Spielfilme angesiedelt im 18.Jh.

Was ist der beste Film zum Thema 18.Jahrhundert?

  • Barry Lyndon (1975)

    Stimmen: 18 22,8%
  • Gefährliche Liebschaften (1988)

    Stimmen: 14 17,7%
  • Jefferson in Paris (1995)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Der letzte Mohikaner (1992)

    Stimmen: 19 24,1%
  • Rob Roy (1995)

    Stimmen: 3 3,8%
  • King George - Ein Königreich für mehr Verstand (1995)

    Stimmen: 5 6,3%
  • Revolution (1985)

    Stimmen: 4 5,1%
  • Farinelli (1994)

    Stimmen: 2 2,5%
  • Marie Antoinette (2006)

    Stimmen: 1 1,3%
  • Amadeus (1984)

    Stimmen: 12 15,2%

  • Umfrageteilnehmer
    79
@Scorpio
Sehr schöne, feinsinnige Rezension. Ich muss mir den Film auch mal anschauen. Ja, teilweise wurde z.B. ohne Bedenken in modernen Straßen gedreht (sieht man an modernen Fenstern etc.). Da sieht man doch die Vorzüge der westdeutschen und heute in ganz Deutschland verbreiteten Freilandmuseen, die hervorragend als Drehorte funktionieren können, wenn man z.B. ganze Baugruppen aus einem Zeitschnitt hat.
 
Gedreht wurde "Das große Abenteuer des Kaspar Schmeck" wohl in Quedlinburg, Halberstadt und auf der Burg Westerburg, die Szenen die auf dem Atlantik und in Amerika spielen drehte das Produktionsteam wohl in Bulgarien. Bei Youtube sind leider nur Teaser der DEFA-Produktion zu sehen, aber bei Veoh müssten noch alle 3 Teile verfügbar sein. Wie gesagt ich hab sie mir nach über 35 Jahren sehr gerne noch mal reingezogen, diesmal sogar in Farbe. DDR 1 und DDR2 bekam man früher leider nur in schwarz-weiß, obwohldie deutsch-deutsche Grenze gar nicht so weit von meinem damaligen Wohnort entfernt lag.
 
Und das obwohl viele Aspekte von Wilberforce Leben gedrängt dargestellt wurden - d.h. vieles was er später erst thematisierte, kommt im Film früher vor. Er hatte ja längst nicht nur die Abschaffung der Sklaverei als Ziel; er war ja als Politiker eine umstrittene Person, die einen enormen Eindruck auf die Menschen gemacht hat und der bis heute eine Ikone der britischen Geschichte und Politik geblieben ist. Am besten war die Szene, wo er Leute der High Society in den Hafen von London lockt, um sie mit den Auswirkungen der Sklaverei zu konfrontieren.

Aber der Film ist gewiss etwas lahm, war damals auch kein finanzieller Erfolg, soweit ich weiß. Kein Wunder, dass ich erst recht spät überhaupt von seiner Existenz erfuhr. Vielleicht aber dennoch etwas für die Vorführung im Schulunterricht, da das Thema doch eine zeitlose Brisanz und Aktualität besitzt.

Ich fand es sehr schade, denn die Geschichte von Wilberforce, Clarkson, Newton und anderen bedeutenden Abolitionisten ist überaus interessant, und das Thema Sklavei ist allemal erzählenswert, und nach wie vor von großer Aktualität, auch wenn die Sklaverei in dieser Form längst nicht mehr existiert. Die schauspielerische Leistung von Ion Gruffud und anderen Akteuren war durchaus überzeugend. Was mir an dem Film gefehlt hat, war, dass die Menschenverachtung, der rassistisch motivierten Sklaverei nicht genug thematisiert wurde. Vielleicht hätte ein szenischer Rückblick das leisten können. Das Kirchenlied Amazing Grace stammt ja von John Newton, der Erfahrungen aus eigener Hand besaß und jahrelang im transatlantischen Sklavenhandel tätig war. Auch Olaudah Equiano besaß Erfahrungen aus erster Hand, nur war er im Gegensatz zu Newton als menschliche Fracht über den Atlantik gefahren. Als Equiano Wilberforce vorgestellt wird und Hand- und Fußfesseln auf den Tisch legt, hätte ich mir eine Rückblende und detaillierte szenische Darstellung der Grausamkeiten des Sklavenhandels gewünscht, ähnlich wie in "Amistad" oder "Good By Uncle Tom". Das hätte die Motivation der Abolitionisten Clarkson und Wilberforce glaubwürdiger und nachvollziehbarer gemacht. Die Sklaverei, die Zustände im Dreieckshandel blieben so leider recht nebulös. In der Szene, in der Wilberforce, seinen Zuhörern die Zustände an Bord des Sklavenschiffs Madagascar nahe zu bringen versucht, erinnerte mich fast an Peta- Aktivisten, die sich für bulgarische Tanzbären engagieren oder für Straßenköter auf Mallorca auf die Tränendrüse drücken und Spenden sammeln. Wilberforce hätte sie in dieser Schlüsselszene viel mehr schocken und mit gerechtem Zorn Witz und Sarkasmus sprechen sollen, so wie es amerikanische Abolitionisten wie William Lloyd Garrison, Harriet Beecher Stowe und Frederick Douglass getan hätten. Vielleicht bin ich aber in meinen Sehgewohnheiten einfach zu amerikanisiert. Für meinen Geschmack blieb das Thema Sklaverei zu nebulös, und ich fand, dass die Macher des Films hier Potenzial verschenkt haben. Amazing Grace ist aber trotz allem durchaus ein sehenswerter Film, der zum nachdenken anregt und den man sich durchaus mehrere Male ansehen kann.
 
"Die Abenteuer des David Balfour" D, F, CH, A (1978)
Regie: Jean-Pierre Decourt

Handlung Teil 3 und 4:
Die Handlung dieser beiden Folgen konzentriert sich auf den Roman "Catriona", auch wenn die Titelheldin hier im 4-Teiler schon im 1. Teil vor der Entführung Davids aufgetreten ist. David Balfour bemüht sich seinen Freund Alan Breck Stewart außer Landes zu bringen. Andererseits bringt er diesen auch durch seine Naivität in Gefahr indem David dem Lordstaatsanwalt Prestongrange (Patrick Allen) zu Erkennen gibt, dass Alan noch in Schottland steckt. Da sich David noch weiterhin verplappert sind ihm bald die Männer von James More auf den Fersen und erwischen fast Alan, als dieser sich nach Frankreich einschifft. Alan entwischt, aber David wird von den Männern überrascht und als Gefangener auf einen Insel gebracht um zu verhindern, dass David im Prozess gegen James of the Glens (Bill Simpson) auftreten kann. Laut Alans Fluchthelfer und James Stewarts Anwalt (Leonard Maguire) hätte es auch nichts genutzt, wenn David rechtzeitig eingetroffen wäre. Denn als David 2 Tage zu spät in Inverary ein: James of the Glens ist bereits verurteilt. Auf das Anraten des Anwalts, Charles Stewart, richtet David Balfour ein Gnadengesuch für James of the Glens an den König, welches allerdings - so Davids Einfall - ausgerechnet durch Staatsanwalt Prestongrange übermittelt werden soll. James of the Glens hatte wohl nicht Unrecht damit, dass ihm vor einem von einem Campbell, dem Lord of Argyl, geführten Gericht nur das Todesurteil erwarten konnte, denn der Rote Fuchs war ja auch ein Campbell. Somit geriet der ganze Prozess zur Farce und war ein Teil der typischen Clanquerelen. James More wurde mit Wissen der Campbells und Prestongranges die Flucht ermöglicht, wodurch sie einen Zeugen gegen James of the Glens hatten. Wieder in Edinburgh bei der Familie des Lordstaatsanwalts wird David ein wenig mit seiner künftigen Profession als Anwalt vertraut gemacht. Dann reist er auf einem Schiff nach Leiden. Auf dem Schiff begegnet er Catriona wieder, welche von ihrer Rivalin Barbara Graham, einer Tochter des Staatsanwalts, unterstützt worden war, seit sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, in welches sie sich bei der Flucht ihres Vaters geschmuggelt hatte. Auch James More befindet sich nun auf dem Festland, da er dort eine Intrige im Sinne von Prestongrange und Argyl, nämlich die Entführung von Alan Breck Stewart nach Schottland betreiben soll. Alan Breck Stewart ist unterdessen bei Bonnie Prince Charlie (Christopher Biggins) eingetroffen, der keine Lust mehr hat die Rebellion in Schottland erneut zu entfachen. Alan wendet sich daher von ihm ab und begibt sich zu David Balfour. Denn James More ist es geglückt David dazu zu verleiten Alan anzulocken. Derweil bereitet James More, der indessen auf die Kosten Davids mit seiner Tochter in Leiden lebt, alles zum finalen Schlag gegen Alan vor. Eben als Alan Breck Stewart in Leiden eintrifft, kommt auch ein englisches Schiff an, das an einer einsamen Küste Alan Breck aufnehmen soll. Doch Alan und David erwehren sich ihrer Haut. Die Entführung wird vereitelt und endlich verloben sich David und Catriona.

Insgesamt sind die Darsteller teilweise etwas besser als in den ersten beiden Folgen.

