Hatte Hannibal eine Chance?

Handel & Landwirtschaft Karthagos:

Es ist aber ein Unterschied zwischen "es gab karthagische Händler", und dem Bild eines Karthagos das nur auf Handel basierte und dessen Bevölkerung alles zugunsten von Geld und Handel vernachlässigte ;) Genau das ist nämlich das worauf ich hinaus wollte, habe mich evt. falsch ausgedrückt. Handel gab es mitunter durch jede Macht in diesem Zeitraum, nur war Handel eben nicht in der Lage einen Staat zu tragern.

Dass die Karthager derartig geschickte Händler waren, dass Punier und Händler gerne gleichgesetzt wurden - in Rom, wie bei ihren ewigen Konkurrenten aus Griechenland – , steht außer Frage. Dass die landwirtschaftliche Erschließung des karthagischen „Hinterlandes“ sehr bedeutend war, scheint weniger bekannt zu sein. Es wäre gewiss einer genaueren Untersuchung wert. So bleibt nur übrig auf die fortgeschrittene karthagische Agrartechnik (Standardwerke) zu verweisen, sowie auf die Bedeutung der späteren Provinz Africa (= karthagisches Umland, nicht der Kontinent^^) im weiteren Verlauf der Antike zu verweisen. Noch in der Spätantike liest man von punisch sprechenden Landarbeitern (Donatistenstreit). Selbst nach dem Ende der Vandalen waren die Getreideüberschüsse on dort enorm. Das Hinterland Karthagos hatte offensichtlich enormes landwirtschaftliches Potential – und da sollten die tüchtigen Karthager dies nicht genutzt haben?


Allgemein betrachtet galt in der Antike nur die Landwirtschaft als eine sichere Einnahmequelle, der gegenüber Handwerk und Handel zurückstehen mussten. Da hätten die Karthager etwa nicht ihre Gewinne auch in eine derart „feste Investition“ fließen sollen, welche sich im eigenen Umfeld befand?


Niemand will die Bedeutung karthagischen Handels in Abrede stellen. Ich will nur aufzeigen, dass es völlig gegen die Gepflogenheiten der Antike verstoßen hätte, wenn Karthago in irgendeiner Weise seine Landwirtschaft vernachlässigt hätte. Und das bei dem aufgezeigten Potential des eigenen Umfeldes UND der damals als besonders lohnend geltenden Investition in die Landwirtschaft?? Die Karthager galten als sehr clevere Geschäftsleute…
Im Vergleich zum klassischen, antiken Griechenland bot die griechische Halbinsel doch bereits vor hellenistischer Zeit einer weiteren Ausweitung der Agrarproduktion durch die Geographie sehr enge Grenzen. Dies bewirkte doch erst stark mit die bekannten Auswanderungswellen und Neugründungen der Griechen im ganzen Mittelmeerraum, die alle zuerst auf Eigenversorgung setzten. Dass mit dieser Limitierung Griechenland verstärkt im Handel auf handwerkliche Qualitätsprodukte zurückgreifen musste, wundert daher kaum.


Im Gegensatz dazu entstanden die frühen punischen Niederlassungen im Westen (einschließlich Karthagos selbst) zuerst meist als Handelskontore und Ankerplätze. Erst später erweiterten sich viele dieser Orte (Karthago, Utica…) erst zu wirklichen Städten und waren damit sicher landwirtschaftlich tätig. Karthago war Volkreich. Es verdankte seine Führungsrolle innerhalb seines „Reiches“, dass eigentlich eher als Städtebund diverser westpunischer Gründungen war, seiner starken Entwicklung, bei welcher sie alle „Mitstreiter“ überflügeln konnte! Das war sicher die Basis, warum sich die Kontore und Stützpunkte erst zu selbstständigen Städten entwickeln konnten! Die Bedeutung der dortigen Landwirtschaft kann wohl kaum überschätzt werden.



