Stratege Arminius und Hasenfuß Germanicus?

Dass der Arminius ein wirklich guter Stratege war, trifft durchaus meine Zustimmung. [...] Aber die eigentliche Frage ist doch, ob der Germanicus ein "Hasenfuß" war.

Die Threadüberschrift habe ich zu verantworten, dass muss man fairerweise sagen; als ich Sten Bergs Diskussion aus dem Ursprungsthread ausgelagert habe, weil die beiden Threads m.E. thematisch differenziert sind, auch wenn der Erstbeitrag an ein Zitat aus dem anderen Thread anknüpft. Wenn ich die Ausgangshypothese dabei falsch getroffen habe - aber ich glaube nicht - dann korrigiere ich den Threadtitel auch.
 
salvus
Dass der Arminius ein wirklich guter Stratege war, trifft durchaus meine Zustimmung. [...] Aber die eigentliche Frage ist doch, ob der Germanicus ein "Hasenfuß" war.
Die Threadüberschrift habe ich zu verantworten, dass muss man fairerweise sagen; als ich Sten Bergs Diskussion aus dem Ursprungsthread ausgelagert habe, weil die beiden Threads m.E. thematisch differenziert sind, auch wenn der Erstbeitrag an ein Zitat aus dem anderen Thread anknüpft. Wenn ich die Ausgangshypothese dabei falsch getroffen habe - aber ich glaube nicht - dann korrigiere ich den Threadtitel auch. _________________

Die Threadüberschrift passt schon nur ist die Argumentation von Sten Berg reichlich luftig.
 
Was sind "blühende Landschaften"? Die verwechselst hier Biologie mit Ökonomie.

Ich verwechsle gar nichts, sondern doch wohl ihr. Nirgends habe ich geschrieben, dass die Germanen schon Exportweltmeister waren, sondern ich sprach immer nur, dass der deutschen Boden schon immer ökologisch wertvoll war.

Ökonomie ist Teildisziplin der Biologie.

Das ist völlig nebensächlich. Die Frage ist, in welchem Umfang das Viehzeug gehandelt wird, und da lag die Subsistenzwirtschaft der Germanen ganz, ganz weit hinten. Mir wäre zumindest kein Präzendenzfall der Weltgeschichte bekannt, wo die Invasion eines Landes mit dem Argument "Aber das leckere Fleisch!" begründet worden wäre...:pfeif:

Du verwechselst Ökonomie mit Ökologie.
 
Nirgends habe ich geschrieben, dass die Germanen schon Exportweltmeister waren, sondern ich sprach immer nur, dass der deutschen Boden schon immer ökologisch wertvoll war.

Ich hab ja auch nie was dagegen gesagt, dass der Boden unter Sumpf, Sand und Wald fruchtbar ist. Er ist halt nur wirtschaftlich schlecht nutzbar. ;)

Ökonomie ist Teildisziplin der Biologie.

Nein. Biologie ist eine Natur-, Ökonomie eine Sozialwissenschaft. Der größte Verbindspunkt dürften mathematische Formeln sein, aber die hat man bei Physik oder Psychologie auch.

Du verwechselst Ökonomie mit Ökologie.

Nochmal nein. Subsistenzwirtschaft und Handel haben nur sehr bedingt was mit Ökologie zu tun. Im ersten Fall noch mehr als im zweiten, aber auf die ökologische Seite wollte ich nicht hinaus und hab auch nicht so argumentiert.
 
Das setzt aber voraus, dass Germanicus der Hasenfuß war, als den Sten Berg ihn darstellt. Ich halte das für ein durch keine Quelle zu rechtfertigendes Zerrbild. Das taciteische Zerrbild von Tiberius wird durch ein Zerrbild von Germanicus ersetzt.

Die ich mit einer Kette von Indizien vorgelegt habe. Während ich nur Argumente wie "Nee, war er gar ned" zuhören bekomme.