Ebenso absurd wie in den ersten Folgen mutet es an, wenn David und Alan mit ihren Fasnetshütchen durch die Landschaft rennen, wo sie an ihren weißen Federchen weithin zu erkennen sind. Davon abgesehen, dass die Umhänge, die sie tragen, denkbar schlecht geeignet sind, wenn man sich in der Heide oder einem Wald verstecken will.
Als alle Schiffe, die auftreten, taucht dasselbe Fahrzeug auf.

Die Szenen auf dem Schiff bei der Überfahrt nach Rotterdam haben ihre Längen, aber das ist nur typisch für Stevensons Stil. Die Charaktere von Catriona und David bieten einige interessante Gegensätze, auch wenn die Sprödigkeit, die wohl richtig widergegeben ist, auf die Dauer nicht unterhält. Es ist ein bisschen unlogisch, dass eigentlich David bei Alan Breck in den Highlands das Fecht lernte, während er es in Edinburgh scheinbar wieder vergessen hat. Auch in Leiden lernt er es nicht, obwohl das A von Catriona gefordert wird und B für Studenten im 18.Jh. obligatorisch wäre.

Die Serie profitiert primär von der recht spannenden Handlung der beiden Romane. Das wiederkehrende Moment der Entführung (David wird sogar zweimal entführt, aber auch Alan soll entführt werden) ist auf die Dauer etwas überdehnt. Man erkennt wieder Stevensons kleine Horrorelemente wie auch auf der Insel, wo David festgehalten wird in der Nacht, als einer der Wärter David eine Schauergeschichte erzählen soll.

Leider ist die Produktion etwas einfallslos und der Soundtrack auf die Dauer nervtötend. 5 von 10 gezogenen Degen.
 
"Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski" Fritz Umgelter (1974)

Eine typische deutsch-französisch-italienische Koproduktion mit ganz überwiegend deutschen Schauspielern. Behandelt wird in einer Bearbeitung von Helmut Pigge die Autobiographie des polnisch-ungarischen Adligen Benjowski.

Die Handlung setzt 1767 ein, als Benjowski (Christian Quadflieg) bereits ein recht bekannter Offizier ist. Eine Delegation der Barer Konföderation bewegt ihn dazu aus seiner ungarischen Heimat und von seiner frisch angetraute Gemahlin (Eleonore Weisberger) nach Polen zurückzukehren, um sich der Konföderation anzuschließen. Bald darauf wird Benjowski General der Konföderierten, aber in einem Scharmützel mit russischen Truppen schwer verwundet und gefangen genommen. Auf seinem Transport begegnet er dem Schweden Wyndbladt (Georges Claisse), der sich als Freiwilliger und als Major den Polen angeschlossen hatte. In Kasan inhaftiert gelingt es Benjowski und Wyndbladt zu entfliehen. Seine Flucht stützt sich auf die unzufriedenen Russen von denen einige Benjowski hatten bewegen wollen ihr Anführer zu werden. Der Putsch gegen die Zarin (Nicole Heesters) war schiefgegangen. Ausgerechnet in St. Petersburg wollen sich nun die beiden einschiffen, werden aber zum Narren gehalten und wieder von den Russen verhaftet. Einzig der Graf Orlow (Matthias Habich) setzt sich bei Katharina II. für Benjowski ein, den er wegen seinen Eigenschaften bewundert. Trotz einer angeblichen Begnadigung wird Benjowski, der den Berater der Zarin, Graf Panin (Wolfgang Schwarz), gegen sich hat, nach Sibirien verschleppt, wo er zusammen mit seinem Gefährten auf Kamtschatka festgehalten werden soll. Auf der Reise werden bereits einige Fluchtpläne geschmiedet. Ein russischer Gouverneur bekommt von Ungefähr Wind von der Sache und schickt einen Brief an seinen Kollegen am Pazifik, die Verbannten, wenn sie dort eintreffen einzusperren, um jeden Fluchtversuch zu unterbinden. Benjowski und seinen Gefährten gelingt es an das Schreiben zu kommen. Jetzt bleibt ihnen keine Wahl - sie müssen rasch von Kamtschatka fliehen, ehe man dort von den Ansichten besagten Gouverneurs erfährt. Dort angekommen wird Benjowski durch das Wohlwollen des örtlichen Kommandeurs Nilow (Günther Strack) verblüfft, der es Benjowksi hoch anrechnet, dass er das Schiff mit den Verbannten durch einen Sturm gerettet hat. Benjowski wird Hauslehrer der Mlle. Nilow (Pascale Rivault). Trotz des Vertrauens, das Benjowski beim Festungskommandeur Nilow genießt, treibt er die Flucht voran indem er die Verbannten um sich scharrt. In dem russischen Rittmeister und ebenfalls Verbannten Stephanow (Sky du Mont) hat er einen dauerhaften Gegenspieler, der Benjowski seine Führungsrolle und seinen Erfolg bei den Frauen neidet. Schließlich kommt es zum Aufstand, der durch viel Geschick und nach der Tötung Nilows erfolgreich verläuft. Die überlebenden Verbannten schiffen sich nun auf dem Schiff ein, welches sie nach Kamtschatka für gewöhnlich transportiert. Auf See und unterwegs kommt es immer wieder zu Zusammenstößen mit Stephanow, der laufend meutert und die Dummen unter den Verbannten sowie manchmal einen Teil der Besatzung des Schiffes auf seine Seite bringt. Endlich auf Macau gelingt es Benjowski seinen ewigen Gegner loszuwerden, der sich hier selber tölpelhaft in die Gewalt der britischen Kolonialverwaltung bringt. Jeder will Benjowskis Reisebeschreibungen v.a. der Fahrt von Kamtschatka nach Macau haben. Benjowksi versucht sodann eine Regierung für die Kolonisierung Formosas zu gewinnen, wo er bereits auf der Fahrt gute Verbindungen knüpfen konnte. In Frankreich wird Benjowksi vom Duc d'Aiguillon (Romuald Pekny) statt Formosa die Insel Madagaskar als Ziel einer Kolonisierung vorgeschlagen. Zusammen mit seiner Gemahlin, die er zum ersten Mal seit Jahren wieder trifft, und seinem Sohn reist er zur Isle de France. Von der dortigen Administration werden ihm allerhand Steine in den Weg gelegt, Schreiben des Königs hin oder her. Endlich kommt er mit einer kleinen Menge Soldaten aber zu wenigen Waren um mit den Eingeborenen sinnvoll Handel zu treiben auf Madagaskar an. Sein Sohn und viele seiner Soldaten sterben an Gelbfieber dahin, denn das Fort der Franzosen liegt in der Gegend eines Sumpfes. Benjowski bemüht sich im Sinne der königlichen Instruktion den Sklavenhandel auf Madagaskar zu unterbinden. Die Einwohner der Insel scheinen ihn und seine Anhänger aber bald niedermachen zu wollen. Im Gegensatz zum Hass auf die französische Kolonisierung, der zahlreiche Franzosen zum Opfer fallen - so die Verstärkungen, die auf einem französischen Schiff nahen sollten - wird Benjowksi von den Einheimischen verehrt. Er fügt sich schließlich ihren Wünschen und wird zu etwas wie dem König von Madagaskar erhoben.
Hier endet der Film mit dem Ende der Aufzeichnungen Benjowskis. In einem Kommentar wird erwähnt, dass er später von französischen Truppen 1786 getötet wurde.

Die Handlung ist enorm spannend, denn Benjowski war, soweit man seinen Aufzeichnungen trauen kann, schon ein ziemlicher Tausendsassa, der schon damals die Menschen faszinierte. Es erstaunt, dass es nicht große Kinofilme (es gibt wohl einen scheinbar polnischen Film unter 100 min. über ihn von 2012!) über diesen seltsamen Charakter gibt, der in seinem kurzen Leben von 45 oder gar nur 40 Jahren soviel erlebt hat wie kaum ein Mensch. Entdecker, Offizier, Staatsmann, Gefangener, Verbannter, General, Adliger, König! Sein Leben ist ein beständiges Auf und Ab von höchstem Glück zu völliger Erniedrigung.
In 4 Teilen dieses Leben - ausgenommen z.B. den Siebenjährigen Krieg, wo er bereits als Jugendlicher diente - nachzuzeichnen war schon eine Herausforderung.
Das Kostümbild ist für die Zeit und für eine Fernsehproduktion aus Deutschland nicht so schlecht, etwa auf dem Niveau wie bei "Der Winter der ein Sommer war". Modern perfekt geschminkte Damen sieht man sogar mitten im Dschungel von Madagaskar!
Die Drehorte wirken manchmal eigenwillig. So wie bei dem polnischen Schloss, wo Benjowski gefangen wird, das doch arg deutsch wirkt. Bei dem angeblichen Schloss von Anna Benjowskis Familie glaube ich die Veste Kufstein zu erkennen! War wohl ein Nachteil, wenn vieles der Handlung in Warschauer Pakt Staaten spielt, wenn man in den 1970ern dort nicht drehen konnte oder wollte.
Christian Quadflieg macht seine Sache als willensstarker und ein bisschen in sich gekehrter Benjowksi gut. Immerhin muss man ihm ja etwa 360 Minuten lang zuschauen. Herausragend spielt vor allem Günther Strack als Nilow. Sky du Mont scheint mir wie in anderen Produktionen dieser Zeit wie "Der Winter der ein Sommer war" für seine meistens leidenschaftlichen Charaktere etwas zu hölzern im Ausdruck.

