Übergang von der Antike zum Mittelalter

Laraschumacher

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Hallo, ich bearbeite derzeit eine Präsentation zu der Leitfrage „Der Übergang von der Antike zum Mittelalter - Zäsur oder Kontinuität?“
Dabei versuche ich eine Epochenabgrenzung anhand der politischen Ebene der beiden Epochen zu machen, jedoch gelingt das mir nicht so recht...
Deshalb wollte ich fragen, ob Sie mir vielleicht helfen könnten?
Mit freundlichen Grüßen
Lara Schumacher
 
Wie sieht das denn mit dem Römischen Reich aus?
Wie mit der Religion?
Was ändert sich da?

Also sicherlich wird es den Zeitgenossen nicht unbedingt bewusst gewesen sein, dass es eine Zäsur gab. Aber so aus der Rückschau, mit 1500 Jahren Abstand...
 
Zunächst einmal ist "Mittelalter" ein Ausdruck der Renaissance, insofern kein zeitgenössischer. (Das leuchtet auch unmittelbar ein.)

Zweitens ließen sich Bände darüber schreiben, wo das MA beginnt und die Antike endet. Boethius z.B. wird als der letzte antike und der erste mittelalterliche Philosoph bezeichnet.

Josef Pieper verwendet in seiner Vorlesung über die Scholastik (Buch mit demselben Namen) eine Jahreszahl, die symbolisch den Unterschied dieser Zeitalter treffend wiedergibt: namlich das Jahr 529. Damals ließ Justinian die platonische Akademie in Athen schließen, eine der letzten Bastionen antiker (d.h. polytheistischer) Theologie, in just demselben Jahr gründete Benedikt von Nursia das Monte Cassino, das erste bedeutende christliche Kloster Europas.

Aber bitteschön: dieses Datum sollte man natürlich nicht als eine Epochengrenze ernst nehmen! Es bringt nur bedeutende Umbrüche zum Ausdruck.
 
Josef Pieper verwendet in seiner Vorlesung über die Scholastik (Buch mit demselben Namen) eine Jahreszahl, die symbolisch den Unterschied dieser Zeitalter treffend wiedergibt: namlich das Jahr 529. Damals ließ Justinian die platonische Akademie in Athen schließen, eine der letzten Bastionen antiker (d.h. polytheistischer) Theologie, in just demselben Jahr gründete Benedikt von Nursia das Monte Cassino, das erste bedeutende christliche Kloster Europas.

Aber bitteschön: dieses Datum sollte man natürlich nicht als eine Epochengrenze ernst nehmen! Es bringt nur bedeutende Umbrüche zum Ausdruck.

Zumal ja mit derselben Berechtigung 476 Anspruch darauf erheben könnte, Epochenjahr zu sein.
 
Mit eben dieser Begründung eines religiösen Führungswechsels wird von manchen bereits 393 oder sogar 313 als Wechsel gesehen. Nicht direkt zum Mittelalter, aber zu einer Art "Zwischenphase".
 
Mit eben dieser Begründung eines religiösen Führungswechsels wird von manchen bereits 393 oder sogar 313 als Wechsel gesehen. Nicht direkt zum Mittelalter, aber zu einer Art "Zwischenphase".
Mit dem Auftauchen der Hunnen in Europa und den nachfolgenden Migrationsbewegungen wird - nicht unbedingt unter religiösen Aspekten - ebenfalls häufig eine "Zwischenphase" oder Bindeglied zwischen Antike und Mittelalter begründet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fassen wir zusammen: zwischen Konstantin und Karl lässt sich für fast alles als Umbruch ein Argument finden:D

Die Ausgangsfrage war ja der Umbruch auf politischer Eben. Das kann es etwas oder sogar deutlich eingrenzen, wenn man - trotz dem zweifellos bestehenden Einflusses - die Religionen rauslässt. Dann würde ich klar sagen, politisch endet die Antike 476. Und dann beginnt eine Zwischenphase, meiner Meinung nach wäre das zu früh für den Beginn des MA. Aber mit 476 schwindet auch mein Wissen, was genau wo los war. Wäre dann die Frage, was denn hauptsächlich die Zeit danach prägt und infolgedessen wann das MA beginnen kann. Die Völkerwanderung hatte da den Höhepunkt schon überschritten würde ich sagen (oder war 476 der Höhepunkt?). Da müssen andere ran.
 
