Sind Österreicher "Deutsche"?

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Dieser Thread ist der x-te Aufguss derselben Fragestellung in der über 10-jährigen Geschichte dieses Forums hier, die Beiträge sind mehr oder wenig diesselben.

Warum diskutieren wir nicht die Frage was "DEUTSCHER" eigentlich bedeutet? Was ist ein "DEUTSCHER"?
Aus heutiger Sicht gibts da nur eine Antwort: Ein Bürger der Bundesrepublik Deutschland.
Diese Bundesrepublik wiederum blickt auf eine lange Tradition verschiedenster Staaten auf ihrem Gebiet zurück, von den unzähligen Verschiebungen von Aussen- und Innengrenzen nur im 20. Jahrhundert gar nicht zu sprechen. Viele der deutschen Bundesländer entstanden erst 1949, manche gar erst 1990.

Stellt man nun auf Sprache - oder der in einem anderen Beitrag eingebrachte "deutsche Kulturraum" - ab kommt man auch nicht weiter. Da gibts die Schweizer, die Südtiroler, die Elsässer, ein paar Luxemburger und Belgier (von den vielen Resten deutschsprachiger Minderheiten in Ostmitteleuropa und den Nachfolgegebieten der Sowjetunion ganz zu schweigen). Wenn die alle eo ipso nun "DEUTSCHE" sind sollte man da nicht konsequenterweise von "Bundesrepublikanern" sprechen? (Vorsicht....Ironie....)

Auch dieser Thread wird wieder einschlafen um früher oder später unter anderm Titel wiederzuerstehen. Für mich ist dabei nur eines relevant. In unserer Zeit sind NUR STAATSBÜRGER DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND DEUTSCHE - sonst gibts Österreicher, Schweizer, Südtiroler, Elsässer, usw. usw. usw.....
 
Warum diskutieren wir nicht die Frage was "DEUTSCHER" eigentlich bedeutet? Was ist ein "DEUTSCHER"?
Aus heutiger Sicht gibts da nur eine Antwort: Ein Bürger der Bundesrepublik Deutschland.

Die Frage nach Österreich ist natürlich deshalb spannender, weil es sich von Deutschland abgespalten hat - oder abgespalten wurde - und eine eigene Identität und Nationalität entwickelt hat.

Diesen Prozess zu verfolgen ist interessanter als die Frage, was "Deutscher" bedeutet.

Als Wiedergänger taucht in diesem Forum auch immer wieder die meist tümelnde Frage nach der Identität der Deutschschweizer auf, auch wenn das ursi schon zur Verzweiflung getrieben hat. :weinen:
 
Österreich ist von Deutschland abgespalten? Von welchem Deutschland? Ich denke da kommt man um die Frage "Was ist Deutschland" nicht ganz rum..... Wo wurzelt dieses historisch? Im HRR? Oder in Preussen? In der Pauslkirche oder im Bismarckschen Reich? Oder in den zahlreichen Staaten in Mitteleuropa.....

So einfach darf mans sich da nun nicht machen und den Ball der Identitätsfrage über den Inn zu spielen.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Österreich ist von Deutschland abgespalten? Von welchem Deutschland?

Was Österreich betrifft, so setzte die Ausgliederung einer eigenständigen Nationalität mit dem Deutschen Krieg von 1866 ein, der Österreich aus dem Deutschen Bund drängte. Der nach dem Ersten Weltkrieg verbleibende Rumpfstaat Deutschösterreich wäre wohl gern dem Deutschen Reich beigetreten, was jedoch das Anschlussverbot der Siegermächte verhinderte. Dennoch verstanden sich die Österreicher größtenteils als Deutsche und der Anschlussgedanke war in der Bevölkerung populär, was auch für den Anschluss von 1938 an Hitlerdeutschland galt.

Eine auch von der Bevölkerung getragene nationale Abtrennung Österreichs vollzog sich endgültig nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Erst seit dieser Zeit wandelte sich das Verständnis der nationalen Identität grundlegend und der deutschnationale Gedanke trat nun zunehmend in den Hintergrund.
 
Die Fakten sind mir bekannt, das weisst ja. ;)
Aber kann man 1866 von Deutschland sprechen? Vor allem zu heute - diese Diskussion (wie alle anderen zu dieser Thematik übrigens) setzten ja in der Gegenwart ein (und eine kleine Minderheit der Diskussionsteilnehmer verfolgt durchaus eine revisionistische Tendenz).

Zum österreichischen Weg wurde auch schon mehr als genug gepostet (und auch da endets immer wieder bei Fussball, Ösi- und Piefkebefindlichkeiten die es wirklich nicht wert sind aufgekocht zu werden, Trotteln gibts schließlich überall). Aber wie siehts mit dem aktuellen Deutschland aus? Wo setzt dieses ein? 1848? 1866? 1871? 1918? 1945? 1949? 1990?
 
Aber kann man 1866 von Deutschland sprechen? Vor allem zu heute - diese Diskussion (wie alle anderen zu dieser Thematik übrigens) setzten ja in der Gegenwart ein (und eine kleine Minderheit der Diskussionsteilnehmer verfolgt durchaus eine revisionistische Tendenz).

Ich denke schon, dass sich die Menschen, die damals in den Grenzen des Deutschen Bundes lebten, als Deutsche empfanden ... all die Hessen, Bayern, Württemberger, Oldenburger, Sachsen, Preußen, Mecklenburger usw. usw. Es gab zu diesem Zeitpunkt so gut wie keine nichtdeutschen Nationalitäten im Deutschen Bund.