Insgesamt doch eine lohnenswerte Produktion, die man sich schon allein wegen der Spannung und um sich mit Benjowski und der vielfältigen Handlung zu beschäftigen, anschauen sollte. 6 von 10 Abenteuern.
 
Das große Abenteuer des Kaspar Schmeck (DDR 1981)

ist eine 3teilige Defa-Verfilmung nach dem gleichnamigen Roman von Grete Weißkopf von 1948 (erschienen unter dem Pseudonym Alex Wedding). Der 16jährige Kaspar Schmeck ist der Sohn eines armen Flickschusters, der als Küchenjunge bei dem Gastwirtehepaar Hempel in Kassel ein ziemlich erbärmliches Dasein fristet.
Ich habe mir auch mal die drei Teile angesehen. Ja, der Vergleich zu "Der Winter der ein Sommer war" ist wohl recht naheliegend.
Das Kostümbild ist etwas schlechter, wenn auch nicht so erheblich. Die DEFA hatte halt das Übel der leeren Kassen oder die Verlockung einfach auf die UFA-Kostüme zurückzugreifen. Daher haben die "Hessen" in dieser Verfilmung nochmal weniger mit denen im Unabhängigkeitskrieg zu tun. Der Hauptmann z.B. der eine Art Unterhose aus Leinen als Kniebundhose trägt, dann diese lächerlichen Dreispitze, die bei Regen immerhin noch als vom Regenwasser verformt durchgehen. Erstaunlicherweise sehen immerhin die Musketen als Steinschlossflinten aus. Immerhin. Wie auch bei den anderen 70er-Jahre Filme wieder diese unsäglichen und scheinbar unvermeidlichen Vollbärte (die stießen auch im Film zu Benjowski insbesondere bei Höflingen auf)...
Die Handlung - trotz des gebetsmühlenartig runtergeleierten Klassenkampfes (die Masse der Hessen sind bald schon überzeugte Anhänger Thomas Paines) - erscheint doch etwas glaubhafter. Keine abstrusen Abenteuerräuberpistolen. Alle Soldaten haben einleuchtende Gründe sich freiwillig zu melden. Der verfressene Landmann ebenso wie der arme verblendete Jüngling. Der Bevormundung durch die Familie zu entkommen, dem Schicksal zu entrinnen - das waren ja wirklich Motivationen zum Soldatenhandwerk wie sie Gang und Gäbe waren.
Recht erfrischend empfand ich die weiblichen Nebenfiguren. Die resolute und durchaus eigennützige Mutter Schmecks, die vor allem an ihren guten Tabak denkt, die etwas blasierten Offiziersgattinnen oder nicht zuletzt die Marketenderin mit Gundel. Die Handlung wird nicht von einer rührseligen Liebesgeschichte begleitet. Das Verhältnis von Kaspar zu Gundel scheint plausibel, ohne hochtrabende Dialoge oder Liebesschwüre.
Der Schluss ist ungewohnt unkonventionell. Das Schicksal von Schmeck und seinen wenigen überlebenden Gefährten bleibt im Ungewissen und muss ja auch nicht erzählt werden. Der Zuschauer kann sich selbst eines ausmalen.
Die Schauspieler wirkten teilweise erstaunlich wenig hölzern zu spielen. Manche wie Dietrich Körner, der scheinbar damals einfach alles gespielt hat, waren offenbar nicht zu vermeiden und wie immer ging Körner mit sich ironisch ins Gericht. Besser vielleicht so eine Besetzung wie hier, als wenn man eine charismatische Führungsrolle gehabt hätte wie Manfred Krug in seinen Filmen, der dann alle anderen so sehr in den Schatten drängt.

Bei allen Mankos würde ich den Dreiteiler mit der BRD-Produktion etwa gleichauf sehen. Die positiven Aspekte und die negativen gleichen sich aus.
 
Ich habe mir auch mal die drei Teile angesehen. Ja, der Vergleich zu "Der Winter der ein Sommer war" ist wohl recht naheliegend.
Das Kostümbild ist etwas schlechter, wenn auch nicht so erheblich. Die DEFA hatte halt das Übel der leeren Kassen oder die Verlockung einfach auf die UFA-Kostüme zurückzugreifen. Daher haben die "Hessen" in dieser Verfilmung nochmal weniger mit denen im Unabhängigkeitskrieg zu tun. Der Hauptmann z.B. der eine Art Unterhose aus Leinen als Kniebundhose trägt, dann diese lächerlichen Dreispitze, die bei Regen immerhin noch als vom Regenwasser verformt durchgehen. Erstaunlicherweise sehen immerhin die Musketen als Steinschlossflinten aus. Immerhin. Wie auch bei den anderen 70er-Jahre Filme wieder diese unsäglichen und scheinbar unvermeidlichen Vollbärte (die stießen auch im Film zu Benjowski insbesondere bei Höflingen auf)...
Die Handlung - trotz des gebetsmühlenartig runtergeleierten Klassenkampfes (die Masse der Hessen sind bald schon überzeugte Anhänger Thomas Paines) - erscheint doch etwas glaubhafter. Keine abstrusen Abenteuerräuberpistolen. Alle Soldaten haben einleuchtende Gründe sich freiwillig zu melden. Der verfressene Landmann ebenso wie der arme verblendete Jüngling. Der Bevormundung durch die Familie zu entkommen, dem Schicksal zu entrinnen - das waren ja wirklich Motivationen zum Soldatenhandwerk wie sie Gang und Gäbe waren.
Recht erfrischend empfand ich die weiblichen Nebenfiguren. Die resolute und durchaus eigennützige Mutter Schmecks, die vor allem an ihren guten Tabak denkt, die etwas blasierten Offiziersgattinnen oder nicht zuletzt die Marketenderin mit Gundel. Die Handlung wird nicht von einer rührseligen Liebesgeschichte begleitet. Das Verhältnis von Kaspar zu Gundel scheint plausibel, ohne hochtrabende Dialoge oder Liebesschwüre.
Der Schluss ist ungewohnt unkonventionell. Das Schicksal von Schmeck und seinen wenigen überlebenden Gefährten bleibt im Ungewissen und muss ja auch nicht erzählt werden. Der Zuschauer kann sich selbst eines ausmalen.
Die Schauspieler wirkten teilweise erstaunlich wenig hölzern zu spielen. Manche wie Dietrich Körner, der scheinbar damals einfach alles gespielt hat, waren offenbar nicht zu vermeiden und wie immer ging Körner mit sich ironisch ins Gericht. Besser vielleicht so eine Besetzung wie hier, als wenn man eine charismatische Führungsrolle gehabt hätte wie Manfred Krug in seinen Filmen, der dann alle anderen so sehr in den Schatten drängt.

Bei allen Mankos würde ich den Dreiteiler mit der BRD-Produktion etwa gleichauf sehen. Die positiven Aspekte und die negativen gleichen sich aus.