Das genaue Datum wird sich nie ermitteln/festlegen lassen. Deshalb würde ich das habe Jahrhundert zwischen 476 und 529 als Übergangsphase zum Mittelalter bezeichnen. Eine Begründung wurde schon geliefert:
... eine Jahreszahl, die symbolisch den Unterschied dieser Zeitalter treffend wiedergibt: namlich das Jahr 529. Damals ließ Justinian die platonische Akademie in Athen schließen, eine der letzten Bastionen antiker (d.h. polytheistischer) Theologie, in just demselben Jahr gründete Benedikt von Nursia das Monte Cassino, das erste bedeutende christliche Kloster Europas.
 
In diesem Zeitraum +/- 500 haben wir sowohl Zäsuren als auch Kontinuitäten. Dabei muß man zwischen den Gebieten des Römischen Reiches im West- und Ostteil unterscheiden. Im Osten überwiegen die Kontinuitäten, wenngleich sich auch dort im Laufe der Zeit einiges geändert hat.

In der Westhälfte des Reiches wurde die römische Herrschaftsstruktur durch die germanischen Föderatenreiche ersetzt. Dabei wurde allerdings nur das "Topmanagement" durch ein neues ersetzt und die regionalen Verwaltungsstrukturen wurden als "going concern" übernommen. Formell waren die Föderatenreiche Teil des römischen Staatsgebietes und die germanischen Könige waren dem römischen Kaiser untergeordnet.
 
Als erstes würde ich mich mit dem Begriff "Mittelalter" auseinandersetzen. Wie gesagt, ist es ein polemisch gemeinter Begriff, wie eine Senke zwischen zwei Bergen (die Antike und die Renaissance). Politisch gesehen hat er wohl mit dem Ende des Römischen Reichs zu tun, aber das endete 476 bzw. 480 ja "nur" in Westeuropa. Das Ende des gesamten RR wird man in die Mitte bis Ende des 7. Jh setzen, mit dem Ansturm der Araber. Danach überlebte das Oströmische Reich nur noch als Mittelmacht, als Byzantinisches Reich, das vor allem von der Erinnerung an glorreiche Zeiten zehrte und nach 1100, spätestens nach 1204 (4. Kreuzzug), immer kleiner wurde.

Also passt der Begriff "Mittelalter" in 1. Linie auf (West-)Europa, weniger auf Ostrom, und noch viel weniger auf die Arabische Welt, denn die befand sich seit Mohammed ja gerade im Aufbruch.

Fassen wir zusammen: zwischen Konstantin und Karl lässt sich für fast alles als Umbruch ein Argument finden:D
... Und dann beginnt eine Zwischenphase, meiner Meinung nach wäre das zu früh für den Beginn des MA....
Die Zwischen- oder Brückenzeit zwischen Antike und Mittelalter hat man bekanntlich als "Spätantike" bezeichnet. Wobei man den Beginn dieser Epoche etwa ans Ende der Soldatenkaiser-Ära setzt, also mit Diokletian und seinen Tetrarchien, oder, wie schon vorgeschlagen, mit Konstantins Alleinherrschaft bzw. dem Mailänder Edikt 313. Aber diese Epochenbegriffe sind nun einmal schwammig, gleichsam Wolken, wie Wittgenstein das bezeichnet (Phil. Untersuchungen), oder wie das Glatzenparadox der Sophisten (Calvus (Philosophie) ) schön aufzeigt. Wir wollen ja immer gerne feste Linien ziehen, so wie die Grenzen zwischen Ländern, und bekommen doch oft nur verwischte Flächen hin.