Anno 15 ist meinerseits eindeutig dargelegt.
Auch Anno 16 ist auch klar:
- Er konzentriert den Wall mit allen Geschützen
- Er schickt fast alles zu den Flanken um eine Gasse für sich zu bilden(die keinen Schutz der Geschütze erhalten)
- Er stürmt mit seiner Leibgarde, die Prätorianer, den zerbombten Wall.
- Er landet danach mit seinen Prätorianer ganz alleine an der Küste der Chauken.
- Der hat danach sogar so viel Schiss, dass die Ampsivarier die Kriegsgefangen für ihn freikaufen mussten. Die dienten als Zwischenhändler, was das Freikaufen ziemlich verteuerte.
- Er muss ja dann schnell dringend nach Hause um Winterurlaub zu machen. Aber Zuhause am Rhein hatte er plötzlich noch viel Zeit die Chatten und die Marser anzugreifen. Waren Plünderungszüge für seinen Triumphzug, sonst gar nichts. Dabei wählte er so feige wie er war die Marser für sich aus. Nach Tacitus Erzählungen waren die Marser davor schon gewaltig im Arsch und lagen wesentlich näher am Rhein als die Chatten. Allerdings bekam Gaius Silius für seine Mission den größten Teil vom Rest des Schützenfest von etwa 30.000 Mann
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Sten Berg

es ist schon phänomenal wie Du dir die Geschichte von der angeblichen Feigheit des Germanicus zusammenreimst. Nur ist es meiner Meinug nach ein Phantasie Konstrukt und daher absolut nicht nachvollziehbar.
 
Ich hab ja auch nie was dagegen gesagt, dass der Boden unter Sumpf, Sand und Wald fruchtbar ist. Er ist halt nur wirtschaftlich schlecht nutzbar. ;)

??? Bist Du sicher, dass Du über Deutschland redest?


Also, Deutschland ist von mir aus rar an Rohstoffe. Gerade was der Blick im Interesse der Antike angeht. Kohle und Eisenerz war nicht so interessant. Beides eigentlich sowieso nie, denn Eisen und Kohle gibt es fast überall reichlich. Wobei in Deutschland später viel Reichtum durch Salzgewinn entstand.

Dennoch, wenn man mit offenen Auge mal etwas spazieren geht, und auch mal die einst zerbombten Großstädte verlässt und alte Kleinstädte betrachtet, erkennt man tatsächlich reichlich viel Reichtum in fast der ganzen Geschichte von Deutschland. Deutschland ist reich an Kultur. Wenn man weiß wo, kann man immer noch sich eine gewünschte Epoche der deutschen Zeitgeschichte anschauen. Im Mittelalter bezahlten die Deutschen das meiste Geld für den Ablasshandel! Die Heiligen Römer Deutscher Nation haben quasi fast alleine den Petersdom finanziert. Ich bin zwar nicht wirklich stolz darauf, aber das ist eine andere Geschichte. Was allerdings zur christlichen Revolution via Luther führte. Unterstützt von vielen Fürsten. Was allerdings zum 30-Jährigen Krieg führte. Und das war vermutlich das größte menschgemachte Elend des Jahrtausends in D. Der größte natürliche Elend die Schwarze Pest.

Vor der Industrialisierung war es für ein Volk notwendig, dass für die Ernährung des Volkes etwa 90% für die Landwirtschaft tätig waren. Dass war die Basis jeder Wirtschaft und galt sogar für Zeiten Roms. Die musste da sein. Nahrung war der antiquarische Energiestoff für die Arbeitskraft/Humanenergie. Und nochmal: Hunger kannten die Deutschen Großteils ihrer Geschichte nicht. Die Basis war meist da.

