.
Also: Wenn du die Kämpfer gegen den Faschismus zu deinen Helden machen willst, sehe ich kein Argument, das dagegen spricht. Allerdings ist es grundsätzlich nicht ratsam, sich Helden zu suchen.
 
Stalin war zu dieser Zeit kein Massenmörder oder Verbrecher,

Nicht? Zu dieser Zeit (1936 - 1939) waren durch die von Stalin zu verantwortende Politik der Zwangskollektivierung bereits mehrere Millionen Menschen gestorben, es waren die Jahre der 'Großen Säuberung' und der Moskauer Schauprozesse.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann man so nicht stehen lassen, auch wenn die Säuberungen unter Stalin hier nicht das Thema sind.

Also die Diskussion war bislang nicht gerade hochklassig.
(...)

Stalin war zu dieser Zeit kein Massenmörder oder Verbrecher, sondern einfach das Oberhaupt der KPdSU.


Wenn ich diesen Satz lese, scheint mir aber auch nicht das du hier was hochklassiges beitragen kannst.

Hast du schon einmal vom grossen Terror gehört? Der begann im Herbst 1936 und ging bis 1938. Diese Säuberungen wurden von Stalin angeordnet und richtete sich gegen vermeitliche Gegner Stalins. Im engeren Sinn wurde die Säuberungen, ab 1937 als grosser Terror bezeichnet. In der aktuellen Forschung geht man von 1,5 Millionen Opfer aus.

Du kannst dich ja mal auf Wiki schlau machen, aber zum Zeitpunkt des spanischen Bürgerkrieges war Stalin bereits ein Verbrecher und Massenmörder.

Großer Terror (Sowjetunion) ? Wikipedia

Josef Stalin ? Wikipedia

Stalinsche Säuberungen ? Wikipedia


Literarur dazu:

Jörg Baberowski: Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2003. 290 Seiten

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2004-1-118

Johannes Baur: „Großer Terror“ und „Säuberungen“ im Stalinismus. Eine Forschungsübersicht. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 45. Jahrgang 1997, Heft. 4. S. 311–348.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die internationalen Brigaden waren ein Versuch, die Kräfte der Arbeiter- und Bauernklassen weltweit im Kampf gegen den Faschismus zu mobilisieren.
Diese Lesart habe ich oben bereits angezweifelt.

Die kommunistischen Internationalen Brigaden wurden von der Stalin geschaffen, um Spanien unter seinen Einfluss zu bekommen, weil es in Spanien nicht genug nützliche Idioten Kommunisten gab. Die Faschisten leisteten dasselbe für Hitler.

Nur die Anarcho-Syndikalisten standen nicht im Dienste einer ausländischen Macht. Dass die Internationalen Brigaden für die Freiheit Spaniens eingetreten wären ist eine Propagandabehauptung. Sie kämpften, wie die Faschisten, für einen Imperialismus, nur eben für einen anderen, und beide gegen die Anarcho-Syndikalisten und gegen die Freiheit Spaniens.
 
Entschuldigt bitte wenn ich noch einmal auf Stalin zurück komme. Aber diese Aussage von Ogrim beschäftigt mich mehr als ich gedacht habe.

Stalin war zu dieser Zeit kein Massenmörder oder Verbrecher, sondern einfach das Oberhaupt der KPdSU.

Im Grunde verharmlost diese Aussage die Verbrechen von Stalin. Auch das er einfach das Oberhaupt der KPdSU war, ist so nicht richtig. Nach dem Tod Lenins baute Stalin, der seit 1922 das neue Amt als Generalsekretär bekleidete, seine innerparteiliche Machtstellung skrupellos aus. Seine Konkurrenten schaltet er nacheinander aus und jede Opposition innerhalb der KPdSu wird unterdrückt. Er war nicht einfach das Oberhaupt, er war das Oberhaupt der Partei und benutze diese Machtstellung für seine Verbrechen.

Vor allem sollte man auch die Ukraine 1932/33 nicht vergessen.