Aber was zeichnet nun das MA im Unterschied zur Antike aus? Die Herrschaft der germanischen Nachfolgestaaten ist sicher ein Element, das Ende der Völkerwanderung (nach dem Eindringen der Langobarden) ein anderer Punkt. Damit auch das Ende der Herrschaft des römischen Senats und des Römischen Rechts. Markiert das Christentum als tragende Religion schon das MA? Dann müsste es mit Theodosius' Edikt "Cunctos populos" i.J. 380, das das Christentum zur Staatsreligion erklärte, beginnen. Das würde man aber kaum so sehen. Und selbst das Zeitalter Justinians im 5. Jh, höchstchristlicher Kaiser des Ostens, würde ich eher zur Spätantike als zum MA rechnen.

Aber schon zwischen dem RR und den germanischen/gotischen Reichen wird deutlich, wie durcheinander die Verläufe sind: da haben wir das Tolosanische Reich der Westgoten in Spanien (418-507), das der Vandalen in Spanien und Nordafrika, deren Reich erst mit Justinian endete (406-534), dann das kurzzeitige Hunnenreich unter Attila inmitten oder neben dem gerade noch existieren Weströmischen Reich, das Burgundische Reich (407-534), das Reich der spanischen Westgoten, gewissermaßen die Nachfolger der Tolosaner, das bis zum Ansturm des Islam 711 Bestand hatte, und natürlich die bekanntesten Nachfolgereiche: das von Theoderich und seinen Ostgoten um 500 und ebenfalls das Frankenreich der Merowinger von Chlodwig, auch um 500.

Schon die verschiedenen Zeitangaben zeigen, wie durcheinander das alles verlief: mit dem Rheinübegang der Goten 406, also schon 70 Jahre vor dem "offiziellen Ende" des weströmischen Reichs, beginnen in dessen Territorium nicht-römische politische Enklaven, die oftmals weder mit Römischen Recht, paganer Religion noch Christentum etwas zu tun hatten. Würde man sie schon als "mittelalterlich" bezeichnen? Oder erst das Ostgotenreich Theoderichs, wobei dieser doch eine ganze Elite von Römern um sich hatte, allen voran Boethius und Cassidor: der erstere ein antik denkender Römer, der sich immer noch im Römischen Imperium wähnte, letzterer ein eifriger Sammler antiker Literatur, dem wir einiges an gerettetem antiken Schrifttum zu verdanken haben, beide wohl auch nicht als "mittelalterlich" einzuordnen.

Um die Sache noch zu verkomplizieren: Sonderreiche gab es schon während der Soldatenkaiser-Ära, so das gallische in Köln (260-274) und das Sonderreich in Palmyra (267-274). Doch diese beiden Reiche würde man kaum als "mittelalterlich" charakterisieren, nur weil sie nicht mehr der Römischen Zentralgewalt unterstanden.

Ich habe vesucht, mit dieser etwas länglichen Aufzählung das Problem zu veranschaulichen, wo man die Grenzen zwischen MA und Antike bzw. Spätantike ziehen soll, und wie schwer es ist, alles in zwei Schubladen zu packen.
 
Also passt der Begriff "Mittelalter" [...] noch viel weniger auf die Arabische Welt, denn die befand sich seit Mohammed ja gerade im Aufbruch.
Da möchte ich gegenreden: Muḥammad wirkte im 6./7. Jhdt., um 610 begann er mit der Verkündigung des Islam. 1299 beginnt das Osmanische Reich und somit haben wir auch hier eine gute Abgrenzung des Mittelalters.


(Okay, zugegeben, meine Argumentation ist nicht ganz sauber.)
 