Aus derart generellen Überlegungen neige ich sehr stark der Aussage von Afkpu in Beitrag zu. Antike Staaten dürften wohl kaum allein durch ferne Handelsgewinne getragen worden sein. Selbst für den Handel war meist eine landwirtschaftliche Eigenproduktion sehr wichtig.
 
@Thema Söldner statt "landeseigene" Soldaten:

Ich wundere mich immer wieder über die weit verbreitete, militärische Geringschätzung von Söldnern früher Epochen. Der Wert eines Söldners richtete sich für den Auftraggeber nach seinem Nutzen und Fähigkeiten. „Ramschsöldner“ hatten miserable „Marktchancen“, besonders für reiche „Arbeitgeber“, als welche wir Karthago wohl ansehen können! Zumal ein schlechter Söldner ebensoviel isst, wie ein guter Söldner…
Weiterhin bestand die karthagische Armee auch gar nicht nur aus Söldnern, sondern ähnlich wie die römische Armee zu großen Teilen aus verbündeten Kontingenten (etwa die berühmten numidischen Reiter, oder auch spanische Truppen). Bekannt ist allerdings, dass die „Eigentruppen“ Karthagos selbst, bei seinen Feldzügen nie eine nennenswerte Rolle spielten. Man interpretiert das gerne als Folge eines generellen Unwillens und militärischer „Unbrauchbarkeit dieses Menschenschlages“. Ich gebe dabei folgendes zu bedenken:

1. Die punische Eigenpopulation im karthagischen Reich war eher begrenzt, riesige Armeen konnten also daraus nicht gebildet werden.
2. Die Punier waren hervorragende Händler, Seefahrer und fähig gewaltige Agrarüberschüsse produzieren zu können. Man konnte das so gewonnene Geld gut in qualitativ sehr professionelle Söldnerheere umsetzen, die dazu noch „entbehrlich waren“!
3. Gegen Karthager/Punier als Soldaten selbst kämpfte Rom allerdings auch – und zwar meist auf afrikanischem Boden. Beim Endkampf Karthagos im 3. Punischen Krieg kann man sehen, zu welchen Leistungen sie sich aufschwingen konnten!
4. Die „Wankelmütigkeit“ der karthagischen Verbündeten ist doch bereits mehrfach angesprochen worden: Abfall von spanischen Stämmen, numidischen Verbündeten und gar Aufstände der Libyer sind doch sehr gut dokumentiert! Was wäre wohl gewesen, wenn nicht eine starke, karthagische Truppe immer in Africa zurückgehalten worden wäre? Nicht nur gegen eine entscheidungssuchende Invasion von Außen, sondern auch im Bezug auf die Loyalität der eigenen Verbündeten? Karthago musste also nach meinem Erachten besonders darum bestrebt sein, im eigenen Umland über besonders loyale Truppen verfügen zu können. Bekanntlich gehört die Loyalität von Söldnern ab einem gewissen Punkt gerne jenen, die am meisten bieten können. Aus Karthagern gebildete Truppen waren also am besten geeignet, die ureigensten Interessen ihres Reiches vor allem in Africa selbst zu wahren. Hier liegt m.E. der Kern um die ständige Diskussion über karthagische Söldner und „kriegsuntüchtige Karthager“!
 
Weiterhin bestand die karthagische Armee auch gar nicht nur aus Söldnern, sondern ähnlich wie die römische Armee zu großen Teilen aus verbündeten Kontingenten

Wir wissen leider viel zu wenig über das Verhältnis zwischen der Stadt Karthago und den Umlandbewohnern.
Richtig, es sind einige Aufstände der Libyer überliefert, andererseits scheint es durchaus zu einer gewissen Assimilation gekommen zu sein.
Bezeichnend ist, dass noch der spätere Caesar Septimus Severus aus Leptis als Muttersprache punisch sprach, seine Familie aber dem Ritterstand angehörte. Das Punische war also offensichtlich weder verpönt, noch auf einfache Landarbeiter beschränkt.
 
