Spielfilme angesiedelt im Mittelalter

Von daher hätte man die Story auch als Konquistadorenfilm gestalten können?
Eine Gruppe Konquistadoren strandet an der amerikanischen Küste, gabelt eine Häuptlingstochter und einen kampferprobten Medizinmann auf und versucht sich zum nächsten spanischen Stützpunkt durchzuschlagen...

Vielleicht haperts da mit der Zielgruppe. :still:

Ich glaube nicht, dass das als Konquistadorenfilm funktioniert hätte, denn die sind doch eigentlich gewöhnlich negativ besetzt. Nach der Inhaltsangabe dürften die Wikinger aber nicht unbedingt die "Bösen" sein.
 
Ich glaube nicht, dass das als Konquistadorenfilm funktioniert hätte, denn die sind doch eigentlich gewöhnlich negativ besetzt.

Deshalb haperts ja mit der Zielgruppe.

Warum sind eigentlich Wikinger nicht so negativ besetzt?

Das sind doch auch nur Gruppen von Abenteurern, die sich aus Ruhm- und Habsucht in ferne Länder begaben und dort die Einheimischen ausplünderten, versklavten, vergewaltigten und ermordeten.
 
Ich glaube nicht, dass das als Konquistadorenfilm funktioniert hätte, denn die sind doch eigentlich gewöhnlich negativ besetzt. Nach der Inhaltsangabe dürften die Wikinger aber nicht unbedingt die "Bösen" sein.
Die Wikinger werden primär als rauhe Gesellen, die Raub und Kampf nicht abgeneigt sind, dargestellt. Für die Prinzessin wollen sie eigentlich Lösegeld erpressen, außerdem hätte sich einer an ihr vergangen, wenn nicht der recht edelmütig geschilderte Wikingerführer eingeschritten wäre. Trotzdem sind sie natürlich "die Guten", indem nicht nur das "Wolfsrudel", sondern auch der schottische König als noch übler dargestellt werden: U. a. lehnt er es ab, für seine Tochter Lösegeld zu bezahlen (allerdings nicht aus Gier, sondern um künftige Entführungsversuche zu vermeiden), sondern ordnet an, sie im Fall, dass ihre gewaltsame Befreiung misslingen würde, zu töten. Erwähnt wird auch, dass er die Pikten unterwarf, indem er deren Führer zu einer Friedenskonferenz einlud und dann ermorden ließ.

Warum sind eigentlich Wikinger nicht so negativ besetzt?

Das sind doch auch nur Gruppen von Abenteurern, die sich aus Ruhm- und Habsucht in ferne Länder begaben und dort die Einheimischen ausplünderten, versklavten, vergewaltigten und ermordeten.
Ja, aber die Konquistadoren sind erstens mal katholisch (böse!) und haben sich zweitens an den Indianern (naturverbunden etc.) vergriffen. Die Wikinger hingegen sind urwüchsige Naturburschen, die kämpfen, martialische Götter verehren, schöne Frauen haben und gerne einen über den Durst trinken (= echte Kerle), und die bevorzugt katholische Klöster und Kirchen plündern.
Welches (Klischee-)bild wirkt auf das heutige Publikum also wohl sympathischer?
 
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Da gibt es aber durchaus auch etwas, frei (sehr frei!) nach der Grænlendinga saga: Den Film Pathfinder. Inhalt: Riesenhafte Nazi-Wikinger schlachten aus unerfindlichen Gründen schmächtige Indianer ab, ein Jahre zuvor zurückgelassener Wikinger, der bei den Indianern aufwuchs, sorgt dafür, dass die Nazi-Wikinger ihr gerechtes Ende finden.
 
Den Film kenne ich auch: Er pfeift völlig auf jeden Anflug von Authentizität, in ihm tragen die Wikinger sogar die berüchtigten Hörnerhelme. (Als reiner Actionfilm funktioniert er aber durchaus.)
Dem grundsätzlich positiven Wikinger-Image widerspricht der Film aber nicht unbedingt: Sie treffen eben bloß auf Indianer, die als noch positiver wahrgenommen werden. Verglichen mit den Indianern sind dann eben doch die Wikinger die Bösen.
Dass Wikinger rauben (und morden - denn freiwillig geben die Opfer ihre Besitztümer nicht unbedingt her), wird ja auch in Filmen, in denen sie eher positiv dargestellt werden und als Sympathieträger fungieren sollen, nicht ganz ausgeblendet - sogar beim Wicki war zumindest das Rauben durchaus Thema -, nur relativiert: Das gehöre eben zu einem "Heldenleben" dazu, außerdem sind die Opfer mitunter eh noch "böser". Bei "Pathfinder" hat man lediglich die Perspektive umgedreht und mal die Opfer in den Mittelpunkt gestellt, wodurch das Böse am Wikinger-Verhalten viel mehr betont werden konnte und musste.
 
