Die Diskussion scheint inzwischen beendet zu sein. Allerdings sind hier wohl einige Begriffsverwirrungen insbesondere den Schiffstyp Holk betreffend aufgetaucht, die ich einmal versuchen möchte, einigermaßen zu bereinigen.
Generell unterscheidet man für das Mittelalter bis ins 15. Jahrhundert hinein eine getrennt verlaufende nordeuropäische und mediterrane bzw. atlantische Schiffbauentwicklung, wobei man die Grenze etwa bei Flandern ansetzen kann.
Typisch nordeuropäisch ist natürlich das wikingerische Langschiff mit seinem rein riemenbetriebenen Vorläufer, dem bekannten Nydamboot und seinen in der Länge sehr unterschiedlichen Ausformungen und Varianten, das durch seine Bug-Heck-Symmetrie sicherlich bequem rückwärts rudern oder auch segeln konnte, wenn es die Situation erforderte. Die Knorre (gezeigt z. B. auf dem Lübecker Siegel von 1250) ist lediglich eine kurze und hochbordige Transporter-Variante mit einem Längen-Breitenverhältnis von vielleicht gerade einmal 4:1 oder weniger. Als normannisch geprägtes "Nef" taucht dieses reine Handelsschiff dann später bei den südenglischen Hafenstädten der Cinque Ports als erstes nordeuropäisches Kriegsschiff mit stelzengelagerten Kastellen an Bug und Heck ein letztes Mal auf.
Die Kogge gilt dagegen als friesische Erfindung, die als "Schlickrutscher" daraufhin konzipiert war, im Wattenmeer problemlos trockenfallen zu können. Wie die skandinavischen Schiffe ist die Kogge (eigentlich "der" Koggen) klinkergebaut, allerdings mit kraweelem Boden, der erst ab der Aufkimmung in breite Klinkerplanken übergeht. Auch Koggen erhielten erst spät ihre Kastelle und zwar nicht wie bei den vielen Nachbauten der bekannten Bremer Kogge von 1380 nur ein Heckkastell. sondern entweder Heck- und Bugkastell oder eben keins, was wohl vor allem in der anzunehmend langen Entwicklungsperiode vor etwa 1250 die Regel war. Kennzeichnend für diese Schiffe war ihre Einmastigkeit, ihre relativ zu den eher filigranen Wikingerschiffen schwere Bauausführung und ihre geraden Steven, die sich bestens dafür anboten, das anfängliche Seitenruder zugunsten eines Stevenruders abzuschaffen. Koggen (wie auch Wikingerschiffe) konnten bis zu einem gewissen Grad am Wind segeln und wurden wegen ihrer großen Tragfähigkeit bald zum zuverlässigen Standardfrachter in Nord- und Ostsee. (Selbst Venedig baute wie angemerkt diesen Typ schon früh als Kraweelbau nach, welcher sich dann zum Dreimaster weiterentwickelte dabei aber die Typenbezeichnung "Cocca" beibehielt.)
Am problematischsten ist die Beschreibung des originär wohl englischen Holks, von dem weder archäologische Funde noch verlässliche Darstellungen überliefert sind. Am aufschlussreichsten sind hier noch die bekannten Rosenoble-Goldmünzen King Edwards, die sehr merkwürdige Gebilde zeigen mit symmetrisch angeordneten kastellbekrönten Bugen und Hecks. Anders als bei Knorren und Koggen verlaufen die Klinkerplanken hier nicht in einem sanften Sprung in die Steven hinein, sondern gehen parallel mit ihnen steil nach oben, wo sie, horizontal abgescnnitten, durch ein Querholz fixiert sind, auf dem das Kastell ruht. Eine vollkommen andere Bauweise also, die die Annahme zulässt, daß diese Schiffe relativ breit und völlig waren und sicherlich auch eine gewisse Last tragen konnten, wenn auch bei gemäßigtem Tempo. (Dr. Basil Greenhill und Prof. John Morrison beschreiben diesen Hulk in ihrem Buch "The Archaeology of Boats & Ships als "The mysterious Hulk".
Diese kleine Zusammenfassung sollte nur einmal der Klärung der Faktenlage dienen. Das wichtigste steht auch noch aus und zwar die um 1400 stattgefundene Verschmelzung der Kogge mit dem Hulk zum Prototypen aller nachfolgenden Großschiffe bis hin zu Nelsons Victory.
Paul Heinsius bemerkte in seinem Buch "Das Schiff der hansischen Frühzeit" für die Zeit um 1400 einen rapiden Rückgang des Begriffs "Kogge" in den Annalen. Stattdessen war vermehrt von Holken oder Hulks die Rede, die die Kogge in ihrer Bedeutung schnell ablösten. Ebenfalls um 1400 tauchen erste Siegelabbildungen, etwa in Rye, Southampton, Amsterdam und Danzig auf, die einen vollkommen neuen Schiffstyp wiedergeben, der Merkmale von Kogge und Holk in sich vereint.
Dieser neue Typ zeigt einen gerundeten Vordersteven mit den noch erkennbaren oben geschilderten steil nach oben verlaufenden Bugplanken und einen traditionell geraden Koggen-Achtersteven, womit die Grundform der Schiffs der frühen Neuzeit gefunden war.
Nachdem nun diese ideale Rumpfform feststand, entwickelte sich dieser noch einmastige Klinkerbau ab etwa der Mitte des Jahrhunderts (Pierre de la Rochelle) zum mehrmastigen Kraweelbau, sprich zur Karracke, welche parallel bis spät ins 15. Jh. jedoch meist noch als Holk bezeichnet wurde, was schon mal zu Irritationen und Verwechslungen mit dem "Ur"-Holk führen kann.
Okay, etymologisch war das wohl auch nicht gerade zielführend, aber ich wollte es einfach mal gesagt haben, denn aus den Wikibeiträgen zu diesem Thema werde ich manchmal selbst nicht schlau...