Holodomor ? Wikipedia

Ganz genau, das darf man nicht vergessen.
 
Die Sichtweise von @Gunny mag kongruent mit der Interpretation durch das "Schwarzbuch des Kommunismus" sein. Sie ist aber keinesfalls identisch mit der Sichtweise ausgewiesener Historiker zu dem Thema! n

Bei Schauff [1] [2] und bei Grahma [3] findet sich eine deutlich differenziertere, um nicht zu sagen andere Interpretation der Vorgänge wie vor dem Hintergrund der ideologischen schwarz-weiss Schablonen des Kalten Krieges.

Wesentlich für die gesamt Interpretation ist dabei das Konzept der "Kollektiven Sicherheit" von Litvinow, das für diese Periode aus der Sicht der KI eine konstruktive Volksfrontstrategie sinnvoll erscheinen ließ.

Und von der Idee getragen wurde, eine gemeinsame Front der SU mit den Westmächten gegen die faschistischen Staaten aufzubauen. Diese Haltung bildet den übergeordneten Interpreatiosnrahmen, um die Intervention der SU in den Spanischen Bürgerkrieg angemessen beurteilen zu können.

Es ging Stalin dabei absolut nicht um eine Kontrolle von Spanien. Ein Unterfangen, dass nie ernsthaft diskutiert wurde, angesicht der relativen Schwäche der PCE, die auch in Moskau als solche klar erkannt war.

Vielmehr war Stalin sehr daran gelegen, durch eine demonstrative Nichteinmischung in diesen Konflikt einen möglichst breiten Konsens zu den Westmächten herzustellen.

Die Waffenlieferungen an die Republik erfolgten in diesem Sinne via Mexiko und es wurde vermieden, die sowjetischen Besatzungen und Berater allzu sichtbar zu machen.

In diesem Zusammenhang verfolgte die Komintern sogar eher eine Strategie der inneren Deeskalation. Und die PCE wurde durch die Komintern angehalten im Rahmen des Volksfrontkonzepts mit PSOE zu kooperieren. [1, 196]. Man vermied sogar den Konflikt mit der POUM, da man eine gravierende Schwächung der Republik im Bürgerkrieg befürchtete.

Die Internationalen Brigaden, obwohl durch die Komintern aufgebaut, waren auch bei weitem kein militärisches Instrument zur Durchsetzung kommunistischer oder sowjetischer Interessen [1, S. 198, ähnlich [3], S. 76ff].

Es wäre insgesamt hilfreich, wenn zu diesem Thema mehr seriöse Literatur und Fakten und ideologisch weniger komprimierte Quellen wie das "Schwarzbuch" herangezogen werden würden. Dann würde "Gunny" mitbekommen haben, dass Krivitzky, so interessant er zu lesen ist und so gerne man ihm glauben mächte, eher als Romanautor geeignet wäre, aber nicht als historischer Zeitzeuge, so die aktuelle historische Einschätzung seiner Schilderungen.

[1] Frank Schauff: Der verspielte Sieg. Frankfurt, New York, 2004, bes. S. 176ff
[2] Frank Schauff: Der Spanische Bürgerkrieg, Stuttgart, Ulmer, 2006
[3] Helen Graham: Der Spanische Bürgerkrieg, Stuttgart, Reclam, 2008

PS Es wäre eine zu billige Retourkutsche würde man die Greuel, den Terror und die Massenhinrichtungen der faschistischen Falange aufführen. Es darf gegoogelt werden. Dennoch erscheint dieser Hinweis notwendig, da manche im Forum diesen Aspekt ausblenden und gerne den nicht zu leugnenden Terror von Links (vgl. Links und Literaturhinweise von Ursi) in den Vordergrund stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die erste große Massenerschießung im Spanischen Bürgerkrieg wurde von General Queipo de Llano angeordnet. Man sieht diese als Startsignal zum gegenseitigen Terror. Jedoch muss man sagen, dass der Terror nicht wirklich erst mit dem Bürgerkrieg begann. Während der christdemokratischen Regierung ('34 - '36) wurden einige Arbeiteraufstände von den Militärs zusammengeschossen.
Mindestens seit der Semana Trágica 1909 galt der Klerus den Arbeitern als verlängerter Arm der herrschenden Klasse und so entluden sich Hass und Frustrationen natürlich immer wieder gegen die Kirche und ihr Personal.
 