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Ja, aber die Konquistadoren sind erstens mal katholisch (böse!) und haben sich zweitens an den Indianern (naturverbunden etc.) vergriffen. Die Wikinger hingegen sind urwüchsige Naturburschen, die kämpfen, martialische Götter verehren, schöne Frauen haben und gerne einen über den Durst trinken (= echte Kerle), und die bevorzugt katholische Klöster und Kirchen plündern.
Der Klosterbruder, der Kampfsport betreibt, ist aber nicht so böse?

[Vielleicht hat Dekumatland doch recht, und er kommt aus einem Zen-Kloster...]
 
Der Klosterbruder, der Kampfsport betreibt, ist aber nicht so böse?
Nein, der ist gut, weil er sich gegen den bösen Schottenkönig gestellt und in die Einsamkeit zurückgezogen hat. Außerdem zitiert er zwar gerne coole Bibelsprüche, wirkt in der Praxis aber doch eher mit dem Kampfstock als mit dem Gebet und predigt auch nicht viel.
Kurzum: Er fungiert im Film weniger als Vertreter der katholischen Kirche, sondern soll mehr ein geheimnisvoller einsamer Kämpfer in einer Kutte sein.

Ich bin von deiner Naturburschenthese noch nicht ganz überzeugt, ravenik, auch ganz ohne Pathfinder.
Wer in einem Film "gut" ist, wird doch häufig darüber definiert, erstens wer (noch) "böser" ist, zweitens ob er sich so verhält, wie es dem Publikum (in seinen Fantasien) zusagt.

Nehmen wir die Seeräuber der Neuzeit: Objektiv betrachtet ist es doch wohl verwerflich, wenn man herumsegelt und andere Schiffe oder auch Küstensiedlungen überfällt. Trotzdem gibt es viele Filme, in denen (meist englische) Seeräuber die "Guten" sind. Warum? Erstens werden ihre Opfer (bevorzugt Spanier, insbesondere spanische Kolonialherren; allenfalls auch korrupte Angehörige der eigenen Nation) als noch "böser" dargestellt. Zweitens führen Seeräuber (im Film) ein ungebundenes wildes Leben mit vielen Abenteuern, Rum und schönen Frauen - das kommt beim Publikum an.
Oder Western: Auch hier gibt es Vertreter, in denen Banditen die "Guten" sind - weil sie irgendwelche bösen Großgrundbesitzer, Eisenbahnunternehmen oder Banken ausrauben (zumindest sind ihre Opfer meist ziemlich reich und oft auch mächtig, also per se schon mal zumindest suspekt) und sich mit einer korrupten Lokalverwaltung anlegen. Und auch hier gefällt das wilde Abenteurerleben dem Publikum.
 
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Kommt doch immer A auf den Fundus an, den sie rankriegen, B aufs Interesse der Filmemacher, C auf ner motivierten Schauspielerriege. Vielleicht fragen sie einfach mal Leute, die sich auskennen wie Peter Prestel ( http://www.geschichtsforum.de/745750-post52.html ). Das Knowhow zur Zeit 1470-1510 ist ja in Dtl. heutzutage massig vorhanden.

Generell finde ich es schön wie der Moretti in den letzten 10-15 Jahren in das Fach älterer, ernster Rollen reingewachsen ist. Egal ob als Hofer, Casanova oder Erzherzog Johann, fand ich sein teilweise kühles immer gut ausgewogenes Spiel sehr passend. :yes:
Jean-Hugues Anglade und Sylvie Testud sollen ja auch dabei sein - was besseres kann einem Film ja kaum passieren in Europa.
 
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MR-Film macht eigentlich immer sehr qualitätvolle Sachen. Und was man an Bilder sieht schaut das ja schon ganz gut aus....

http://www.filmfonds-wien.at/index.php?rex_resize=1000a__maximilian_dreh-small_05.jpg
Bei dem Bild musste ich dran denken: Tobias Moretti der Peter O'Toole Österreichs. :still: Ist natürlich nur positiv gemeint.:anbetung: (Man denke an "Troja", wo mich eigentlich nur die Szenenfotos mit O'Toole dazu motivieren könnten, den Streifen doch mal anzuschauen.)
 
Bei dem Bild musste ich dran denken: Tobias Moretti der Peter O'Toole Österreichs. :still: Ist natürlich nur positiv gemeint.:anbetung: (Man denke an "Troja", wo mich eigentlich nur die Szenenfotos mit O'Toole dazu motivieren könnten, den Streifen doch mal anzuschauen.)

Kein unpassender Vergleich! Denn Moretti hat ja schon einen langen, langen Schauspieler-Weg zurückgelegt.
Zum Vergleich: http://www.movie-village.com/wp-content/uploads/2010/06/Kommissar-Rex-Staffel-1-DVD-Szenenbild-1.jpg
 
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