Hindenburgs Rolle beim Untergang der Weimarer Republik

Hallo,

da ich noch keine Schreibberechtigung im “Drittes Reich” Forum habe, kann ich leider meinen Beitrag nicht unter dem Topic: http://www.geschichtsforum.de/f66/hindenburgs-politisches-testament-verf-lscht-48202/ veröffentlichen. Ich hoffe, dass mein Beitrag hier nicht gänzlich fehl am Platze ist.


Laut v.Papens “Der Wahrheit eine Gasse” gab es das sg. “Politische Testament”, welches dann ja auch veröffentlicht wurde und das v.Papen “mit verfasst” hat (den Erstentwurf), und einen “persönlichen Brief” Hindenburgs an Hitler der nicht veröffentlicht wurde und als verschollen gilt.
Das “Politische Testament” war als “Rechenschaftsbericht” abgefasst und enthielt in der endgültigen Form nicht mehr die Empfehlung zur Monarchie zurück zu kehren. Diese Empfehlung stand nun lt. v.Papen in dem “persönlichen Brief” an Hitler.

Diese beiden Dokumente sollen vom Privatsekretär v.Papens, Graf Kageneck nach der Beisetzung Hindenburgs von Oskar v. Hindenburg abgeholt worden sein, und wurden dann von v.Papen an Hitler am 15.08.1934 übergeben.

Nach v. Tschirschkys “Erinnerungen eines Hochverräters” wurden die zwei Dokumente allerdings schon am 14.08.1934 von v.Papen und ihm selbst Hitler übergeben. Er schreibt allerdings m.W. nichts von den in den o.g. Zeitungen erwähnten zwei oder drei Exemplaren, von denen er eines “vernichtet” hätte.

Laut Aussage v.Papens Adjutant Graf von der Schulenburg -nach Ende des Krieges- hatte Hindenburg am 11.05.1934 diese zwei Dokumente unterschrieben. Das eine war “an das deutsche Volk”, das andere an den “Reichskanzler Adolf Hitler” adressiert.

Das Gesetz, das u.a. die Vereidigung auf die Person Adolf Hitlers zur Folge hatte wurde einen Tag vor Hindenburgs Tod erlassen und am Todestag dem 02.08.1934 gegen 12 Uhr bekannt gegeben.

Kurz nach Hindenburgs Tod gab Goebbels bekannt, es sei kein Testament gefunden worden und daher anzunehmen, dass Hindenburg auch keines hinterlassen habe. Als das “Politische Testament” dann auftauchte waren es noch vier Tage bis zur “Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches” und lieferte zusammen mit der Rundfunkansprache Oskar v. Hindenburgs natürlich hervorragende Propaganda für die Nazis (“Mein nunmehr verewigter Vater hat in Adolf Hitler seinen unmittelbaren Nachfolger als Oberhaupt des Deutschen Reiches gesehen (...)für die Übergabe des Amtes meines Vaters an den Führer (...) zu stimmen.”)

Wahrscheinlich hätte ein veröffentlichtes Testament von Hindenburg in dem er für die Wiedereinführung der Monarchie ausspricht eine gewisse Auswirkung auf die Abstimmung gehabt. Allerdings muss man fragen wie und von welchen Medien dieses Testament denn überhaupt noch hätte veröffentlicht werden können? v.Papen hatte jedenfalls (erst recht nach seiner “Marburger Rede) kaum eine Möglichkeit ein -den Nazis nicht genehmes- Testament einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Soweit jedenfalls mein Wissenstand... .

Gruß
 
So weit ich mich erinnere wollte Hindenburg Hitler ja erst garnicht als Kanzler. Weil "der große Hindenburg", des Kaisers ehemaliger General ja nicht grade begeistert vom bürgerlichen Adolf war.

Dann gabs aber diese Steigbügelhalter wie Papen, Schleicher, Hindenburgs Sohn und noch irgendeinen Typ die halt durch ihre Handlungen dafür gesorgt haben, dass Hindenburg nix anderes übrig blieb als Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.

