Neue archäologische Entdeckungen

Ein altes Schiffswrack wurde in der Lippe gefunden. Vielleicht ist es 1000 Jahre alt.
https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/schiffswrack-in-lippe-gefunden-100.html

1150 sagte einer der Archäologen.
Das Schiff ist geborgen worden, gestern wurden die Bergungsarbeiten abgeschlossen. Man konnte u.a. feststellen, dass das Schiff nach einer Havarie wieder flott gemacht worden war, was für den Wert solcher Schiffe im 12. Jhdt. spreche, so der leitende Archäologe im Radio. Man hat das Schiff unter Wasser auseinandergebaut und sämtliche Holzteile gegen Austrocknung in Folie eingeschlagen nach Münster transportiert, wo sie wieder gewässert wurden und nun in einem mehrjährigen chemischen Verfahren entwässert werden sollen, so dass das Holz sich nicht verzieht, danach soll das Schiff wohl wieder zusammengesetzt und ausgestellt werden. Wird sicherlich ein Highlight in "Härne" (im Pott spricht man Herne mit "ä" aus).
 
Es gibt wohl neuere Untersuchungen zum Doggerland. Demnach könnte das Doggerland einem Tsunami zum Opfer gefallen sein. Gruselig die Vorstellung.

https://www.welt.de/geschichte/arti...tischer-Tsunami-England-zur-Insel-machte.html

Zumindest im Artikel der Welt berichtet die reißerische Überschrift das Gegenteil vom Rest des Artikels, der nämlich sagt, dass Doggerland eben NICHT durch das Storegga-Ereignis vollständig unterging, sondern sich "nur" die Lebensbedingungen dramatisch verschlechterten und Doggerland erst mit Anstieg des Meeresspiegels einige Jahrhunderte später verschwand. Mitnichten wurde England durch den Tsunami zur Insel.
Der Autor des Welt-Artikels hat entweder gar nichts verstanden, oder die Knaller-Überschrift war zu verlockend.
 
Und in Köln wurde ein Sarkophag aus der Römerzeit entdeckt:

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Köln: Römischer Sarkophag bei Bauarbeiten gefunden
 
In Tauste (Zaragoza) haben spanische Archäologen einen Friedhof aus dem 8. Jhdt. dokumentiert, dessen Belegung islamisch war (Ausrichtung der Toten nach Mekka). Allerdings sagte die leitende Archäologin, dass die Toten vor Kurzem zum Islam bekehrte Einheimische gewesen seien. Woran das festgemacht wurde, wurde nicht gesagt, ich nehme an - da der islamische Bestattungsbrauch Grabbeigaben ja verbietet -, dass man das anhand von Strontium-Isotopen-Analysen so festgelegt hat.
 
In diesem Jahr wurde auch noch einmal so etwas wie ein revolutionärer Fund im Maya-Gebiet gemacht: "die älteste jemals im Maya-Gebiet gefundene Monumentalkonstruktion" - heißt es (z. B. Flach, aber riesig: Älteste und größte Monumentalanlage der Maya entdeckt - Wissen - Tagesspiegel ). Mich irritiert, dass aber anscheinend noch keine maya-typischen Funde bei den Grabungen gemacht wurden. Als ich nach Dokumentationen in der ZDF-Mediathek suchte, war ich erst kürzlich auf diese Nachricht zur entdeckten Monumentalanlage angeblich der Maya namens Aguada Fénix gestoßen. In der Nature berichtete davon Patricia A. McAnany am dritten Juni des Jahres:
Large-scale early Maya sites in Mexico revealed by lidar mapping technology
Archaeology is transforming our view of how ancient Maya societies developed. Use of lidar technology has now led to the discovery that large, monumental structures that aid naked-eye astronomy were built unexpectedly early. Large-scale early Maya sites in Mexico revealed by lidar mapping technology
"Unerwartet früh", zumindest f. die Maya, denn Anlage liegt in Tabasco u. damit noch durchaus in der unmittelbaren Nähe zum 'olmekischen' Mutterland Mesoamerikas. Die Zugehörigkeit zu dieser Kultur mit einer erst einmal berechneten Dauer von etwa 1000 bis 750 v. Ztr. lässt sich bestimmt irgendwie gut einfügen in die formative Periode: Auch die sog. (archäolog.) Olmeken verließen - aus welchen Gründen auch immer ihre Stätten, sie kannten schon den Kanalbau; solche Anlagen hat man wohl auch schon jetzt in in Aguada Fénix identifiziert, wie Daniela Triadan für die angebliche Mayastätte angibt, sowie Funde von Miniaturäxten und Figurinen aus Jade, was ebenfalls eher typisch für Olmeken war, von denen die Maya ja bekanntlich so vieles lernten.

Edit
Die These, dass es sich um eine Maya-Anlage handelt, wurde tatsächlich sehr bewußt lanciert:
dass sowohl Ceibal als auch La Venta durch einen breiteren kulturellen Wandel entstanden, der in Mittelamerika zwischen 1.150 und 800 v. Chr. stattfand. Dies bedeutet also, dass die Maya-Zivilisation weder unabhängig entstanden ist noch als „Kind“ der Olmeken-Kultur. Stattdessen zeigen die Ergebnisse, dass die Wurzeln der Maya verzweigt waren und die Geschichte Mittelamerikas deutlich vielschichtiger als bisher angenommen, resümieren Inomata und sein Team. Wurzeln der Maya-Kultur sind verzweigter als gedacht - Neue Studie widerspricht vorherrschenden Theorien der Olmeken als Vorgänger-Kultur - scinexx.de

vgl. auch Takeshi Inomata, Daniela Triadan, et al., Monumental architecture at Aguada Fénix and the rise of Maya civilization: Monumental architecture at Aguada Fénix and the rise of Maya civilization | Nature f. den Artikel
Kardinalargumente der Forschergruppe ist wohl die Identifizierung einer stufenpyramidale Kontruktionen (sog. E-Gruppe) , die als Observatorium für die Maya gedient hätten (mit Hinweis auf D. A.Friedel, et al. (Eds), Maya E Groups. Calendars, Astronomy, and Urbanism in the Early Lowlands (Univ. Press Florida, 2017).
 
