Der Rassebegriff biologisch und politisch

Gerne nehme ich an,
dass der Mayr im Alter von 98 noch die geistige Taufrische hatte und seine ungebrochene Lernfähigkeit auch im Alter von 80 noch reichlich genießen durfte.
Insofern kann auch ich nicht den Einwand Silesias nachvollziehen.
Und hat denn nicht auch der Heesters erst mit hundert die volle Pracht seiner Kunst entfaltet?

=)
Ja, hat er (Heesters). :D

Im Ernst: der Beitrag von Cannabich oben enthält eine wenig kunstvolle resp. recht platte Verdrehung meiner Aussage, da von der Senilität nicht die Rede war, und das auch keine Rolle spielt.

Wie man an der Antwort sieht, kam zum eigentlichen Einwand: nichts. Das ist allerdings keine Überraschung, da es auch nichts diesbezügliches gibt.

Enzyklopädische Nachweise werden dann mit "linientreu" beantwortet, was auf die bloß weltanschauliche Basis seiner Ausführung schließen lässt. Ebenso erhellend.

Schließlich enthält der Folgebeitrag eine weitere kleine, aber wichtige Verdrehung: bei mir war von der Humangenetik die Rede, was nun von Cannabich auf die Ebene jeder Wissenschaft gezogen wird. Damit könnten wir nun auch bei den Betriebswirtschaftlern und Juristen nachfragen, was sie dazu meinen.
 
der Beitrag von Cannabich oben enthält eine wenig kunstvolle resp. recht platte Verdrehung meiner Aussage, da von der Senilität nicht die Rede war, und das auch keine Rolle spielt.

Wie man an der Antwort sieht, kam zum eigentlichen Einwand: nichts. Das ist allerdings keine Überraschung, da es auch nichts diesbezügliches gibt.

Enzyklopädische Nachweise werden dann mit "linientreu" beantwortet, was auf die bloß weltanschauliche Basis seiner Ausführung schließen lässt. Ebenso erhellend.
Nach diesem Ad-hominem-Geplapper zur Sache:

Schließlich enthält der Folgebeitrag eine weitere kleine, aber wichtige Verdrehung: bei mir war von der Humangenetik die Rede, was nun von Cannabich auf die Ebene jeder Wissenschaft gezogen wird.

1.) Falsch. Du hast dich diesbezüglich auch über den generell wissenschaftlichen Charakter geäußert:

"den wissenschaftlichen Aspekt, für den das Kriterium offensichtlich erledigt ist."

2.) Aber auch in der Einschränkung, in die du dich jetzt zurückziehst, ist deine Behauptung falsch. Denn es gibt auch bedeutende Humangenetiker, die den Rassebegriff verteidigen. Folglich ist er auch im spezifischen Terrain der Humangenetik nicht "erledigt".
 
"[...]Genetically, race does not really exist."

Das ist der Stand 2010, und auch 2013.:winke:
Wo Du Deinen abwegigen Standpunkt her hast, ist mir ein Rätsel.

Aber eine Bemerkung am Rande: das der Begriff in Diskussionen oder umgangasprachlich benutzt wird, bedeutet nicht, dass er als (human-)genetische Kategorie bzw. Differenzierungsmerkmal verwendet wird, geschweige denn noch nach ghM akzeptiert ist.

und Cannabich schreibt:
[...] ist deine Behauptung falsch. Denn es gibt auch bedeutende Humangenetiker, die den Rassebegriff verteidigen. Folglich ist er auch im spezifischen Terrain der Humangenetik nicht "erledigt".