Aber schon zwischen dem RR und den germanischen/gotischen Reichen wird deutlich, wie durcheinander die Verläufe sind: da haben wir das Tolosanische Reich der Westgoten in Spanien (418-507), [...] mit dem Rheinübegang der Goten 406,

Das Tolosanische Reich (< Toulouse), das mit der Schlacht von Vouillé 507 endete, war eigentlich eines in Südgallien (offiziell zunächst als Föderatenreich), welches gewissermaßen für Rom bis 476 "polizeiliche" Aufgaben in den hispanischen Provinzen übernahm, erst nach Vouillé sprechen wir vom toledanischen Reich und einer tatsächlichen westgotischen/visigotischen Landnahme in Spania zunächst unter einer ost/ostrogotischen Suprematie (Theoderich der Große, sorgte dafür, dass sein nach Vouillé verwaister Enkel nicht beseitigt wurde). Natürlich werden auch schon vor Vouillé Westgoten in Spanien gesiedelt haben.
Am Rheinübergang 406 waren die Goten nicht beteiligt, das waren Vandalen, Alanen und Sueben.
 
Da möchte ich gegenreden: Muḥammad wirkte im 6./7. Jhdt., um 610 begann er mit der Verkündigung des Islam. 1299 beginnt das Osmanische Reich und somit haben wir auch hier eine gute Abgrenzung des Mittelalters.
Ob der Beginn des Osmanischen Reichs als "Mittelalter" der arabischen Welt bezeichnet wird, kann ich nicht so genau sagen. Möglich schon, wenn man das als einen kulturellen Niedergang bzw. Stillstand versteht. Aber dieses MA unterscheidet sich doch gewaltig von dem MA, um dem es hier geht. Die Abbasiden, also die Zeit 750-850, gelten doch sogar als Höhepunkt der islamischen Kultur, während man in Westeropa zur selben Zeit einen echten Niedergang erlebt. Kaiser Karl musste sogar die Säulen für den Bau des Aachener Doms aus Italien herschleppen lassen, weil es im Frankenreich niemanden mehr gab, der solche Arbeiten ausführen konnte.

Am Rheinübergang 406 waren die Goten nicht beteiligt, das waren Vandalen, Alanen und Sueben.
Oh pardon, da habe ich mich getäuscht. Die Goten waren ja schon im Land. :mad:
 
Ob der Beginn des Osmanischen Reichs als "Mittelalter" der arabischen Welt bezeichnet wird, kann ich nicht so genau sagen. Möglich schon, wenn man das als einen kulturellen Niedergang bzw. Stillstand versteht. Aber dieses MA unterscheidet sich doch gewaltig von dem MA, um dem es hier geht. Die Abbasiden, also die Zeit 750-850, gelten doch sogar als Höhepunkt der islamischen Kultur, während man in Westeropa zur selben Zeit einen echten Niedergang erlebt. Kaiser Karl musste sogar die Säulen für den Bau des Aachener Doms aus Italien herschleppen lassen, weil es im Frankenreich niemanden mehr gab, der solche Arbeiten ausführen konnte.

Bezüglich der Säulen in der Aachener Pfalzkapelle, bist Du Dir sicher das es niemandem mehr gab der Säulen herstellen konnte? Und wie war es dann mit der Aufrichtung der Säulen? Das wäre dann auch fast unmöglich gewesen, wenn es keine Handwerker gab, die mit Steinsäulen umgehen konnten.
Meine Vermutung ist eher das es eine Machtdemonstration war, ungestraft Säulen aus Italien zu importieren und in einer eigenen Pfalz einbauen zu lassen.
 
ähm...vielleicht sollten wir uns dem Anliegen der Themeneröffnerin wieder widmen. Es geht ja um die Präsentation zu dem Thema. Wie ich das kurz gegoogelt habe, ist das ein Teil der Abiturprüfung in Berlin. Ich habe keine Ahnung, wie weit von den Schülern heutzutage erwartet wird, dass sie in das Thema anhand der Literatur einsteigen sollen. Ein bekannter Historiker, der zu dem Thema etwas geschrieben hat, ist Alexander Demandt - Die Spätantike und behandelt den Zeitraum von 284 bis 565. Jetzt liest man ja gewöhnlich ein solches Werk von 753* Seiten nicht mal schnell durch. Zumal Demandt auch nciht der einzige Historiker ist, der zu dem Thema schon gechrieben hat.