Also gerade in der Betrachtung der Deutschen Geschichte – und das ist die Betrachtung in römischer Assimilierung, denn das Rechts-, Finanz-, Religions-, Wirtschaftssystem etc. pp. wurde fast komplett abgekupfert und Tribut wurde an Rom via Kirchensteuer verrichtet – kann man wunderbar erkennen, was das Imperium verpasst hat. Verdammt viel Reichtum, würde ich sagen. In der Betrachtung, dass die Deutschen meist nie ein Volk waren, kaum Rohrstoffen hatten und nie wirklich wie Spanien, Frankreich, England oder Russland eine Kolonialmacht waren, also selbst gucken mussten, wie sie reich werden konnten, ist es beeindruckend. Gegenüber der deutschen Politik war die deutsche Wirtschaft stets konträr. Nämlich die Wirtschaft je seiner Zeit entsprechend erfolgreich. Im Grunde haben wir keinen großen Politiker je gehabt. Entweder bekamen sie die Einigung nicht hin oder wenn sie sich einig waren griffen sie wie die Bekloppte die ganze Welt an. Diplomatie, setzten, sechs. Ähnlich beeindruckend ist auch der deutsche Erfindergeist… Wir haben ja fast alles Erfunden, was die Welt heute bewegt: Raketentechnik, Düsenantrieb, Rundfunk, Fernsehen, Computer, Fahrrad, Auto, Atomkraftwerke für die Russen, U-Boot, Stromgenerator etc. pp. Wir hatten zwar schon immer große Köpfe, aber die höchste Konzentration wohl 19. und 20. Jahrhundert.

Aber die Wirtschaft fluktuierte eben, weil der Boden für die Landwirtschaft gut geeignet ist. Die Basis war immer da.

@ Sten Berg

es ist schon phänomenal wie Du dir die Geschichte von der angeblichen Feigheit des Germanicus zusammenreimst. Nur ist es meiner Meinug nach ein Phantasie Konstrukt und daher absolut nicht nachvollziehbar.

Sorry, aber mir kommt es eher vor, als würde ich Dein Weltbild mit Fakten zum Weinen bringen. Von Dir kommt gar nichts.

Das haben sie dann doch in ihr Reich eingegliedert und langfristig besetzt, oder? Wenn der Hartz oder die norddeutsche Tiefebene auch so toll gewesen wären, wären die Gebiete auch länger römisch geblieben.

Es geht... Die Alemannen hatten die Römer so 260 auf die Donau-Iller-Rhein-Limes zurückgedrängt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Jkt9 und Sten Berg,

bei aller Kontroverse und Meinungsverschiedenheit: Freundlich zueinander bleiben, okay? :winke:
 
Ich verwechsle gar nichts, sondern doch wohl ihr. Nirgends habe ich geschrieben, dass die Germanen schon Exportweltmeister waren, sondern ich sprach immer nur, dass der deutschen Boden schon immer ökologisch wertvoll war.

Ökonomie ist Teildisziplin der Biologie.



Du verwechselst Ökonomie mit Ökologie.

Ökonomie = Wirtschaftswissenschaften, erster "Wirtschaftswissenschaftler" war Xenophon, der den Begriff der Ökonomie ('Hauswirtschaft') prägte. Sowohl in Ökonomie als auch Ökologie steckt das Wort oikos, 'Haus'.
Die Ökologie ist wörtl. die 'Lehre vom Haus'. Warum sie sich als Name einer Teildisziplin der Biologie etabliert hat, weiß ich nicht, ist aber so.

Die ich mit einer Kette von Indizien vorgelegt habe. [...]

Anno 15 ist meinerseits eindeutig dargelegt.
Leider nein.


Auch Anno 16 ist auch klar:
- Er konzentriert den Wall mit allen Geschützen
- Er schickt fast alles zu den Flanken um eine Gasse für sich zu bilden(die keinen Schutz der Geschütze erhalten)
- Er stürmt mit seiner Leibgarde, die Prätorianer, den zerbombten Wall.
Das müsstest du mal aus den Quellen näher erläutern.

- Er landet danach mit seinen Prätorianer ganz alleine an der Küste der Chauken.
Die Flotte wurde durch einen Sturm auseinandergetrieben, einige Schiffe sind dabei wohl verloren gegangen. Germancius dürfte froh gewesen sein, diesen Sturm überhaupt überlebt zu haben. Daraus eine Charakterschwäche herzuleiten ist mehr als seltsam.