Als interessierter Leser dieser Diskussion, aber leider ziemlich unwissend auf dem Gebiet, frage ich mich natürlich, was davon denn nun "dem" heutigen Forschungsstand entspricht. Oder ist sich die Forschung darin, ob es im biologischen Sinne verschiedene "Menschenrassen" gibt, tatsächlich uneinig?
Ich persönlich kenne nur die Meinung, dass, wollte man biologisch-fachgerecht den i. d. Zoologie gebräuchlichen Begriff "Rasse" auf die Menschen übertragen, man von der Rasse "Menschheit" sprechen müsste. Das was ich vom Hörensagen kenne, muss nicht sehr aussagekräftig sein, aber ich kenne es ungefähr so, wie ich es in Rasse ? Wikipediafinde:
In der Biologie wird die Art Homo sapiens heute nicht mehr in Rassen unterteilt. Molekularbiologische und populationsgenetische Forschungen haben seit den 1970er Jahren gezeigt, dass eine systematische Unterteilung der Menschen in Unterarten ihrer enormen Vielfalt und den fließenden Übergängen zwischen geographischen Populationen nicht gerecht wird. Zudem wurde herausgefunden, dass der größte Teil genetischer Unterschiede beim Menschen innerhalb einer geographischen Population zu finden ist.[13] Die Einteilung des Menschen in Rassen entspricht damit nicht mehr dem Stand der Wissenschaft.
 
Oder ist sich die Forschung darin, ob es im biologischen Sinne verschiedene "Menschenrassen" gibt, tatsächlich uneinig?
Ich will etwas präzisieren. Um zu untersuchen, ob es Menschenrassen gibt, müsste man sich zuerst mal auf einen der verschiedenen Rassebegriffe festlegen, damit klar ist, wovon die Rede sein soll.

Die Diskussion dreht sich momentan aber darum, ob überhaupt einer der Rassebegriffe, die in der Wissenschaft im Umlauf sind bzw. waren, heute (noch) als wissenschaftlich seriöses Konzept anerkannt ist.

Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts war der Rassebegriff in der Wissenschaft weitgehend verpönt und er wurde mit auch ideologisch motiviertem Nachdruck vielfach für tot erklärt.

Während nun Silesia diese wissenschaftssoziologische Momentaufnahme auch auf die heutige Situation projiziert und sich als Gralshüterin der "rassefreien Wissenschaft" gebärdet, weise ich darauf hin, dass sich gerade in den letzten 10 Jahren eine Trendwende abzeichnet und heute verschiedene hochkarätige Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsgebieten, auch Biologen, auch Humangenetiker bestrebt sind, der Rassebegriff zu rehabilitieren.

Derzeit ist darum eine hitzige Debatte im Gange zwischen Verteidigern des Begriffsbanns und Verfechtern des Begriffes. Davon, dass der Rassebegriff in der Wissenschaft - wie Silesia behauptet - erledigt sei, kann deshalb keine Rede sein.

Zudem wurde herausgefunden, dass der größte Teil genetischer Unterschiede beim Menschen innerhalb einer geographischen Population zu finden ist.[13] Die Einteilung des Menschen in Rassen entspricht damit nicht mehr dem Stand der Wissenschaft.
An diesem Beispiel kann man die Entwicklung der Diskussion sehr schön illustrieren. Das hier von dir angeführte Argument wurde in den 1972 von Lewontin in die Debatte eingebracht und genoss alsbald und bis heute Kultstatus bei Verächtern des Rassebegriffes. Und das, obwohl es bereits 1977 von Mitton widerlegt wurde. Aber im Rausch der politischen Korrektheit wurde die Widerlegung übersehen, ignoriert, wie auch immer. Erst als 2003 Edwards auf gleiche Weise argumentierte, lernte eine breitere Öffentlichkeit den nunmehr als "Lewontin's Fallacy" bekannten Fehler kennen. Und an dieser Arbeit von Edwards entzündete sich eine lebhafte wissenschaftliche Debatte, sie bis heute anhält und alles andere als einen Konsens über den angeblich "erledigten" Rassebegriff darstellt.
 
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Ich will etwas präzisieren. Um zu untersuchen, ob es Menschenrassen gibt, müsste man sich zuerst mal auf einen der verschiedenen Rassebegriffe festlegen, damit klar ist, wovon die Rede sein soll.

Die Diskussion dreht sich momentan aber darum, ob überhaupt einer der Rassebegriffe, die in der Wissenschaft im Umlauf sind bzw. waren, heute (noch) als wissenschaftlich seriöses Konzept anerkannt ist.

Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts war der Rassebegriff in der Wissenschaft weitgehend verpönt und er wurde mit auch ideologisch motiviertem Nachdruck vielfach für tot erklärt.