Zuletzt bearbeitet:
In England wurde ein römisches Mosaik entdeckt:

Chedworth Roman Villa: Mosaic's age stuns historians

Nach Radiokarbondatierung aus der Umgebung des Fundes wurde das Mosaik in das fünfte Jahrhundert datiert, also in das sogenannte dark age. Bisher ist man davon ausgegangen, dass in diesem Zeitraum die römische Zivilisation in Britannien aufgehört hatte zu existieren.

Und jetzt auch in der deutschen Presse:

Archäologie-Fund: So luxuriös-dekadent liebten es die romanisierten Barbaren Britanniens - WELT
 
Diese archäologische Entdeckung überrascht mich nicht, denn wenn es stimmt, dass römische Städte zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. Zusammenbrechen, zeigen die großen Landvillen im 4. Jahrhundert n. Chr. Einen starken Reichtum (die meisten der schönsten Mosaike des römischen Britannia gehören zu den spätantiken Villen).
Obwohl viele dieser Villen im 5. Jahrhundert n. Chr. Verlassen wurden, dachte ich immer, dass dies nicht in ganz Roman Britannia der Fall sein könnte. Die Angelsachsen werden erst ab der Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. die Kontrolle über die Insel übernehmen, so dass einige römisch-britische Eigentümer noch die finanziellen Möglichkeiten und Kontakte zu den Handwerkern Galliens gehabt hätten, um ein Mosaik in Auftrag zu geben.
 
Auf der westlichen Kanareninsel La Palma wurden neue Funde gemacht, die am 9.12.2020 der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden:

Cueva Tiznada, para los libros de historia

In einer nur durch Abseilen zugänglichen Vulkanröhre in den Hängen oberhalb von El Paso im Westen La Palmas fanden sich Felszeichnungen, die vermutlich die ältesten in der Provinz Teneriffa sind.

Ich halte sie für insofern bedeutend:
- sie sind nicht neuzeitlich vandalisiert, überformt odet zerstört, allenfalls von Tieren beschädigt.
- sie sind die ältesten Darstellungen von Menschen.
- es handelt sich um Zeichnungen die mit Holzasche aufgetragen wurden, was eine Altersbestimmung ermöglichen würde.
- die künstlerische Darstellung ist in der Haltung sehr leicht und elegant.
Auf La Palma gibt es sonst überwiegend Felsgravuren, mit überwiegend geometrischen Mustern, wie die sehr typischen Spiralmuster.
Hier sind Menschen dargestellt, z.B. meine ich einen Mann mit Ziegen- oder Schafhörnern, auf einer anderen eine Frau mit Kind zu erkennen.
- es ist eher ein Ritualort als eine der bekannten Wohnhöhlen oder Grabstätten.

Es gibt noch einige andere Seiten dazu, die man unter "Cueva Tiznada" finden kann.
 
Ein Nachtrag dazu: es könnte sich auf einigen der Abbildungen, vor allem über dem Abgrund des Dachs der Vulkanröhre, auch um den "salta del pastor", den Hirtensprung mit der sehr langen Lanze handeln, mit dem überhaupt sich die steilen Wände erst erschließen lassen. Auch mit dieser Darstellung der Sprungtechnik der Guanchen wäre es ikonographisch sehr bedeutend für die Inseln.

cueva Tiznada at DuckDuckGo
 
Da ist mir doch zaphodb. zuvorgekommen. Aber ich kann noch einen Link beisteuern, bei dem man noch Fotos von den Statuen sieht:

"Venus von Mainz" entdeckt – Archäologen finden am Zollhafen sensationell erhaltene römische Skulpturen | Mainz&


Bei Bauarbeiten für Wohnhäuser am Rheinufer in Mainz im Bereich des heutigen Zoll- und Industriehafens haben Archäologen römische Siedlungreste entdeckt, die bis in augusteische Zeit. also 63 v. Chr. bis 14 n. Chr. zurückreicht .Der früheste Siedlungshorizont weist wohl Holzbebauung auf, die später durch Steinbauten ersetzt wurden. Besonders spektakulär ist eine große, auf einem Kalbskopf stehende Venusfigur aus dem 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr.
Im angrenzenden Bereich, dem sogenannten Dimesser Ort, wo für die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts ein Flottenstützpunkt der römischen Rheinflotte und ein römischer Handelshafen vermutet wird ,war bereits 1905 die Große Mainzer Jupitersäule gefunden worden.


Und hier noch ein Update zur Statue der Venus:

Ausgrabungen in Mainz: Kopflose Göttin und ein Massengrab

Es gibt einen Vergleichsfund aus Köln. Danach wird es sich nicht um die Liebesgöttin Venus, sondern um die Heilgöttin Salus handeln. (Ich hoffe, das is ein gutes Omen.)

(Desweiteren wurde auch noch ein Massengrab gefunden, auf dem napoleonische Soldaten 1813 als Opfer einer Fleckfieber-Epidemie beigesetzt wurden.)
 
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