- Der hat danach sogar so viel Schiss, dass die Ampsivarier die Kriegsgefangen für ihn freikaufen mussten. Die dienten als Zwischenhändler, was das Freikaufen ziemlich verteuerte.
Wo hast du diesen Gefangenenfreikauf her? Und wieso bedeutet ein Gefangenenfreikauf, dass Germanicus feige war?

Er muss ja dann schnell dringend nach Hause um Winterurlaub zu machen. Aber Zuhause am Rhein hatte er plötzlich noch viel Zeit die Chatten und die Marser anzugreifen. Waren Plünderungszüge für seinen Triumphzug, sonst gar nichts. Dabei wählte er so feige wie er war die Marser für sich aus.
Ob das nun Plünderungszüge waren oder wie Tacitus schreibt, eine Demonstration seiner Handlungsfähigkeit nach dem Flottendesaster, ist doch letztlich egal. Daraus Feigheit zu konstruieren, besagt mehr über die persönliche Antipathie deinerseits gegenüber einem Menschen, der seit 2000 Jahren tot ist, als auf den Charakter des Germanicus
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, aber mir kommt es eher vor, als würde ich Dein Weltbild mit Fakten zum Weinen bringen. Von Dir kommt gar nichts.
@Sten Berg

Du bringst mein Weltbild nicht zum weinen (wanken?). Ich habe nur ein Problem mit der Qualität deiner "Fakten" - und von mir kam durchaus etwas.

El Quijote & Sten Berg

Jkt9 und Sten Berg,

bei aller Kontroverse und Meinungsverschiedenheit: Freundlich zueinander bleiben, okay? :winke:
Ich wollte nicht unfreundlich sein. Sorry wenn das anders rüberkam.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, hätte die Anwesenheit von Germanicus und seiner Garde am Schlachtausgang was geändert? Wohl kaum. Aber hätter er sich 15 nicht "verdünnisiert" , hätte er 16 keinen Krieg führen könenn. Und auch andere römische Unternehmungen wären ausgefallen.

Marschall Schukov konnte auch nur Berli erobern lassen, weil er in Stalingrad rechtzeitig die Kurve gekriegt hat. Es ist nun mal so, das nicht der nen Krieg gewinnt, der heldenmütig stirbt, sondedrn der, der ganz feige immer wieder kämpfen kann.
 
??? Bist Du sicher, dass Du über Deutschland redest?

Ich bin mir sicher, dass ich über Germanien geredet habe... ;)

Im Mittelalter bezahlten die Deutschen das meiste Geld für den Ablasshandel! Die Heiligen Römer Deutscher Nation haben quasi fast alleine den Petersdom finanziert.

Das liegt mehr als 1.000 Jahre später. In der Zeit kann sich viel verändern.

Es bleibt mE dabei, dass Germanien wirtschaftlich eniger entwickelt war als Italien, Gallien oder auch Süd-England. Entwickelt wohl gemerkt; die klimatischen ua Voraussetzungen mögen da gewesen sein, aber die sozialen nicht, und darauf wies ich hin.
 
Germanien weniger entwickelt als der Rest, bedeutet, der Rest war höher entwickelt...
Bei so wertenden Aussagen bekommen ich immer Bauchweh.
Der Stand der Geldwirtschaft sagt erstmal garnichts über den Ertrag landwirtschaftlicher und sonstiger Betriebe. Auch die Kumulation der Erträge in den Händen weniger ist kein Zeichen der Ertragskraft.

Wenn wir sagen, das die germanische Wirtschaft anders aufgestellt war und das Ziel der wirtschaftlichen Tätigkeiten ein anderes war, okay, weiter oder weniger entwickelt, nein.

Denn die Funde verraten, das die Germanen mindestens so gut gegen ihr Wetter geschützt waren , wie Römer und Gallier, die Kleidung war z.T. sehr aufwändig, die Bewaffnung war der römischen wohl ebenbürtig, die gefundenen Knochen verraten, das alle !!! des öfteren "hungerten". Was bei Römern und Galliern eben wohl nur die unteren Schichten traf, die dafür aber ganzjährig "schlechter" ernährt waren .
 