Hindenburgs Sohn, Oskar glaube ich, hatte Hitler am 11.10.31 auf der Harzburger Front kennengelernt und war unglaublich begeistert von Hitler und hat dann versucht ihn seinem Vater "schmackhaft zu machen"


von Papen hatte einen großen Einfluss auf den "Verband der Großindustriellen" und hatte die dazu gebracht einen Brief an Hindenburg aufzusetzen, indem sie sich für Hitler aussprachen

Schleicher hatte Hitler irgendwann im Mai verschiedene Versprechen gemacht. u.a Entlassung Brünnings als Reichskanzler, was er dann auch geschafft hatte.
Dann wurde Schleicher erstmal am 03.12.32 RK und scheiterte aber als "sozialer General" der Arbeitsplätze schaffen wollte, ein Programm des Ausgleichs anstrebte und von Brünnings Deflationspolitik Abrücken wollte.
Dann ist er entweder zurück getreten oder wurde entlassen, dass weis ich nicht mehr so genau.

Dann gab es halt keinen anderen gescheiten Kerl für den Posten und weil der Verband der Großindustriellen und Hindenburgs Sohn Hitler ja sooo toll fanden, blieb Hindenburg dann nix anderes mehr übrig als Hitler zum RK zu ernennen

HOFFE DAS HILFT DIR ETWAS WEITER

LG Katja:winke:
 
Hallo,

um auch mal etwas zur ursprünglichen Fragestellung zu sagen: In den 1934 geschriebenen Bericht von Kleist-Schmenzin ist laut Bodo Scheurig (“Ewald von Kleist-Schmenzin – Ein Konservativer gegen Hitler) Hindenburg nicht “glücklich” über seine Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.
In Stahlbergs (ein Verwandter von u.a. Kleist-Schmelzin) “Die verdammte Pflicht” berichtet er, er der zu der Zeit ein Adjutant/Sekretär v. Papens war, über das unmittelbare Geschehen vor Hitlers Ernennung:
“Ich blickte Frau von Papen an, ob ich laufen solle, um das Telegramm ihrem Mann nachzubringen. “Nein, es ist zu spät. Es würde auch nichts nützen. Mein Mann ist fest entschlossen.””

Was Hindenburg damals tat und warum ist m.E. nicht mit “Er ernannte Hitler aus Überzeugung”, oder mit: “Er war so senil und wurde von der `Kamarilla´ gesteuert.” zu erklären. Zu der Zeit, für die Entscheidung, hätte es einen Churchill, einen Bismarck oder ein vergleichbares Kaliber gebraucht um evtl. besser zu entscheiden.

Gruß
 
Zu der Zeit, für die Entscheidung, hätte es einen Churchill, einen Bismarck oder ein vergleichbares Kaliber gebraucht um evtl. besser zu entscheiden.

Diese Aussage ist für mich nicht unerheblich problematisch. Churchill war ein überzeugter Demokrat, der die demokratische Tradition von GB sehr hoch schätzte. Und bereit war dafür zu kämpfen. Bei Bismarck darf man doch ein wenig zweifeln, wie sehr er der Demokratie zugeneigt war und noch mehr Zweifel scheinen angebracht zu sein, ob er dafür gekämpft hätte.

Es hätte eines deutschen Demokraten bedurft, wie beispielswiese in der Person eines Ebert. Mit ihm wäre es nicht zu diesem Putsch gekommen!

Friedrich Ebert ? Wikipedia

In diesem Sinne hätte es in Hindenburg vor allem den Demokraten gefordert, der sein Amt als demokratisch gewählter Präsident ernst genommen hätte und die Weimarer Republik vor ihren Feinden schützen wollte. Aber nicht zuletzt von seiner "Kamarilla" über die politischen Alternativen und Gefahren offensichtlich nicht richtig beraten worden ist.

Wie sich dann in der Fehleinschätzung der Durchsetzungsfähigkeit von Hitler gezeigt hat.