Zu Söldnern und punischem Weiterleben in Afrika unter römischer Herrschaft

Wir wissen leider viel zu wenig über das Verhältnis zwischen der Stadt Karthago und den Umlandbewohnern.
Richtig, es sind einige Aufstände der Libyer überliefert, andererseits scheint es durchaus zu einer gewissen Assimilation gekommen zu sein.
Bezeichnend ist, dass noch der spätere Caesar Septimus Severus aus Leptis als Muttersprache punisch sprach, seine Familie aber dem Ritterstand angehörte. Das Punische war also offensichtlich weder verpönt, noch auf einfache Landarbeiter beschränkt.

Da kann ich dir nur Recht geben!
...wie generell die karthagischen Quellen sehr spärlich sind. Es gibt aber genügend Hinweise darauf, dass die Verbündeten Kontingente zu stellen hatten. Inwieweit deren laufende Kosten dann über Karthago abgewickelt wurden kann ich offen lassen. Ebenso, wie die Mannschaften wohl einen laufenden Sold erhielten. Da dies bei den römischen Legionen offiziell nicht unbedingt so war (laufender Sold), wäre aus deren Sicht die Grenze zum "reinen Söldnertum" fließend gewesen...
Klassische Söldner pflegte Karthago ohne Zweifelebenfalls anzuwerben, wie sich aus dem Verbot weiterhin italische Söldner anzuwerben, als Teil des Friedensvertrages zwischen Rom und Karthago am Ende des 1. Punischen Krieges sehr gut ablesen lässt. Die Karthager hatten damals bekanntlich auch griechische Söldner angeheuert (siehe Söldnerkrieg). Einige der rebellierenden Söldnerführer trugen griechische Namen und zuvor hatte ein Spartaner nach den ersten Niederlagen gegen Rom die karthagische Armee neu aufbauen helfen.
Söldnerkrieg ? Wikipedia

Dein Hinweis auf Septimus Severus rundet das Bild schön ab, dass die punische Sprache in der Provinz Africa überlebte und durchaus nicht etwa geächtet war. Die Vernichtung der Stadt Karthago war nicht das Ende punischen Lebens in dieser Provinz, wie gerne vorschnell unterstellt werden könnte. Es gab einige punische Städte, die rechtzeitig auf die Seite der Römer übergetreten waren, und sich dabei teils sogar eine gute Ausgangsbasis für ihr weiteres Prosperieren unter römischer Herrschaft sichern konnten.
Beispielsweise war Utica wohl die älteste aller punischen Stadtgründungen im heutigen Tunesien gewesen, älter noch als Karthago und galt einige Zeit als deren Konkurrent um die Vorherrschaft unter den dortigen Städten. Dieser Punkt zeigt auch, dass es sich bei der karthagischen Großmacht auch nicht um eine "monolithische Macht" gehandelt hatte, sondern ähnlich wie Rom in gewisser Weise das Zentrum eines vielfältigen Machtgeflechtes gewesen ist. Utica war während des 3. Punischen Krieges, der zur Zerstörung Karthagos führte, ein Verbündeter Roms! Bis das durch Römer später wieder neu gegründete Karthago zur Hauptstadt der römischen Provinz Africa erklärt wurde, hatte Utica diese Position inne. Utica hatte sich durch seinen Frontwechsel den Status einer freien Stadt innerhalb des römischen Machtbereichs sichern können.
Das Kapitel zu Nordafrika in dem Buch „Rom und das Reich: Die Regionen des Reiches 44 v.Chr. – 260 n.Chr.“ vermittelt einen guten ersten Eindruck zur Romanisierung und den dortigen Ethnien.
 