Dennoch erscheint dieser Hinweis notwendig, da manche im Forum diesen Aspekt ausblenden und gerne den nicht zu leugnenden Terror von Links (vgl. Links und Literaturhinweise von Ursi) in den Vordergrund stellen.

In Ursis Beitrag ging es doch gar nicht um den spanischen Bürgerkrieg, sondern um einen Kommentar zu Ogrims Bewertung Stalins.
 
Die internationalen Brigaden waren ein Versuch, die Kräfte der Arbeiter- und Bauernklassen weltweit im Kampf gegen den Faschismus zu mobilisieren.

Mit dem Tenor und der "Wortwahl" ist das zB in der sowjetischen Geschichtsschreibung zu finden. Das ist aber zu hinterfragen.

Schaut man sich die real durchgeführte Propaganda in einzelnen Ländern (zB Kanada) an, steht tatsächlich der Aspekt des Anti-Faschismus ganz im Vordergrund. Wer davon angesprochen werden sollte, blieb offen, insbesondere gab es da keinen Klassenbezug.

Die Reaktion auf die Werbe-Propaganda war auch unterschiedlich. In manchen Länden gab es so gut wie keine Resonanz der Intellektuellen. Das änderte sich, zB nach Guernica.
 
Man sieht diese als Startsignal zum gegenseitigen Terror. Jedoch muss man sagen, dass der Terror nicht wirklich erst mit dem Bürgerkrieg begann.

Genau diese Aspekte sind die Voraussetzung für die komplizierte Interaktion und die teilweise vorhandene Gewaltspirale. Die sehr stark durch die nationale Situation in Spanien geprägt war. Eine schablonenhafte Bewertung der Vorgänge in Spanien ist absolut unangemessen.

Es gab sehr viele Konfliktlinien, die sich situativ in Bündnissen und in Gewaltbereitschft entluden.

@Stilicho: Die Kommentierung von Ogrim zu Stalin erfolgte im Kontext des Spanischen Bürgerkriegs.

Ich gehe davon aus, dass Ogrims Formulierung etwas mißverständlich gewählt war und er den stalinistischen Terror nicht relativieren oder entschuldigen wollte.

Vielmehr habe ich sienen Hinweis in dem Kontext so verstanden, dass aus der Sicht der damaligen PCE durchaus bewußt die Schauprozesse in Moskau (durch die entsprechend mitgelieferte ideologische Brille) wahrgenommen wurden, aber die Dimension der Verfolgung in der SU durch Stalin in den damaligen Jahren vermutlich nicht zu erkennen war.

Zumal die betroffenen sowjetischen Funktionäre und Soldaten, die in Spanien waren, nicht selten mit einer gewissen Zeitverzögerung, in der UdSSR, ebenfalls liquidiert wurden.

Ein Phänomen, dass man übrigens in Büchern aus dem Jahr 1941 in Bezug auch Hitler nachvollziehen kann. Zu diesem Zeitpunkt wird er nicht mit dem Holocaust in Verbindung gebracht.
 