Die Helden seiner Jugend verrät man nicht, und trotz aller Schwächen und berechtigten Kritikpunkte haben die meisten Darsteller solide schauspielerische Leistungen abgeliefert. Man hat der Produktion angesehen, welche Quellen und Literatur verwendet wurde. Bei "Der Winter der ein Sommer war" hatte ich zufällig mal Gelegenheit, das Ausleihverzeichnis einzusehen. Das waren bei Sandra Paretti die damals vor Ort im Archiv der Schwalm in Schwalmstadt Ziegenhain recherchiert hatte "Der Soldatenhandel deutscher Fürsten im Unabhängigkeitskrieg von Friedrich Kapp aus den 1870er Jahren und eine deutsche Übersetzung von Eduard Lowells "The Hessians and other Mercenaries in the American Revolution. Eduard Lowell ist, meiner Meinung nach lesenswerter, als Friedrich Kapp, der aus einer nationalkonservativen Sichtweise den "Verkauf" der Untertanen skandalisiert. Ich glaube, dass Paretti bei Lowell sich auch den Namen der Familie von Haynau ausgeborgt hat. Lowell charakterisiert die beteiligten deutschen Fürsten und erwähnt dabei zwei Nachkommen von Wilhelm IX. aus seiner Beziehung von Caroline von Schlotheim, der späteren Gräfin Hessenstein. Diese soll überhaupt nicht ein bisschen Liebe für Wilhelm empfunden haben, sie flüchtete zu ihren Eltern, die sie nötigten, zu Wilhelm zurückzukehren, dem sie ein gutes Dutzend Kinder gebar. Die Ähnlichkeit mit der fiktiven Christine von Sonsfeld ist jedenfalls frappierend. Wilhelm ließ sich in Hanau- Wilhelmsbad und später im Bergpark Wilhelmshöhe die Löwenburg als mittelalterliche Ruinen, im Inneren aber proper eingerichtete Liebesnester bauen, wo er sich von der Dienerschaft ungestört mit seiner Mätresse treffen konnte. In Hanau- Wilhelmsbad ließ er eine der Cestus-Pyramide in Rom ähnliche Stele zu Ehren seines früh verstorbenen Lieblingssohnes bauen. Die Freiherren von Haynau dienten im Österreichischen Militär und sollen sich unter Radetzky allerlei Gewalttaten vor allem gegen Zivilisten in Italien schuldig gemacht haben. Bei Kaspar Schmeck haben die Macher zumindest auf eine authentischere Hauptquelle zurückgegriffen, nämlich auf Johann Gottfried Seume, der im thüringischen Vacha laut eigenen Angaben von hessischen Werbern zwangsrekrutiert wurde und sich einige Zeit in der Festung Ziegenhain aufhielt, die damals schon einige Jahre als Rekrutendepot diente. Seume nannte sie ein "Wahres Teufelsnest, wo vormals eine Öffnung zum Styx vorhanden war". Seine Kameraden waren "ein kassierter Major von der Festung, ein verlaufener Musensohn und ein entlaufener Mönch aus Würzburg.
In "Der Winter der ein Sommer war, erwähnt Claus von Haynau (Christian Quadflig) ebenfalls Truppenteile gemischter Nationalität, worunter sich ein "unglaubliches Gesindel" wie der Deserteur Freder Sörmann (Horst Frank) versammelt hat, und auch hier wird der Mönch aus Würzburg erwähnt, der in "Das große Abenteuer des Kaspar Schmeck auf der Überfahrt nach Amerika stirbt. Ich hatte übrigens bei dieser Produktion gar nicht so sehr den Eindruck, als würden die Kameraden von der prinzipiellen Kritik am Soldatenhandel durch den Studenten Anselm stark beeinflusst. Dieser bleibt bis zuletzt ein Außenseiter, der häufig von Kameraden gemobbt wird, weil er durch seine Handlungsweise Kollektivstrafen herausfordert. Schlechtes Essen, Drill und menschenunwürdige Behandlung- der Mops der Frau des Festungskommandanten wird besser behandelt, als die Soldaten, die im schlimmsten Regen den Köter einfangen müssen, damit er sich nicht erkältet. diese Missstände werden als ungerecht empfunden, aber so ist es nun einmal, die Soldaten werden nicht zu Anhängern Rousseaus und Thomas Paine, sondern versuchen vor allem das eigene Los zu verbessern. In diesem Punkt ähnelt ihre Einstellung der Seumes, der sich schließlich mit seinem Los abfand und im Übrigen als Unteroffizier und Regimentsschreiber kein schlimmes Los bei den Hessen hatte. Tatsächlich war er ja dem Soldatenleben keineswegs abgeneigt und hatte nach einer Lebenskrise das Theologiestudium in Leibzig abgebrochen, um in französische Kriegsdienste zu treten, wobei er auf ein Offizierspatent hoffte. Auch die Desertion von Kaspar und seinen Kameraden ist nicht durch prinzipielle Opposition, sondern durch die Hoffnung auf Verbesserung der Lebensumstände und natürlich auch der Fuchtel Emmerichs zu entkommen motiviert. Ähnlich wie Schmelzel, der in einer Neuen Welt, in der noch nicht alles verteilt ist, hofft, seinen Traum vom Bau einer Dampfmaschine verwirklichen zu können, folgen Kaspar Schmeck, der Rübenkönig und der Lotterieverkäufer dem Motto der Bremer Stadtmusikanten "etwas besseres als den Tod finden wir überall". Tatsächlich blieb die Desertionsrate unter den "hessischen Landeskindern" relativ gering. Seume und Johannes Reuber aus Vellmar bei Kassel empfanden, obwohl zum Kriegsdienst gezwungen durchaus so etwas wie Korpsgeist. Dabei mögen auch die Sorge, dass die Angehörigen zuhause die Desertion büßen mochten, eine Rolle gespielt haben. Johannes Schwalm aus Merzhausen diente im Regiment von Knyphausen und geriet bei Trenton in Gefangenschaft. Als Bauer und Handwerker war er ein attraktiver Indentured Servant und kam auf die Farm eines Deutschamerikaners. Im Gegensatz zu manch anderen Hessen, die sich "schlimmer behandelt als bey den Türken" fühlten, hatte er Glück und heiratete später eine Tochter seines Dienstherrn und fand später in South Carolina sogar Gold. Anlässlich des 200jährigen Geburtstages der USA gaben seine Nachkommen, darunter vor allem ein Dr. Lesley Schwalm aus Pennsylvania, der über Deutschkenntnisse verfügte, einen Band heraus, der das Lebensschicksal ihres Ahnen recherchierte.
 
Was allerdings bei der DEFA-Verfilmung tatsächlich wehtut ist das "Englisch" sowohl bei den Amis als auch bei den Briten. Haben die keinen Englisch-Lehrer von ner POS gehabt, der den Schauspielern mal kurz vorsprach wie das klingen soll? Die Redewendungen der "Briten" sind auch vollkommen albern. Schauspieler sollten es doch drauf haben einfach nach Gehör eine Sprache halbwegs nachzusprechen. Synchronisierung durch einen Englisch-Muttersprachler wäre doch auch im Ostblock sicher drin gewesen.

Da wurde sich bei den "Unfreiwilligen Reisen..." deutlich mehr Mühe gegeben. Der Chor polnischer Kriegsgefangener in Kasan wurde offensichtlich von Polen eingesungen oder zumindest gut imitiert.
 
Hast du die "unfreiwilligen Abenteuer des Moritz August Benjowski" auf DVD oder mal im Fernsehen gesehen, oder gibt es eine Möglichkeit, ihn sich im Internet anzusehen? Deine Rezension hat mich neugierig gemacht, irgendwie muss diese Umgelter-Verfilmung in den 1970ern oder 80ern leider spurlos an mir vorbeigegangen sein. Als der "Kurier der Kaiserin" und "Arpad der Zigeuner" ausgestrahlt wurden, war ich wirklich noch sehr jung, ich glaube ich war noch nicht mal eingeschult oder allenfalls in der ersten Hälfte des 1. Schuljahrs, jedenfalls wohnten wir damals noch nicht in Baden-Württemberg wo ich den größten Teil meiner Grundschulzeit verbracht habe, und trotzdem erinnere ich mich sehr genau an die Handlung mancher Episoden. Ich hatte die Serie zwar schon einmal erwähnt, sie verdient aber durchaus eine etwas ausführlichere Vorstellung. Interessanterweise verschwanden die meisten Darsteller nach dem Erfolg der Serie total in der Versenkung. Es erging ihnen noch fataler, als Raimund Harmstorff, der nie wieder an den Erfolg seiner überzeugenden Darstellung als "Der Seewolf" Kapitän Wolf Larsen anknüpfen konnte und dazu sehr viel Pech als Geschäftsmann hatte und unter Spätfolgen von Verletzungen litt, die sich der ehemalige Zehnkämpfer zugezogen hatte, weil er sich meistens nicht doublen ließ.
"Arpad der Zigeuner" war Anfang der 1970er das, was man damals einen Straßenfeger nannte. Trotzdem hat man, wie gesagt, von den Hauptdarstellern danach kaum noch etwas gehört. Robert Etcheverry, der die Titelrolle spielte hatte danach zumindest noch einige TV-Auftritte. Die Darstellerin seiner Frau Rilana- Anfang der 1970er Jahre gab es geradezu eine Schwemme von Mädchen die diesen Namen trugen- war die Britin Edwige Pierre. Für sie war es wohl der größte TV-Erfolg. Pierre hatte danach noch einige Auftritte in der im Zirkus-Milieu spielenden Serie Salto Mortale (auch ein echter Straßenfeger) und in der Serie "Kara ben Nemsi Effendi eine detailgetreue Verfilmung des Orient-Zyklus von Karl May mit Karl Michael Vogler, Heinz Schubert und vielen bekannten Schauspielern der 1970er und 1980er Jahre. Danach verschwand Edwige Pierre dann aber in der Versenkung. Ähnlich erging es Werner Umberg, der in einigen Folgen der Krimi Serie "Der Kommissar" Auftritte hatte, größere Bekanntheit aber erst mit dem Erfolg von "Arpad der Zigeuner" erreichte. Allerdings war der Erfolg kurzlebig. Umberg hatte danach noch einige Auftritte in Heimatfilmen und Ganghofer-Verfilmungen wie "Der Jäger vom Fall" konnte aber danach nie mehr an frühere Erfolge anknüpfen und zog sich wohl endgültig aus dem Filmgeschäft zurück. Hela Gruel, die Arpads Mutter spielte, war danach noch in einigen TV-Produktionen und als Synchronsprecherin tätig. Viele der meisten anderen Darsteller wurden von Roma besetzt, die ihre Sache wirklich gut machten, anscheinend aber keine Schauspielausbildung hatten. Die meisten anderen (Haupt)Darsteller sucht man vergeblich bei Wikipedia. Die Serie war durchaus amüsant und es ist inzwischen (2005) wohl eine DVD erschienen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals eine Wiederholung gab. In vielerlei Hinsicht war die deutsch-französisch-ungarische Koproduktion durchaus bemerkenswert. Abgesehen von der Serie Mond, Mond, Mond nach einer Vorlage von Ursula Wölfel war es die einzige, bei der die Hauptfigur und der Titelheld ein Rom war und bei der die meisten Roma als Sympathieträger dargestellt wurden. Viele Nebenrollen wurden mit wirklichen Roma, anscheinend Laiendarsteller, besetzt, die ihre Sache aber durchaus gut machten. Es war zwar eine Abenteuerserie, die im Vorabendprogramm lief und natürlich primär auf Unterhaltung setzte. Dennoch gehörte die Serie zu den wenigen, die überhaupt einen ernsthaften Versuch machte, die Kultur der Roma authentisch dem Zuschauer nahezubringen, ohne ins moralisierende abzugleiten oder Konflikte, die aus einer unterschiedlichen Mentalität resultieren auszusparen. In einer Folge kam es fast zu einem Pogrom. Die Roma verheizen für eine Siegesfeier kurzerhand das Mobiliar und braten einen Hammel am offenen Feuer, eine junge Frau stillt ihr Baby auf offener Straße, worüber sich die ungarische Bauern mokieren und sich schließlich zusammenrotten und "raus mit dem Zigeunerpack" skandierend auf die Roma losgehen. Das Schlimmste wurde dann durch den Titelhelden vereitelt. Es gab bis 1974 zwei Staffeln der sehr erfolgreichen Serie. In der letzten Folge wurde Fürst Bekeczy, offensichtlich eine Anspielung auf den Kuruzzenführer Ferencz Rakoczy und seine Verbündeten von ihrem Gegenspieler, einem immer nur "der General" genannten österreichischen Kommandeur, der vor keiner noch so abgefeimten Gemeinheit zurückschreckt in eine Falle gelockt und gefangen genommen. Rilana stirbt im Kugelhagel der Österreicher, während Arpad schwer verwundet von einigen Getreuen weggeschafft wird. Eine Neuauflage der Serie wurde dann aber nie wieder aufgelegt, obwohl sie eine der erfolgreichsten TV-Serien der 1970er Jahre war, und ich kann mich auch an keine Wiederholung erinnern.
 