Während nun Silesia diese wissenschaftssoziologische Momentaufnahme auch auf die heutige Situation projiziert und sich als Gralshüterin der "rassefreien Wissenschaft" gebärdet, weise ich darauf hin, dass sich gerade in den letzten 10 Jahren eine Trendwende abzeichnet und heute verschiedene hochkarätige Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsgebieten, auch Biologen, auch Humangenetiker bestrebt sind, der Rassebegriff zu rehabilitieren.

Derzeit ist darum eine hitzige Debatte im Gange zwischen Verteidigern des Begriffsbanns und Verfechtern des Begriffes. Davon, dass der Rassebegriff in der Wissenschaft - wie Silesia behauptet - erledigt sei, kann deshalb keine Rede sein.

Erstmal danke für die Erläuterungen, Cannabich. Ich gebe gerne zu, dass ich die Diskussion in ihrer Tiefe nicht ganz durchschaue. Aber der Begriff "Rasse" kommt doch ursprünglich aus der Zoologie und wird auch heute noch dort sinnvoll verwendet, oder? Was für einen wissenschaftlichen Rasse-Begriff sollte es denn sonst noch geben - oder besser: ... gibt es denn sonst noch? Ich dachte die Frage ließe sich darauf zuspitzen, ob Rassen, wie sie die Zoologen definieren, auch in der Menschheit unterschieden werden können. Hab ich Euch damit ganz falsch verstanden? Über "Rasse" welcher Definition "streitet" ihr Euch denn?
 
Erstmal danke für die Erläuterungen, Cannabich. Ich gebe gerne zu, dass ich die Diskussion in ihrer Tiefe nicht ganz durchschaue. Aber der Begriff "Rasse" kommt doch ursprünglich aus der Zoologie und wird auch heute noch dort sinnvoll verwendet, oder? Was für einen wissenschaftlichen Rasse-Begriff sollte es denn sonst noch geben - oder besser: ... gibt es denn sonst noch? Ich dachte die Frage ließe sich darauf zuspitzen, ob Rassen, wie sie die Zoologen definieren, auch in der Menschheit unterschieden werden können. Hab ich Euch damit ganz falsch verstanden? Über "Rasse" welcher Definition "streitet" ihr Euch denn?
Grob kann man z.B. unterscheiden, ob man einen phänotypischen (=an den äußerlich erkennbaren Erscheinungsmerkmalen) oder einen genotypischen Rassebegriff verwenden will. Und wenn man auf die Genetik referiert, muss geklärt werden, ob man spezifische genetische Merkmale (und dann ideoliert oder in funktionellem Zusammenhant verbunden) oder die genetische Struktur in ihrer Gesamtheit zur Bestimmung des Ähnlichkeitsmaßes heranziehen will, welches dann mittels der Methode der Clusteranalyse zur Kategorisierung führt.

Was mich unabhängig von diesen Spezifikationen immer sehr interessiert: Wie ordnen die Gegner von Rassebegriffen den Menschen evolutionär ein? Sehen sie ihn als das einzige Lebewesen der Naturgeschichte, das sich der subkollektiven Diversifikation verweigert? Oder ist die Menschheitsgeschichte nur noch zu jung, sodass die Rassenbildung NOCH nicht stattgefunden hat. Falls letzteres: Ist "Rasse" dann irgendwann nicht mehr "böse", wenn es so weit sein wird. Und if so, warum ist es dann heute böse? Fragen über Fragen.
 
Grob kann man z.B. unterscheiden, ob man einen phänotypischen (=an den äußerlich erkennbaren Erscheinungsmerkmalen) oder einen genotypischen Rassebegriff verwenden will. Und wenn man auf die Genetik referiert, muss geklärt werden, ob man spezifische genetische Merkmale (und dann ideoliert oder in funktionellem Zusammenhant verbunden) oder die genetische Struktur in ihrer Gesamtheit zur Bestimmung des Ähnlichkeitsmaßes heranziehen will, welches dann mittels der Methode der Clusteranalyse zur Kategorisierung führt.

Folglich ist der Rasse-Begriff auch in der Zoologie noch mehrdeutig? Ich habe gehofft, die Zoologen würden uns da eine eindeutige Definition von "Rasse" liefern, welche die Humangenetiker und Anthropologen dann nur noch aufgreifen müssten, zu ihrer Beurteilung, ob es verschiedene "Menschenrassen" gibt oder nicht. Aber dem ist nicht so? Wäre schade ...
 
