Sicherlich mit einem IM in Vorlesung und Seminar (das gab es noch bis 1989), der darauf achtete, dass das Wort Römer tabu blieb.
Ein IM, der aufpassen musste, dass das Wort "Römer" nicht ausgesprochen wird? Wie absurd ist das denn? Oder ist das jetzt ein Satirebeitrag?
Der SED ging es nie um die Frage der Anwesenheit der Römer.
Selbstverständlich, wieso hätte sich die SED und insbesondere die Stasi für die Anwesenheit der Römer interessieren sollen?
Zur zeitlichen Einordnung (alles wurde eigentlich weiter oben schon besprochen) fasse ich nochmal die recherchierbaren Daten zusammen:
27. 6. 1956: Begehung der mittelalterlichen Wallanlagen bei Aken durch Pflug und den Archäologen Theodor Voigt (Halle, Landesmuseum für Vorgeschichte). Das Manuskript "Media in Germania" kann also zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gewesen sein.
2. 9. 1957:
Die Zeit berichtet über ein "Kolloquium, zu dem die Abteilung Geschichte des Altertums im Institut für Allgemeine Geschichte an der Leipziger Universität vor kurzem den Dr. Pflug eingeladen hatte" und meint unter Berufung auf den damaligen kommissarischen Direktor des Instituts, Helmut Thierfelder, die Veranstaltung sei "nicht sonderlich ergiebig" gewesen.
1957: In Detmold erscheint eine ausführliche Rezension von Karl Weerth: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde (offensichtlich zweite Jahreshälfte 1957; die Daten der dort abgedruckten Vereinschronik gehen bis Juli 1957. Der Band ist inzwischen online:
Lippische Landesbibliothek / 26 (1957) [22] )
17. 2. 1958: Ein zweites Kolloquium findet statt, diesmal im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle; die Referate werden im Heft "Vorgeschichtliche Museumsarbeit und Bodendenkmalpflege Nr. 1/1958 veröffentlicht. Federführend ist Theodor Voigt; die Stellungnahme vom Standpunkt des Historikers verfasst Walter Langhammer.
Das persönliche Interesse Voigts, sich von Pflug zu distanzieren, kommt in diesem Heft auf S. 26 zum Ausdruck:
Der Referent war mit dem Verfasser am 27. 6. 1956 an Ort und Stelle (siehe W. Pflug, S. 23). Fundstücke als Beleg fehlen vom eigentlichen Wallkörper. Lediglich von dem kleinen Erdhügel "Thieleberg", im Nordwestteil dieser Wallanlage, liegen Materialien vor, die aber eindeutig auf das Mittelalter, 10.-12. Jahrhundert, hinweisen. Trotz meiner mündlichen Mitteilungen und Mahnung zur Vorsicht arbeitete der Autor mit solchen Unterlagen "Beweise" heraus für seine Hypothese, daß "das Königswaal" das Heerlager des Tiberius im Jahre 5 u. Z. gewesen sei.
Es ging ihr allein darum, die hochgradig der Froschperspektive beschuldigten und der Lächerlichkeit preisgegebenen DDR-Archäologen zu schützen.
Pflugs Attacken gehen nicht gegen die Archäologen. Der einzige in die Sache involvierte Archäologe, Theodor Voigt, wird von Pflug oft zitiert und nirgends in Misskredit gezogen. Lächerlich gemacht hat Pflug auf diesem Gebiet nur sich selber.
Die Angriffe Pflugs gehen gegen die Geschichtswissenschaftler. Diese sind in dem Drama vertreten durch Helmut Thierfelder und Walter Langhammer. Beide Historiker begingen - im Gegensatz zu SED-Mitglied Pflug - kurz darauf (1958 bzw. 1959) "Republikflucht":
Geschichtswissenschaft in der DDR: Vor- und Frühgeschichte bis neueste Geschichte
Helmut Thierfelder – Wikipedia
Die SED hatte also ganz sicher alles andere im Sinn, als die Althistoriker "zu schützen"...
Pflugs Tochter stand den römischen Ergebnissen selbst kritisch gegenüber und hat auch nach der Wende weitere Veröffentlichungen seiner Bücher abgelehnt.
Sicher mit gutem Grund.
Was aber motiviert Dich, immer und immer wieder die peinlichste Seite von Pflugs Wirken ins Rampenlicht zu ziehen?