Vielleicht sollte man nicht so klar zwischen "Söldnern" und "Kontingenten von Verbündeten" trennen, die Grenzen dürften vielfach fließend gewesen sein.
"Echte" Söldner waren vor allem die Griechen, da sie großteils von außerhalb des karthagischen Machtbereichs stammten, ebenso die Ligurer und großteils die Kelten.
Echte Kontingente von Verbündeten, die diese zu stellen hatten, scheinen eher ad hoc eingesetzt worden zu sein, vor allem in Spanien. Wenn also z. B. die Römer auftauchten oder ein Aufstand niederzuschlagen war, wurden rasch Kontingente der umliegenden, mehr oder weniger Karthago unterstehenden Ibererstämme eingezogen. Zumindest interpretiere ich die Schilderungen des Krieges in Spanien bei Livius und Appian so. Gekämpft haben diese Kontingente der Verbündeten aber anscheinend nur in ihrer Region, also die Iberer in Spanien. Für Feldzüge außerhalb der Heimatregion scheinen die Karthager nur oder zumindest fast nur auf angeworbene Söldner zurückgegriffen zu haben, nicht auch auf zwangsgestellte Verbündetenkontingente.
Innerhalb des karthagischen Machtbereichs könnte es so gewesen sein, dass Karthago eventuell mit den verschiedensten Völkerschaften (Iberer, Libyer, Balearenbewohner), teils nach vorheriger Unterwerfung, Regelungen traf, die ihm quasi ein Exklusivrecht auf die Söldnerwerbung einräumten und die Völkerschaften umgekehrt verpflichteten, auch großzügig Söldner zu liefern. Da verliefen die Grenzen zwischen Verbündetenkontingenten und Söldnern also möglicherweise fließend.
Dass jedenfalls auch echte Söldner, die also gegen Bezahlung kämpften, aus den Untertanengebieten stammten, sieht man am Söldnerkrieg, wo Polybios unter den rebellierenden Söldnern Iberer, Kelten, Ligurer, Balearenbewohner, Griechen und Libyer nennt.
Ein Sonderfall waren wohl die Numidier, da die Karthager sie nicht direkt wie Untertanen behandelten, sondern mit deren Fürsten (je nach machtpolitischer Situation) mal mehr, mal weniger auf Augenhöhe umgingen und mit ihnen im Bedarfsfall Verträge schlossen, wonach die Numidier Truppen schickten, wofür zumindest die Fürsten in der Regel wohl Gegenleistungen erhielten.
 
Karthago verlor, weil der Karthagische Rat die einmalige Chance, welche sich nach der Schlacht von Cannae ergab, nicht ergriff.
Gewaltige Söldnerheere an verschiedene Sachplätze vor allem aber nach Italien, hätten die Entscheidung zugunsten Karthagos in dieser Zeit erzwingen können.
Später im im Krieg (z.B. 206 in Spanien) stellte man solche Truppen auf, aber da war es schon zu spät.
 
Die Frage, ob Hannibal mit Masse allein gewinnen können hätte, haben wir in den letzten Wochen doch schon diskutiert. Warum jetzt wieder von vorne?
 
Dein Hinweis auf Septimus Severus rundet das Bild schön ab, dass die punische Sprache in der Provinz Africa überlebte und durchaus nicht etwa geächtet war. Die Vernichtung der Stadt Karthago war nicht das Ende punischen Lebens in dieser Provinz, wie gerne vorschnell unterstellt werden könnte. Es gab einige punische Städte, die rechtzeitig auf die Seite der Römer übergetreten waren, und sich dabei teils sogar eine gute Ausgangsbasis für ihr weiteres Prosperieren unter römischer Herrschaft sichern konnten.
Beispielsweise war Utica wohl die älteste aller punischen Stadtgründungen im heutigen Tunesien gewesen, älter noch als Karthago und galt einige Zeit als deren Konkurrent um die Vorherrschaft unter den dortigen Städten. Dieser Punkt zeigt auch, dass es sich bei der karthagischen Großmacht auch nicht um eine "monolithische Macht" gehandelt hatte, sondern ähnlich wie Rom in gewisser Weise das Zentrum eines vielfältigen Machtgeflechtes gewesen ist. Utica war während des 3. Punischen Krieges, der zur Zerstörung Karthagos führte, ein Verbündeter Roms! Bis das durch Römer später wieder neu gegründete Karthago zur Hauptstadt der römischen Provinz Africa erklärt wurde, hatte Utica diese Position inne. Utica hatte sich durch seinen Frontwechsel den Status einer freien Stadt innerhalb des römischen Machtbereichs sichern können.
Das Kapitel zu Nordafrika in dem Buch „Rom und das Reich: Die Regionen des Reiches 44 v.Chr. – 260 n.Chr.“ vermittelt einen guten ersten Eindruck zur Romanisierung und den dortigen Ethnien.