@buschhons:
Die Anhänger eines humangenetischen Rassebegriffs beziehen sich auf angebliche genetische Unterschiede.

Wie zuletzt die Witherspoon-Studie belegt hat, sind die genetischen Unterschiede zwischen Mitgliedern derselben Pools/regionalen "samples" größer als zwischen verschiedenen pools/so vertretenen "Rassen".

"The statistics CC, and CT are closely related by design. To illustrate the relationships between them, the distributions of the genetic measures that underlie them are shown in Figure 1. For simplicity, only two populations (Europeans and sub-Saharan Africans) and 50 typical loci randomly chosen from the insertions data set are used. The distributions of pairwise genetic distances for within- and between-population pairs of individuals (Figure 1A) overlap considerably even for these geographically isolated populations. The dissimilarity fraction, is 20%, indicating that between-population pairs are more similar than within-population pairs one-fifth of the time. In contrast, the distributions of individuals' distances to the centroids of their own or different populations (Figure 1B) show much less overlap, resulting in CC = 4.2%. The population trait value distributions for Africans and Europeans overlap for just three individuals, yielding CT = 1.8%. Classifications using model-based methods such as Structure (Pritchard et al. 2000) achieve 90% accuracy or better using the same data (Bamshad et al. 2003; Witherspoon et al. 2006)."

Ergebnis: Die genetische Distanz innerhalb einer "Rasse" wäre damit (absurderweise) größer als zwischen so gedachten "Rassen". Das ist das Argument, warum in der Humangenetik der Rassebegriff als Einteilungsmerkmal keine Rolle spielt, sondern differenzierte Clusterbildungen benutzt werden. Anhänger von Rassetheorien rekurrieren allerdings gern auf Teilergebnisse, um ihre Theorien zu stützen. Zoologen können zu dieser Diskussion ebenso wenig beitragen wie Juristen.
 
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@buschhons:
Die Anhänger eines humangenetischen Rassebegriffs beziehen sich auf angebliche genetische Unterschiede.

Wie zuletzt die Witherspoon-Studie belegt hat, sind die genetischen Unterschiede zwischen Mitgliedern derselben Pools/regionalen "samples" größer als zwischen verschiedenen pools/so vertretenen "Rassen".

[...]

Ergebnis: Die genetische Distanz innerhalb einer "Rasse" wäre damit (absurderweise) größer als zwischen so gedachten "Rassen". Das ist das Argument, warum in der Humangenetik der Rassebegriff als Einteilungsmerkmal keine Rolle spielt, sondern differenzierte Clusterbildungen benutzt werden. Anhänger von Rassetheorien rekurrieren allerdings gern auf Teilergebnisse, um ihre Theorien zu stützen.

Verstehe ich das richtig, dass Verfechter eines humangenetischen Rassebegriffs im Zweifelsfall oder Extremfall (allein aufgrund genetischer Maßstäbe) Verwandte unterschiedlichen Menschenrassen zuordnen müssten?

Oder gibt es solch einen "Verwandten-Extremfall" nicht und es geht nur um Menschen, die dem gleichen "Menschenschlag" (seit Generationen gleicher Lebensraum, gleiches bzw. ähnl. Aussehen, gleiche Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten usw.) angehören, die aber nicht nachweisbar miteinander verwandt sind?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie zuletzt die Witherspoon-Studie belegt hat, sind die genetischen Unterschiede zwischen Mitgliedern derselben Pools/regionalen "samples" größer als zwischen verschiedenen pools/so vertretenen "Rassen".

Unsinn! Du wiederholst hier einfach nur Lewontin's Fehlschluss als ob er nie widerlegt worden wäre. Dieser Überhang an intrakollektiver gegenüber interkollektiver Diversität ergibt sich eben nur (trivialerweise!) bei isoliertem Locusvergleich. Je mehr man hingegen die gesamte genetische Struktur berücksichtigt, umso mehr verschwindet diese Gegebenheit und verkehrt sich ins Gegenteil. Das Differenzmaß konveriert eben uniform über den genetischen Vektor, nicht punktweise.