*Die Seitenanzahl paßt ja gut zum Beginn der römischen Geschichte:D
 
Bezüglich der Säulen in der Aachener Pfalzkapelle, bist Du Dir sicher das es niemandem mehr gab der Säulen herstellen konnte? Und wie war es dann mit der Aufrichtung der Säulen? Das wäre dann auch fast unmöglich gewesen, wenn es keine Handwerker gab, die mit Steinsäulen umgehen konnten.
Meine Vermutung ist eher das es eine Machtdemonstration war, ungestraft Säulen aus Italien zu importieren und in einer eigenen Pfalz einbauen zu lassen.

Hier im Forum darf man ja keinen unbedachten Satz fallen lassen, hier ist es wie auf einem Minenfeld.^^ Eigentlich ganz gut so.

Die Anekdote von den Säulen habe ich von einer Führung im Aachener Dom vor einigen Jahren, dazu habe ich mir keine weiteren Gedanken gemacht. Nun gilt es also, das nachzublättern, was ich zum Thema schriftlich habe.

Zum einen die Reiterstatue des Theoderich, die Karl aus Ravenna mitnahm. Hier war eindeutig der Nachfolgegedanke entscheidend, und dazu war das Original genau richtig. Hans K. Schulze berichtet außerdem davon, dass Karl Marmor, Säulen und Mosaiken aus Rom und Ravenna herbeischaffen ließ. Dazu erklärt er ausdrücklich: warum er das gemacht hatte, sei ein Geheimnis.(*) Es ist durchaus möglich, dass es darum ging, die Originale in Aachen zu verbauen.

Somit ist der Spruch des Guides zunächst bestätigt und gleichzeitig in Frage gestellt. Aber natürlich interessiert uns hier weniger die Frage, was Karl innerlich bewegte, sondern, ob es damals noch Steinmetze gab, die solche Säulen selbst herstellen konnten. Aber so direkt gefragt, muss ich leider passen.

(*) Schulze, Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen, Siedler 1998, S.205f
 
Ob der Beginn des Osmanischen Reichs als "Mittelalter" der arabischen Welt bezeichnet wird, kann ich nicht so genau sagen.
Da hast du mich missverstanden ich wollte eigentlich das so dargestellt wissen, dasss das Aufkommen des Islam und seine Ausbreitung im Prinzip noch Teil der Wirren um das Ende des römisches Reiches ist und man es sogar gut mit in die Völkerwanderungszeit und Konsolidierung der Völkerwanderungsreiche integrieren kann und das Osmanische Reich gewissermaßen das Ende des MAs im islamischen Raum markiert.

Aber dieses MA unterscheidet sich doch gewaltig von dem MA, um dem es hier geht. Die Abbasiden, also die Zeit 750-850, gelten doch sogar als Höhepunkt der islamischen Kultur, während man in Westeropa zur selben Zeit einen echten Niedergang erlebt.
Karolingische Renaissance?

Kaiser Karl musste sogar die Säulen für den Bau des Aachener Doms aus Italien herschleppen lassen, weil es im Frankenreich niemanden mehr gab, der solche Arbeiten ausführen konnte.
Dann fahr mal nach Córdoba und schau dir dort die große Moschee und ihre Säulen an. Das sind nämlich auch zu einem großen Teil Spolien.
 
Da hast du mich missverstanden ich wollte eigentlich das so dargestellt wissen, dasss das Aufkommen des Islam und seine Ausbreitung im Prinzip noch Teil der Wirren um das Ende des römisches Reiches ist

Tatsächlich hatten die Araber deshalb so großen Erfolg, weil die Großmächte Ostrom und Sassanidenreich einen 25jährigen Krieg geführt hatten, der sie beide an den Rand des Untergangs brachte. Zwar hatte Ostrom unter Herakleios gesiegt, war aber militärisch erst einmal selbst am Ende. Diese Chance nutzten die Araber. Gab es aber zuvor schon ein Anzeichen von "Ende"? Nein, Justinian hat die Spätantike weitergeführt, er war nicht mehr defensiv, sondern offensiv unterwegs. Mit einem "Mittelalter" (was immer das sein mag) in Ostrom hat das eigentlich nichts zu tun, oder?