Kaiser Claudius beschäftigte sich mit Historiographie, in die er durch Livius und Asinius Pollio eingeführt wurde. Eine Biographie seines Vaters Drusus durfte er auf Befehl seiner Großmutter Livia nicht vollenden, doch verfasste Claudius zwei nicht erhaltene Geschichtswerke: Eines über Etrurien sowie eine Universalgeschichte Kathargos wobei er offenbar auch auf phönikische Quellen zurückgriff, jedenfalls muss er viel Zeit dafür aufgewendet haben.
 
Woher hast Du das mit Asinius Pollio? Bei Sueton werden nur Livius und Sulpicius Flavus genannt. Außerdem starb Pollio, als Claudius 15 war, er kann ihm also allenfalls Starthilfe gegeben haben.
Und wo steht das mit der Drusus-Biographie? Bei Sueton steht nur, dass er ein Werk ab der Ermordung Caesars schreiben wollte, es aber nach zwei Bänden aufgrund der politisch heiklen zeitgeschichtlichen Thematik abbrechen musste; da funkten ihm seine Mutter und seine Großmutter dazwischen. Daher schrieb er stattdessen ein 41-bändiges Werk, das erst mit dem Ende der Bürgerkriege begann.

Dass Claudius für seine achtbändige Geschichte Karthagos auf punische Quellen zurückgriff, geht aus Sueton auch nicht hervor. Ich halte den Schluss auch nicht unbedingt für zwingend, es gab schließlich verschiedene vor allem griechische (heute leider großteils verlorene) Quellen zur karthagischen Geschichte, die er benützen konnte.
 
Woher hast Du das mit Asinius Pollio? Bei Sueton werden nur Livius und Sulpicius Flavus genannt. Außerdem starb Pollio, als Claudius 15 war, er kann ihm also allenfalls Starthilfe gegeben haben.
Und wo steht das mit der Drusus-Biographie? Bei Sueton steht nur, dass er ein Werk ab der Ermordung Caesars schreiben wollte, es aber nach zwei Bänden aufgrund der politisch heiklen zeitgeschichtlichen Thematik abbrechen musste; da funkten ihm seine Mutter und seine Großmutter dazwischen. Daher schrieb er stattdessen ein 41-bändiges Werk, das erst mit dem Ende der Bürgerkriege begann.

Dass Claudius für seine achtbändige Geschichte Karthagos auf punische Quellen zurückgriff, geht aus Sueton auch nicht hervor. Ich halte den Schluss auch nicht unbedingt für zwingend, es gab schließlich verschiedene vor allem griechische (heute leider großteils verlorene) Quellen zur karthagischen Geschichte, die er benützen konnte.


Ich fürchte, da hat mich mein Gedächtnis getäuscht und ich habe mich vielleicht mehr an Robert Graves, als an Sueton erinnert. In "I Claudius" erwischt Claudius Asinius pollio bei einem falschen Zitat. Pollio hinterlässt Claudius sein eigenes Geschichtswerk und autorisiert Claudius Verbesserungen einzufügen, doch verweigert ihm sein Onkel Tiberius die Schriften. Ich glaubte, in Suetons Claudius oder Tiberiusbiographie sei ein Verweis darauf, dass Ihm Pollio testamentarisch einige Handschriften vermacht habe.
 