Das wäre auch unschwer zu erkennen, wenn man das Fazit von Witherspoon nicht verschweigen würde, das da lautet:

"Witherspoon et al. attempt to answer the question, "How often is a pair of individuals from one population genetically more dissimilar than two individuals chosen from two different populations?". The answer depends on the number of polymorphisms used to define that dissimilarity, and the populations being compared. When they analysed three geographically distinct populations (European, African and East Asian) and measured genetic similarity over many thousands of loci, the answer to their question was "never". "
 
Mal für Leute ohne Ahnung:

Gibt es verschiedene menschliche Rassen?

Wenn ja:
Welche sind das? Was sind die Unterschiede? Was sind die Merkmale?
Sind die Merkmale (äußerlich) eindeutig erkennbar und das Individuum einer Rasse zuordenbar?

Wenn nein: Wozu braucht man dann einen Rassebegriff?
 
Gibt es verschiedene menschliche Rassen?
Die quantitative Humangenetik verneint das.
Das wird auch deutlich, wenn man die verkürzt dargestellte Aussage von Witherspoon (ein Textschnipsel aus Wikipedia) oben vollständig darstellt.
"...[the answer...] depends on the number of polymorphisms used to define that dissimilarity and the populations being compared. The answer, can be read from Figure 2. Given 10 loci, three distinct populations, and the full spectrum of polymorphisms (Figure 2E), the answer is ≅ 0.3, or nearly one-third of the time. With 100 loci, the answer is ∼20% of the time and even using 1000 loci"
Man würde demnach mehrere tausend genetische Marker benötigen, um die Frage mit "Nein" zu beantworten. Dieses Ergebnis betraf nur 3 kontinentale Cluster, die Weltbevölkerung ist noch komplexer.

Wenn ja: Welche sind das? Was sind die Unterschiede? Was sind die Merkmale? Sind die Merkmale (äußerlich) eindeutig erkennbar und das Individuum einer Rasse zuordenbar?
Das ist damit eigentlich erledigt. Die Frage zielt aber richtigerweise auf die unterschiedlichen Phänotypen, die diese Rassediskussionen idR zugrunde liegen.


Wenn nein: Wozu braucht man dann einen Rassebegriff?
Das ist mir auch unklar. Studien zur quantitativen Humangenetik arbeiten mit den dargestellten Clustern, zB kontinentalen Einteilungen.

Das Problem ist eben, wenn solche "Ausschnitte" verwendet werden, um damit Rassediskussionen zu befördern. Oben wird auch nicht das "Fazit" von Witherspoon etc. dargestellt, sondern das lautet folgendermaßen:

"The fact that, given enough [! ...wofür mehrere tausend genetische Marker erforderlich wären, was die Rasseeinteilungen erledigt] genetic data, individuals can be correctly assigned to their populations of origin is compatible with the observation that most human genetic variation is found within populations, not between them. It is also compatible with our finding that, even when the most distinct populations are considered and hundreds of loci are used, individuals are frequently more similar to members of other populations than to members of their own population. Thus, caution should be used when using geographic or genetic ancestry to make inferences about individual phenotypes."
Siehe die Warnung am Schluss, quantitative humangenetische Studien auf Basis zB kontinentaler Cluster für Phänotypen-Einteilungen, häufig Basis von Rassediskussionen, zu übertragen.

Regelmäßig sind Vertreter der Rassedifferenzierung nicht in der Lage, quantitative humangenetische Studien vorzuweisen, die solches anhand von Phänotyp-Clustern belegen sollen. Stattdessen werden Textschnipsel aus zB kontinentalen humangenetischen Clusterstudien verwendet [die sich eigentlich auf kontinentale oder subkontinentale genetische common origins beziehen], die dann auf die Rassediffenrenzierung passen sollen. Wie man oben sieht, verwahren sich Witherspoon etc. schon vorsorglich solchen "Übertragungen", und bestätigen die Hinweise früherer Studien, die - überspitzt - belegen, dass die genetischen Unterschiede innerhalb der baskischen Volksgruppe größer sind als im Vergleich von vielen Basken und Chinesen, während die Phänotypen differieren.

