Das Turiner Grabtuch

Vielleicht spricht hier aber auch nur der Hellenist Paulus an die hellenistische Gemeinde in Korinth.

Er schreibt ganz allgemein. Er brauchte Jesus dazu auch nicht zu begegnen, denn dieser dürfte sich äußerlich an den Mainstream gehalten haben. Und in Israel drang in der Mode auch die Hellenisierung vor, so dass eine besondere Unterscheidung wohl nicht erforderlich war.
 
Und in Israel drang in der Mode auch die Hellenisierung vor, so dass eine besondere Unterscheid

Möglicherweise haben die Juden gerade in Abgrenzung zu den Römern und Griechen eine andere Bart- und Haartracht getragen.

Gibt es denn überhaupt irgendwelche Quellen, wie Juden in diesem Zeitraum ihren Bart oder Haar getragen haben?
 
Er schreibt ganz allgemein. Er brauchte Jesus dazu auch nicht zu begegnen, denn dieser dürfte sich äußerlich an den Mainstream gehalten haben. Und in Israel drang in der Mode auch die Hellenisierung vor, so dass eine besondere Unterscheidung wohl nicht erforderlich war.
Grundsätzlich ja. Aber ob sich der Hellenismus wirklich auch im ländlichen Galiläa so komplett durchsetzte?
 
Ich würde in dasselbe Horn stoßen wollen, wie Ravenik. Wir haben ja Quellen, dass in Judäa und Galiläa die Hellenisierung nicht unbedingt auf Gegenliebe der jüdischen Gemeinden stieß und tw. - nicht nur, aber gerade dann, wenn irgendwo eine Statue aufgestellt wurde - heftige Reaktionen zur Folge hatte.
 
Ich würde in dasselbe Horn stoßen wollen, wie Ravenik. Wir haben ja Quellen, dass in Judäa und Galiläa die Hellenisierung nicht unbedingt auf Gegenliebe der jüdischen Gemeinden stieß und tw. - nicht nur, aber gerade dann, wenn irgendwo eine Statue aufgestellt wurde - heftige Reaktionen zur Folge hatte.

Das war auch mein Gedanke. Aber haben wir Quellen, wie der "typische" Jude damals seinen Bart (falls vorhanden) oder sein Haar trug?
 
Eigenartig ist, dass niemand das Bild mit dem Brief des Paulus an die Korinther verglichen hat:

1 Kor. 11, 14: Und lehrt euch nicht die Natur selbst, dass es für einen Mann eine Schande ist, wenn er langes Haar trägt, 15 für eine Frau aber eine Ehre, wenn sie langes Haar trägt?"

Paulus vertritt die Ansicht, dass es für den Mann generell − also nicht nur im Gottesdienst - eine Schande ist, lange Haare zu tragen. Männer sollen kurze Haare tragen, zumindest kürzere Haare als die Frauen.
Da liegt eine Begründung mit den gesellschaftlichen Konventionen nahe: Lange Haare galten als Zeichen des "effeminatus“, des verweiblichten und verweichlichten Mannes, und waren daher schlecht angesehen. Sie waren wohl auf bestimmte Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Philosophen beschränkt und wurden auch mit "Barbaren“ in Verbindung gebracht.

Deshalb sollte man eigentlich davon ausgehen, dass Jesus kurze Haare trug. Die Darstellung Jesu mit langen Haaren (typisch bei Dürer) entstand wohl zu einer Zeit, als diese Konvention schon längst verschwunden und vergessen war.

Woher sollte Paulus wissen dass Jesus lange Haare trug, wenn er ihn nie selber kennengelernt hat?
 
Möglicherweise haben die Juden gerade in Abgrenzung zu den Römern und Griechen eine andere Bart- und Haartracht getragen.

Gibt es denn überhaupt irgendwelche Quellen, wie Juden in diesem Zeitraum ihren Bart oder Haar getragen haben?
In der Thora steht: „Ihr sollt euer Kopfhaar nicht rundum abschneiden. Du sollst deinen Bart nicht stutzen.“ Und die Nazoräer trugen immer vollständig langes Haar da dies ihre Pflicht war.
 
Fingalo schreibt aber in dem zitierten Beitrag nirgends, dass Paulus gewusst habe, wie Jesus sein Haar trug. Er zitiert eine Stelle in einem Paulusbrief, wonach dieser - ein pharisäisch gebildeter Jude! - eine Empfehlung ausspricht, wie Männer und Frauen ihre Haare tragen sollten.
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Wie das Thora-Zitat aus 3.19.27 zu verstehen sei, ist im rabbinischen Judentum wohl sehr umstritten. Es gibt nämlich auch in der Thora Stellen, die 3.19.27 zu widersprechen scheinen. Vermutlich ist die vollständige Rasur von Bart (Brauen) und Kopfhaar gemeint.