"Maria Theresia" Robert Dornhelm (2017) Ö/CZ

Ich bin nun in den Genuss der tschechisch-österreichischen Koproduktion gekommen. Leider war gestern Abend nur noch der 2. Teil in der ORF-Mediathek zu sehen, aber ich denke mal, dass der Zweiteiler über kurz oder lang auch auf Arte oder 3sat ausgestrahlt wird. In Österreich und Tschechien erreichte die Produktion Traumeinschaltquoten (über 1,1 Mio. in Ö. und 2,1 Mio in CZ) - ein moderner Straßenfeger sozusagen, was sicherlich an der für beide Länder prominent besetzten Darstellerriege lag. Im ersten Teil trat beispielsweise Karl Merkovics als Prinz Eugen und Fritz Karl als Karl VI. auf.

Ich beziehe mich nur auf Teil 2. Dieser spielt nur 1740/41.

Nachdem Maria Theresia (Marie-Luise Stockinger) vom Tod des Kaisers erfährt, reist sie nach Wien. Dort angekommen sieht sie sich mit der unausgesetzten Kritik des Hofes, auch der Kaiserin Elisabeth Christine (Zuzana Stivínová) konfrontiert. Vor allem Bartenstein (Dominik Warta) und Graf Harrach (Jiří Dvořák), der laufend auf Prinz Eugens Entscheidungen in jedem Falle verweist, setzen ihr zu. Herzog Franz Stephan (Vojtěch Kotek) gibt sich als liebender Vater, verfällt aber auch auf Anhieb jeder hübschen Dame bei Hofe, vor allem aber der Gräfin Fritz ( Táňa Pauhofová) und einer gewissen Wilhelmine von Colloredo (Nathalie Köbli). Aus den Staatsgeschäften vor allem aber dem Krieg macht er sich nichts - ja er lehnt es ab sich an die Spitze der Truppen zu stellen, als Maria Theresia ihn darum bittet. Als ihre engste Beraterin genießt die Gräfin Fuchs (Julia Stemberger) das Vertrauen der Erzherzogin. Der Herzog von Lothringen aber stürzt sich in die Seidenherstellung und gründet dazu eine Tuchmacherei (sic!), wo man scheinbar (sic!) auch komplette Kleider kaufen kann. Obwohl Maria Theresia versucht der preußischen Aggression dadurch den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie Grumbkow (Zoltán Rátóti) in ihren engeren Kreis zieht, greifen sie bald Österreich an und werden von den Schlesiern jubelnd begrüßt.
Maria Theresia ist verzweifelt. Das Volk sei arm und krank, der Adel verließe den Hof und der Feind fiele von allen Seiten über sie her. während sie keine Verbündete habe - so ihr Eindruck.
Daher wendet sie sich schließlich an den Grafen Nikolaus Esterházy (Bálint Adorjáni), dem sie im Gegenzug für seine Unterstützung bei den ungarischen Magnaten eine Liebesnacht anbietet. Ihr Gemahl ist ja bereits ohnehin der Gräfin Colloredo verfallen, nachdem es Maria Theresia gelungen war die Gräfin Fritz auf ihre Seite zu ziehen. Zwar scheitern die Verhandlungen mit Esterházy, aber sie reist dennoch nach Ungarn, um mit einer Rede den ungarischen Adel für sich zu gewinnen. Unter der Führung des Grafen Esterházy schließen sich doch noch die Adligen der Erzherzogin an und sie wird in Preßburg gekrönt. Man verspricht ihr 60.000 Mann, aber sie bekennt zu ihrem Gemahl, dass sie froh wäre in Wahrheit die Hälfte zu bekommen.

Hier endet der Film.

Teilweise tut es schon beinahe weh wie ahnungslos offenbar die Drehbuchschreiber in der Materie waren. Was soll denn der Herzog von Lothringen mit einer Tuchmacherei? Er will Seide produzieren. Da muss man erstmal Maulbeerbäume anpflanzen und dann braucht man Seidenweber nicht Tuchmacher und Kleider werden von Schneidern produziert und nicht von den Stoffherstellern. Und dann reihen sich auch noch zahlreiche Verwechslungen aneinander. Was soll denn die Erzherzogin beim Grafen Esterházy, wo doch sein Bruder der Fürst ist und dieser den Einfluss viel eher genießt. Noch absurder aber ist das Bild von Bartenstein, der hier als entschiedener Gegenspieler Maria Theresias dargestellt wird, der kompromissbereit mit Preußen verhandeln will. Genau das Gegenteil war ja der Fall; Bartenstein war der Führer der Partei der Hardliner gegen alle Feinde Österreichs. Offenbar kannte der Drehbuchschreiber vielleicht die Figuren dem Namen nach, aber hatte keine Ahnung von deren Intentionen oder politischer Haltung.
Die Dialoge sind teilweise etwas arg bemüht lustig und hin und wieder regelrecht banal.

Die Ausstattung ist offenbar für den Zweiteiler extra angeschafft worden. Seltsamerweise wurde das Kunststück vollbracht, dass beinahe keinem der Darsteller sein Gewand passt - vielleicht von der Stange gekauft? Bartenstein trägt irgendeinen Fummel, der nach spätem 17.Jh. ausschaut und obendrein 2 Nummern zu groß ist - dagegen war der echte Bartenstein äußerst Modebewusst und keineswegs eine graue Eminenz. Wirklich störend sind die Perücken bei den Damen, das in einer Zeit als Perücken für Damen, wo sie nicht unter Haarausfall etwa litten, ganz unnötig waren (recht kurze Haare bei der Frisur). Maria Theresia sind hingegen viele Kleider zu klein. Vor einem Hofball legt dann auch Maria Theresia ihr Galakleid ab und zieht als angebliches Galakleid eine Pseudo-Robe-à-la-Francaise an - also das offizielle Kleid gegen das inoffizielle verkehrt rum getauscht. Ja, bei manch einem sieht man, dass die Borte nur für die Vorderseite des Kleidungsstücks reichte und man vergessen hatte, dass man die Männerrolle 1/3 der Zeit von hinten sah! :D Die beiden Esterházy, die gemeinhin hier im Film für ihre Schnurbärte gerühmt wurden, haben seltsamerweise just keine gehabt (siehe Porträts auf Wikipedia z.B.). Die ungarischen Gewänder, obwohl ebenfalls lange im Bild, wirken enorm pimmfig. So hätte sich doch kein ungarischer Magnat tot über den Zaun gehangen. Und so ging das weiter bis hin zu den obligatorischen angeblich fehlenden Stiefeln (!), welche Maria Theresia bei einem Haufen deutscher Infanterie monierte: aua, trag mal Stiefel auf so einem Marsch, Du doofe Chefin, würde ich da als Füsilier mal sagen. ;) Einziger Pluspunkt, dass man ausnahmsweise wenigstens den Herzog von Lothringen im Spanischen Mantelkleid, wenngleich ohne Mantel (!) sieht. Bei einem Anlass, wo das getragen wurde, trug dann aber eigentlich DER HOF diese Galakleidung, nicht nur der Chef!