Wenn du Land and Freedom so gut findets, dann will ich dir noch ein paar andere Filme nennen. Ken Loach bekommt ja alle paar Jahre mal auf Sendern wie 3sat oder arte ein Special mit seinen Filmen wie Brot und Rosen (nicht zu verwechseln mit Brot und Tulpen), Ladybird, Carlas Song usw.
Filme zum spanischen Bürgerkrieg, ich schreibe ein "dt." dahinter, wenn ich weiß, dass sie auf deutsch zu sehen sind:
Fiesta (dt.) - ein junger Spanier muss sein Studium in Frankreich abbrechen, weil sein Vater, ein nationalspanischer General ihn nach Hause holt, um im Bürgerkrieg zu kämpfen, um hart zu werden. Er erlebt die Erschießung eines baskischen Priesters (Parallele zur Eroberung des Dorfes in Tierra y Libertad)
Soldados de Salamina - eine Literaturprofessorin (Ariadna Gil) stößt in dem Buch eines hohen Falange-Führers auf eine Stelle, wo dieser beschreibt, wie ein republikanischer Miliciano nach einem missglückten Erschießungskommando - die zu Erschießenden hatten eine Unachtsamkeit ihrer Wächter benutzt, um in den Wald zu fliehen, die milicianos verfolgten sie daraufhin - ihn leben lässt, nachdem er das Gewehr schon im Anschlag hatte. Die Literaturprofessorin macht sich auf die Suche nach dem Miliciano, um die Gründe dafür zu erfragen.
Libertarias - Der Bürgerkrieg ist ausgebrochen, der anarchistische Mob stürmt die Klöster und Konvente in Barcelona. Die Mutter Oberin eines Klosters will versuchen, den Mob aufzuhalten, bis alle Nonnen und Novizinnen die Flucht geschafft haben. Die jüngste und "la más indefensa" unter den Nonnen (Ariadna Gil) will bleiben, wird aber fortgeschickt. Auf der Flucht vor Milicianos landet sie in einem Bordell, welches kurze Zeit später von der Sección Feminina einer anarchistischen Miliz (darunter Victoria Abril, Ana Belén) befreit wird. Die junge Nonne erlebt den Bürgerkrieg in einer Frauengruppe, in der die meisten Prostituierte sind. Heftiges Ende!
La Hora de los Valientes - 1936, Luftangriffe auf Madrid. Es stirbt die Familie einer jungen Frau, welche nun obdachlos durch die Straßen irrt. Das Kultusministerium verlegt den Prado nach Valencia, wohin für die Dauer des Krieges die Kunstwerke evakuiert werden sollen. Aber sie vergessen ein Selbstportrait Goyas, welches der Aufseher Manuel an sich nimmt. Er nimmt die junge Frau auf, die sich bald in seinen naiven Optimismus verliebt. Tragisches Ende mit hoffnungsvollem Epilog
La Lengua de las Mariposas - der kleine Montxo erlebt in einem kleinen galizischen Dorf die letzten Monate vor dem spanischen Bürgerkrieg. Er freundet sich schnell mit dem Lehrer an, der mit dem Priester im Wettstreit um den Jungen steht. Der Film endet mit dem Beginn des Bürgerkrieges.
Las bicicletas son para el verano - noch ein Film über das im Bürgerkrieg belagerte Madrid, in dem wir Freud und Leid einer Filmafamilie miterleben. Eine kleine Besonderheit des Regisseurs:
Als Nebenfigur lässt er ein kleines Mädchen auftreten, welches auf Ansprache immer antwortet, es heiße nicht mehr so und so, sondern anders. Die Namen entsprechen immer der politischen Großwetterlage Madrids.
El laberinto del fauno (dt.) - Nach dem Bürgerkrieg nistet sich ein Offizier mit seiner Familie (schwangere Frau und Stieftochter) und seinen Soldaten in einer Mühle in den Bergen ein, um den Maquis (kommunistische Partisanen) zu jagen. Währenddessen trifft die Stieftocher auf Wesen aus Märchen und Mythologie. History-Fantasy-Mixtur mit einem leichten Anflug von Grusel.