Auf die Nachfrage nach gegenteiligen Studien, oder wissenschaftlichen Enzyklopädien, die diese Studien als state of the art zitieren, oder anthropologischer Fachliteratur, die das Stichwort "Rasse" humangenetisch abstützen, erhält man dann regelmäßig keine Antwort [außer Polemik, wenn auf diese Verdrehungen hingewiesen wird - sie können oben einfach nachgelesen werden]. So auch hier. Oder sind noch Hinweise auf den Eingang zu erwarten?

Ergo:
"Race is a social construction, not a biological construct, and studies currently
indicating alleged genetic bases of racial differences in intelligence fail to make their point even for these socialdefined groups. In general, we need to be careful, in psychological
research, to distinguish our folk conceptions of constructs from the constructs themselves."
http://medicine.yale.edu/labs/kidd/www/440.pdf




@Cannabich
Um Einhaltung der Forenregeln wird gebeten, insbesondere Beleidigungen wie "Geplapper" zu unterlassen. Ich diskutiere hier zwar als User mit, aber die Toleranz hat Grenzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Cannabich
Um Einhaltung der Forenregeln wird gebeten, insbesondere Beleidigungen wie "Geplapper" zu unterlassen. Ich diskutiere hier zwar als User mit, aber die Toleranz hat Grenzen.
Und für die Ad-hominem-Exerzitien, die ich als Geplapper qualifiziert habe, gilt das nicht? Oder gilt hier "Quod licet moderatori non licet posteri"?

Für diejenigen unter den Lesern, die wenig von Genetik verstehen (wozu offenkundig durchaus Silesia zählt), sei an einem Gleichnis erläutert, wie der Lewontin-Silesia-Fehlschluss funktioniert.

"These: Es gibt keine Stilepochen in der Architektur.

Beweis: innerhalb ein und derselben Epoche weichen die einzelnen Bauwerke stärker voneinander ab, als es die Bauwerke epochenübergreifend tun. Man nehme zum Beispiel nur das Merkmal der Höhe des Bauwerks. In der zeitgenössischen Architektur finden wir heute größere Höhendifferenzen zwischen den Bauwerken als wir es zwischen den durchschnittlichen Höhe eines heutigen Bauwerkes und der durchschnittlichen Höhe eines Barockbaus finden. Damit ist ganz klar bewiesen, dass der Stilbegriffe wie "Barockarchitektur" erledigt sind."

Wie ich bereits oben dargelegt habe, hält Witherspoon ganz klar fest, dass, sobald man die gesamte genetische Charakteristik in den Vergleich einbezieht, absolut nichts mehr übrig bleibt von dem Differenzüberhang, den man (trivialerweise und für niemanden verwunderlich!) an ausgewählten Einzelmerkmalen feststellt.

Und wenn das sogar Witherspoon einräumt, der durchaus mit den Begriffsächtern sympathisiert und nicht unbedingt als über der Debatte stehende Autorität vorgeführt werden sollte, dann wird euch nicht überraschen, dass deklarierte Verteidiger des Rassebegriffes (und unter diesen befinden sich hochkarätige Forscher der Weltspitze) noch viel deutlichere Worte finden.
 
Und für die Ad-hominem-Exerzitien, die ich als Geplapper qualifiziert habe, gilt das nicht? Oder gilt hier "Quod licet moderatori non licet posteri"?
Ich habe lediglich Deine beiden Verdrehungen meiner Aussagen angemerkt, wie oben klar nachzulesen ist. Eine persönliche Beleidigung ist dieser rein sachlichen Bemerkung nicht zu entnehmen. Ich kann aber nachvollziehen, dass diese Art von Ablenkungen wichtig sind, wenn substantielle Studien nun schon seit einigen Beiträgen beharrlich abgefordert werden, aber nicht geliefert werden können.

"These: Es gibt keine Stilepochen in der Architektur.
Auch das gibt hinsichtlich des Rassebegriffs erkennbar nichts her.

Wie wäre es mal mit einer Zusammenfassung der Rassediskussion in einer anerkannten wissenschaftlichen Enzyklopedie zur Humangenetik? Oder kommt dazu noch sogar noch eine quantitative Studie? oder wieder Fehlanzeige, außer diffusen Verweisen auf "Hochkaräter"?

