Da haben wir einen toten Punkt.
Mir fällt es schwer die Anwesenheit von Germanicus auf dem Schlachtfels als in Stein gemeißelte Tatsache zu betrachten, nachdem keine materiellen Zeugnisse vorhanden sind und die erste uns bekannte Person, die das beansprucht über ein halbes Jahrhundert später geschrieben hat, ohne wirklich belstbare Quellen zu nennen.
Als Hypothese gerne, aber um das als erwiesen zu betrachten reicht das nach meinem Dafürhalten nicht.
Naja, dass es immer mal wieder zu Fehlinterpretationen oder Irtümern im Bezug auf einzelne Begriffe gekommen sein kann, ist möglich, aber es währe wahrscheinlich eher ungewöhnlich, wenn das ganze Episoden und Kapitel betreffen würde, die dadurch hinzukämen oder verschwinden.
Ansonsten ist es eben ein Problem mit der Nachvollziehbarkeit, dass die antike Geschichtsschreibung methodisch nicht dem entspricht, was in der heutigeen Geschichtswissenschaft anerkannter Standard ist, dann nämlich würden sich die entsprechenden Bezüge durch Anmerkungen im Text finden und es wäre zumindest mal klar, aus welcher Quelle Tacitus die begehung des Schlachtfeldes genommen hat, auch wenn die inzwischen verloren wäre.
@Lukullus hat ja die bekannten Autoren einiger jedenfalls weitgehend verlorener Werke genannt und wenn sich zumindest ein deutlicher Bezug zu einem deutlich früheren Werk in diesem Punkt finden ließe, könnte man jedenfalls argumentieren, dass Tacitus sich diese Überlieferung von jemandem angeeignet hat der möglicherweise noch Kontakt mit den direkten Zeitzeugen, die vor Ort waren gehabt haben könnte.
Das würde die Möglichkeit, dass irgendjemand irgendetwas mutwillig falsch überliefert hat nicht abräumen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass einfach von einer Generation aus der Niemand mehr dabei war, etwas ausschmückendes hinzugepackt worden wäre, wäre deutlich geringer.
So lange wir aber nur wissen, dass es mal Geschichtswerke gab von denen wir nicht präzise wissen, was sie enthielten und so lange es bei Tacitus selbst keinen direkten Verweis auf solche gibt, tue ich mich schwer damit einfach mal davon auszugehen, dass Tacitus diese Werke alle kannte und sich im Bezug auf jede bei ihm abgefasste Episode daran bedient hat.
Das ist möglich, aber es ist nicht die einzige Möglichkeit.
Es kann wie gesagt genau so gut sein, dass diese Episode aus einer ganz anderen und nicht bekanntenn Quelle oder von Tacitus selbst stammt.
Das sie bei einer fehlerhaften Abschrift von Tacitus in dessen Text hineingeschrieben worden wäre, ist unwahrscheinlich. Zudem wäre dann die Frage, woher Sueton das ganze hätte haben sollten.
Wenn hypothetisch Tacitus in diesen Stellen verdreht wiedergegeben worden wäre, wofür ich aber keinerlei Anhaltspunkt sehe, würde das auf die Existenz älterer Quellen deuten, denn dann hätte Sueton, der es ja auch erwähnt es nicht bei Tacitus abschreiben können und das 2 Leute unabhängig voneinander auf die Idee kommen, das Selbe hinzu zu setzen ohne eine entsprechende Quelle zu haben ist doch sehr unwahrscheinlich.
Und präzise Quellenverweise sind in antiken Texten nicht im Rahmen heutiger Standards zu erwarten, wenn die nicht drinnstehen, spricht das nicht für eine falsche Wiedergabe von Tacitus, sondern die wird es im Original ebensowenig gegeben haben.
Übrigens wenn Tacitus über die Zeit immer mal wieder falsch abgeschrieben worden wäre, würden uns heute sehr verschiedene Versionen des taciteischen Geschichtswerks vorliegen, weil doch arg unwahrscheinlich ist, dass ganze Versionen, von denen es nicht immer nur ein Exemplar gegeben haben wird, regelmäßig verschwunden wären.
Wie gesagt, dass man das eine oder andere Wort falsch wiedergegeben worden oder beim Übersetzen anders interpretiert sein mag, dass kann sein und bleibt nicht aus. Aber dadurch erscheinen und verschwinden nicht ganze Kapitel in/aus den Originaltexten.
@Lukullus
Das Sueton bei Tacitus abgeschrieben haben könnte, darf man, denke ich jedenfalls als Möglichkeit auf dem Schirm behalten?
Auch wieder etwas, was sein kann und nicht muss, ich möchte es nicht definitiv unterstellen oder ausschließen.
Ich meine nur, dass man hier einfach einen Punkt erreicht hat, an dem man ohne materielle Zeugnisse in Form von Texten, die uns nicht mehr vorliegen oder in Form von Bodenfunden oder vergleichbarem übeer das Nebeneinander mehrerer denkbarer Möglichkeiten nicht hinauskommen wird.