Aber wie siehts mit dem aktuellen Deutschland aus? Wo setzt dieses ein? 1848? 1866? 1871? 1918? 1945? 1949? 1990?

Das Thema wurde in diesem GF bereits endlos diskutiert. Schau mal z.B. hier rein: http://www.geschichtsforum.de/f44/der-begriff-deutsches-reich-6280/
 
Die Frage von welchem Deutschland ist gut ....
1866 gabs noch kein Deutschland, selbst 1871 von Deutschland zu reden , scheint vermessen, denn das Deutsche Reich hatte zu dieser Zeit keine allgemeingültigen Gesetze ...
Das Strafgesetzbuch trat 1872 in Kraft, das BGB erst 1900, also eigentlich ist da aus dem Staatenbund "deutscher Bund" ein sehr enger Staatenbund "deutsches Reich" entstanden. Dieser ist dann ohne Österreich zu der heutigen Bundesrepublik Deutschland zusammengewachsen
 
Naja, da gabs aber sehr wohl nichtdeutsche Nationalitäten - die Tschechen in Böhmen und Mähren, die Italiener in Tirol, die Sorben, die Polen in Schlesien, ich denke da würde ich noch einige mehr finden.
Und auch der von Dir angeführte Diskussionsstrang dreht sich ums "Deutsche Reich", nicht um "Deutschland". Aber ich will jetzt gar nicht zum Erbsenzählen beginnen, sondern vor allem aufzeigen wie absurd die Fragestellung dieses Threads eigentlich ist.
 
Die Frage von welchem Deutschland ist gut ....
1866 gabs noch kein Deutschland, selbst 1871 von Deutschland zu reden , scheint vermessen, denn das Deutsche Reich hatte zu dieser Zeit keine allgemeingültigen Gesetze ...
Das Strafgesetzbuch trat 1872 in Kraft, das BGB erst 1900, also eigentlich ist da aus dem Staatenbund "deutscher Bund" ein sehr enger Staatenbund "deutsches Reich" entstanden. Dieser ist dann ohne Österreich zu der heutigen Bundesrepublik Deutschland zusammengewachsen

Jetzt könnte man noch diskutieren, ob das Deutsche Reich ein Staatenbund oder ein Bundesstaat war...:pfeif:
 
1866 gabs noch kein Deutschland,

Aber natürlich gab's den Begriff "Deutsche" und eine deutsche Identität. Seit den napoleonischen Kriegen existierte in Deutschland eine nationale Bewegung. Du kannst mal nachlesen was es mit dem Hambacher Fest von 1832 oder dem Wartburgfest von 1817 auf sich hat:
 
Naja, da gabs aber sehr wohl nichtdeutsche Nationalitäten - die Tschechen in Böhmen und Mähren, die Italiener in Tirol, die Sorben, die Polen in Schlesien, ich denke da würde ich noch einige mehr finden.

Auf jeden Fall umfasste der Deutsche Bund weite Teile von dem, was wir unter Deutschland verstehen. Nicht umsonst wurde für diesen Zusammenschluss der Begriff "Deutscher Bund" gewählt.

Und auch der von Dir angeführte Diskussionsstrang dreht sich ums "Deutsche Reich", nicht um "Deutschland". Aber ich will jetzt gar nicht zum Erbsenzählen beginnen, sondern vor allem aufzeigen wie absurd die Fragestellung dieses Threads eigentlich ist.

Wenn du den Thread durchliest wirst du immer wieder auf die Frage stoßen, ab wann eine deutsche Identität einsetzte.
 
Aber der Deutsche Bund wurde dann von dem Staat zerschlagen der etwas später das Deutsche Reich schuf und damit die Frage "Was ist ein Deutscher" beantwortete. War es vorher das Bekenntnis zu einer Sprachgruppe wurde es danach zur Bezeichnung einer Staatszugehörigkeit.
 
PS: Das dieser Prozess der Wandlung der Bezeichnung "Deutscher" von "Menschen mit deutscher Muttersprache" zum "Bürger von Deutschland" Jahrzehnte dauerte ist unbestritten, aber heute ist es Fakt.
 
Aber der Deutsche Bund wurde dann von dem Staat zerschlagen der etwas später das Deutsche Reich schuf und damit die Frage "Was ist ein Deutscher" beantwortete. War es vorher das Bekenntnis zu einer Sprachgruppe wurde es danach zur Bezeichnung einer Staatszugehörigkeit.

Es war nicht nur das Bekenntnis zu einer Sprachgruppe, was bereits aus der nachnapoleonischen nationalen und liberalen Bewegung hervorgeht und dann aus der Revolution von 1848. Dort sollte bereits der deutsche Nationalstaat gegründet werden, was allerdings scheiterte.
 
nö, der Deutsche Bund wurde nicht nur von Preußen zerschlagen, da waren die Österreicher auch maßgeblich dran beteiligt, denn beide wollten Schleswig -Holstein unter "deutscher Herrschaft" ....
 
Ich bin ein loyaler Bürger Österreich-Ungarns und stolzer Untertan seiner k.u.k apostolischen Majestät. Unglücklicherweise ist mein geliebtes Heimatland 1918 verschwunden so hab ich jetzt halt einen Pass der Republik Österreich.
Ich liebe unser Nachbarland, seine Kultur, seine reiche Geschichte, die tollen Menschen die dort zu Hause sind. Ich schätze seine Qualität des Diskurses und die grandiosen Journalisten.
Deutscher bin ich trotzdem nicht. Und meine Landsleute (also die gigantische Mehrheit die sich vor allem als Bürger der Republik Österreich sehen ohne meine nostalgischen Gefühle für das Reich des Doppeladler zu teilen) auch nicht.
 
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