Richard of Cornwall wurde zum deutschen König gewählt weil er der Bruder König Heinrichs III. war, aber sicher nicht weil er Earl of Cornwall war. Welche Rolle sollte den diese Landschaft bei seiner Wahl gespielt haben?
Cornwall war seit der Normannischen Invasion auch nur eines von vielen Earldoms, die Wilhelm und seine Nachfolger für ihre Gefolgschaft eingerichtet haben. Es wurde in den ersten Jahrhunderten noch nicht einmal bevorzugt an Mitglieder des Königshauses vergeben, das wurde erst ab dem 14. Jahrhundert zur Gewohnheit. Was die angebliche Sonderstellung dieses Landes unter den normannischen und angevinischen Königen angeht, so wurde laut Domesday Book der einheimische cornische (und angelsächsische!) Landadel dort nach der Invasion beseitigt und durch normannische Barone erstetzt, allen voran mit dem Halbbruder des Eroberers. Wilhelm verfuhr also hier genauso wie im restlichen angelsächsischen Königreich auch. Da frag ich mich, wozu man eigens einen Arthus-Mythos als legitimierendes Element heranziehen sollte, wenn man die politisch relevanten Kreise, die damit angesprochen werden sollten, sowieso beseitigte. Das einfache Volk selbst hatte damals darüber bekanntlich gar nichts zu melden.
Andere Grafschaften in England besaßen übrigens noch lange Zeit einen weit höheren Sonderstatus, bzw. eine politisch exponierter Stellung innerhalb des englischen Feudalgefüges als Cornwall. Wie bspw. York, das sich aus seiner Vergangenheit als dänisches Königreich eine Rolle als Hauptstadt des Nordens erhalten konnte. Oder die walisischen Grenzmarken (Pembroke, Gloucester, Chester, Hereford, Shrewsbury), die nahezu autonom waren und besonders in den englischen Verfassungskonflikten des 13. Jahrhunderts eine herausragende Rolle spielten.