Nahrungsmittel - Wie kam man drauf?

Und? Wärst du auf die Idee gekommen, sie in Salzwasser, Milch, Honig, oder Wein/Essig einzulegen, um sie möglicherweise doch schmackhaft zu bekommen? Oder hättest du dir nicht vielleicht mental ein "Ungenießbar!" notiert?

Ich wusste doch schon, dass Oliven eingelegt köstlich sein können.

Es wird sicher genügend "Probanden" gegeben haben, die vor der Erfindung des Einlegens von Oliven diese als ungenießbar vom Menü gestrichen haben. Aber einer hat das Einlegen in Salzlake eben mal ausprobiert und es hat funktioniert.
 
Zuletzt bearbeitet:
hm, wenn man son alten Baum voller Früchte vor der Tür hat ......

Schlehen als Likör, Gelee u.ä sind ja auch lecker, nach dem sie Frost gekriegt haben, kann man sie ja auch im Munde halten. Aber Wohlgeschmack ist anders...
Wenn man also regelmäßig son Zentner wegkehren mu0, da läßt man sich was einfallen. Irgendwie muß das doch gehen
 
Meinetwegen auch Wasser als Katalysator, damit die Zutaten nicht schon wieder verbrannten. Oder der Versuch einen "Tee" herzustellen, sprich das Trinkwasser mittels kochen zu aromatisieren.
das setzt die Kulturtechniken des Bratens und des Pfannengebrauchs voraus, um gebrutzelte Sachen nicht verbrennen zu lassen (wenn man mit Wasser, Wein oder Öl ablöscht) sofern man die Pfanne nicht einfach vom Feuer nimmt

...bzgl des Tees... ich glaube nicht, dass alle vorhistorischen Menschen britisch gesonnen waren und einen Nachmittagstee erfinden wollten ;):D
 
Zwei Ideen, die glaub ich noch nicht genannt wurden:

Das Motto "In der Not frisst der Teufel fliegen"; evtl war manche kulinarische Entdeckung aus der Not geboren, nichts anderes zu essen mehr zu haben/zu finden.

Systematisches Ausprobieren. Sowohl die gute Kenntnis der Flora und Fauna von Menschen, die direkt von dieser Flora und Fauna leben (müssen), als auch das Wissen um konplexe Methoden, aus erstmal ungenießbaren Pflanzen doch noch essbare Nahrung herzustellen, könnte nicht nur durch Zufälle erklärt werden, sondern durch das umfangreiche und systematische Probieren. Wenn erstmal entdeckt ist, dass sich Dinge durch Einweichen, Kochen etc. verändern lassen, ist es eigentlich recht naheliegend, alle bekannten, bisher ungenießbaren Pflanzen darauf zu untersichen, ob sich der Zustand der Ungenießbarkeit nicht ändern lässt. Spätestens wenn die bekannten Nahrungsquellen nicht so ertragreich sind, wie das zu wünschen wäre, wobei wir wieder bei Punkt eins sind...
 
Einzureihen in die Liste der eher "exotischen" Lebensmittel ist wohl auch Kava-Kava aus Polynesien. Wenn ich mich recht entsinne, hat man das erst mal durchgekaut, wieder ausgespuckt und dann getrunken. Wenn am Ende ein formidabler Rausch winkt, kann man diese eher ungewöhnliche Art der Zubereitung schon mal in Kauf nehmen.

Dann gibt es noch die sogenannten "Tausendjährigen Eier" aus China. Das sind Enteneier, die mehrere Monate in einem Strohgemisch gelagert wurden und mit der Zeit ein sehr spezielles Aroma entwickeln. Die kann man in jedem gutsortierten asiatischen Supermarkt kaufen. Überhaupt findet man dort Lebensmittel, die für Mitteleuropäer sehr gewöhnungsbedürftig sind. Da schrecke ich bereits beim Geruch zurück. Und ob die dort verkauften Nahrungsmittel immer mit den europäischen Lebensmittel-Richtlinien übereinstimmen, glaube ich auch nicht so recht.
Als weitere Steigerung wäre da noch der Buttertee aus Tibet. Wenn möglich, sollte die Butter bereits etwas ranzig sein.
Umgekehrt ekeln sich viele Chinesen vor Käse, der vom Geruch her auch recht gewöhnungsbedürftig ist. Das Käse eine Spezialität ist, muss man geschmacklich erst mal lernen.
Fazit, Geschmäcker sind unterschiedlich, man passt sich den jeweiligen Gegebenheiten an und aus scheinbar ekeligen Dingen werden Delikatessen.
Gerade bei Diskussionen über Geschmack und Essen sollte man nicht zu eurozentrisch sein.