Die Frage, ob Hannibal mit Masse allein gewinnen können hätte, haben wir in den letzten Wochen doch schon diskutiert. Warum jetzt wieder von vorne?

Weil der Zeitpunkt entscheidend ist. Das Kurze Zeitfenster von 216 bis maximal 211 war für eine solche Strategie geeignet. Danach hat sich Rom wieder zu stark erholt und die römischen Bürgerheere hatten zu erfahrene Legionäre.


Da die Mehrheit des Karthagischen Rats aber wirtschaftlichen Überlegungen folgte, hielt man es nach Hannibals Sieg bei Cannae nicht für notwendig und zu teuer. Damit wurde die einmalige Chance verpasst und die hier bereits angesprochenen strukturellen Unterschiede wurden entscheidend.
 
Hast du Quellen des karthagischen Senates gelesen in denen das deutlich wird? Mir klingt das allenfalls nach der alten Schiene des semitischen Karthagers der eher auf Gewinn aus war. Ohne dich nun angreifen zu wollen woher nimmst du das wissen über die genauen Ansichten in der karthagischen Führungsschicht?
 
Weil der Zeitpunkt entscheidend ist. Das Kurze Zeitfenster von 216 bis maximal 211 war für eine solche Strategie geeignet. Danach hat sich Rom wieder zu stark erholt und die römischen Bürgerheere hatten zu erfahrene Legionäre.


Da die Mehrheit des Karthagischen Rats aber wirtschaftlichen Überlegungen folgte, hielt man es nach Hannibals Sieg bei Cannae nicht für notwendig und zu teuer. Damit wurde die einmalige Chance verpasst und die hier bereits angesprochenen strukturellen Unterschiede wurden entscheidend.


Wie oft muss ich eigentlich noch fragen warum die karthagische Invasion Siziliens im Jahre 215 ignoriert wird?
 
Hast du Quellen des karthagischen Senates gelesen in denen das deutlich wird? Mir klingt das allenfalls nach der alten Schiene des semitischen Karthagers der eher auf Gewinn aus war. Ohne dich nun angreifen zu wollen woher nimmst du das wissen über die genauen Ansichten in der karthagischen Führungsschicht?

Theodore Ayrault Dodge "Hannibal". Gavin Du Beer "Hannibal ein Leben gegen Rom", und diverse neuere Biographien von Barcelo, Günther, Gabriel. Huss, Die Karthager, sowie Mommsen Römische Geschichte.
Ich beschreibe nicht die Ansichten der Karthager, die kann ich nämlich nicht mit Originalquellen historisch belegen. Das Thema impliziert ein "was wäre gewesen wenn". Ich ziehe Schlussfolgerungen aus dem Verhalten der Karthager, welche auch teilweise von den genannten Autoren gezogen wurden. Karthago stellte gewaltige Heere auf als man sich unmittelbar bedroht fühlte (206 und 205) auch ohne die iberischen Silberminen. Man hatte also offenbar die dafür nötigen Mittel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie oft muss ich eigentlich noch fragen warum die karthagische Invasion Siziliens im Jahre 215 ignoriert wird?

Zunächst einmal war das 213 v. Chr. und nicht 215 unter Himilko. Das Truppenkontingent von 23 000 (andere sprechen von 25 000) war aber nicht ausreichend.

215 hätte ein solches Kontingent noch eine wesentlich stärkere Wirkung entfaltet.
 
Das Truppenkontingent von 23 000 (andere sprechen von 25 000) war aber nicht ausreichend.

Aha.
Nicht ausreichend für was ?

Die Karthagische Flotte operierte seit 216 an den Küsten Siziliens und Sardiniens, wann genau Himilkos Truppen übersetzten, ist unklar (meinetwegen auch 213), zumindest hatten Epikydes und Hippokrates schon 215 oder 214 eine größere libysche/iberische Söldnertruppe auf Sizilien zur Verfügung.

Damit erweist sich jedenfalls die Behauptung, Karthago wäre aus Kostengründen passiv geblieben, als völlig falsch.
 