Anstatt Hitler zum Kanzler zu machen, hätte er mit demokratischen Mehrheiten agieren müssen. Aber das hätte bedeutet, die politische Ausgrenzung der SPD durch Hindenburg und seine Umgebung zu beenden!
 
Anstatt Hitler zum Kanzler zu machen, hätte er mit demokratischen Mehrheiten agieren müssen. Aber das hätte bedeutet, die politische Ausgrenzung der SPD durch Hindenburg und seine Umgebung zu beenden!

Wie genau hätte das denn aussehen sollen?

Rechnet man NSDAP, KPD und DNVP zusammen, hatten die republikfeindlichen Partein im Juli und Dezember 1932 zusammen annähernd 60% der Stimmen. Eine parlamentarische Mehrheitsregierung ohne diese Parteien war doch überhaupt nicht mehr möglich.

Hindenburg hätte den Reichstag auflösen können ohne nochmal Neuwahlen anzusetzen, wie von Schleicher es gefordert hatte. Das wäre allerdings verfassungswidrig gewesen. Ausserdem hätte es die Gefahr eines Bürgerkrieges bedeutet. Hindenburg hätte dann eine Art Militärdiktatur mit ihm als Präsident und einer Regierung von seinen Gnaden einführen können. Das wäre dann aber auch die Abschaffung der Republik und der Demokratie gewesen.
 
Ich würde, auch wenn die Diskussion dazu nun schon mehrere Jahre alt ist, die Diskussion darum ob Hitler als Kanzler für Hindenburg nun "unvermeidbar" war oder nicht, gerne noch einmal von einem anderen Standpunkt her angehen:

Es ist im Vorhinein bezweifelt worden, dass es sich bei dem Stimmrückgang der NSDAP 1932 zwangsweise um eine Trendwende an der Wahlurne gehandelt haben müsse und auf dieser Prämisse ist mehr oder minder infrage gestellt worden ob es möglich gewesen wäre das Problem Hitler einfach auszusitzen.

Meine Frage dahingehend wäre dann aber, ob man das nicht doch etwas einseitig betrachtet, wenn man das so angeht, denn für die Frage der "Unvermeidbarkeit", würde wohl auch die potentielle Entwicklung von DNVP und KPD eine Rolle spielen.

Falter hatte ja seinerzeit in seiner Studie "Hitlers Wähler" festgestellt, dass die NSDAP in ihrer Klientelzusammensetzung eher heterogen aufgestellt war, während demgegenüber die KPD die dezidierte "Partei der Perspektivlosen" bildete.
Entsprechend denke ich, müsste gerade die beginnende Erholung der Wirtschaft um die Jahreswende 1932/1033 für das Wählerpotential der KPD perspektivisch kritischer gesewesen sein, als für die NSDAP, womit in absehbarer wahrscheinlich größere Wählerwanderungen von der KPD zur SPD zu erwarten gewesen wären.
Zeitgleich befand sich die DNVP oder was davon noch übrig war in einer offensichtlichen politischen Sackgasse, weil ein eigener Führungsanspruch im rechten Lager nicht aufrecht zu erhalten war und die eigene Marginalisierung durch die überlegene Position der NSDAP immer drückender wurde.
Neben dem Verlust der Dominanz im rechten Lager wurden ab 1930 durch einige Austritte und die Gründung der KVP (auch wenn diese ohne gesellschaftliche Relevanz blieb), durchaus ja auch gewisse Zersetzungserscheinungen spührbar.
Da stellt sich mir die Frage, ob Hugenberg es dauerhaft bei weiterer Marginalisierung neben der NSDAP so einfach gehabt hätte diese Partei zusammen zu halten oder sich dort möglicherweise weiteres Spaltpotential entwickelt hätten
D'accord ist das alles Spekulatius von meiner Seite, aber ich denke die Möglichkeit Hitler auszusitzen nur von der Seite der Entwicklung der NSDAP her zu beleuchten greift da etwas kurz.

Auch wenn man letzendliche Gewissheit darüber natürlich nie haben wird.
 
Zurück
Oben