Nicht strikt Bürgerkrieg:
Los años bárbaros - eine Komödie basierend auf einer wahren Begebenheit. Eine Gruppe linker Studenten beschmiert 1947 die Fassade der Universidad Complutense de Madrid mit Parolen und den Namen von Schriftstellern wie Lorca und Machado, wird dabei aber erwischt. Zwei können fliehen, zwei werden zur Zwangsarbeit im Valle de los Caídos verurteilt (ein Schlachtfeld des Bürgerkriegs, wo man Franco ein Mausoleum errichtete). doch ihnen gelingt mit der Hilfe eines befreundeten Amerikaners die Flucht nach Frankreich. Einer der beiden war der spanische Historiker Nicolás Sánchez-Albornoz, Sohn eines noch berühmteren spanischen Historikers: Claudio Sánchez-Albornoz. Fundacin Claudio Snchez Albornoz, pgina principal
Nicolás Sánchez-Albornoz stand den Filmemachern zwar beratend zur Seite, der Film ist aber stärker den Gesetzen der Komödie als der Historie verpflichtet, also nicht allzu eng an die Wahrheit gebunden.
Bienvenido Mr. Marshall - eine auf den Marshall-Plan abzielende Komödie von 1953. Der amerikanische Botschafter reist nach Madrid um den Posten neu zu besetzen. Doch an den an der Strecke liegenden Orten geht das Gerücht um, es handele sich um Mr. Marshall, der den Marshall-Plan auch auf Spanien ausgeweitet habe. Ein Dorf bereitet sich auf den Empfang des Spenders vor...
El crímen de la Cuenca - in der Provinz Cuenca werden zwei Landarbeiter verhaftet, weil sie angeblich einen Dritten ermordet hätten. Kirche, Guardia Civil und Justiz sorgen dafür, dass alles "seinen gerechten Gang" geht. Die Delinquenten haben keine Chance. Eines Tages taucht der "Ermordete" wieder auf, nachdem er vom Schicksal seiner Freunde gehört hat. Nach einer wahren Begebenheit. Mit sehr drastischen Folterszenen! Der Film ist sehr zu empfehlen, aber nichts für Menschen mit schwachen Nerven.
 
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Wenn du Land and Freedom so gut findets, (...)

Auch wenn ich Land & Freedom immer noch sehenswert finde:

An dem Film hab ich gelernt, wie filmische Mittel dazu genutzt werden können, bestimmte Stimmungen zu erzeugen und damit Menschen/Gruppen zu charakterisieren. nachdem mich der Flim bei erstem mal sehen ziemlich begeistert hat war das doch eine sehr ernüchternde Erfahrung.

Dabei geht es um die Darstellung der Internationalen Brigaden bzw der Interbrigadisten. Diese übernehmen in entscheidenden Situationen die Rolle des "Filmbösewichts", und werden auch mit den entsprechenden Mitteln gezeichnet: Im Prinzip treten sie so auf, wie das gerade die Zielgruppe* dieses Films von Nazis erwarten würde. Sie sind (im Gegensatz zum Sympathiträger Miliz) uniformiert, sie sind autoritär, und sie sind gewaltätig. Das gilt nicht nur für Führungspersonen (bspw den früheren Milizoffizier, der dann in Uniform die Heldin erschießt), sondern auch für die "einfachen Soldaten"; das wird besonders in den Szenen in diesem Hotel (?) in Barcelona deutlich.

Da die eigentlichen Faschisten bzw Franco-Anhänger praktisch keine Rolle spielen, mit diesen nicht interagiert wird (abseits von ein paar Gefechten, um das Kriegsszenario zu zeigen), bleibt die Rolle der "Bösen" alleine an den Interbrigaden hängen.

* linke bzw linksradikale Antifaschisten, die sich selber als antistalinistische betrachten
 
Wenn du Land and Freedom so gut findets, dann will ich dir noch ein paar andere Filme nennen. Ken Loach bekommt ja alle paar Jahre mal auf Sendern wie 3sat oder arte ein Special mit seinen Filmen wie Brot und Rosen (nicht zu verwechseln mit Brot und Tulpen), Ladybird, Carlas Song usw.
Filme zum spanischen Bürgerkrieg, ich schreibe ein "dt." dahinter, wenn ich weiß, dass sie auf deutsch zu sehen sind:
Fiesta (dt.) - ein junger Spanier muss sein Studium in Frankreich abbrechen, weil sein Vater, ein nationalspanischer General ihn nach Hause holt, um im Bürgerkrieg zu kämpfen, um hart zu werden. Er erlebt die Erschießung eines baskischen Priesters (Parallele zur Eroberung des Dorfes in Tierra y Libertad


Fiesta habe ich vor Jahren einmal gesehen und würde ihn schon lange mal wieder sehen, erinnerte mich aber nicht an den Titel des Films.