Theodore Ayrault Dodge "Hannibal". Gavin Du Beer "Hannibal ein Leben gegen Rom", und diverse neuere Biographien von Barcelo, Günther, Gabriel. Huss, Die Karthager, sowie Mommsen Römische Geschichte.
Ich beschreibe nicht die Ansichten der Karthager, die kann ich nämlich nicht mit Originalquellen historisch belegen. Das Thema impliziert ein "was wäre gewesen wenn". Ich ziehe Schlussfolgerungen aus dem Verhalten der Karthager, welche auch teilweise von den genannten Autoren gezogen wurden.
Die Bücher der genannten Autoren sind allesamt keine Quellen. Da ich sie mit Ausnahme von Mommsen nicht gelesen habe, kann ich sie nicht beurteilen, weiß also auch nicht, inwiefern sie ideologisch geprägt oder vorurteilsbehaftet sind. Ich weise aber darauf hin, dass es zumindest früher durchaus beliebt war, Hannibal zum kühnen und tatkräftigen Führer zu stilisieren, der aber leider nicht konnte, wie er wollte, weil ihm der korrupte, neidische und nur an seine Geldinteressen denkende karthagische Senat ständig ins Handwerk pfuschte oder ihn gar im Stich ließ. Insbesondere im Roman "Hannibal" von NS-Autor Mirko Jelusich tritt diese Sichtweise deutlich hervor, dort ist z. B. auch der karthagische Senat als Parlament voll unfähiger missgünstiger Besserwisser schuld an der Niederlage bei Zama, weil er Hannibal die Taktik diktierte, während Hannibal das Scheitern voraussah.

Lediglich bei antiken Quellen besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass der Autor (zumindest indirekt im Umweg über griechische Historiker, die mitunter propunisch schrieben) auch punische Quellen verwertet hat, die möglicherweise tatsächlich zuverlässige Informationen über das Treiben im karthagischen Senat enthielten.
 
Theodore Ayrault Dodge "Hannibal". Gavin Du Beer "Hannibal ein Leben gegen Rom", und diverse neuere Biographien von Barcelo, Günther, Gabriel. Huss, Die Karthager, sowie Mommsen Römische Geschichte.
Ich ziehe Schlussfolgerungen aus dem Verhalten der Karthager, welche auch teilweise von den genannten Autoren gezogen wurden.

Dazu wäre es nett, wenn du angeben könntest, auf welchen Seiten sich dies in den verschiedenen Büchern befindet, so dass man die Chance bekommt das auch selbst nachzulesen.
 
Die Bücher der genannten Autoren sind allesamt keine Quellen. Da ich sie mit Ausnahme von Mommsen nicht gelesen habe, kann ich sie nicht beurteilen, weiß also auch nicht, inwiefern sie ideologisch geprägt oder vorurteilsbehaftet sind.

Huß schreibt explizit, dass Hannibal nach Cannae seinen Bruder Mago nach Karthago entsandte, um Unterstützung einzufordern. Diese wurde mit laut Huß mit überwältigender Mehrheit gebilligt, man beschloss 4000 Kavalleristen, 40 Elefanten und 1000 Talente Silber nach Italien zu schicken, ebenso wurden Mago und Karthalo beauftragt, in Spanien 20000 Infanteristen und 4000 Kavalleristen anzuwerben.
 
Desweiteren schreibt Huß, dass im Frühjahr 215 Mago mit 12000 Infanteristen, 1500 Kavalleristen, 20 Elefanten und 1000 Talenten Silber nach Italien aufbrechen sollte, unter dem Schutz von 60 Schlachtschiffen.
Die Ereignisse in Spanien bewegten allerdings den karthagischen Senat, Mago lieber als Verstärkung nach Spanien zu schicken.
Quellen nennt Huß hier keine, sollte seine Schilderung zutreffen, platzt das Märchen vom "geizigen" und "untätigen" karthagischen Senat wie eine Seifenblase.
 
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