Ergo:
"Race is a social construction, not a biological construct, and studies currently indicating alleged genetic bases of racial differences in intelligence fail to make their point even for these socialdefined groups. In general, we need to be careful, in psychological research, to distinguish our folk conceptions of constructs from the constructs themselves."
Zitierte Literatur siehe oben.

Könntest Du dazu mal einige der Hochkaräter zitieren?

Die Frage hatte ich auch gestellt, mit Gewicht auf inhaltliche Wiedergabe bzw. "Zitieren", aber bislang dazu nicht ausser Wikipedia-Schnipsel und einem Architekturgleichnis erhalten.

Wie wäre es denn damit:

Ein Nachweis aus der Encyclopedia of Genetics (Brenner/Miller) oder der Encyclopedia of Anthropology (Brix, oder Stichwort "Races"), der die humangenetische Unterlegung des Rassebegriffs zum Stand der Fachwissenschaften behandelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mich unabhängig von diesen Spezifikationen immer sehr interessiert: Wie ordnen die Gegner von Rassebegriffen den Menschen evolutionär ein? Sehen sie ihn als das einzige Lebewesen der Naturgeschichte, das sich der subkollektiven Diversifikation verweigert? Oder ist die Menschheitsgeschichte nur noch zu jung, sodass die Rassenbildung NOCH nicht stattgefunden hat. Falls letzteres: Ist "Rasse" dann irgendwann nicht mehr "böse", wenn es so weit sein wird. Und if so, warum ist es dann heute böse? Fragen über Fragen.

Biologisch betrachtet zählt der Mensch zu den Primaten, zur Familie der Menschenaffen (Hominidae) und zur Gattung Homo, deren einzige überlebende Art er ist. Eine Unterteilung des Menschen in Rassen ist inzwischen aus der Mode gekommen, da die anthropologischen und äußerlichen Unterschiede so gering sind, dass eine derartige Klassifizierung nicht gerechtfertigt ist. Es gibt innerhalb der Gattung Mensch lediglich eine gewisse Variationsbreite - mehr nicht.

Man muss allerdings zur Kenntnis nehmen, dass einige durchaus seriöse Wissenschaftler noch heute mit dem Begriff der "Rasse" bezogen auf humanbiologische Varietäten operieren. Prominente Beispiele dafür waren die inzwischen verstorbene und wissenschaftlich hoch geachtete Anthropologin Ilse Schwidetzki sowie ihr Vorgänger Egon von Eickstedt. Ilse Schwidetzki brachte zwischen 1968 und 1993 ihre Publikation "Rassengeschichte der Menschheit" heraus.

Sie und auch andere entwickelten eine Klassifizierung der Menschheit in die drei "Großrassen" Europide, Mongolide und Negride, die jeweils zahlreiche "Rassen" umfassen. Die Großrassen, so die Beweisführung, hätten sich während der Eiszeit in drei isolierten geografischen Räumen während der letzten Eiszeit durch Mutation und Selektion herausgebildet. Bis in die 90er Jahre hinein galt das als wissenschaftliches Fundament, während sich später eine Reihe von Anthropologen und Humangenetikern insbesondere vom Rassebegriff distanzierten.

Aktuell ist die Lage hinsichtlich des menschlichen Rassebegriffs unübersichtlich. Er ist insbesondere in den deutschsprachigen Ländern entweder verpönt oder auf dem Rückzug. Die Rassenideologie der Nationalsozialisten und die von ihnen begangenen Verbrechen stellen eine hsitorische Belastung dar, die jede unvoreingenommene Beschäftigung mit der geografischen Variabilität des Menschen erschwert. In den angelsächsischen Ländern hingegen Ist die Diskussion in dieser Hinsicht unverkrampfter und offener.

Inzwischen gibt es auch im deutschen Raum vermittelnde Tendenzen. So bestehen zwar einige Anthropologen auf dem Begriff der drei Großrassen - Europide, Mongolide, Negride - lehnen allerdings den Rassebegriff für die regionalen Typen unterhalb des Niveaus der drei Haptrassen des Menschen ab. Diesen Typen wird in der tat von den meisten Anthropologen kein Rasserang mehr zuerkannt; dennoch sind sie mit statistischen Methoden meist gut unterscheidbar. Für diese Varianten unterhalb der Hauptrassen wird oft der Begriff "Subtypus" gebraucht.