Bedauerlicherweise wurde nichtmal ansatzweise versucht zumindest einzelne Szenen in der Hofburg zu drehen. Dadurch spielt sich der Hof in einer Fantasiegegend ab, die offensichtlich nichts mit Wien gemein hat, auch wenn man mal eine Fahrt durch ein PC-Animations-Wien wagt. Dadurch sind die Räumlichkeiten vor allem bei dem Hofball, einem "Herzstück" des Films eher mickrig. Obwohl der Standart anführte, dass man eine Koproduktion unternommen hatte, um überhaupt die Kosten der Posse zu stemmen, nimmt sich das Ergebnis mager aus. Auf Massenszenen wird verzichtet. Wo es unumgänglich wird wie bei der Königskrönung in Pressburg scheint der Versuch durch geschicktes Filmen z.B. den Ritt auf den Hügel nur anzudeuten eher unfreiwillig komisch.

Die Schauspieler bemühen sich wohl. Leider ist aber selbst unter den Hauptfiguren wie der des Grafen Esterházy die Schauspielerei etwas hölzern, vielleicht durch die etwas arg unglaubwürdige Handlung - mag sein, dass der Darsteller ahnte, dass das nicht funktioniert. Marie-Luise Stockinger macht ihre Sache erstaunlich gut. Sie wurde wohl danach ausgesucht, dass sie ein kleines Doppelkinn hat, welches man Charakteristikum der Physiognomie der späteren Kaiserin ansah.

Es wurde scheinbar versucht einen reichlich unpolitischen Film über eine politisch brisante Zeit zu machen. Ohne die Stimmung in Wien und die Ambitionen Karl Albrechts z.B. zu beleuchten, bleibt die Bedrohung der Hauptfigur nicht plausibel. Maria Theresia auf einen teilweise an den Haaren herbei gezogenen Dauerkonflikt mit ihrem Gemahl zu beschränken, ergibt letztlich eine Schmonzette.

Insgesamt eine eher schwache Produktion, die ungefähr so frei mit der Geschichte umgeht wie der etwa zeitgleich entstandene Film über Kaiser Maximilian I., aber mit einer schwächeren Besetzung und lustloserem Drehbuch mit zahlreichen Längen.

4 von 10 Plastikfifis.
 
Der Winter der ein Sommer war

Mich irritierte in dem Mehrteiler, als sowohl Offiziere als auch der Landgraf im vorletzten Teil einen Aufstand machten und fragten, wie man denn 12.000 Soldaten auftreiben sollte in einem so kleinen Staat wie Hessen-Kassel. Das steht doch im Gegensatz zu dem riesigen Heer, das sowieso in Hessen-Kassel gehalten wurde.

4 Jahre später wäre es durchaus plausibel gewesen, denn nachdem die stehende Armee vermietet war, und die Landgrafschaft Hessen-Kassel nicht mehr genügend Menschen aufbringen konnte, häufen sich in archivalischen Quellen tatsächlich die Indizien, dass die Werber 1. sich immer schwerer taten, genügend zuverlässige Rekruten anzuwerben und dabei zu immer fragwürdigeren Methoden der Anwerbung griffen. In Hessen-Kassel waren in den früheren Jahren durch das von Landgraf Friedrich II. eingeführte Kantonatssystem immerhin noch Landeskinder aufzutreiben gewesen, die selbst, wenn sie unwillig zum Kriegsdienst waren, aus Rücksicht auf Familie und Verwandte nicht bereit waren, zu desertieren. Ein beliebtes Rekrutenreservoir war die freie Reichsstadt Frankfurt, wo die Obrigkeit das Vorgehen duldete oder mit ihnen konspirierte. Seume schnappten die Werber des Landgrafen 1780, nahmen ihm sein Studienbuch weg und verschleppten ihn nach Ziegenhain. ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass Seume zwar manches übertrieb, aber die Schilderung selbst authentisch ist. Er erwähnt auch eine Rebellion in der Festung, wo man ihm das Kommando angetragen hatte, was er aber ablehnte. Das glaube ich ihm nicht, aber die Rebellion selbst ist authentisch. Inge Auerbach schrieb noch 1990 in "Die Hessen in Amerika!, dass sich diese Rebellion archivalisch nicht nachweisen ließe. Das stimmt aber nicht, es gibt im Staatsarchiv Dokumente, die sie belegen. Ich selbst fand in Akten des Dekanats Ziegenhain den Bericht des damaligen 2. Pfarrers Julius Paulus, der über eine Scheinhinrichtung berichtet, mit der der Landgraf den Widerstand brach. Die Rekruten wollten die Unteroffiziere betäuben oder überwältigen und mit der ganzen Garnison ins Ausland fliehen. Der Aufstand wurde aber verraten, und als die Hauptverschwörer einen Kassiber ins Schloss schmuggeln wollten, ergriff man sie. Es waren beide Ausländer, der eine ein Preuße, der andere ein Sachse, der eine Sohn eines Försters, der andere ein Pfarrersohn. Vor der Hauptwache wurde ein Galgen gebaut, aus Kassel war das Todesurteil bestätigt worden. Nur der Kommandant, Generalleutnant von Gohr, war eingeweiht. Erst in letzter Minute, als der Henker Hand an die Verschwörer legen wollte, griff er ein und gab mit seinem Taschentuch dem Henker ein Zeichen. "Er sank zu Boden, und lautes gefülvolles Dankgebet zu Gott strömte von seynen Lippen, die aller Herzen ergriff" schrieb Pfarrer Paulus. Damit war der Aufstand gebrochen. Der Transport, der 1781 abging, dürfte einer der letzten, wahrscheinlich der letzte gewesen sein, der Hessen verließ, und Seume war im fraglichen Zeitraum tatsächlich in Ziegenhain.
 
Danke für die Bemerkung, Scorpio.

Rebellionen scheinen mir in der FNZ an der Tagesordnung. Ich glaube, auch Thiébault berichtet von ähnlichem. Ausländer waren nicht selten die führenden Köpfe. In Friedenszeiten gab es diese Ausbruchversuche und vermehrt im Krieg oder kurz vor dem aktiven Kriegseinsatz. Die Rebellionen liefen wie in Württemberg oftmals auf eine scharenweise Desertion hinaus. Dass die Nachbarländer meistens mit den eigenen Fürsten einer Meinung waren, dass man Rebellen als schlechte Vorbilder für das eigene, wenngleich noch so kleine, Militär betrachtete, und daher nach Kräften bei der Ergreifung der Deserteure behilflich war, schreckte scheinbar nicht ab. Dass Reichsstädte beliebte Werbeplätze im 18.Jh. wurden, ist von daher interessant, weil sich just ein Jahrhundert zuvor noch dieselben Städte von den Kriegsunternehmern davon frei gekauft hatten, dass diese ihre Werbetische in den Städten aufstellten. Der Hintergrund ist logisch. Die Städte und eben auch die Reichsstädte litten beständig an zu wenigen willigen billigen Arbeitskräften, die als Dienstboten benötigt wurden. Von der Obrigkeit festgelegte Maximallöhne (welche einen Konkurrenzkampf zwischen der Herrschaft unterband) machte den Dienstbotenberuf zusätzlich neben der Unfreiheit unattraktiv.
Sowohl im "Winter der ein Sommer war" wie auch im "... Schmeck" taucht ja die Rebellion von Soldaten als Hauptbefürchtung der Offiziere auf. Auch die Hinrichtung wegen dem getöteten Mops der Frau Festungskommandantin erschien als Insubordination. Das Gegenmittel des Offizierskorps ist die drakonische Strafe und unlösbar damit verbunden die Begnadigung meistens in Form der Abmilderung des Strafmaßes.

Bei Kreiskontingent von Schwäbisch Hall, abgesehen von der großen Rebellion von 1757, liest man auch immer wieder von Verschwörungen mit dem Ziel der Desertion. Viele der Soldaten waren Fremde, Entwurzelte, ohne soziale Bindungen nach Hall oder Leute, die während ihrer schon vergangenen Soldatenlaufbahn die Verbindungen zur Familie eingebüßt hatten.
 
