Joinville
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Die Stoßrichtung der Araber über die Pyrenäen hinaus Richtung Norden ist unverkennbar. Brückenköpfe einer solchen Expansion waren arabische Stützpunkte in Südfrankreich wie Fraxinetum, verbunden mit einem arabischen Angriffsraum, der von der Mittelmeerküste bis weit nach Burgund und über Lyon hinaus reichte.
Ich betrachte Fraxinetum nicht als Brückenkopf einer Expansion, es war letztlich nur ein Piratennest von dem aus Überfälle der Rhone hinauf durchgeführt wurden. Ich glaube es war Kaiser Otto I. der deswegen sogar eine Gesandtschaft an den Hof des Umayyaden-Kalifen von al-Andalus entsandt hatte, die dieses Problem zur Sprache bringen sollte.
Auch etablierte sich Fraxinetum erst lange nach 732. Nein, die Machbasis der Araber nördlich der Pyrenäen im 8. Jahrhundert war Septimanien, von wo aus sie Einfluss auf das benachbarte Aquitanien nahmen. Nach 732 verloren sie allerdings Schrittweise bis zum Ende des gleichen Jahrhunderts diesen Raum.
Mit der Anspielung auf 711 wollte ich nicht darauf hinaus, das das Frankenreich im Falle einer Niederlage bei Tours/Poitiers eine Provinz von al-Andalus geworden wäre. Dafür halte auch ich die Kräfte der Araber dort für nicht ausreichend genug, sie hätten sich überspannt. Ich meine, das sich ein karolingisches Frank[en]reich nach einer Niederlage Karl Martels so wie wir es heute kennen nie hätte etablieren können. Die Franken hätten sich wieder in Machtkämpfe untereinander verzettelt, Pippin hätte nicht nach dem Thron greifen können und einen Karl den Großen hätte es so wohl auch nicht gegeben. Von einer spanischen Mark ganz zu schweigen. Darin sehe ich die große Bedeutung von Tours/Poitiers für die Geschichte Westeuropas.