und das Osmanische Reich gewissermaßen das Ende des MAs im islamischen Raum markiert.
Wie schon geschrieben, die Araber sind erst seit Mohammed überhaupt nennenswert in die Geschichte eingetreten, haben einen Bund gegründet und sind gen Byzanz losgezogen. Vielleicht kann man das auch als Völkerwanderung bezeichnen. Aber da sehe ich auch einen wichtigen Perspektivenwechsel: für die Araber war das mitnichten ein "Mittelalter", sondern überhaupt erst der Beginn einer eigenständigen Geschichte. Es gab damals im islamischen Raum kein MA, weil sozusagen kein "Alter" vorausging. Genausowenig wie für die Franken in Westgermanien, ebensowenig für die Goten und die verschiedenen germanischen Verbände: diese Völker bzw. Stammesverbände brachen auf, gründeten zum ersten Mal klar umrissene Herrschaftsgebiete. Als "Mittelalter" würde man doch nur einen Kulturverfall bzw. -umbruch aus der römischen ("alten") Perspektive bezeichnen.
 
Als "Mittelalter" würde man doch nur einen Kulturverfall bzw. -umbruch aus der römischen ("alten") Perspektive bezeichnen.
Das ist die Perspektive von Petrarca im 13. Jhdt. (das wir witzigerweise noch ins MA rechnen). Die kann man natürlich anwenden, dann hast du Recht. Wenn man das MA nicht als Kulturverfall ansieht, dann kann man auch die islamische Epoche zwischen hiǧra(t) und Osmanischem Reich als Teil des MAs sehen.

für die Araber war das mitnichten ein "Mittelalter", sondern überhaupt erst der Beginn einer eigenständigen Geschichte. Es gab damals im islamischen Raum kein MA, weil sozusagen kein "Alter" vorausging.
Die Araber bzw. die Muslime sprechen von der Zeit der ǧāhilīya(t), der 'Unwissenheit'. Natürlich gibt es eine vormuslimische arabische Geschichte, vormuslimische arabische Dichtung, vormuslimische arabische Architektur - mal ganz abgesehen davon, dass natürlich der Islam weitaus mehr umfasst als nur Araber. Wenn du den Persern ihre vorislamische Geschichte nehmen würdest, die würden doch ziemlich sparsam gucken... ;)

Ich habe vor Jahren mal vorgeschlagen, die Epochengrenzen anhand der Schriftlichkeit festzulegen:
In der Prähistorie hat man keine Schrift.
Die Historie beginnt in gewisser Weise mit der Schrift.
Natürlich sind die ersten schriftlichen Hinterlassenschaften Listen, Flurbegrenzungen, bestenfalls Verträge oder Briefe.
Dann setzt allmählich eine Literatur (und damit auch eine Historiographie) ein.
Vom römischen Reich grenzt sich das Mittelalter dann dadurch ab (das ist freilich stark auf Europa fokussiert, das gebe ich gerne zu), dass die Kirche so etwas bekommt, wie ein Schreibmonopol. Epigraphik wird zunächst weniger (aber epigraphische Quellen brechen nicht ganz ab), Papyros ist ein Luxusschreibstoff (mit Ausnahme Ägyptens und Süditaliens), aber Pergament eben auch, vor allem solches von ungeborenen Kälbern oder Lämmern.
Im SpätMA kommt dann das Papier auf und der Buchdruck wird erfunden: Beides ermöglich a) eine umfangreiche Verwaltung und b) eine Explosion von Texten, die plötzlich billig zu produzieren sind. Wir haben eine Flut von Texten.
Die nächste Schreibrevolution ist dann im Prinzip das Internet, vergleichbar mit der Kostenimplosion (sic!) mit Papier und Buchdruck kann plötzlich jeder seine Meinung, egal wie gut oder schlecht auf Fakten basierend, egal wie (un)qualifiziert in die Welt hinausposaunen.

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