Ziegenhain war damals ein Ackerbürgernest von vielleicht maximal 1000 Einwohnern. In den letzten Jahren als Rekrutendepot brachte man die Soldaten im Schloss und im Kornhaus unter, im Grunde wurde damals die Grundlage für das spätere Gefängnis, Zuchthaus und heutige Sicherungsverwahranstalt begründet. Heute noch ist dort die JVA Schwalmstadt untergebracht. Im 19. Jahrhundert, nachdem die Franzosen die Festung geschleift hatten, begann dort in den 1830er Jahren die Gefängnisarchitektur. Bis in die 1960er Jahre gab es auch noch ein Frauengefängnis.
Soldaten hatte es immer dort gegeben, seit Landgraf Philipp 1533 begann die Wasserfestung zu bauen. Man hatte damals der Schwalm ein künstliches Flussbett gegraben, mehr als 5 km lang. Durch ein ausgeklügeltes System von Schleusen ließ sich die Umgebung fluten. Bis zuletzt ist die Festung niemals im Sturm erobert worden, in Hessen hatte sie einen legendären Ruf es hieß "so fest wie Ziegenhain". Zeitweilig war der Staatsschatz und das Staatsarchiv dort untergebracht. Hatte aber die Festung im Dreißigjährigen Krieg noch den Bauern der Umgebung Schutz gewährt, so wollte, seit sie im Siebenjährigen Krieg 1760 von der eigenen Armee mit Brandgeschossen beschossen worden war, niemand mehr dort wohnen, obwohl der Landgraf kostenloses Bauholz aus den Staatsforsten zur Verfügung stellte.
Der Festungskommandant, der auch den Rang eines Gouverneurs besaß, hatte tatsächlich fast absolute Macht. Größere Kasernen gab es dennoch nicht. Landgraf Karl hatte ganz bewusst darauf verzichtet, um die Akzeptanz für die Armee zu vergrößern. Das funktionierte sogar lange recht gut. Die meisten Soldaten stammten aus den Dörfern der Umgebung oder waren zumindest Hessen. Für solche Rekrutenmassen, während der Zeit als Rekrutendepot waren ständig ca. 600-700 Rekruten dort stationiert fehlte es an Infrastruktur. War ein Kontingent genügend ausgebildet und geschliffen, wurde es nach Kassel und dann die Fulda und Weser abwärts bis nach Karlshafen verlegt und nach Bremerhaven verschifft. Manche Kontingente marschierten sogar den ganzen Weg bis zur Küste zu Fuß. Das sorgte bei Rekruten und Zivilisten für enorme Spannungen. Die im Ausland angeworbenen Rekruten galten als "unsichere Kantonisten" und wurden wie Gefangene bewacht. Festungskommandant von Gohr sagte "Es fällt schwer, mit nur wenigen "Unterofficiers Ordnung unter so vielen bösen Kerls zu halten." Nachdem 1777 drei Soldaten, Deserteure, im Festungsgraben ersoffen waren, mussten die Festungsgräben ständig enteist werden. Die waren damals noch etwa 40-50m breit und 4m tief. Es gab sogar einen eigenen Eisbrecher, der getreidelt werden musste, eine elende Plackerei. Natürlich hatte niemand von den Einwohnern Lust, seine Pferde, Zugochsen oder sich selbst dieser Arbeit auszusetzen, obwohl von Gohr mit gutem Beispiel voranging und seine eigenen Pferde bereitstellte, was ihnen nicht gut bekam. Infrastruktur für so viele Menschen und kleinere Vergnügungen waren fast nicht vorhanden, es gab nur eine Kneipe in der Vorstadt, wohin natürlich nur zuverlässige Soldaten hingehen durften. Ein Zivilist hatte ohne den Kommandanten und die beiden Pfarrer und Dekane/Metropolitane zu fragen eine Kegelbahn gebaut. Über den Lärm und das Gejohle regte sich der Pfarrer furchtbar auf, aber der Kommandant duldete es aus verschiedenen Gründen. Glaubt man dem 2. Pfarrer entwickelte sich der Ort zu einem Sündenbabel, wo so viel gesoffen wurde wie selten und, das mag sogar glaubwürdig sein, so viele uneheliche Kinder wie nie gezeugt wurden. Die bunte Mischung, degradierte Offiziere aus allen deutschen Ländern, Posthalter, die pleite gemacht hatten, Husaren aus Österreich, selbst ein entlaufener Mönch aus Würzburg wie Seume es beschreibt ist durchaus authentisch, und selten hatte man so viele Spießruten laufen lassen wie in den Jahren von 1777-1781, als die Festung als Rekrutendepot diente. Bei allen Übertreibungen und Klischees erscheint mir die Jagd auf den Deserteur (Sörmann) im 1. Teil von Fritz Umgelters Fernsehfilm und im 2. Teil von "Kaspar Schmeck" sogar authentisch. Ungewöhnlich war bei den Rädelsführern der Verschwörer, dass es sich um junge Männer aus "gutbürgerlichen Verhältnissen" handelte. Man kann sich denken, das ihnen die Werber Gott weiß nicht alles, eine glänzende Karriere als Offizier, Abenteuer in Amerika und reiche Beute versprochen haben mochten. Gründe für Desertion waren aber, wenn man Archivalien liest, seltener brutale, menschenunwürdige Behandlung, sondern Heimweh, Spielschulden und Lagerkoller.

Literatur Stephan Schwenke Die gezähmte Bellona? Bürger und Soldaten in den hessischen Festungs- und Garnisonsstädten Ziegenhain und Marburg im 18. Jahrhundert.

Schwälmer Jahrbuch 1977 Erich Kaiser Aufstand und Rebellion im Rekrutendepot Ziegenhain.
Ebd. 2004 Martin Lange Soziale Probleme einer Festungs- und Garnisonsstadt im 18. Jahrhundert.
Ebd. 2016 derselbe Mit einer Scheinhinrichtung wurde der Widerstand gebrochen-Aufstand und Rebellion im Rekrutendepot Ziegenhain 1780-1781.
 
Was mir auffällt: eigentlich komisch, dass die DDR-Verfilmung nicht einfach das Kontingent thematisierte, das auf dem späteren Staatsgebiet der DDR gelegen war, das von Anhalt-Zerbst. Kann mir fast nicht vorstellen, dass da die Quellenlage schlechter gewesen sein soll und die Orginalschauplätze hätte man sogar vor der Haustür gehabt. Vielleicht galten die askanischen Fürsten in der Literatur nicht als solche Tyrannen. Im Endeffekt aber war die Militärquote in Anhalt-Zerbst noch erheblich höher als in Hessen, auch wenn Fürst Friedrich August primär auf die Landeskinder seiner Herrschaftsgebiete um Jever zurückgriff. Bei etwas um die 20.000 Untertanen mussten 1.000 Mann ab nach Amerika.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mir auffällt: eigentlich komisch, dass die DDR-Verfilmung nicht einfach das Kontingent thematisierte, das auf dem späteren Staatsgebiet der DDR gelegen war, das von Anhalt-Zerbst. Kann mir fast nicht vorstellen, dass da die Quellenlage schlechter gewesen sein soll und die Orginalschauplätze hätte man sogar vor der Haustür gehabt. Vielleicht galten die askanischen Fürsten in der Literatur nicht als solche Tyrannen. Im Endeffekt aber war die Militärquote in Anhalt-Zerbst noch erheblich höher als in Hessen, auch wenn Fürst Friedrich August primär auf die Landeskinder seiner Herrschaftsgebiete um Jever zurückgriff. Bei etwas um die 20.000 Untertanen mussten 1.000 Mann ab nach Amerika.[/QUOTE]

Es war ja eine Literaturverfilmung und die spielte nun mal in Hessen. Gedreht wurde in Quedlinburg und auf der Burg Felsberg. Ich kenne ja Nordhessen sehr gut und habe die Szenen von "Kaspar Schmeck" die in Kassel und Ziegenhain spielten eigentlich als recht authentisch wahrgenommen. Fritz Umgelters Verfilmung mit der Jagd auf den Deserteur war natürlich noch etwas besser, dafür nervte das "Äbbelwoi"Hessisch" fast noch mehr, als die Englisch-Schnitzer bei "Schmeck". Damals konnten die auch noch durchs Lüdertor reiten (benannt nach dem 1. Kommandanten Heinz von Lüder) In den 1990er Jahren klaute einer einen Panzerspähwagen auf dem Truppenübungsplatz Stadt Allendorf und brach damit ein Tor ein, um in der JVA Schwalmstadt den Gefangenen Lothar Luft zu befreien, was auch glückte. Seitdem haben die da so komische Pfeiler mit einer riesigen Kette, damit keiner die "Panzerfeste" sprengt. Von der Kasseler Altstadt blieb leider im Krieg nicht viel übrig, die Szenen, die in der Umgelter -Verfilmung in Kassel spielten, ausgenommen die im Bergpark Wilhelmshöhe, habe ich nicht lokalisieren können. Ansonsten waren Schloss Wilhelmsthal, Jagdschloss Wabern, Schwalmstadt-Ziegenhain und Wilingshausen Drehorte. Nicht zu vergessen Hanau-Wilhelmsbad, wo das Karusell steht, auf dem im 1. Teil von "Der Winter der ein Sommer war" die Hofgesellschaft herumfährt. Einige Szenen wurden wohl auch an der Donau gedreht, denn so breit ist die Schwalm (der Fluss) nicht, allenfalls bei Hochwasser. Das Gut der Haynaus wurde im Palais von Schwertzell in Willingshausen gedreht, dass auch heute noch von der Familie (von Schwertzell) bewohnt ist. Der Maler Gerhard von Reutern wurde in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 verwundet und verbrachte einen Erholungsurlaub bei den von Schwertzells, von denen eine Dame wie Reutern aus dem Baltikum stammte. Reutern begann zu malen und gehörte zu den Mitbegründern der Malerkolonie Willingshausen. Von Reuterns Bilder hängen, jedenfalls einige davon, hängen heute in der Eremitage in St. Petersburg.
 
Vielen Dank, Scorpio, für die Einordnung der Filme in den regionalen Kontext. Sehr spannend, wenn jemand die Handlungsorte kennt, was das Agieren der Drehteams einleuchtend macht.