Der junge Mann, der nach Spanien zurückkehren muss, um ein echter Mann zu werden, trifft im Hause eines Obersts ein, wo Gefangene an der Wand eines Hofes erschossen werden.

Der homosexuelle und massiv morphinsüchtige Oberst ist aber durchaus nicht das Vorbild, dass der Vater des jungen Mannes im Sinn gehabt hat. Er ist ein total morbider Zyniker, der frei und offen die faschistischen Mythen als Phrasen entlarvt, dennoch aber auf Seiten der Faschisten steht, weil er zu den Besitzenden gehört.

Der Oberst erkennt die Motivation eines katholischen Priesters an, behandelt diesen überaus ehrerbietig und gibt zu erkennen, dass er mit dessen ideen und Charisma sympathisiert, doch wird er dennoch an der Wand exekutiert, weil man ihm nicht verzeihen kann, dass er sich auf die Seite der Besitzlosen geschlagen hat.
 
Der Oberst erkennt die Motivation eines katholischen Priesters an, behandelt diesen überaus ehrerbietig und gibt zu erkennen, dass er mit dessen ideen und Charisma sympathisiert, doch wird er dennoch an der Wand exekutiert, weil man ihm nicht verzeihen kann, dass er sich auf die Seite der Besitzlosen geschlagen hat.


Ich habe das anders in Erinnerung. In diesem speziellen Fall war es weniger so, dass sich der Priester auf die Seite der besitzlosen geschlagen hatte, sondern dass er ein baskischer Nationalist war, der bei der Erstürmung seines baskischen Sprengels durch die nationalspanischen Truppen vom Kirchturm aus schoss.
 
Hier geht ja einiges durcheinander...



Das ist so nicht richtig, auch wenn Spanien vor Franco eine der wenigen anarchistischen Massenbewegungen der Geschichte aufzuweisen hatte.

Die spanische "Linke" bestand u.a. aus Anarchisten bzw Anarcho-Syndikalisten; wichtigste Organisationen: CNT (Confederacion National del Trabajo = Nationale Konföderation der Arbeit) als Gewerkschaft mit Massenbasis (bis zu 2 Mio. Mitglieder laut Selbstangabe) und die FAI (Federacion Anarquista Iberica = Anarchistische Föderation Iberiens) als radikale bzw revolutionäre Avantarde- oder Kaderorganisation, die mit der CNT eng verbunden war.

Mindestens ebenso einflussreich war der sozialistische bzw sozialdemokratische Flügel der spanischen Arbeiterbewegung. Wichtigste Organisation: Die PSOE (Partido Socialista Obrero Espanol = Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens) und der Gewerkschaftsbund UGT (Union General del Trabajadores = Allgemeine Arbeiterunion).

Aus dem republikanischen Lager kann man auch die bürgerlich-republikanischen Parteien nicht ausklammern, die man wohl am besten als "Linksliberale" charakterisieren kann. Diese verfügten zwar kaum über eine Massenbasis, waren aber auf der politischen Bühne bedeutend, und hatten eine starke Anhängerschaft unter den republikstreuen Staatsbediensteten und den Polizei- und Militäreinheiten, die der Republik treu geblieben waren.

Daneben gab es linksradikale Splittergruppen wie bspw die recht bekannt gewordene POUM (Partido Obrero de Unificacion Marxista = Arbeiterpartei der Marxistischen Einheit), die meist als trotzkistisch charakterisiert wird, aber mWn verschiedenen marxistisch orientierten Linkskommunisten eine politische Heimat bot. Dabei kam die POUM nicht an CNT/FAI oder PSOE/UGT heran, was Einfluss und Mitglieder anging. Auch in der von POUM-Mitgliedern geführten Milizeinheiten wurden die Mannschaften überwiegend von /zunächst) nicht organisierten, oder anarchistisch/sozialdemokratisch gesinnten Arbeitern gestellt.