Der Aussätzige etwa soll sich nämlich, das gehört zum Reinigungsritual, Haupthaar, Bart und Brauen rasieren. (3.14.8 f.) Das steht im Widerspruch zu 3.19.27, wenn es sich auch um eine gesonderte Situation handelt. Beide Stellen haben
aber dieselbe Autorität.
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Nun zur Frage, ob Paulus wissen konnte, wie Jesus aussah. nach eigener Aussage - im Widerspruch zur APG - ist er erst drei Jahre nach seiner Bekehrung erstmals nach Jerusalem gekommen. So gesehen konnte er Jesus nicht kennengelernt haben. Aber er kannte Jakob, Petrus etc. Also Leute, die Jesus gekannt hatten und ihn beschrieben haben. So gesehen hätte Paulus ein Bild von Jesus haben können.

Wenn wir jetzt theologisch würden: Der Überlieferung zufolge soll Jesus dem Paulus ja mehrfach erschienen sein. Dem Historiker verbietet es sich, diese Stellen heranzuziehen, für den gläubigen Theologen würde dies aber heißen, dass Paulus Jesus gesehen hätte. ;)
 
Fingalo schreibt aber in dem zitierten Beitrag nirgends, dass Paulus gewusst habe, wie Jesus sein Haar trug. Er zitiert eine Stelle in einem Paulusbrief, wonach dieser - ein pharisäisch gebildeter Jude! - eine Empfehlung ausspricht, wie Männer und Frauen ihre Haare tragen sollten.
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Wie das Thora-Zitat aus 3.19.27 zu verstehen sei, ist im rabbinischen Judentum wohl sehr umstritten. Es gibt nämlich auch in der Thora Stellen, die 3.19.27 zu widersprechen scheinen. Vermutlich ist die vollständige Rasur von Bart (Brauen) und Kopfhaar gemeint.

Der Aussätzige etwa soll sich nämlich, das gehört zum Reinigungsritual, Haupthaar, Bart und Brauen rasieren. (3.14.8 f.) Das steht im Widerspruch zu 3.19.27, wenn es sich auch um eine gesonderte Situation handelt. Beide Stellen haben
aber dieselbe Autorität.
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Nun zur Frage, ob Paulus wissen konnte, wie Jesus aussah. nach eigener Aussage - im Widerspruch zur APG - ist er erst drei Jahre nach seiner Bekehrung erstmals nach Jerusalem gekommen. So gesehen konnte er Jesus nicht kennengelernt haben. Aber er kannte Jakob, Petrus etc. Also Leute, die Jesus gekannt hatten und ihn beschrieben haben. So gesehen hätte Paulus ein Bild von Jesus haben können.

Wenn wir jetzt theologisch würden: Der Überlieferung zufolge soll Jesus dem Paulus ja mehrfach erschienen sein. Dem Historiker verbietet es sich, diese Stellen heranzuziehen, für den gläubigen Theologen würde dies aber heißen, dass Paulus Jesus gesehen hätte. ;)
Das ist natürlich eine neue Perspektive das wusste ich nicht. Demnach kann man nicht herausfinden wie die Juden im 1. Jhd. ihr Haar trugen und somit kann man auch keine Aussage daraus zum Grabtuch machen.
 
Dem Historiker verbietet es sich, diese Stellen heranzuziehen, für den gläubigen Theologen würde dies aber heißen, dass Paulus Jesus gesehen hätte. ;)
dazu passt (wenn auch dort in anderem Zusammenhang)
"Erkenntnis aus Visionen!"
A. Burgess, A Clockwork Orange (dieses Credo predigt der Gefängnispfarrer dem Häftling Alex)

zurück zum (Seiten)Thema der Personenbeschreibungen in spätantiken Quellen: kann man solche denn als "realistisch" in heutigem Sinn ansehen, oder hat man da nicht eher mit Idealisierungen und Typisierungen zu tun?
 
Das ist natürlich eine neue Perspektive das wusste ich nicht. Demnach kann man nicht herausfinden wie die Juden im 1. Jhd. ihr Haar trugen und somit kann man auch keine Aussage daraus zum Grabtuch machen.
Wir können feststellen, was Paulus empfahl und annehmen, dass die Empfehlung a) aus einem bestimmten Anlass ausgesprochen wurde und sich b) an eine etablierte Norm hielt.
 
Das folgende Bild - dargestellt ist der Auszug der Israeliten aus Ägypten - stammt aus der Synagoge von Doura Europos (Syrien) und wird auf das Jahr 244 n. Chr. datiert. Man könnte jetzt sagen: Ja, wir reden ja über das erste und nicht über das dritte Jhdt., aber - und das ist das wesentliche - die Regeln der Thora haben sich da ja nicht geändert: Moses ist als römischer Senator in Toga dargestellt, und auch hinter ihm befinden sich Leute mit eher römisch-hellenistischer Tracht.

DuraSyn-WA3-Exodus_from_Egypt.jpg
 
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