Die germaninsche Wirtschaft war tatsächlich weniger entwickelt als die des Imperiums und vieler anderer Gebiete. "Anders aufgestellt" triff den Sachverhalt eben nicht richtig. Warum das ein Grund für Bauchweh sein soll kann icht nicht nachvollziehen.
Der Stand der Geldwirtschaft sagt erstmal garnichts über den Ertrag landwirtschaftlicher und sonstiger Betriebe.
Korrekt, über den Ertrag eines Bauerhofes sagt das Fehlen von Geldwirtschaft zwar nichts aus über die Volkwirtschaft als ganzes aber eine ganze Menge. Bedeutet es gab relativ wenig Handel und eben nur als Tauschhandel.

Die Qualität der Kleidung für sich sagt noch nichts über den Entwicklungsstand der Wirtschaft aus. Was die Kleidung angeht waren die Germanen (soweit ich weiss) weitgehend Selbstversorger. Da Kleidung als Witterungsschutz lebenswichtig ist gibt man sich bei der Herstellung entsprechend Mühe damit und scheut auch keinen Aufwand. Es gab kein Naturvolk z.B Eskimos und Nordamerikanische Indianer, die das nicht auf die Reihe gebraucht haben. Das sagt etwas über handwerkliche Fähigkeiten aus aber nichts über die Wirtschaft.

Ich bin kein Waffenexperte aber alleine der Metallmangel und das Fehlen von Manufakturbetrieben dürfte bereits dafür gesorgt haben das die Bewaffnung der Germanen der römischen nicht ebenbürtig war. Zur technischen Qualität der Waffen kann nicht nichts schreiben aber das wäre dann auch wieder Handwerkskunst und nicht Wirtschaft.
die gefundenen Knochen verraten, das alle !!! des öfteren "hungerten". Was bei Römern und Galliern eben wohl nur die unteren Schichten traf, die dafür aber ganzjährig "schlechter" ernährt waren . __________________

In einer bäuerlichen Selbstversorgerwirtschaft hängt der Ernährungszustand vom Ertrag der Ernte ab und diese wiederum von den Wetterverhältnissen. Mißernten bedeuten dann eben Hunger für (beinahe) alle.
In einer weiterentwickelten Wirtschaft gibt es ev. mehr Bevorratung aber auf jeden Fall kann man Mißernten durch Getreidekauf über den Handel ausgleichen. Angebot und Nachfrage..) Nun konnten sich die germanischen Bauern kein Getreide aus Nordafrika liefern lassen und wenn hätten sie wohl nichts zum bezahlen gehabt.
Wenn Germanen hungerten dann meist weil nicht genug Nahrung vorhanden war. Die Armen im Imperium hungerten im Regelfall weil sie nicht genug Geld hatten um vorhandene Nahrung zu kaufen. Das beweist das die germanische Wirtschaft deutlich weniger entwickelt war. Auch wenn es etwas absonderlich klingt.
 
Das klingt irgendwie logisch. Zumal in den römischen Überlieferungen mir nicht bekannt ist, das römische Bürger sich als Söldner in Germanien verdingt haben. Sehr wohl ist das mit den germanischen Auxiliar-Einheiten überliefert. Und das sogar in großer Zahl. Auch wenn nicht jeder Auxiliar-Soldat freiwillig den Limes überschritten hat um unter dem Adler zu kämpfen und zu sterben.

Apvar
 
Eigentlich OT, aber mE wichtig:

Germanien weniger entwickelt als der Rest, bedeutet, der Rest war höher entwickelt...
Bei so wertenden Aussagen bekommen ich immer Bauchweh.
(...)
Wenn wir sagen, das die germanische Wirtschaft anders aufgestellt war und das Ziel der wirtschaftlichen Tätigkeiten ein anderes war, okay, weiter oder weniger entwickelt, nein.