Hier noch ein interessanter Artikel im Spiegel, der die neue Kontroverse "Menschenrassen ja oder nein" behandelt:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-30542778.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Um mehr Klarheit in die durch silesische Nebelgranaten verschleierte Debattenstruktur zu bringen, rekapituliere ich die wesentlichen Punkte:

1) Silesias These ist: In der Wissenschaft gilt der Rassebegriff in Bezug auf Menschen als kein seriöses Wissenschaftliches Konzept. Das impliziert: keine nennenswerten Wissenschaftler verteidigen und/oder verwenden diesen Begriff heute (noch).

2) Meine These ist: Nachdem im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts der Rassebegriff in der Wissenschaft weitgehend (aber keineswegs durchgehend) geächtet war, erlebt er gerade in den letzten 10 Jahren eine Renaissance und es gibt hochkarätige Wissenschaftler, die ihn als seriösen wissenschaftlichen Begriff akzeptieren. Nachdem die Verächter des Begriffes seither nicht ausgestorben sind, gibt es eine hitzige Debatte in der Wissenschaft.

Kurz:
1) Silesia: "Homegene Meinung der Wissenschaft: Rassebegriff unwissenschaftlich"
2) Ich: "Geteilte Meinungen in der Wissenschaft mit auch bedeutenden Stimmen pro Rassebegriff"

Wie versucht Silesia ihre These zu belegen? Sie sucht selektiv nach Autoritäten, die den ihr genehmen Standpunkt vertreten und zitiert diese. Aber das hat natürlich null Argumentationswert. Denn ich habe ja nie bestritten, dass es Wissenschaftler gibt, die den Rassebegriff ablehnen.

Wie kann ich meine These belegen? Alles, was ich tun muss, ist: wichtige Wissenschaftler zitieren, die den Rassebegriff akzeptieren. Damit ist meine These bewiesen, denn ich habe ja im Gegensatz zu Silesia keine flächendeckende Einstellung "der Wissenschaft" zum Rassebegriff behaupten (die ich belegen müsste), sondern darauf hingewiesen, dass es diese Homogenität nicht gibt, die das Urteil "Der Begriff gilt in der Wissenschaft als erledigt" rechtfertigen könnte.

Ich habe bereits Ernst Mayr genannt, den bedeutendsten Evolutionsbiologen der letzten 100 Jahre, der den Rassebegriff 2002 prominent verteidigt hat. Um zwei weitere Promis zu nennen: Auch Watson (Entdecker der DNA) und Dawkins ("God Delusion") anerkennen den Rassebegriff. Aber da Silesia ja solchen Wert auf im Saft ihrer Schaffenskraft stehende Humangenetiker legt, zitiere ich als weiteres Beispiel den als "bedeutendster lebender statistischer Humangenetiker" (also genau das, was wir brauchen) geltende Neil Risch von der Stanford University, der verkündet:

"We provide an epidemiologic perspective on the issue of human categorization in biomedical and genetic research that strongly supports the continued use of self-identified race and ethnicity."

Ich kann noch viele weitere Beispiele nennen, aber nach allem, was ich bisher über Silesias Argumentationsverhalten gelernt hat, hat das wenig Wert, weil sie - wie mir scheint - bedeutend mehr am Verteidigen Ihrer geliebten These interessiert ist als an den Fakten. Aber wer weiss, vielleicht gibt sie ja zu, dass durch solche Gegenbeispiele ihre These vom Erledigtsein des Rassebegriffes in "der" Wissenschaft widerlegt ist.
 
Mein Problem mit Ernst Mayr wäre - jetzt mal ganz formal als wissenschaftlich tätige fachliche Außenseiterin - dass er 2002 bereits 98 Jahre alt war und von Haus aus ja Ornithologe. Man könnte ihm also unterstellen, dass er, was Humanbiologie betrifft, vielleicht nicht ganz auf der Höhe der Zeit war. Deshalb hatte ich nach den anderen Koryphäen gefragt, von denen Du die ganze Zeit sprichst, die Du aber bisher weder genannt, noch zitiert hast.
 
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