Beim "Schmeck" sieht man ja faktisch dasselbe Dilemma bei den Drehorten wie beim "Winter, der ein Sommer war". Es werden Straßenzüge verwendet wie sie nunmal heute aussehen. Die Häuser mögen überwiegend ursprünglich in der Handlungszeit gebaut worden sein, sehen heute d.h. in den 1970ern/80ern aber völlig unpassend für 18.Jh. aus. Z.B. das Wirtshaus beim "Schmeck" mit nicht nur Fenstern des 20.Jh., sondern auch noch einem Backsteinanbau, der ziemlich deutlich in Szene gesetzt wird, aus dem 19. oder 20. Jh.. Sorgfältige Regisseure würden sowas störendes vermeiden. In der DDR gab es aber nunmal kaum geeignete Drehorte. Der Shabby-Look der eh etwas runtergekommen Innenstädte (sieht man sehr gut bei Straßenszenen in "Minna von Barnhelm") kaschiert ein bisschen, dass die Häuser eigentlich vom Zustand eindeutig 20.Jh. sind. Im DDR-Sandmann-Vorspann, der noch heute bisweilen ausgestrahlt wird, kommt ein Freilichtmuseum im Spreewald vor. Aber ein Netz solcher Freilichtmuseen gab es nicht und dann hätte man ja auch das Prinzip von Baugruppen aus einer bestimmten Zeit (wie in Bad Windsheim die Mittelalter-Baugruppe) gebraucht. In US-Produktionen wird daher einfach auf Originalschauplätze überwiegend verzichtet, wenn diese nicht eh in Williamsburg spielen. Sonst werden Freilichtmuseen genommen oder sehr gut erhaltene Plantagen. Die Klein"Stadt" in "Mel Gibson - The Patriot" ist da - Qualität des Films hin oder her - ist da beispielhaft. Selbst in eher unzulänglich ausgestatteten modernen Filmen wie "Love & Friendship" (2017) wird sehr viel besser auf die Drehorte geachtet. Der Aufwand schon in den 1990ern probate Drehorte zu finden oder herzustellen, wird recht schön in einem Begleitbuch zur "Pride & Prejudice"-Verfilmung von 1995 geschildert. Beeindruckende Resultate zeigen, dass es sich lohnt. Selbst in der 2 Staffeln umfassenden Comedy-Serie "Haggard" aus den frühen 90ern wurde sich mehr darum bemüht, schöne Innenräume zu schaffen, als hierzulande in manchem Kinofilm.

Habe ich die Serie schon vorgestellt?
 
Was allerdings bei der DEFA-Verfilmung tatsächlich wehtut ist das "Englisch" sowohl bei den Amis als auch bei den Briten. Haben die keinen Englisch-Lehrer von ner POS gehabt, der den Schauspielern mal kurz vorsprach wie das klingen soll? Die Redewendungen der "Briten" sind auch vollkommen albern. Schauspieler sollten es doch drauf haben einfach nach Gehör eine Sprache halbwegs nachzusprechen. Synchronisierung durch einen Englisch-Muttersprachler wäre doch auch im Ostblock sicher drin gewesen.

Da wurde sich bei den "Unfreiwilligen Reisen..." deutlich mehr Mühe gegeben. Der Chor polnischer Kriegsgefangener in Kasan wurde offensichtlich von Polen eingesungen oder zumindest gut imitiert.
Das habe ich mit großem Vergnügen am Wochenende gesehen, komischerweise kannte ich die Produktion noch gar nicht, obwohl ich mit diesen "Weihnachtsvierteilern" aufgewachsen bin. Leider habe ich den 4. Teil bis jetzt noch nicht gefunden. Ich bin mir zwar sicher, dass ich darauf schon 2006/07 hingewiesen habe, aber im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf ist eine Publikation erschienen "Der Seewolf und Co- Die Abenteuervierteiler im ZDF" allerdings habe ich es selbst noch nicht gelesen.
 
Haggard? Nein, hast du noch nicht, Nur zu!
Leider gibt es die Serie nicht mehr online. Ich befürchte auch, dass die nicht nochmal auf der BBC läuft.

"Haggard" (1990-92) Regie: Vernon Lawrence & Catherine Morshead

Es handelt sich um eine Literaturverfilmung nach dem Buch "Squire Haggard's Journal" von Michael Frederick Green (1975). Das Drehbuch stammt vom Autor selbst.

England, 1780er. Der Squire Haggard (Keith Barron) ist ein typischer Landadliger, immer pleite und immer auf der Flucht vor seinen Gläubigern. Sein engster Vertrauter ist sein Stewart Grunge (Sam Kelly), der durchaus seinem Herrn dann und wann die Meinung sagt, auch wenn er dafür später wieder Schläge kassiert; denn oftmals rettet Grunge seinen Herrn aus peinlichen Situationen. Haggard hat einen Sohn namens Roderick (Reece Dinsdale), der ein ausgesprochener Dandy wäre, wenn es den Ausdruck zu der Zeit schon gegeben hätte. Er schmachtet auf Anhieb alle Damen an, die ihm unterkommen und jagt der vermögenden Fanny Foulacre (Sara Crowe) nach. Fanny ist bildhübsch, aber auch reichlich naiv und ein wenig trottelig, was Roderick sein Vorhaben nicht eben einfacher macht. Obendrein kommt Squire Haggard durch seine Schnodderschnauze schon am Anfang der Serie mit Sir Foulacre (Michael Jayston), Fannys Vater, zufällig in Haggards Stammkneipe aneinander. Zu allem Übel ist Squire Haggard ein ausgemachter Feigling und muss sich beständig vor jenen flüchten, die mit ihm noch ein Duell auszufechten haben und Sir Foulacre gilt als ein tödlicher Schütze... Während Roderick weiterhin primär auf die steinreiche Erbin aus ist, stellen sich auch manchmal Verwandte der Haggards ein, die miteinander gemein haben seltsame und überwiegend raffgierige Charaktere zu sein. Haggard genießt zum Erstaunen der Einwohner seines Ortes die Gunst des Prince of Wales (James Saxon), doch bringt dies wie jedes seiner Projekte, ob am Spieltisch oder beim Werben um die Zuneigung einer Tante von Fanny Foulacre beiden letztlich nichts ein und da, obwohl Squire Haggard bisweilen zeigt, dass doch ungeahnte Qualitäten in ihm stecken. Zur Seite steht ihm stets sein Diener Grunge und bisweilen die etwas treu doofe Magd , Betty Bouncer (Sue Devaney). Die erste Staffel findet ihr Finale in einem Duell zwischen Haggard und Sir Foulacre. Für gewöhnlich triumphieren die Haggards in Duellen, aber nur weil sie ein riesiges Schwert führen, das 2 Fuß länger als jedes andere ist. Da selbst Haggard dies als unfair empfindet, greift er zu einer ganz besonderen ...

Die Serie ist wirklich schreiend komisch und weitaus geschickter als in "Blackadder: The Third" wird hier jeder Aspekt des 18.Jh. kräftig durch den Kakao gezogen. Übertriebene Moden, Highwaymen, Literaten (Haggard gibt z.B. mal einen Pornoroman als sein eigenes Werk aus und punktet dadurch bei der Damenwelt), Liebestränke, Kartenspieler, Wetten, Duelle usw.. Als immer wieder kehrendes Moment sieht man Squire Haggard seine Eintragungen in sein Journal machen, worin er offenbar als Friedensrichter seines Distrikts seltsame Todesfälle verzeichnet. Die Serie erinnert stark an Pepys und Boswell. Green schafft pointierte Dialoge und dabei dennoch bei aller Überdrehtheit in sich schlüssige Charaktere. Schön der Gegensatz zwischen dem vollkommen heruntergekommenen Haggard und seinem Sohn, der stets wie geschniegelt aussieht und sich in den abenteuerlichsten Situationen mehr Gedanken um seine Frisur als um das Schicksal seines Vaters macht. Dennoch näheren sich beide Figuren manchmal einander an, wie wenn beide vollkommen besoffen im Wirtshaus aufgefunden werden - neben der Hall von Haggards Herrensitz der Haupthandlungsort. Die Handlungsorte - überwiegend bis nur Innenszenen - haben viel Ambiente und manche sehen aus wie aus einem Gemälde von Hogarth oder einer Illustration der Zeit entnommen. Die Kleider sind solide Fernsehqualität, aber doch eher besser als in den deutschen Produktionen dieser Zeit.

Insgesamt eine Serie, die viel Spaß macht. 8 von 10 abgebrochenen Degen.
 
Ach ja, ich glaube, ich habe mir mal eine Folge mit einer Ex von mir angesehen. Die war/ist Anglistin und stand auf britische Serien, vor allem Blackadder. Ihre Lieblingssendung war aber eine andere, bei ich mich auch leider nicht mehr an den Namen erinnere. Das war eine Art Anwaltsserie, die im 18. Jahrhundert spielte. Eine Art Rumpole of Old Bailey (die habe ich auch sehr gerne gesehen) oder Petrocelli, die im London des 18. Jahrhunderts spielte. Ich habe davon nur ein, zwei Folgen gesehen, fand sie aber sehr überzeugend und historisch authentisch, auch wenn ich als Kulturhistoriker in dieser Hinsicht zu schwach auf der Brust bin, um wirklich ein professionelles, fundiertes Urteil abgeben zu können. Ich erinnere mich aber, dass du mal eine Serie rezensiert hast, bei der ich mir ziemlich sicher bin, dass es diese war.
 
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