@ Wilfried: Sry, aber das ist mE alberne Kritik. Ich will nicht werten. Aber es ist eine objektive Tatsache, dass es (um bei Europa und der Zeit zu bleiben) eine Entwicklung gab: Geldnutzung, Städte, eine arbeitsteilige, hierarchische Gesellschaft und alles, was da dran hängt, fallen nicht vom Himmel. Dass diese Dinge entstanden, liegt an Veränderungsprozesen, die nicht sprunghaft oder erratisch sind. Ist in einer Gesellschaft dieser Prozess weiter fortgeschritten, muss es erlaubt sein, sie "entwickelter" zu nennen. Wie denn auch sonst? Und dass dies hier der Fall ist, dafür sind Geldnutzung oder Städte, oder eine klare soziale Hierarchisierung ein deutlicher Hinweis.

Ob das für die Betreffenden besser ist oder nicht, steht auf einem völlig anderen Blatt. Darüber habe ich nichts gesagt, weil es mit dieser Diskussion nichts zu tun hat. Dass sich die Germanen mit Händen und Füßen gegen die Römer und damit auch die Entwicklung, für die diese standen, wehrten, mag aber einen Hinweis liefern. Aber: Anderes Thema.

Würde man deine Kritik beherzigen, würde das nur dazu führen, dass es unmöglich wird, sich über gesellschaftliche, soziale, wirtschaftliche etc Prozesse auszutauschen oder diese zu analysieren. Das kanns nicht sein.

In der Biologie heisst ein von zwei Merkmalen "primitiv", wenn es dem Vorläufer-Merkmal eines gemeinsamen Vorfahren, aus dem sich beide entwickelten, ähnlicher ist als das andere. (Kann ich auch noch an Beispielen ausführen, wenn gewünscht; Flossen sind bspw sowohl primitiv als auch das Gegenteil, je nach Betrachtungsweise.)

Das ist eine völlig wertfreie Beschreibung, die Biologie als Naturwissenschaft sollte ja sowieso nicht werten. Da das Wort sehr negativ konnotiert ist hat es in einer Sozialwissenschaft nichts zu suchen. Ich würde mir aber wünschen, dass es anders wäre. Die Alternative "ursprünglich" hat nämlich auch eine Konnotation, wenn auch eine positive. Leider bleibt damit kaum eine Möglichkeit übrig, diesen Sachverhalt sinnvoll auszudrücken.

Eine Gesellschaft, die Jagd- und Sammelwirtschaft betreibt, teilt ein Merkmal den ältesten menschlichen Kulturen, im Gegensatz zu einer Agrar- oder Industriegesellschaft. Steingeräte werden seit Jahrhunderttausenden genutzt, solche aus Metall oder Plastik noch nicht ganz so lange. Ich sage damit nicht, dass da i-eine Lebensweise besser oder schöner oder moralisch überlegen oder sonst was ist, obwohl ich persönlich heiße Duschen sehr schätze. Ich würde das aber gerne zum Ausdruck bringen, ohne mir entweder jedes mal die Finger wund zu tippen, oder mir sagen zu lassen, ich würde i-was oder gar i-jemand abwerten. Sry für die lange Abschweifung
 
Zuletzt bearbeitet:
nun, ein Unterschied zur "Jäger und Sammler "Gesellschaft wurde oben schon genannt. Die Bevölkerung Germaniens war doch sehr zahlreich und Germanien ~ so dicht besiedelt wie der Rest der bekannten Welt.
Was geen Hungersnöte spricht, ist das Fehlen von Massengräbern, es gibt zwar die "Hungerlinien" in den Knochen, aber eben keine Massengräber, die auf Verhungern hindeuten.
Was die Söldner angeht, es gibt ja die Sagen aus späterer Zeit, die davon erzählen, das man ins Ausland ging, um "Heldentaten" zu vollbringen. Also die von Tacitus genannte Eigenheit, durchs Schwert zu erobern, was man durch Schweiß nicht erringen will .
 
nun, ein Unterschied zur "Jäger und Sammler "Gesellschaft wurde oben schon genannt.