Um noch mal auf die Oliven zurückzukommen; wenn bereits die Römer Oliven veredelt haben, muss es Mutationen gegeben haben, also Sorten, die besonders viel Öl lieferten ect. Sonst macht Veredelung keinen Sinn.
Wir können also davon ausgehen, dass solche Mutationen bereits vorher auftraten und die Menschen sie anfangs mangels Kenntnis nicht vermehren konnten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fazit, Geschmäcker sind unterschiedlich, man passt sich den jeweiligen Gegebenheiten an und aus scheinbar ekeligen Dingen werden Delikatessen.
Gerade bei Diskussionen über Geschmack und Essen sollte man nicht zu eurozentrisch sein.

Genau darum geht es nicht, um die "über Geschmack lässt sich nicht streiten"-Problematik.
Es geht um die Frage, wie man Dinge, die objektiv ungenießbar oder gar giftig sind/waren ungiftig/genießbar macht und wie die Menschen darauf kamen, v.a. dann, wenn die Lösung eben nicht naheliegend ist.

Das Problem bei einem Großteil der bisherigen Antworten ist zu einem, dass das Wissen um die Lösung z.T. schon vorausgesetzt wird, zum anderen, dass den Menschen eine Experimentierfreude unterstellt wird - die ich im Prinzip gar nicht in Abrede stelle - die aber unserem Erfahrungswissen entgegengesetzt ist. Wenn das Erfahrungswissen ist, dass Produkt x giftig/ungenießbar ist, dann ist die Motivation es genießbar zu machen mangels Erfolgsaussichten doch eher gering. Wenn es nur um die zwar ungenießbare, aber auch ungiftige Olive geht, hat man zwar, was das Experimentieren angeht, mehrere Freiversuche, bei Fugu hat man das aber nicht. Da ist bei jedem gescheiterten Versuch den Fisch genießbar zu machen ein Probant tot.
Trotzdem hat man es geschafft, aus Fugu eine Delikatesse zu machen, deren Genuss die meisten Genießer glücklich überleben.
 
Genau darum geht es nicht, um die "über Geschmack lässt sich nicht streiten"-Problematik.
Es geht um die Frage, wie man Dinge, die objektiv ungenießbar oder gar giftig sind/waren ungiftig/genießbar macht und wie die Menschen darauf kamen, v.a. dann, wenn die Lösung eben nicht naheliegend ist.
objektiv ungenießbar - was sollte man sich darunter vorstellen? Sardellenpaste, die eine entfernte Ahnung von Garum vermittelt, ist erfahrungsgemäß nicht jedermanns Geschmack: hier würde der eine ungenießbar, der andere genießbar sagen. So lange etwas, das verzehrt werden kann, nicht sehr giftig ist, kann man über objektive Ungenießbarkeit nicht viel sagen. ...wer weiß, vielleicht schmeckten manchen Leuten vor ca. 6000 Jahren gereifte Oliven, und sei es nur als Würzzusatz?

gib es nicht Kulturen, denen Käse und andere Milchprodukte zuwider sind - und das, obwohl solche Produkte nicht giftig sind?

giftig ist was anderes - es gibt eine Reihe Pilze, die erst nachdem man sie gehäutet und gekocht hat nicht mehr giftig sind: diese hat man sicher nicht verzehrt, bevor man das abschälen und das abkochen gelernt hatte. hier stellt sich durchaus die Frage, wie man darauf gekommen sein konnte, die roh und ungeschält giftigen Pilze zu verwenden.
 
giftig ist was anderes

Natürlich ist giftig etwas anderes, deshalb schrieb ich ja auch "genießbar oder giftig" und nicht "genießbar und giftig".

