Genau, und auf Deine Begründung, warum die Römer genau für die Okkupationszeit in Haltern von diesen Normen abgewichen sein sollen warte ich noch.
Bitte nicht so schematisch! Die Okkupationszeit gliedert sich - grob eingeteilt - in drei Phasen:
a) Besiegung der Feinde.
b) Etablierung römischer (Herrschafts-)Strukturen.
c) Assimilierung/Romanisierung der Bevölkerung.
Oberaden gehört zu Phase a). Als Phase a) abgeschlossen war, wurde Oberaden aufgelassen und ersatzweise wurde in der Nähe ein Lager bei Haltern gebaut, das für Phase b) diente und nahtlos in Phase c) überging. Belege: In Haltern finden sich zahlreiche Hinweise auf zivilie Einrichtungen, Handel und die Anwesenheit sowohl römischer als auch germanischer Menschen; Tacitus schreibt, dass in dem belagerten Lager vorwiegend Zivilisten und nur wenige Soldaten gelebt hätten.
Die Römer sind also nicht von irgendwelchen Normen abgewichen. Sie haben nur keinen Anlass gesehen, beim Bau eines Verwaltungszentrums Normen einzuhalten, die für den Bau von Kriegslagern geschaffen worden waren.
Nebenbei: Wir reden hier vom Halterner HAUPTLAGER. In unmittelbarer Nähe gab es noch zahlreiche andere Lager, die unterschiedlich groß waren, unterschiedliche Zeitstellungen hatten und überwiegend rein militärischen Zwecken dienten. Möglicherweise genügen die ja den Polybius-Normen, die Du so dringend beachtet sehen willst.
Dass auch im Hauptlager Militär anwesend war, beweisen die Kasernen, in denen etwa eine halbe Legion Platz hatte. In der Tat halte ich es für wahrscheinlich, dass in diesen Kasernen Legionäre wohnten und keine Kaninchen. Beweisen kann ich es natürlich nicht.
Das heisst im Umkehrschluss: Unter Augustus hat immernoch ein Konsul das Heer geführt, und die Legionen waren nach Manipel organisiert
Wo soll ich sowas geschrieben haben? Ich habe darauf verwiesen, dass ALLE in Rede stehenden Lager augusteische Lager waren. Kein einziges davon war konsularischen oder republikanischen Heeren zuzurechnen. Deshalb sehe ich auch keinen Sinn darin, die Architektur dieser augusteischen Lager nach republikanischen oder konsularischen Merkmalen einteilen zu wollen.
Nach zwei Jahren war in Nijmegen Schluss, laut den datierbaren Funden. Also nix mit Kommandobasis.
Dafür würde ich gern irgendeine Quelle genannt bekommen. Bis ich die habe, gehe ich davon aus, dass das Lager auf dem Hunerberg spätestens 12 v.Chr. gebaut wurde und gut 80 Jahre lang belegt war, ehe es im Bataveraufstand zerstört wurde, um dann in Spuckweite auf Kops Plateau neu errichtet zu werden und - mit einer kurzen Unterbrechung - bis zum Zusammenbruch des Römischen Reichs in Benutzung zu bleiben. Von diesem Szenario gehen auch unsere niederländischen Nachbarn aus, die Nijmegen als die älteste "Stadt" auf ihrem Grund und Boden betrachten.
Von Nijmegen aus wurde der Drususkanal gebaut, von dort aus wurde die norddeutsche Tiefebene gesichert, von dort aus wurde das Bündnis mit den Friesen gebildet, der Krieg gegen die Chauken geführt und das anschließende Bündnis mit ihnen geschlossen und der Zugang zu den Mündungen von Ems, Weser und Elbe kontrolliert. Nijmegen war noch römisch, als das Römische Reich den Plan zur Romanisierung Germaniens längst aufgegeben hatte.
Das Wort Legion benutzt er in seiner Lagerbeschreibung (2000 Jahre Römer in Westfalen 1989) nur an zwei Stellen, in denen er Unterschiede zu bekannten Legionsgebäuden feststellt und dort wo er bemerkt, dass eine vollständige Legion in Haltern wohl keinen Platz gehabt hätte.
Es hat auch niemand behauptet, dass in einem Legionslager immer ganz genau eine Legion stationiert war.
Zu den vielen Argumenten gegen ein Legionslager Haltern füge ich dann noch den Fakt hinzu, daß von der Lollius-Niederlage bis Germanicus keine Überlieferung einer "einzelnen" Legion in Germanien überliefert ist. Es ist immer mindestens von zweien oder mehr die Rede. Selbst die meuternden Legionen lagen paarweise in den Winterlagern. Warum sollte man sie also ausgerechnet im Feindesland halbiert haben ?
Wie bereits sattsam dargelegt, haben die Römer bis zur Varus-Niederlage gedacht, dass sie sich gar nicht in "Feindesland" befinden, sondern in einer römischen Provinz.
Mit Deiner Argumentation ziehst Du Fakten in Zweifel, die archäologisch bewiesen sind. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass Mega-Lager wie Oberaden (57 Hektar groß!) nach Ende der Kämpfe aufgelassen und durch viel kleinere Lager ersetzt wurden (Haltern: 18 Hektar, Anreppen: 22 Hektar etc.).
Gleiches vollzog Caesar in Gallien, nachdem er die Kämpfe für gewonnen hielt. Er verteilte seine Truppen im Land und brachte sie in Lagern unter, in denen maximal (!) eine Legion Platz hatte. So dehnte er die römische Kontrolle auf eine große Fläche aus und senkte den Nachschubbedarf jedes einzelnen Lagers. Gleichzeitig sank damit das Risiko, dass Angriffe auf den Nachschub die Versorgung des ganzen Heeres in Gefahr brachten.
MfG