Die kommunistische Partei Moskauer Prägung PCE (Partido Comunista de Espana = Kommunistische Partei Spaniens) war bis zum Bürgerkrieg tatsächlich weitgehend einflusslos; in der Arbeiterschaft war sie vor und während des Bürgerkrieges kaum verankert. Während des Krieges gewann sie als "verlängerter Arm der Sowjetunion" an Einfluss, da die Sowjetunion als einziger Staat ofen die Republik unterstützte, u.a. mit militärischem Gerät und Militärberatern, oder mit der von der Komintern aufgestellten Interbrigaden (mehr dazu s.u.). Die meisten Angehörigen und Sympathisanten der PCE fanden sich allerdings im Kleinbürgertum und besonders im Staatsapparat, nicht in der Arbeiterschaft. Dazu passte die Sicht der KPdSUund damit der Komintern, dass es in Spanien um den Erhalt einer bürgerlichen Republik ginge. Für diese und auch die PCE stand eine soziale/sozialistische Revolution nicht auf der Tagesordnung, sie wurde im Gegenteil mit allen unschönen Mitteln des Stalinismus bekämpft.

Kompliziert wird das alles noch durch die verschiedenen Landesteile, die zT eigene Parteiorganisationen hatten. Daher bspw keine Angabe zu liberalen republiktreuen Parteien, da gabs einfach zu viele. Auch die PCE war bspw in Katalonien nicht vertreten; statt dessen gab es dort die mit ihr verbündete PSUC (Partit Socialista Unificat de Catalunya = Sozialistische Einheitspartei Kataloniens).


Nun zu den Internationalen Brigaden (Interbrigaden)

Als Interbrigadisten galten natürlich nur die Mitglieder dieser von der Kommunistischen Internationale aufgestellten Einheiten. Dabei handelte es sich um 5 Brigaden (XI. bis XV.) mit jeweils 3 bis 4 Bataillonen. In den Brigaden dienten im Verlauf des Krieges ca. 40.000 Soldaten, wovon etwa die Hälfte fielen.

Die Mitglieder der Internationalen Brigaden kamen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Auch wenn der kommunistische Einfluss, insbesondere in der militärischen Führung, sehr stark war, handelte es sich doch nicht nur um organisierte oder bekennende Kommunisten. Insbesonders die deutschen, italienischen oder polnischen Interbrigadisten waren oft antifaschistische Exilanten ohne einen spezifisch Kommunistischen Hintergrund.

Tatsächlich führte die starke kommunistische Präsenz in den Interbrigaden dazu, dass diese die Rolle einer „kommunistischen Hausmacht“ übernahmen. Während Sozialisten und Anarchisten ihre Gewerkschaftsmilizen hatten, die dann Stück für Stück in die reguläre Armee übernommen wurden, und die liberalen Parteien sich meist auf die republiktreuen Polizei- und Militärkräfte verlassen konnten, verfügte die PCE nicht oder kaum über „eigene“ Kämpfer abseist der Interbrigaden. Daher auch die teilweise Ablehnung insbesonders aus dem anarchistischen Lager. „Gebt uns Waffen; Leute, die sie bedienen, haben wir genug!“, war eine zugespitzte, anarchistische Forderung, an die ich mich in dem Zusammenhang zu erinnern glaube.

Kleine Ergänzung: Das republikanische Spanien wurde von der Sovjetunion und von Mexico unterstützt. Die Sovjetunion ließ sich ihre Dienste mit dem Gold der Staatsbank Spaniens bezahlen. Immerhin gab es 1938 ja schon Geheimverhandlungen zwischen der Sovjetunion und Nazideutschland, was zum Hitler-Stalin-Pakt und zur zweiten Teilung Polens führte.
 
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