objektiv ungenießbar - was sollte man sich darunter vorstellen?
Begib dich zur Erntezeit in ein Olivenanbaugebiet und pflücke eine Olive vom Baum und du wirst merken, was damit gemeint ist. So lange kann ich dir nur mit folgendem dienen:

Die Olivenernte in Andalusien findet, je nach Art und gewünschtem Reifegrad zwischen November und Februar statt. Mit diesem Wissen habe ich vor einigen Jahren mehrfach den Versuch unternommen, mir Oliven frisch vom Baum zu genehmigen. Aber ich muss selbst Olivenliebhabern davon aufs dringlichste abraten, diesen Versuch zu wiederholen. Das erste mal probierte ich eine frisch gepflückte Olive im November, ein zweites Mal im Dezember und schließlich ein drittes Mal im Januar, als überall auf den Feldern die Ernte in vollem Gange war. Aber alle drei Mal spuckte ich den Olivenbrei völlig angeekelt wieder aus. Dabei liebe ich Oliven eigentlich.

In Kroatien habe ich mal auf Bitten des Besitzers eine Olive probiert. Die war total bitter. Da kann ich El Q nur zustimmen. Frisch gepflückt schmecken sie nicht.

El Quijote, ich hab's und es war kein Hochgenuss. Die Olive war schneller ausgespuckt als im Mund drin =)

Ich komme also zu folgendem Schluss:
Wahrscheinlich muss man mal eine Olive frisch vom Baum probiert haben, um das Problem zu verstehen.
 
Wenn das Erfahrungswissen ist, dass Produkt x giftig/ungenießbar ist, dann ist die Motivation es genießbar zu machen mangels Erfolgsaussichten doch eher gering.
Hätte man vor Jahrtausenden dieses Denkmodell gekannt und sich daran gehalten, dann hätte die Antike keine Olivenplantagen und Sarumfabriken - womöglich ist unser rationales Denken nicht geeignet, die Vorgehensweise(n) unserer Vorfahren in dieser Angelegenheit nachzuvollziehen.
Wir haben heute zahllose Wurstsorten, zahllose Rezepte, reichlichste Vorräte an Nahrungsmitteln - hierbei sind allerdings manche Nahrungsmittel und Rezepturen der früheren Zeiten quasi ausgestorben. Laut Wiki hat man ca. 4000 v. Chr. damit begonnen, Oliven zu verwenden (und zwar Mutationen der Wildolive) und zu dieser Zeit hatte man den heutigen Überfluß nicht, wollte aber dennoch satt werden. Wenn relativer Mangel herrscht, dann muss man Alternativen suchen bzw. den kargen Speisezettel erweitern. Salzen, kochen, garen, braten war zu der Zeit, da man an die Oliven ging, schon bekannt: mit den Dingern zu experimentieren scheint mir da gar nicht so abwegig (abwegiger ist manche salopp gesagt "Gammel"-Essbarmachung). Man wird rasch bemerkt haben, dass die Olive kein Knollenblätterpilz ist, denn vom probieren der unbehandelt unschmackhaften Kernfrucht ist sicher niemand gestorben. Ich kann mir gut vorstellen, dass man in solchen Zeiten alles, was nicht als giftig erkannt war, irgendwie beknabberte und nutzbar zu machen versuchte - bei der Olive hat sich das ja bewährt.
 
Wenn das Erfahrungswissen ist, dass Produkt x giftig/ungenießbar ist, dann ist die Motivation es genießbar zu machen mangels Erfolgsaussichten doch eher gering.
woher kommt denn das Erfahrungswissen, dass dies oder jenes, was man pflücken oder fangen kann, giftig ist? ...es stand damals sicher nicht in botanischen Lehrbüchern ;)
...in Zeiten, in denen durch "rohe Empirie" (Immermann, Münchhausen) das Wissen um die Giftigkeit erkostet werden musste, ist vorstellbar, dass man bei den Köchen und Vorkostern Ausfälle in Kauf nahm, um Erkenntnisse zu gewinnen (?)
 
