Ich bin sicher, Arminius und Segestes hatten germanische Landgüter.
Das Waldgebirge heute kaum der üblichen Wortwahl entspricht ist kein Argument. Übersetzungen aus dem Lateinischen wimmeln nur so vor heute unüblichen Worten. Wer's nicht glaubt, braucht bloß mal in einen lateinischen Grundwortschatz schauen.
Auch wenn ich bei der fraglichen Stelle saltus mit Waldgebirge übersetzen würde, sollt man doch eigentlich anders vorgehen, wenn eine Übersetzung strittig ist. Zunächst einmal gibt es 3 Möglichkeiten:
1: Waldgebirge.
2: Pass/Engpass.
3: großes Landgut.
Gibt es sinnvolle Möglichkeiten, den Satz entsprechend des jeweiligen Sinngehalts der Bedeutungen zu verstehen?
ad 1: Was könnte sinnvoller Weise mit Waldgebirge gemeint sein? Osning, Sauerland, Wiehengebirge oder auch das ganze Weserbergland. Das Wiehengebirge ist zwar abgelegen, aber für diesen Zweck spielt die genaue Auslegung von 'haud procul' keine Rolle, da ja genügend Mittelgebirge sich in der richtigen Position niedergelassen haben.
ad 2: Was könnte mit Pass/Engpass gemeint sein? Auch dort gibt es von der Dörenschlucht über den Bielefelder Pass bis zum Engpass bei Kalkriese so einiges. Warum sollte ein einfacher Pass/Engpass in Rom bekannt sein? Vielleicht gerade, weil dort Varus fiel.
ad 3: Ob nun schon eine Provinz eingerichtet war, oder Varus dies tun sollte, so wissen wir doch, dass die Römer einen Teil des Landes direkt zur Verfügung hatten. Wenn der Fiscus und die Armee keine Güter zu ihrer Verfügung einrichteten, wäre das, verglichen mit dem sonstigen Verhalten der Römer ziemlich unüblich. Dann hatten, auch wenn ich es oben ironisch meinte, sicher auch die Anführer der Germanen Güter. Diese mögen nicht so groß gewesen sein, wie römische Staatsdomänen, bei der vorherrschenden Viehwirtschaft aber auf Latein am ehesten durch 'saltus' zu charakterisieren sein. Zur Bekanntheit siehe ad 2.
Jetzt können wir danach suchen, ob es Hinweise in den Quellen gibt, welche Bedeutung hier gemeint ist. Die Vorarbeiten des Caecina zum Verbessern des Geländes schließen die Landgüter m.E. sicher aus. Ich führe das nicht weiter aus, das haben schon andere getan. Engpass bleibt weiter möglich, indem wir z.B. die Kalkrieser Funde auf die Varusschlacht beziehen. Ich sehe jedenfalls nicht, wie man einen Pass/Engpass ausschließen könnten. Waldgebirge ist aber näher liegend, wenn wir Cassius Dio glauben, dass die Legionen 3 Tage in einem solchen verfolgt wurden. Außerdem hätte es Tacitus geholfen, wenn er tatsächlich Osning und Wiehengebirge, bzw. das Gebirge wo die Schlacht stattfand, mit nur einem Namen bezeichnen konnten. Er konnte sich sicher darauf verlassen, dass nur wenige seiner Leser wussten, wie groß das 'nicht weit entfernte' Gebirge war. Einen Ausschlussgrund kann ich nicht entdecken.
Doch für den Kalkriese-Thread hilft es uns nicht weiter. Denn bei allen 3 Möglichkeiten bleibt das gleiche große Gebiet - Sauerland, Osning, Wiehengebirge das gesamte Weserbergland, ja vielleicht sogar noch der Harz und auch die Täler und Ebenen dazwischen- als Möglichkeit zur Lokalisation des saltus teutoburgiensis.