Hallo zusammen,
zum besseren Verständnis meiner Ansicht hier nochmal ein Zitat von mir aus dem anderen Thread, wobei die Hervorhebungen jetzt von mir gemacht wurden:
"Hmm, da schreiben nun einige bekannte Leute, allesamt so 100 vor- bis so 100 nach Chr. vom -saltus- :
Caesar schreibt, eine Fürst hat sich dort versteckt,
Tacitus schreibt, in der Nähe eines solchen fand eine Schlacht statt,
Cicero wirft einem Römer vor, nur den -saltus- und nicht auch die Sklaven beschlagnahmt zu haben und
Varro und Flaccus (der Letztere wohl etwas später) beschreiben es als Gut/Landgut, zählen auf, was inhaltlich dazugehören kann und legen die Flächengröße fest. Komischerweise unterschieden grade sie Ihren Fachbegriff -saltus- in der Bedeutung von Domäne, nicht von den anderen Bedeutungen, wie Wald, Sprung, Waldgebirge, waldige Höhe, weibliche Scham? Warum nicht? Jeder anständige Wissenschaftler und Fachmann tut das, grade in Fachbüchern oder Historien! Es gibt wohl nur eine klare Antwort - diese Autoren kannten keine andere Bedeutung! Und sie hätten es wissen müssen!
Personen, die später was über -saltus- schrieben, speziell die neuzeitlichen Übersetzer, sind für das Wissen, welches Tacitus hatte, unerheblich.
Alle obigen Römer haben eines gemeinsam - sie berichteten für ihresgleichen in Schriftform, Wie wir wissen, war das Lesen des geschriebenen Lateins äußerst mühsam (da keine Worttrennung und Unterscheidung von Groß/Kleinschreibung). Zum Lesen gehörten in der Regel mindestens zwei Personen, eine, die den Text laut vorlas (und im Idealfall den Inhalt schon kannte) und Zuhöhrer.
Das Zielpublikum der obigen Herrschaften waren Personen ihres Standes, also entweder Politiker, Historiker, Anwälte oder Fachleute im Vermessungswesen und auch deren Nachwuchs. Ich denke nicht, dass die teilweise langen und fachspezifischen Abhandlungen, auch die rhetorischen Spitzfindigkeiten (Cicero) überwiegend für den Plebs als Zielgruppe gedacht war. Dazu war auch das Thema -saltus- viel zu uninteressant!
Interessant für den "Otto Normalverbraucher", den es in Massen gab, war gute, witzige, kurzweilige, auch anstößige Unterhaltung (nicht nur damals!)!
Und da haben wir im obigen Zeitraum Gaius Valerius Catullus, genannt Catull. Dieser schrieb so, dass es für alle Römer aus unterschiedlichen Gründen interessant war. Wenn man sich seine Epigramme anschaut, so strotzen sie nur so von Kraftausdrücken, Spott und Schweinkram. Oft gezielt gegen allbekannte Personen der high society. Hier wäre es von Catull geradezu sträflich gewesen, Fachbegriffe zu verwenden, die erst großartig erklärt werden müssen - das tötet jede Pointe! Und wenn er, oder wer auch immer, seine Kurzwerke vortrug, war egal, welches Publikum zuhöhrte - alle verstanden seine Inhalte!
In den Epigrammen 114 und 115 die sich gegen den reichen, aber auch intensivem, geldvernichtendem Sexualverkehr frönenden Mammura richten, den er mit Mentula anredet, schildet er genau, warum der Mann so reich ist. Catull wirft sogar die Frage auf, da das, was Mentula so wohlhabend macht, so groß und reich ist, warum Mentula nicht reicher als Krösus ist.
Das, was Mentula besitzt und so groß und reich ist, ist ein -saltus-!
Das Wort und der dahinterstehende eindeutige semantische Begriff ist hier Landgut/Domäne. Dies war jedermann im alten Rom geläufig, musste jedem geläufig sein, sonst hätte Catull das Wort nicht verwendet! Das brauchte man nicht zu erklären, ein -saltus- war ein großer landwirtschaftlicher Betrieb, würde man heute sagen.
Die obigen Verfasser beschreiben explizit für ihr Fachpublikum die Bestandteile, aus denen ein -saltus- bestehen kann - da können Weideflächen dabei sein (müssen sogar für das Vieh), natürlich Ackerflächen und auch Wälder zur Holzgewinnung für den Schiffbau etc,!
Niemals hatte man daher zur oben beschriebenen Zeit etwas anderes gemeint, wenn das Wort -saltus- verwendet wurde.
Erst die Übersetzer der erhaltenen Kopien (!) dieser Werke, die nichts über -saltus- wussten, nur da und dort einen vagen Bezug hatten, machten den Begriff polysem und drückten ihm ihre erschlossenen Bedeutungen auf, so meine Schlussfolgerung.
Inwieweit Tacitus mit -teuto burgiensis saltus- nun ein Landgut bei einer nur von ihm genannten römischen Wehranlage (ein Grenzposten, ein Signalturm, ein Wachtturm) meinte oder ob der Turm mitten im Saltus stand , ist eigentlich egal... "