Das war ein anderes Beispiel, da es in dem Beitrag um ein grundsätzliches Problem ging. Ich hab nicht gesagt, die Germanen seien Jäger und Sammler gewesen. ;)

Die Bevölkerung Germaniens war doch sehr zahlreich und Germanien ~ so dicht besiedelt wie der Rest der bekannten Welt.

Unwahrscheinlich. Ein Gebiet ohne Städte als BHevölkerungszentren wird schwerlich mit einem Gebiet mithalten, wo es solche gab, wie in Gallien oder Italien.

Was geen Hungersnöte spricht, ist das Fehlen von Massengräbern, es gibt zwar die "Hungerlinien" in den Knochen, aber eben keine Massengräber, die auf Verhungern hindeuten.

Ja; der Preis dafür wird vermutlich ein niedrigerer Ertrag, im Schnitt über mehrere Jahre, gewesen sein, ebenso wie ein Verzeicht bzw nur sehr eingeschränkte Produktion für "den Markt". Voila, genau das, was von einer Subsistenzwirtschaft erwartet wird, und was zum Problem wird, wenn man zentral den wirtschaftlichen Mehrertrag abschöpfen will, zB umdie Kosten der Besatzung zu refinanzieren.

Was die Söldner angeht, es gibt ja die Sagen aus späterer Zeit, die davon erzählen, das man ins Ausland ging, um "Heldentaten" zu vollbringen. Also die von Tacitus genannte Eigenheit, durchs Schwert zu erobern, was man durch Schweiß nicht erringen will.

Dass man dafür ins AUsland geht (sei es als Söldner, sei es zum Raub) weist darauf hin, dass da mehr zu holen war als daheim oder beim Nachbarstamm um die Ecke.
 
Was die Söldner angeht, es gibt ja die Sagen aus späterer Zeit, die davon erzählen, das man ins Ausland ging, um "Heldentaten" zu vollbringen. Also die von Tacitus genannte Eigenheit, durchs Schwert zu erobern, was man durch Schweiß nicht erringen will .
Heldentaten und Abenteuer hin oder her, nichtsdestotrotz gingen und gehen Söldner überwiegend aus Völkern in Gebieten hervor, wo es sich - verglichen mit anderen Regionen - nicht so gut leben lässt. Man sollte sich nicht von US-Action-Filmen wie "The Expendables" oder romantisierenden Darstellungen von Männern mit von Frauen gebrochenem Herzen, die zur Fremdenlegion gingen, täuschen lassen: Wohlhabende Männer aus wohlhabenden Gesellschaften, die trotzdem für Geld freiwillig für eine fremde Sache ihre Haut riskierten, waren stets eher die Ausnahme. Abenteuerlust und das Streben nach Ruhm mögen zwar auch hineinspielen, sollte man aber nicht überbewerten.
Ich nehme an, Du beziehst Dich mit den Sagen vor allem auf die Nordmänner, die sich in der Warägergarde oder sonstwo verdingten. Sie sind ein gutes Beispiel: Verglichen mit Konstantinopel waren Island und Skandinavien vergleichsweise arm, sogar wenn man ein Großbauer war. Umso mehr für diejenigen, die keinen eigenen Hof besaßen.
 
nun, gerade die Völker nördlich der Mittelebirge, bei den anderen weiß ichs nicht, haben ein gewaltiges Problem ...

Auf 100 Mädchen werden 108-110 Jungen geboren. Kommt dann noch die Vielweiberei und das Erstgeburtsrecht bei den Nordleuten hinzu, gibts sehr gute Gründe, sich auswärts zu verdingen bzw auf Raubzug zu gehen. Das trifft auch die Eingeborenen der nrdtsch. Tiefebene. Früher war das Verhältnis erst ab 30 1:1, davor gabs mehr junge Männer als Frauen.
Wie das bei Römern u.ä. war, weiß ich leider nicht, im Norden kamen Knben und Mädchen wohl gleich "durch den Winter"

Das ist jetzt kein Witz oder so ...
 
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