Hätte man vor Jahrtausenden dieses Denkmodell gekannt und sich daran gehalten, dann hätte die Antike keine Olivenplantagen und Sarumfabriken - womöglich ist unser rationales Denken nicht geeignet, die Vorgehensweise(n) unserer Vorfahren in dieser Angelegenheit nachzuvollziehen.

Garum ließ sich akzidentell entdecken, Fisch fault nun mal von alleine, ganz besonders in der Sonne, dazu braucht es keine großartige Experimentierfreude.
Lös dich mal von Oliven und Garum und erkläre doch mal die Entwicklung von Fugu als Delikatesse. Ein falscher Schnitt und das Fleisch ist vergiftet.

Wir haben heute zahllose Wurstsorten, zahllose Rezepte, reichlichste Vorräte an Nahrungsmitteln - hierbei sind allerdings manche Nahrungsmittel und Rezepturen der früheren Zeiten quasi ausgestorben. Laut Wiki hat man ca. 4000 v. Chr. damit begonnen, Oliven zu verwenden (und zwar Mutationen der Wildolive) und zu dieser Zeit hatte man den heutigen Überfluß nicht, wollte aber dennoch satt werden. Wenn relativer Mangel herrscht, dann muss man Alternativen suchen bzw. den kargen Speisezettel erweitern. Salzen, kochen, garen, braten war zu der Zeit, da man an die Oliven ging, schon bekannt: mit den Dingern zu experimentieren scheint mir da gar nicht so abwegig (abwegiger ist manche salopp gesagt "Gammel"-Essbarmachung). Man wird rasch bemerkt haben, dass die Olive kein Knollenblätterpilz ist, denn vom probieren der unbehandelt unschmackhaften Kernfrucht ist sicher niemand gestorben. Ich kann mir gut vorstellen, dass man in solchen Zeiten alles, was nicht als giftig erkannt war, irgendwie beknabberte und nutzbar zu machen versuchte - bei der Olive hat sich das ja bewährt.

Bei der Olive ist mir längst klar, wie das in etwa gelaufen sein muss, dank Sheiks gestrigem Einwand. Renas Hypothese scheint mir danach ganz vernünftig zu sein. An ein Herumexperimentieren ohne eine klare Zielvorstellung mag ich einfach nicht glauben. Dafür dürften auch die Ressourcen zu schade gewesen sein.
 
woher kommt denn das Erfahrungswissen, dass dies oder jenes, was man pflücken oder fangen kann, giftig ist? ...es stand damals sicher nicht in botanischen Lehrbüchern ;)
...in Zeiten, in denen durch "rohe Empirie" (Immermann, Münchhausen) das Wissen um die Giftigkeit erkostet werden musste, ist vorstellbar, dass man bei den Köchen und Vorkostern Ausfälle in Kauf nahm, um Erkenntnisse zu gewinnen (?)

Natürlich musste man auch das dieses Erfahrungswissen gewinnen. Aber dann wusste man ziemlich schnell: Tollkirsche, Knollenblätterpilz, Feuerfisch = böse!

Aber noch mal: Welche Motivation sollte man haben - wenn man nicht akzidentell entdeckt, dass Oliven durch Salz die Bitterstoffe entzogen werden und sie so plötzlich genießbar sind - nicht schmeckende Oliven mit nicht schmeckendem Salzwasser zu kombinieren? Mit Hunger allein lässt sich das nicht begründen, schließlich war man nicht auf eine Olivendiät gesetzt. Die Kombination ist eben ohne Kenntnisse von Lebensmittelchemie, insbesondere der Osmose, bzw. entsprechendem Erfahrungswissen absolut nicht nahe liegend, es fehlt der motivatorische Aspekt.
 
Lös dich mal von Oliven und Garum und erkläre doch mal die Entwicklung von Fugu als Delikatesse. Ein falscher Schnitt und das Fleisch ist vergiftet.
Nochmals gern: vergiss nicht die halluzinogene Wirkung der Leber, den eigentlichen Anreiz... ;) Opium war übrigens auch sowohl als Rauschgift, als auch als Tötungsmethode beliebt (letzteres auch mal offensichtlich - statt Giftbecher eine Opiumkugel).
 
Zurück
Oben